Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 32
»Fee?« Elenas Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. In Zeitlupe bewegte sich ihre Hand vor Felicitas’ Gesicht hin und her. »Ich bringe dich in ein anderes Zimmer. Halte dich an mir fest!«
*
»War das eine dröge Veranstaltung. Findest du nicht?« Dr. Axel Maurer drehte das Radio leiser. »Dann doch lieber die Hektik in der Klinik. Da vergeht die Zeit wenigstens.« Vor ihm leuchteten rote Lichter auf.
Er trat auf die Bremse und schaltete erst einen und dann noch einen Gang hinunter.
Wie schon fast die ganze Fahrt lang saß sein Begleiter Dr. Daniel Norden auf dem Beifahrersitz und starrte aus der Windschutzscheibe.
Axel klopfte ihm auf den Oberschenkel.
»Eigentlich könnten wir beide noch mit unseren Frauen einen Happen essen gehen. Maria hat heute auch Dienst. Ich rufe sie mal schnell in der Rettungsleitstelle an.« Er drückte auf einen Knopf am Lenkrad. Im Lautsprecher ertönte ein Tuten.
Der freundschaftliche Schlag hatte Daniel aus seinen Gedanken geweckt.
»Keine schlechte Idee. Aber leider heute unmöglich. Fee hat mich gestern Abend noch angerufen. Wir haben zwei Fälle von Schweinegrippe in der Klinik.«
Axel drückte noch einmal auf den Knopf. Der Rufaufbau wurde abgebrochen.
»Deshalb bist du so still. Warum hast du das nicht gleich gesagt. Du Armer! Ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Das bedeutet eine Menge Stress.«
Wenn es nur das gewesen wäre! An Stress war der Klinikchef Dr. Daniel Norden gewöhnt. An die Angst um seine Lieben würde er sich jedoch nie gewöhnen. Lust, darüber zu sprechen, hatte er keine.
»Ich kann nur hoffen, dass wir jede Kontaktperson erwischt haben und dass das Virus keine Kreise zieht.«
Axel setzte den rechten Blinker und wartete, bis eine Fahrradfahrerin mit wehendem Pferdeschwanz auf dem Radweg vorbeigefahren war. Dann bog er in die Auffahrt zur Klinik ein und ließ seinen Kollegen aussteigen.
»Vielen Dank fürs Fahren. Ich melde mich, wenn die Gefahr vorüber ist.«
»Und dann gehen wir essen. Nicht vergessen!«
»Natürlich nicht. Du hörst von mir.« Daniel klopfte auf das Wagendach.
Ganz entgegen seiner Gewohnheit sah er dem Wagen nicht nach. Die Nachrichten aus der Klinik hatten alles andere als beruhigend geklungen. Er hatte es eilig, nach dem Rechten zu sehen. Weit kam er allerdings nicht.
»Daniel!« Eine Stimme hallte durch die Lobby der Klinik.
»Tatjana!« Er kam seiner Schwiegertochter ein paar Schritte entgegen. Schloss sie in seine Arme. Ihr Herz flatterte an seiner Brust wie ein aufgeregter Vogel. »Bitte reg’ dich nicht so auf.«
»Ich habe ja versucht, mich mit Arbeit abzulenken. Nachdem mir ein Blech mit Brezen verbrannt ist und ich eine ganze Torte fallengelassen habe, hat mich Titus aus der Bäckerei verbannt«, gestand sie. »Ich habe versucht, Fee zu erreichen. Vergeblich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie mir diese Warterei an die Nerven geht.« Seite an Seite hatten sie die Eingangshalle durchquert.
Das Rauschen des Wasserfalls brachte Daniel auf eine Idee.
»Leider habe ich auch noch keine Neuigkeiten. Ich komme gerade von einem Kongress. Aber wenn du im ›Allerlei‹ auf mich wartest, kann ich dir mit Sicherheit gleich mehr sagen.«
Daniel hielt sein Versprechen. Nur zehn Minuten später setzte er sich zu Tatjana an einen Tisch neben einen baumhohen Rhododendron. Anders als die mickrigen Zimmerpflanzen waren diese Exemplare ähnlich stattlich wie ihre wildlebenden Verwandten in den neotropischen Regenwäldern. Viel lieber als über die Neuigkeiten hätte er sich mit ihr über das Geschick der Klinik-Gärtner unterhalten. Doch Daniel war sich fast sicher, dass er seine Schwiegertochter im Augenblick nicht für solche Themen begeistern konnte.
»Und? Hast du etwas herausgefunden?«, fragte sie, kaum dass er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte. »Wie geht es Fynn?«
»Die Situation ist so weit unter Kontrolle.« Unnötig, sie mit zu vielen Details zu beunruhigen. Aber es war wie immer. Tatjana spürte seine Sorgen.
»Du musst mich nicht schonen. Ich verkrafte die Wahrheit.«
»Das weiß ich.« Daniel Norden unterdrückte ein tiefes Seufzen. »Fynn musste intubiert werden. Im Augenblick ist er stabil.« Doch das war nicht er einzige Grund zur Sorge. »Fee hat einen leichten Schwächeanfall erlitten.«
Tatjana schlug die Hände an die Wangen. Ausgerechnet Fee. Ihre Fee, die ihr im Laufe der Jahre wie die Mutter ans Herz gewachsen war, die sie bei dem Unfall verloren hatte. Noch einmal würde sie so etwas nicht verkraften.
»O Dan, das tut mir leid. Hat sie sich angesteckt?«
»Das wissen wir noch nicht. Die Ergebnisse aus dem mikrobiologischen Institut liegen noch nicht vor.«
Tatjana saß am Tisch und starrte in die Tasse, in der ein Rest Kakao schwamm. Wie kleine Inseln thronten Sahnekleckse auf der hellbraunen Oberfläche. Als sie aufsprang, stieß sie an die Platte. Die Inseln versanken im Meer.
»O Dan, ich muss doch irgendetwas tun können.«
Sie konnte nicht ermessen, wie gut er sie verstand. Er sah sie von unten herauf an.
»Im Augenblick kann noch nicht einmal ich etwas tun«, gestand er leise.
*
Nach einer gründlichen Desinfektion konnte Niko Arzfeld das Krankenzimmer seiner Verlobten verlassen. Dr. Weigand und seine Kollegin Christine Lekutat folgten seinem Beispiel. Schwester Camilla blieb bei ihrer Patientin und versprach, Alarm zu schlagen, sobald sich ihr Zustand veränderte.
Eine Weile war Niko von der Bildfläche verschwunden. Matthias dachte schon, er wäre nach Hause gefahren, als er ihn auf einem Loungesofa in der Lobby entdeckte. Im ersten Moment wollte er weitergehen. Doch der Mann machte einen so unglücklichen Eindruck, dass er seinen Entschluss änderte.
»Herr Arzfeld.«
Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Niko zusammen.
»Gibt es Neuigkeiten von Silje?«
»Nein, keine Sorge.« Er garnierte seine Worte mit einem, wie er hoffte, beruhigenden Lächeln. »Ich habe gerade Pause und dachte, ein bisschen Gesellschaft wäre nett.«
»Bitte.« Niko deutete auf den freien Platz gegenüber. »Tun Sie sich keinen Zwang an.« Er lächelte Dr. Weigand zu, um wieder in Schweigen zu versinken.
Matthias trank einen Schluck Wasser aus der kleinen Flasche vom Automaten. Sein Gegenüber ließ er nicht aus den Augen.
»Archäologin. Interessanter Beruf«, brach er das Schweigen. »Arbeitet Ihre Verlobte viel im Ausland?«
»Die meiste Zeit«, antwortete Niko ohne hochzusehen. »Silje hat eine Schwäche für versunkene Hochkulturen. Zuerst die alten Ägypter, dann die Maya-Kultur. Inzwischen ist sie bei den