Milan. Regina Mars
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Welchem Blonden?, wollte Milan fragen. Ich kenne keinen Blonden. Aber das wäre zu auffällig gewesen. Stattdessen hob er das Glas und merkte, dass es leer war.
»Wir haben nur kurz gequatscht.«
»Ist selten, dass Leute dich einfach so anquatschen. Es sei denn, sie wollen was von dir.« Rob lächelte, als könnte er Milan damit zum Reden bewegen. Mist, auch die anderen beiden schauten interessiert. Sogar Valentin.
»Der hat mich halt angelabert«, sagte Milan. »Weiter nichts.«
»War nicht dein Typ, was?« Zebulon nickte. »Zu blass?«
»Das ist mir egal.«
Valentin räusperte sich. »Ist es weil er … Na ja, der sah ein bisschen aus wie einer, der zum ersten Mal seine Brille abgesetzt hat.«
Milan sah ihn verständnislos an, aber die anderen schienen zu kapieren, was er meinte.
»Ein Vollnerd«, sagte Zebulon. »Ganz süß, aber kein Mann.«
Wie zur Hölle redeten diese Trottel über Jules?! Und Milan konnte ihn nicht mal verteidigen, ohne sich verdächtig zu machen. Wut verkrampfte seinen Magen.
»Gehst du mit in die Manobar?«, fragte er Zebulon. »Oder bist du immer noch sauer wegen dem letzten Kerl, den du da aufgerissen hast?«
Groll kroch in Zebulons Züge. »Ihr habt den gekannt, das weiß ich genau. Ihr habt gewusst, dass der ein Malle-Tourist ist. Ein Pauschal-Proll. Und ich hab's erst am nächsten Tag kapiert, als ich die verdammten Fotos in seiner verdammten Bude gesehen habe. Ihr habt mich da reingeritten, ihr Verräter. Ihr habt mich ins offene Messer laufen lassen.«
Rob kicherte. Milan überredete seinen Mund zu einem Grinsen.
»Ach, Hauptsache, er hat's dir gut besorgt, oder?«
»Wenn ich gewusst hätte, was das für einer ist, hätte ich den nie an meinen göttlichen Körper gelassen!«
Robs Augenbrauen wackelten. »Du meinst IN deinen göttlichen Körper.«
Milan überließ es ihm, Zebulon weiter zu ärgern. Er brauchte ein Bier, und zwar sofort. Bevor er sich nach der Kellnerin umdrehte, spähte er durch die Fensterfront in die Dunkelheit, fest damit rechnend, dass Jules noch draußen stehen würde. Aber der Bürgersteig war leer.
3. Brüder?
Die Deckenlampe flammte auf und warf harte Schatten auf die Bandplakate im Flur. Milan schmetterte die Wohnungstür hinter sich zu und stöhnte leise. Er hatte viel zu viel getrunken. Aber nicht zu viel, um noch ein paar Zeilen zu schreiben. Fluchend streifte er die Stiefel ab und schleuderte sie auf die dunklen Holzdielen. Er polterte in die Küche, ließ sich ein großes Glas voll Leitungswasser ein und wartete, dass der Schwindel sich legte. Dann zog er ins Arbeitszimmer um.
Er hatte Jules die Wahrheit gesagt: Er wohnte in einer Zweizimmerwohnung. Beide Zimmer waren gigantisch. Sein Schreibtisch wirkte fast verloren in der Mitte des riesigen, von Bücherregalen gesäumten Raums mit den hohen Stuckdecken. Milan ließ sich im Ledersessel davor nieder und klappte den Laptop auf. Das Licht ließ er aus. Er schrieb gern im Dunkeln. Seine Texte wurden besser, wenn er nicht ahnte, was in den Ecken des Raums lauerte. Zumindest bildete er sich das ein.
Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was er zuletzt geschrieben hatte. Der todkranke Detektiv hatte seinen Nachbarn gefunden, erstickt an einer Einhornspardose, die eine besondere Bedeutung hatte. Welche, das wusste Milan noch nicht. Rob plante seine Romane im Voraus, er nicht. Er liebte es, sich ins Unbekannte zu stürzen und erst beim Schreiben zu erfahren, wohin die Reise ging. Schritt für Schritt das Geheimnis zu entdecken, genau wie damals, als er auf Jules' Bett gesessen und Seite an Seite mit ihm gelesen hatte …
Milan war so ein Trottel gewesen. Einmal hatte er darauf bestanden, dass er unbedingt das Buch lesen musste, das Jules gerade las, nur, damit sie gemeinsam die Köpfe hineinstecken mussten. Nur, damit er Jules' Geruch nach warmer, scharf gewürzter Milch riechen konnte. Nur, damit er sich vorstellen konnte, die letzten paar Zentimeter zu überbrücken und seine Wange zu küssen. Seine Wange! Schwer zu glauben, dass er einmal so unschuldig gewesen war. Damals hatte er sich ein Kissen in den Schoß drücken müssen, damit Jules nicht merkte, wie er auf ihn reagierte.
Vielleicht hat er es gemerkt, dachte Milan. Ich war nie so schlau, wie ich geglaubt habe. Damals nicht und heute erst recht. Wahrscheinlich hat er es gemerkt und nichts gesagt. Jules war immer höflich, sogar als Teenager.
Der hatte stets gewartet, bis Milan ebenfalls am Ende der Buchseite angekommen war, bevor er umgeblättert hatte. Egal, wie lange es gedauert hatte, dank Milans Doppelbelastung aus schlechtem Lesevermögen und verzweifelter Erregung.
Der Nachbar, dachte Milan. Die Einhornspardose. Konzentration. Was ist sie? Ein Erinnerungsstück? Eine Botschaft? Was für eine Botschaft? Ob Jules immer noch mit dieser Frau zusammen ist? Sie haben glücklich ausgesehen, aber das ist lange her. Vielleicht … Ja klar. Vielleicht haben sie sich getrennt und dass ihr euch heute zufällig getroffen habt, ist Schicksal und ihr seid füreinander bestimmt. Schreib doch ein Buch darüber. Du könntest Rob Konkurrenz machen mit dem Kitsch.
Wütend starrte er auf den Bildschirm. Er hätte mit in die Manobar gehen sollen. Was aufreißen. Sich den Gedanken an Jules aus dem Schädel ficken. Jules, der zum Anknabbern ausgesehen hatte. Zum Anbeißen, zum Anbeten. Ein tiefes Knurren entkam Milans Kehle.
»Was ist mit der Scheiß-Spardose?«, fragte er und tippte es auch gleich ein.
»Es ist ein altes Modell«, sagte der Schwächling vorsichtig. Wie war so einer Polizist geworden? Als Berger noch selbst aktiv gewesen war, hatten sie einen Namen für solche Luschen gehabt. Kanonenfutter. Aber heute nahmen sie anscheinend jeden in die Truppe auf.
»Und weiter?« Berger machte einen Schritt auf den Mickerling zu. Der sah aus triefenden Welpenaugen zu ihm auf.
»Mehr wissen wir noch nicht.«
Er erinnerte Berger an jemanden … Richtig, an seine eigene Mutter. Die hatte auch so geschaut, als wäre die Welt gemein zu ihr und als hätte sie keine Ahnung, was alle von ihr wollten. Egal, wie viel Scheiße sie gebaut hatte. Damals, als sie mit diesem Kerl zusammengekommen war, auch so einem Waschlappen, dem Filialleiter in dem Supermarkt, in dem sie damals gearbeitet hatte …
Milan runzelte die Stirn, aber seine Finger tippten weiter. Worauf wollte dieser dämliche Detektiv hinaus?
Berger hätte den Kerl fast vergessen, wenn sein Sohn nicht gewesen wäre: blond, schmächtig, ein Streber. Ein Feigling und nett, viel zu nett. So nett, dass er einen Trottel wie ihn willkommen geheißen hatte. So verdammt nett, dass er sein halbes Zimmer für ihn geräumt hatte und …
»Scheiße, Jules. Raus aus meiner Story!« Milan stützte den Kopf in die Hände.
Er brauchte eine Kippe. Aber selbst die kalte Luft auf dem Balkon half nicht. Er sah auf die leeren Pflanzenkübel, die er als Aschenbecher benutzte und stöhnte leise. Wahrscheinlich musste es einfach raus. All dieser neu