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und nur noch in den Bildern erhalten oder als einzelne Tierpräparate im Museum, teilweise wurden auch aus den Organen nach der Entnahme, eingelegt in Alkohol, Feuchtpräparate hergestellt. Im Naturkundemuseum in Berlin gibt es einen riesigen dunklen Raum voll von solchen Gläsern mit eingelegten kleinen Tieren, Weichteilen, Organen in gelb leuchtenden Flüssigkeiten. Abseits der öffentlich zugänglichen Ausstellungsräume befindet sich im ersten Stock ein Saal, der über und über bestückt ist mit ausgestopften Vögeln in Regalen und Laden, gefüllt mit leeren Vogelbälgen. Der Vorteil der Lagerung als Balg, also der Haut samt Gefieder, Schnabel, Füßen und Beinen, gegenüber der Dermoplastik, dem ausgestopften Tier, liegt in der platzsparenden Handhabung und in der vermeintlichen Objektivierung für den wissenschaftlichen Gebrauch, wohingegen das ausgestopfte Tier stärker eine Interpretation des Habitus mitliefert. Wenn man jedoch selbst einmal vor diesen vielen, vielen Schubladen stehen durfte, in denen diese Vogelbälge zu Hunderttausenden liegen, eins neben dem anderen, kleine Papieretiketten ans Bein gebunden mit Beschriftung, lässt einen das Bild nicht mehr los, in welchem die tote Natur und das Wort, die Schrift, die Handschrift auf Papier, für immer verbunden sind, einander physisch nah und dennoch artfremd. Die Etiketten sagen etwas über den ursprünglichen Fundort aus und über die aktuelle Zugehörigkeit zu einer öffentlichen oder privaten Sammlung, sie vermerken aber mitunter auch, was den Vögeln an inneren Organen entnommen wurde. So haben diese kleinen Begleittexte zu den Tieren die Aufgaben der Benennung, der Herstellung von Zugehörigkeit und der Berichterstattung über das, was fehlt und vielleicht verloren gegangen ist. Das ist nicht nur wissenschaftlich, das ist auch poetisch – Tier gewesen, Text geworden.

      Ambrose G. H. Pratt (1874–1944)

      Wenn wir alle uns verfügbaren Fäden zusammenziehen, um uns einem Verständnis des Leierschwanzes anzunähern, müssen wir notgedrungen die Grauzone betreten, in der sich Intelligenz von Instinkt trennt und in eine, obzwar undeutliche, geistige Bewußtheit übergeht.

      Wie wir gesehen haben, unterwirft der Leierschwanz sein Leben willentlich der Regulierung durch einen bestimmten Kodex leitender Grundsätze.

      Er hat einen ausgeprägten Sinn für Eigentumsrechte und -werte.

      Er achtet die Gebietsrechte seiner Nachbarn und verteidigt seine eigenen.

      Er besitzt die Fähigkeit, Ideen durch eine Art von Sprache zu übermitteln.

      Er ist monogam und seinem Partner unbedingt treu – offenbar sogar (obwohl das noch nicht abschließend festgestellt wurde), nachdem er seines Lebensgefährten beraubt ist.

      Er hat eine tiefe Liebe zur Melodie, die er mit vollendeter Kunst und höchst gefällig zum Ausdruck bringen kann.

      Er tanzt ganz reizend und begleitet seine Schritte mit einer seltsamen Feenmusik, die durch pochende, auf die Tanzschritte abgestimmte Taktschläge gegliedert ist.

      Er wird unwiderstehlich verlockt, sich an äußerst entzückenden und großartigen Orten aufzuhalten, die beständig von den angenehmsten Düften des Buschs erfüllt sind.

      Sein Wesen ist liebenswert und freundlich und er ist entschieden sozial veranlagt.

      Er ist zu treuer Freundschaft mit menschlichen Wesen fähig, aber seine Freundschaft kann nicht – wie die aller anderen wildlebenden Geschöpfe – durch Nahrungsangebote gewonnen werden.

      Sein häusliches Leben ist beispielhaft und wird nie durch Gezänk verunstaltet.

      Der Menura-Hahn ist ein fleißiger, eifriger und beharrlicher Schüler seiner Kunst.

      Die Menura-Henne ist eine vollendete Architektin und in der Kunst der Tarnung bewandert – wie der Rindenstreifen bezeugt, den sie an ihrem fertiggestellten Nest befestigt.

      Bei der Betrachtung so vieler Talente und Tugenden besteht die Schwierigkeit der Arbeit des Taxators weniger darin, die Menura an den ihr gebührenden Platz zu stellen, als eher die Neigung zu zügeln, sie allzu hoch zu heben. Klüger wäre es vielleicht, die Pflicht zur Beschlußfassung auf den Tag zu verschieben, wenn der Beobachter, der Naturforscher und der Anatom in der Lage sein werden, sich untereinander zu beraten, jeder mit dem vollständigen Wissen seines Fachgebiets ausgerüstet. Ich schlage vor, diesen Weg zu nehmen; aber ich kann mir dennoch die Meinung nicht verkneifen, daß die Menura nach der endgültigen Erledigung dieser Arbeit in der Wertschätzung des Menschen einen Rang über den Tieren einnehmen wird, die er jetzt für höchst bewundernswert hält und die er stillschweigend in seine biologische und geistige Gemeinschaft aufnimmt.

      D. H. Lawrence (1885–1930)

       Der Blauhäher

      Der Blauhäher mit einem Schopf auf dem Haupt

      kommt im Schnee um die Hütte herum.

      Er läuft im Schnee wie ein Stück blaues Metall

      und dreht allem den Rücken zu.

      Von der Fichte, die sich emportürmt und zischt gleich einer Säule zerschlißnen Gewölks

      riesenhoch über der Hütte

      kommt ein knarrend Gelächter, da wir uns nahen, dies schwarze Hündchen und ich.

      So macht die kleine schwarze Hündin auf vier gespreizten Pfoten im Schnee Halt

      und blickt forschend empor in die Säule aus Gewölk

      mit einem Anflug von Skepsis.

      Ka-a-a! tönt das schrappige Lachen vom Baum.

       Welche Stimme des HErrn ist das aus dem Baume von Rauch?

      Ach, Bibbles, schwarzes Hündchen im Schnee

      mit einer Prise Schnee in der Kerbe deiner dummen Stupsnase,

      wozu schaust du mich an?

      Weshalb blickst du mich an mit solcher Besorgnis?

      Es ist der Blauhäher, der über uns lacht.

      Es ist der Blauhäher, der uns verspottet, Bibs.

      Tag für Tag, seit der Schnee hier ist,

      stakst der Blauhäher um die Hütte herum, sehr geschäftig, und pickt Krumen auf,

      dreht dabei uns allen den Rücken zu

      und wippt mit dem dicken dunklen Schopf über dem Schnee, als spräche er insgeheim:

      Die Leute, die hinausschaun, beachte ich gar nicht.

      Du säureblauer metallischer Vogel,

      du plustriger Vogel mit kräftigem Schopf,

      wer bist du?

      Wessen Boß bist du, in deiner ganzen poltrigen Art?

      Du kupfersulfatblauer Vogel!

      Lobo.

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