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selber – wie der eigene Atem. Und wenn ich mich noch so sehr abrackere und plage – sowie ich aufhöre mit der Arbeit, weiß ich, daß es da ist und wartet. Ich frage mich oft, ob alle Menschen das spüren. Man weiß ja nie. Aber ist es nicht seltsam, daß in all seinen fröhlichen kleinen Liedern es gerade das war – diese Trauer – oder was sonst –, was ich gehört habe?

      Henry David Thoreau (1817–1862)

      Der stumme Angler, stehende Gestalt, förmlich dazu geschaffen, in Wolken und Schnee gehüllt zu werden. Sein Umriss in eine abgelegene Bucht gestellt.

      Wir laufen nun Schlittschuh nahe dem Ort, wo der Starling, der Königsvogel, der Tyrannvogel ihre Nester über dem Wasser bauten – und dort hängen sie noch leer. Wir können uns auf diesen Wiesen den vom Ahornbaum hängenden Hornissennestern nähern. Im Winter ist die Natur ein Kuriositätenkabinett. Sie ist voll getrockneter Exemplare in ihrer natürlichen Ordnung und Haltung – Die Wiesen und Wälder sind überall ein hortus siccus.

      Die Blätter und das Gras sind durch die Winterluft perfekt gepresst, ohne durch Bänder oder Gummi arabicum befestigt zu sein. Die Vogelnester hängen nicht an einem künstlichen Haken, sondern dort, wo der Erbauer sie anbrachte.

      Wir gehen umher, um die Arbeit des Sommers zu sichten. Seht den Wuchs der Erlen, Weiden und Ahornbäume – die von so vielen warmen Sonnenläufen und befruchtendem Tau und Regen zeugen. Und jetzt ruhen sie – Seht, welche Fortschritte sie machten im üppig gedeihenden Sommer – und bald wird eine dieser schlummernden Knospen den Zweig um eine weitere Spanne aufwärts in die weglose Luft treiben – In diesem hohlen Baum zog die Brautente ihre Brut auf – und glitt jeden Tag davon, um im Röhricht jenes Fenns dort Nahrung zu suchen.

      Wo wir jetzt über glattes Eis gleiten, »wetzte jüngst der Mäher seine Sichel«. In jener Astgabel der Weide hängt das Nest des Gelbkehlchens.

      Wie viele fröhliche Sänger, die jetzt der Sonne folgen, sind von diesem Nest aus Weißbirkenrinde und Disteldaunen überallhin geflogen – am Rand der Sümpfe hängen diese verlassenen Städte, die im Sommer kein Fuß betrat – diese über Wasser hängenden Dörfer …

      Elizabeth Bishop (1911–1979)

       Strandläufer

      Das Dröhnen neben sich nimmt er hin,

      und dass die Welt ab und zu bebt.

      Er läuft, läuft nach Süden, pingelig, ungeschickt,

      in kontrollierter Panik, ein Student von Blake.

      Der Strand zischt wie Fett. Links von ihm fließt

      eine trennende Wasserschicht ein und zurück

      und glasiert seine dunklen, zerbrechlichen Füße.

      Er läuft, läuft grad hindurch, seine Zehen im Blick.

      – Betrachtet, genauer, den Sand dazwischen,

      auf dem sich (nichts ist zu klein) der Atlantik

      rasend zurückzieht und in die Tiefe.

      Im Laufen starrt er auf die ziehenden Partikel.

      Die Welt ist ein Nebel. Und dann ist sie

      mikrofein, riesig und klar. Die Flut

      steht höher oder tiefer. Er könnte nicht sagen, wie.

      Den Schnabel in Anschlag: Er sucht

      gedankenverloren etwas, etwas, etwas.

      Armes Ding, er ist besessen!

      Millionen Körner, grau, hellbraun, weiß und schwarz,

      vermischt mit Quarzkristallen, rosé und violett.

      Selma Lagerlöf (1858–1940)

      Es war ein langer, sandiger Strand mit Steinen und Wasserpfützen und einer großen Menge angeschwemmten Tangs. Wenn der Junge die Wahl gehabt hätte, würde er wohl nie daran gedacht haben, sich da niederzulassen; aber die Vögel hielten diesen Ort gewiß für ein wahres Paradies. Enten und Graugänse weideten auf der Wiese, am Ufer hüpften Strandläufer und andre Strandvögel umher. Die Seetaucher lagen im Wasser und fischten, aber am meisten Leben und Bewegung war doch auf den langen Tangbänken vor dem Ufer draußen. Da standen die Vögel nebeneinander und suchten Larven, von denen es eine grenzenlose Menge geben mußte, denn man hörte niemals, daß sich irgend eine Klage über Mangel an Futter erhoben hätte.

      Die meisten von den Vögeln wollten weiterreisen und hatten sich nur zum Ausruhen hier niedergelassen. Sobald der Anführer einer Schar meinte, seine Reisegenossen hätten sich jetzt genug gestärkt und gelabt, sagte er: »Seid ihr jetzt fertig? Dann begeben wir uns wohl weiter?«

      »Nein, warte noch, warte noch! Wir sind noch lange nicht satt!« riefen die Mitreisenden.

      »Ihr meint wohl, ihr dürftet euch so vollfressen, daß ihr euch nicht mehr bewegen könnt?« erwiderte der Anführer. Dann schlug er mit den Flügeln und flog davon. Aber mehr als einmal mußte er wieder umkehren, weil die andern nicht zum Weiterfliegen zu bewegen waren.

      Unterhalb der äußersten Tangbank lag eine Schar Schwäne. Sie hatten keine Lust, an Land zu gehen, sondern ruhten sich, auf dem Wasser liegend und sich leise hin und her wiegend, aus. Ab und zu tauchten sie mit dem Hals unter und holten sich Speise aus dem Meeresgrund. Wenn sie etwas besonders Gutes ergattert hatten, stießen sie einen lauten Schrei aus, der wie ein Trompetenstoß klang.

      Als der Junge hörte, daß Schwäne dort unten lagen, lief er schnell auf die Tangbänke hinaus. Er hatte noch nie wilde Schwäne in der Nähe gesehen. Und er hatte Glück, denn er gelangte ganz nahe zu ihnen hin.

      Der Junge war jedoch nicht der einzige, der die Schwäne gehört hatte; sowohl die Wildgänse als auch die Graugänse und die Enten und die Seetaucher schwammen zwischen die Tangbänke hinein, legten sich wie ein Ring um die Schar der Schwäne herum und schauten sie unverwandt an. Die Schwäne bliesen die Federn auf, breiteten die Flügel wie Segel aus und hoben die Hälse hoch in die Höhe. Bisweilen schwamm einer von ihnen zu einer Gans oder einem großen Seetaucher oder einer Tauchente hin und sagte ein paar Worte. Und dann war es, als ob der Angesprochene kaum den Schnabel zu einer Entgegnung zu öffnen wagte.

      Doch da war auch ein kleiner Seetaucher, ein kleiner schwarzer Schlingel, dem war diese ganze Feierlichkeit unerträglich. Hurtig tauchte er unter und verschwand unter dem Wasser. Gleich darauf stieß einer der Schwäne einen lauten Schrei aus und schwamm so schnell davon, daß das Wasser hinter ihm schäumte. Dann hielt er an und versuchte, wieder majestätisch auszusehen. Aber gleich darauf schrie ein andrer wie der erste, und im nächsten Augenblick auch ein dritter.

      Nun aber konnte es der kleine Seetaucher nicht länger unter dem Wasser aushalten, und er erschien wieder an der Oberfläche, klein und schwarz und boshaft. Die Schwäne stürzten auf ihn zu; aber als sie sahen, was für ein kleiner Wicht er war, machten sie rasch kehrt, als ob sie sich für zu gut hielten, mit ihm anzubinden. Der kleine Seetaucher tauchte jedoch von neuem unter und zwickte die Schwäne abermals in die Füße. Das tat ihnen sicher weh, und das schlimmste war, daß sie ihre Würde nicht aufrecht erhalten konnten. Da machten sie

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