Frei - Land - Haltung. Группа авторов

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deswegen hat sie auch sofort gesagt, dass sie lieber hierherzieht.

       Habt ihr schon mal Kommentare zu eurem Dialekt gehört, gerad du Aaron, in Berlin?

      Aaron: Also ich hatte eigentlich nie einen richtigen Dialekt. Ich bin dann aber in die Schweiz umgezogen, und da hän sie immer denkt, ich wär Baseler oder ein Badener oder Züricher. Dann hat ich aweng Berner Dialekt angenommen. Irgendwann haben sie es akzeptiert, dass du Schwyzer bist, wussten aber auch, du kommst nicht aus dene ihrem Kanton. Die hän gar nicht mehr gedenkt, dass ich dütsch bi. Und dann bin ich zurückgekommen ins Dütsche und hab de Schwyzer Akzent nimma wegkriegt, und denn hän alle immer gdacht, ich wär ä Schwyzer. Immer wenn ich einkaufen war, hän sie gfragt, ob ich ä Ausfuhrschein brauch. [lacht] Als ich dann auf Berlin gegangen bin, wars extrem kompliziert, da musste ich mir langsam Dialekt abgewöhnen. Danach sind auf einmal so Schwyzer Schüler gekommen und dann hab ich wieder geswitcht in de Schwyzer Dialekt. Ich hab gleichzeitig versucht, hochdeutsch zu schwätzen, aber es war ein Kuddelmuddel.

       Hast du nicht berlinerisch geredet?

      Aaron: Nee. Icke nisch. [lacht]

      Melanie: Also bei mir ist es in der Schule ganz schlimm. Denn da gibts welche, die schwätzen noch mehr wie ich Dialekt. Und die werden von den Lehrern dauernd verbessert. Gerad in Deutsch ist es richtig schlimm. Keine Ahnung, man versteht es dann auch nicht so, das Hochdeutsche. Das sind so viele Fremdwörter für uns.

       Was denkt ihr allgemein, was die Menschen vom Leben auf dem Land denken?

      Aaron: … dass bei uns tote Hose ist und dass man ewig lange Strecken zurücklegen muss, um zum Kollegen zu kommen oder um ins Kino zu kommen.

      Melanie: Ist halt teilweise schon so …

      Aaron: … ist halt gar nicht so. In Berlin habe ich außerhalb gelebt, und wenn ich ins Kino gegangen bin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dann hab ich mit der U-Bahn 35 Minuten gebraucht. Hier brauche ich 40 Minuten mit dem Auto. Da bin ich gleich schnell und habe noch vier Kollegen mitgenommen. Aber was schade ist, dass es nicht so viele Bars gibt. Wogegen es in Berlin fast an jeder Ecke was gibt, auch wenn’s nur eine Studentenbar ist, wo es zwei, drei gute Cocktails gibt und wo du dann immer ein paar junge Leute siehst. Da gibts bei uns nur das eine, wie heißt es?

      Melanie: Live. Ja, dann musste halt nach Wutöchingen fahren.

       Gibts hier nicht auch einen Jugendtreff?

      Melanie: Ja schon, da war ich aber nicht. Jugendtreff, das ist halt in Lauchringen und da kenne ich jetzt niemanden wie hier in der Umgebung. Und, keine Ahnung, da waren eher so ausländische Leute, die immer unter sich waren. Mein Bruder war da mal und er hat gesagt, er geht da nie wieder hin.

      Aaron: Hier gabs früher so einen Bauwagen, den die Älteren ihren jüngeren Geschwistern sozusagen übergeben haben. Der heißt B(l)auwagen. Das haben immer die zwei älteren Klassenstufen geführt, und da hatten Jüngere gar nichts zu suchen. Aber sobald da einer von ihnen rausgegangen ist und einer hatte ein jüngeres Geschwister, dann haben die Jüngeren den Blauwagen übernommen.

       Wie sieht es mit der Beziehungsakzeptanz auf dem Dorf aus?

      Aaron: Im Gegensatz zu einer Stadt ist es so, wenn man auf dem Dorf eine Beziehung hat und es noch niemandem erzählt hat, dann weiß es das ganze Dorf trotzdem. In der Stadt passiert so was nicht, weil da kennt man nur ein paar Leute, und die anderen interessiert es nicht. Aber auf dem Dorf ist manchen Menschen langweilig, und dann sind sie froh, wenn sie mal was Neues zum Erzählen haben. Aber das ist nicht unbedingt etwas Negatives.

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      Melanie: Es macht voll schnell die Runde! Es kriegt gleich jeder mit, weil jeder jeden kennt.

      Aaron: Im Musikverein zum Beispiel ist es auf jeden Fall so, wenn zwei Musiker was miteinender haben, dann wird direkt wegen Hochzeit gefragt. Aber an sich gibt es im Dorf keine Heiratserwartungen. Melanies Eltern und meine Eltern, die sind keine Altbackenen und sagen nicht: „Ihr müsst jetzt heiraten und schnell Kinder bekommen!“ Man spürt da keinen Druck, außer ich mach ihn mir selber. image

       WITZIGE SPRÜCHE ZUM LANDLEBEN

      Wenn du abends in der Stadt fünf Bier trinkst, bist du Alkoholiker.

      Auf dem Dorf bist du der Fahrer.

      Erste Fahrstunde in der Stadt:

      „Das ist das Gas, das die Bremse und das die Kupplung.“

      Erste Fahrstunde auf dem Land: „Du weißt ja sowieso schon,

      wie das geht. Fahr uns mal zum Dönerladen, ich hab Hunger.“

      Wenn man Dorfmenschen in Panik versetzen will,

      einfach außer der Reihe eine Mülltonne auf die Straße stellen.

      Dieser Dorfmoment, wenn du zu spät für den Bus bist, der Busfahrer aber weiß,

      dass du immer kommst, und einfach mal auf dich wartet.

      Wenn du gefragt wirst, wo du herkommst, und du eine 40 km entfernte

      Stadt nennen musst, weil keiner dein Dorf kennt.

      Du weißt, dass du in einem Dorf lebst, wenn jemand einfach

      17 Baumstämme in den Hof kippt und dir beim Wegfahren zuruft:

      „Dein Vater weiß Bescheid, den Kasten Bier hol ich mir morgen ab.“

      Ich mag diese Lebenseinstellung auf dem Land. Egal, welches Tier

      ich niedlich finde, als Antwort kommt immer: „Schmeckt auch lecker.“

      Wenn du Wege kennst, die es nicht mal bei Google Maps gibt.

      Geh’n Bauern blau aus Kneipen fort, dann nennt man so was Breitensport.

      Fährt der Bauer raus zum Jauchen, wird er nachts ein Deo brauchen.

       „ES IST JA AUCH NICHT SO, DASS WIR UNS NUR ZUM TRINKEN TREFFEN. DA IST JA IMMER NOCH VIEL MEHR MIT VERBUNDEN.“

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      Lewe (23) – macht seine Fachhochschulreife in Flensburg – und Christopher „Chrischi“ (21) – studiert Maschinenbau in Flensburg – haben in einem alten Wohnwagen in ihrem schleswigholsteinischen Heimatort ihre eigene Partyhütte

      Hallo, ihr zwei, ich will mit euch über eure Partyhütte sprechen. Aber vorher interessiert mich ganz allgemein: Wie sieht es denn aus, wenn ihr feiern geht? Fangt mal mit der Klamottenwahl an.

      Lewe: Da werden einfach

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