Das Monster im 5. Stock. Regina Mars

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Das Monster im 5. Stock - Regina Mars

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Metallstücke, wie die Spitzen zweier Ski, ragten aus dem rechten Bein des schwarzen Pyjamas hervor.

      »Gütiger Himmel«, entfuhr es ihm.

      Das Monster strich sich die Haare aus dem Gesicht und er sah die Verbrennungen.

      2. Ein unfähiger Einbrecher

      »Schneller, du Pussy. Jetzt beweis mal, was du …«, sagte Max. Wie immer, bevor alles in einem Feuerball verschwand. Brennender Gummigestank biss sich in Adrians Nase fest und sein Körper zerriss.

      Keuchend fuhr er hoch. Sein Brustkorb konnte das hämmernde Herz kaum fassen, das versuchte, durch seinen Mund zu entkommen. Den Mund, der immer noch nach schmelzendem Gummi schmeckte. Nach Metall und Blut und verbranntem Fleisch. Er blinzelte.

      Hinter den Fenstern war es dunkel. Wie üblich. Er hatte die Vorhänge nicht ganz zugezogen und sein bleiches, zerstörtes Gesicht sah ihm entgegen. Er ließ die Haare davor fallen, um es nicht mehr anschauen zu müssen. Seine Zunge fühlte sich an wie trockene Pappe. Die Last, die er in jeder wachen Minute mit sich trug, senkte sich auf ihn nieder und beugte seinen Kopf.

      Es tut mir leid, dachte er. Wie jede Nacht. Am liebsten wäre er wieder eingeschlafen, aber er wusste, dass er das nicht konnte. Also schwang er das Bein aus dem Bett, legte die Prothese an und humpelte zur Schlafzimmertür. Er lauschte. Kein Staubsaugerlärm. Gut, dann war die Putzfrau schon weg. Er schloss die Tür auf und griff nach dem Morgenmantel, den er auf dem Weg in die Küche überstreifte.

      Seine Hand zitterte immer noch, als er das Glas unter den harten Strahl des Wasserhahns hielt. Eisige Kälte floss seine Kehle hinab. Er trank wie einer, der die Nacht in einer Flammenwüste verbracht hatte. Aus den Augenwinkeln sah er seine abscheuliche Fratze und wünschte sich zum wiederholten Mal, dass diese verdammten Fenster Vorhänge hätten, wie die im Schlafzimmer. Er hätte welche anbringen lassen können. Aber das hätte bedeutet, Fremden Zutritt zur Wohnung zu gewähren. Anderen Menschen. Unerträglich. Er füllte das Glas ein zweites Mal und stellte den Wasserhahn ab. Seine rechte Hand grub sich in die Kante des Waschbeckens. Die Haut darauf spannte. Er atmete tief ein. Und hörte ein Geräusch, das nicht sein durfte.

      Ein Schnarchen.

      Adrian fuhr herum. Es war aus dem Wohnzimmerbereich gekommen. Da hinten, bei dem Muuto-Sofa. Adrian wartete ab. Da, ein zweites Schnarchen. Nicht laut. Aber es war ein so auffälliger Misston in der ruhigen Wohnung, dass es sich anfühlte wie Fingernägel auf einer Glasscheibe. Jemand lag dort. Jemand, von dem Adrian nicht viel sehen konnte. Einen hellen Schopf konnte er im Dunkel ausmachen, mehr nicht.

      Ein Einbrecher?, dachte er. Falls ja, ist das der unfähigste Einbrecher, den ich je erlebt habe. Wer legt sich denn während eines Diebstahles hin und schläft ein?

      Egal. Wenn der Kerl glaubte, er könnte einen armen Krüppel bestehlen, dann hatte er sich geschnitten. Dieser Krüppel hier hatte ein Set Golfschläger und die Muskeln, um es zu benutzen. Kurz überlegte Adrian, die Polizei zu rufen, aber das hätte wieder Fremde in der Wohnung bedeutet. Die Putzfrau störte seine Einsamkeit genug. Und mit einem schnarchenden Einbrecher wurde er alleine fertig.

      Trotz der Prothese schaffte er es, lautlos ins Büro zu schleichen und das richtige Werkzeug aus dem Golfschläger-Set auszusuchen, das sein Vater ihm zum einundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Lange her. Er vermied es, die Bilder an der Seitenwand anzusehen.

       Welcher Schläger ist der passende, um einem Einbrecher den Schädel zu spalten? Das Eisen 4, oder? Natürlich ist es das. Die Hölzer sind definitiv zu leicht.

      Mit seiner Waffe in der Hand schlich er zum Sofa. Zu laut. Das Bündel auf der weißen Fläche zuckte und fuhr zusammen.

      »Wer bist du?«, fragte Adrian.

      Der Kerl richtete sich auf. Blond, soweit er das im Dunkel beurteilen konnte. Ein helles Gesicht, bleich im trüben Mondlicht, das durch die Fenster hereinschien. Hektisches Atmen. Der Mistkerl sagte nichts.

      »Ich habe gefragt, wer du bist«, wiederholte Adrian.

      »Tu mir nichts!« Der Einbrecher hob die Hände. »I wollt nur … I war nur müd und …«

      Ein Einbrecher vom Dorf, so viel war nun klar. Grauenvoller Dialekt. Er hob etwas und Adrian erwartete eine Waffe. Dann blendete der Mistkerl ihn. Weißes Licht raubte ihm die Sehkraft, aber der Eindringling griff ihn nicht an. Stattdessen starrte er. Klar. Es gab ja auch einiges anzustarren, in der ruinierten Landschaft von Adrians Gesicht.

      Es wurde wieder dunkel, bis auf die hellen Lichtblitze, die hinter Adrians Augenlidern flirrten. Der Idiot schaltete das Handy erneut an.

      »Mach das Ding aus!«, befahl Adrian.

      »Tschuldigung«, murmelte der Trottel. Er klang jung. Anfang zwanzig, höchstens. »I … es tut mir leid, ich … Sie sind der Wohnungsbesitzer, ja?«

      Adrian würdigte diese blöde Frage nicht mit einer Antwort. Wer sollte er denn sonst sein?

      »Sie wollen mich nicht töten, oder?«, wimmerte der Trottel. »Mit dem Ding da?«

      Adrian ließ den Schläger sinken. Von dem Volldeppen ging eindeutig keine Gefahr aus. Stattdessen marschierte er zum Lichtschalter und drückte ihn. Helligkeit flammte auf und überzog den Raum mit Farben. Es schien auf Adrians kaputten Körper und auf den dämlichen Einbrecher.

      Ach du Scheiße.

      Der sah aus, als wäre er aus der nächstbesten Scheune gefallen. Ein wunderhübsches Gesicht, Sommersprossen, verstrubbelte Haare, breite Schultern und Klamotten, die auf die Müllkippe gehörten. Alles an ihm schrie »Landei«. Einer wie der passte auf das Cover eines Kalenders mit sexy Stallburschen, aber nicht in Adrians Wohnung.

      Mr. Stallbursche starrte ihn an. Der gehetzte Blick flitzte über Adrians ganzen Körper. Die kaputte Gesichtshälfte, die Verbrennungen, die aus Ärmel und Halsausschnitt des Pyjamas schauten und tiefer. Bis zu der Stelle, wo ein Unterschenkel hätte sein sollen und wo ein seidenes Hosenbein um die Metallstange herum Falten schlug.

      »Gütiger Himmel!«, rief der Stallbursche.

      Ja, starr nur, dachte Adrian. Er war selbst verwundert, wie viel Bitterkeit in ihm hochkochte. Um dem Kerl den ganzen Schrecken seines Anblicks zu gönnen, strich er sich die Haare aus der Stirn. Der Blonde schaute, als würde er in die Tiefen der Hölle blicken.

      Ja, dachte Adrian. Und jetzt lauf. Wahrscheinlich hätte ich den Golfschläger gar nicht gebraucht …

      »Tschuldigung, ich hab mich nur gewundert … Ist das ein Vierer Eisen?«, fragte der Stallbursche. »I … Ich verwechsel das immer mit dem Fünfer. Ich …« Er räusperte sich. »Ich hab in den Ferien mal auf dem Golfplatz gearbeitet, da wär ich fast rausgeflogen, weil ich mir das Zeug nicht merken konnte. Dann haben sie mich an die Bar versetzt. Äh.«

      Was? Adrian blinzelte. War der Kerl blind? Warum fragte er nach dem verdammten Golfschläger?

      »Ja«, knurrte er. »Und jetzt will ich wissen, wer du bist. Oder das ist das Eisen 4, das deinen blonden Schädel weichklopft.«

      »Oh, äh.« Ein Blinzeln. Der Kerl sah wirklich sehr gut aus. Diese Art beiläufige Schönheit von Menschen, die mit einem Übermaß davon gesegnet waren, ohne sich dessen bewusst

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