Das Monster im 5. Stock. Regina Mars

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Monster im 5. Stock - Regina Mars страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Monster im 5. Stock - Regina Mars

Скачать книгу

kannst nicht bleiben, die Chefin kommt gleich.« Sie schüttelte den Kopf. Wastl wollte gerade klarstellen, dass er nicht klein und … na gut, arm war er, doch er hatte langsam genug davon, dass jede mittelalte Frau ihn wie einen Adoptivwelpen behandelte. Da sprach sie die magischen Worte aus: »I weiß, wo du hinkannst.«

      »Was, haben Sie eine Wohnung, die leer ist? Oder wissen sie von …«

      »Nah, heute Nacht. I putz gleich oben, da steht ein Sofa. Wenn du magst, kannst darauf pennen.«

      »Oh, danke.« Er lächelte. Wie nett von ihr.

      ***

      Wie sich herausstellte, war »Wohnung« das falsche Wort für den dekadenten Palast, der ihn oben erwartete. Das Luxusappartement war so groß wie das halbe Büro. Genau so groß wie das halbe Büro. Die Grundrisse entsprachen sich, und er konnte die Ecke sehen, in der zwei Stockwerke tiefer sein Schreibtisch stand. Hier war sie leer. Hellgoldenes Holzparkett erstreckte sich über eine Fläche, auf der nur verstreute Designermöbel standen. Sowas hatte er höchstens mal in Mamas Zeitschriften gesehen. Ganz weit hinten in der gebohnerten Wüste erspähte er eine nagelneue Küche. Er sah eine Theke, um die herum Barhocker standen, eine freischwebende Abzugshaube und polierte Stahlpfannen an der schwarz gekachelten Wand. Poliert wurden sie von Amira, wie sie sich vorstellte.

      »Da kannst pennen.« Sie deutete auf ein reinweißes Sofa, das Wastl eine Heidenangst einjagte.

      »Was, wenn ich das dreckig mache?«, flüsterte er. Diese Räume waren ihm nicht ganz geheuer. Selbst im Licht der vermutlich teuren Lampe (sie bestand aus Hunderten winziger Glaskugeln) strahlten sie etwas Düsteres aus. Kein Wunder, die Wände waren dunkelgrau. Wastl fragte sich, wohin die Türen links von ihm führten.

      »Wenns das Sofa dreckig machst, erschlog ich dich mit dem Wischmopp«, knurrte Amira. »Und jetzt leg dich ab. Siehst schon ganz fertig aus, Kleiner.«

      »Ich kann dir beim Putzen helfen.«

      Sie schnaubte. »Im Weg stehen kannst du.«

      Auf dem Weg hoch hatte sie erzählt, dass sie bis vor kurzem in einer Flüchtlingsunterkunft nahe der bayerischen Alpen untergebracht gewesen war. Von den Einheimischen hatte sie sowohl bayerische Mundart als auch Höflichkeit gelernt.

      »Wer wohnt denn hier?«, fragte er und sah aus den bodenlangen Fenstern. Beziehungsweise: Sah sich selbst in der Spiegelung, vor nachtschwarzem Himmel. Er war eindeutig das billigste Objekt in der Wohnung. Die Hausdächer auf der anderen Straßenseite rümpften die Nase.

      »Keine Ahnung. Interessiert mich nicht«, behauptete das Integrationswunder. »I krieg den nie zu Gesicht. I putze nur hier, nicht im Schlafzimmer, und das ist immer abgeschlossen.«

      Wastl schauderte. Jetzt gruselte ihn die kahle Wohnwüste noch mehr. »Vergiss nicht, mich zu wecken, wenn du gehst, ja?«

      »Hältst mich für bled?« Ihre Knöchel klopften auf seine Stirn. »Und jetzt leg dich ab, I hob zu tun.«

      Er streckte sich auf dem Sofa aus und versuchte, es bequem zu finden. Das Teil war dynamisch-elegant, aber hart wie Pressholz. In der Spiegelung sah er aus wie ein Schmutzfleck auf einer weißen Blüte. Er wandte sich ab, rollte sich zusammen und schloss die Augen.

      Hier schaff ich’s nie zu schlafen, dachte er und schlief ein.

      ***

      Amira saugte die Böden und putzte die Küche, in der kaum etwas je benutzt wurde. Nur der Mixer und der Mülleimer. Der Besitzer lebte anscheinend hauptsächlich von Shakes und bestelltem Essen. Sie fand sieben leere Plastikboxen im Abfallkorb. Die Aufschriften waren immer die gleichen: dreimal Thai King, einmal Gutshaus, einmal Veggie-Hof und zweimal Steakpalast. Dabei waren der Kühlschrank und die Küchenschränke gut gefüllt. Hastig wischte sie über die Arbeitsplatte, die schwarz und undurchsichtig wie ein nächtlicher See war.

      Sie beeilte sich stets, hier fertig zu werden. Manchmal glaubte sie, Blicke zu spüren, aber wenn sie sich umwandte, sah sie nur die düsteren Wände und die leeren Fenster. In der Mitte der Wohnung befand sich ein Dachgarten, auf dem sich kahle Äste im Wind wiegten. Sie schüttelte sich. Wie jeden Montag konnte sie es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Ihre Schwester hatte gekocht und wenn sie nicht pünktlich dort war, würde das Miststück alles versalzen. Wie immer. Sie fragte sich, ob sie nicht langsam zu ihrem Verlobten ziehen sollte. Aber der war so ordentlich. Amira mochte ein wenig Chaos und eh überlegte sie schon seit einer Weile, ob Johannes wirklich der Richtige war … Na, gemütlicher als in dieser seltsamen Bude war es bei ihm allemal.

      Sie beeilte sich, mit dem Bad fertig zu werden, machte das Licht aus und schlüpfte aus der Tür.

      Erst im Bus nach Hause fragte sie sich, ob sie etwas vergessen hatte.

      ***

      Etwas bewegte sich in den Schatten. Wastl war wach, von einem Moment auf den anderen. Dunkelheit umfing ihn, aber da war dieses Scharren … ein Scharren, das näher kam. Das nach ihm zu greifen schien …

      Diese Amira hat mich doch vergessen, dachte er. Schweiß brach in seinem Nacken aus und er wagte kaum, sich zu bewegen.

      Sei kein Feigling, Wastl. Du …

      »Wer bist du?«, fragte Satan. Nun, er klang wie Satan persönlich. Als würde er täglich die Höllenscharen mit seiner tiefen Stimme zum Töten antreiben und als hätte das ständige Brüllen sie etwas aufgeraut.

      Wastl riskierte es, den Kopf zu heben. Seine Augen gewöhnten sich an das Dunkel.

      Eine finstere Gestalt ragte über dem Sofa auf. Eine düstere Silhouette, schwarz wie die Seele des Höllenfürsten. Der Kerl hielt etwas in den Händen. Eine Waffe, es musste eine Waffe sein.

      »Ich habe gefragt, wer du bist.«

      »Tu mir nichts!« Wastl hob die Hände. »I wollt nur … I war nur müd und …« Er fummelte sein Handy aus der Hosentasche. Mit schwitzigen Fingern schaltete er es ein und leuchtete Satan ins Antlitz. Helle, böse Augen. Wirre Haare und eine Habichtsnase und … rotweiße Male, die das halbe Gesicht überzogen. Schnell schaltete Wastl das Handy wieder aus. Aber im Schein hatte er noch etwas erkannt.

      Schweigen breitete sich aus. Das Monster, das über ihm aufragte, atmete leise. Schauer rannen über Wastls Rücken. Angstschauer. Und auch ein wenig angenehme. Versuchsweise schaltete er das Handy noch einmal ein.

      »Mach das Ding aus!« Satan hob eine Hand vor die Augen, aber Wastl hatte schon gesehen, was er hatte sehen wollen: Der Höllenfürst war unglaublich attraktiv.

      »Tschuldigung«, murmelte er. »I … es tut mir leid, ich … Sie sind der Wohnungsbesitzer, ja?«

      Schweigen. Mist, Mist. Hoffentlich war er das. Ob er die vielen Zimmer brauchte, um das Fleisch seiner Opfer dort zu lagern, bis es schön zart und faulig war?

       Igitt Wastl, was denkst dir für einen Scheiß aus?

      »Sie wollen mich nicht töten, oder? Mit dem Ding da?«

      Der Höllenfürst ließ seine Waffe sinken. Er kehrte um und schritt zur Wand. Licht flammte auf, aus hunderten kleiner Glaskugeln. Ein Mann stand neben dem Lichtschalter, ein so beeindruckender Mann, dass Wastl die Luft wegblieb. Tiefschwarze, wilde Haare, ein scharfkantiges

Скачать книгу