Evolution statt Revolution. Anke Nienkerke-Springer

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Evolution statt Revolution - Anke Nienkerke-Springer Dein Business

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      imageEin evolutionäres Unternehmen mit Persönlichkeit begreift sich als Organisation, die über den Tellerrand ihres wirtschaftlichen Agierens am Markt weit hinausblickt und dabei eine Lebensaufgabe und eine unternehmerische Mission verfolgt.

      imageEs hat fünf Merkmale: Nachhaltigkeit mit strikter Werteorientierung; Sinnstiftung; faire Haltung mit Vertrauenskultur; Potenzialentwicklung statt Ressourcenausnutzung; offene und transparente Informations- und Kommunikationspolitik.

       »Wenn du feststellst, dass du zur Mehrheit gehörst, ist es an der Zeit, deinen Standpunkt zu überdenken.«

      MARK TWAIN

      Kapitel 2

       Die Menschen an der Spitze des Unternehmens – die fokussierte Unternehmerpersönlichkeit

Ihr Check für die schnelle Übersicht
Was dieses Kapitel bietet Evolutionäre Unternehmen werden von einer Führungsriege geleitet, die aus Persönlichkeiten besteht. An der Spitze steht im besten Fall eine fokussierte Unternehmerpersönlichkeit.
Fortschritte, die Sie erzielen können Prüfen Sie, ob Sie schon eine (Unternehmer-)Persönlichkeit sind oder das Zeug dazu haben.

       Eine Weihnachtskarte und ihre Folgen

      Ein evolutionäres Unternehmen mit Persönlichkeit ist ein Unternehmen, dessen Leitungsebene aus Führungspersönlichkeiten besteht und das fokussierte Mitarbeiter hat. Das ist die Kernüberzeugung, um die es in diesem Kapitel geht. Eine Firma, die vom Umfeld als Unternehmen mit Persönlichkeit wahrgenommen wird, deren Manager und Führungskräfte sich jedoch unethisch verhalten, ist kaum denkbar. Das eine spiegelt sich im anderen wider – zudem tendieren wir dazu, die Person(en) an der Spitze mit dem Unternehmen selbst zu identifizieren und umgekehrt. Dies durfte ich kurz vor Weihnachten 2018 erfahren – eine Zeit, in der wir uns gegenseitig mit Weihnachtskarten, kleinen Präsenten und Neujahrsglückwünschen erfreuen, auch im Geschäfts- und Businessbereich. Von einem großen Flughafenbetreiber, der mit mir Kontakt aufgenommen hatte, erhielt ich eine äußerlich eher bescheiden wirkende Karte mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen. Aber der Inhalt hatte es in sich: Gleich drei Mitglieder der Geschäftsleitung hatten handschriftlich ein paar persönliche Zeilen notiert – eine der Handschriften erkannte ich wieder, weil ich kurz zuvor von einer der Personen einen Brief mit einer handschriftlichen Notiz erhalten hatte. Darum darf ich mit einigem Recht davon ausgehen, dass sich in diesem Unternehmen drei hochrangige Manager wertvolle Zeit genommen haben, ihren Dienstleistern persönlich zu schreiben. Denn ich war ja wohl bestimmt nicht die Einzige, die solch eine Grußkarte erhalten hatte. Vielleicht hat es in der Geschäftsführung eine Art Arbeitsteilung gegeben und jede Führungskraft hat sich an eine bestimmte Klientel oder einen Kundenstamm gewendet – entscheidend ist, dass der persönliche Beziehungsaufbau in diesem Unternehmen keine hohle Phrase in der Kommunikation ist, sondern mit Taten unterfüttert, legitimiert und mit Leben gefüllt wird.

      Ein Unternehmen gibt seinen Mitarbeitern und Führungskräften immer einen Handlungsrahmen vor, in dem sie sich frei bewegen und agieren können. Wenn sich also – wie in diesem Fall – gleich mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung die Zeit nehmen sollen und dürfen, sich auf eine höchst persönliche und individuelle Weise an ihre Kunden und Dienstleister zu wenden, ist davon auszugehen, dass das Unternehmen nicht nur Wert auf intensive Kundenbeziehungen legt, um Profit zu machen. Nein, es strahlt an seine Mitarbeiter das Signal aus: »Nehmt euch Zeit für die Kunden, um unsere Wertschätzung zeigen zu können!«

       Die Werte der Unternehmerpersönlichkeit spiegeln sich im Unternehmen

      An der Spitze erfolgreicher Unternehmen steht oft eine fokussierte Unternehmerpersönlichkeit, die sehr genau weiß, was sie will. Betrachten wir dazu die Drogeriemarkt-Branche. Findet der Drogeriemarkt dm Erwähnung, fällt den meisten von uns wohl der Gründer Götz W. Werner ein. Werner setzt sich als Vertreter eines anthroposophischen Weltbildes für die Kernbotschaft eines bedingungslosen Grundeinkommens ein. Sein neuestes Projekt: Die Mitglieder der dm-Arbeitsgemeinschaft in Deutschland sind damit beschäftigt, statt eines gewinnmaximierenden Handelskonzerns einen sozialen Organismus zu entwickeln. Es ist das Anliegen des Gründers, einen sozialen Organismus zu kreieren, bei dem alle Mitarbeiter in flachen Hierarchien arbeiten, ein hohes Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht haben und in dem mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert und interagiert wird. Götz W. Werner will ein Unternehmen schaffen, in dem sich Menschen weiterentwickeln und ihre Potenziale entfalten können. Entscheidend dafür ist für ihn eine »dialogische Unternehmenskultur«.

      Dialogische Unternehmenskultur bedeutet für Werner, »dass man sich mit jedem Mitarbeiter auf Augenhöhe bewegt und man in den menschlichen Beziehungen keine Hierarchien kennt. Alle unsere Mitarbeiter sollen sich bemühen, miteinander so ins Gespräch zu kommen, dass sie sich gegenseitig verstehen und respektieren. Ein Lehrling soll dabei nicht anders behandelt werden als ein Kollege aus der Geschäftsleitung. Es geht um den Dialog und nicht darum, gehorsam Befehle auszuführen. Wir wollen, dass unsere Kollegen Dinge ausführen, weil sie einsehen, dass es vernünftig ist, und nicht, weil ihnen gesagt wurde, dass sie sie ausführen sollen.« (Werner 2019)

      Unternehmerpersönlichkeiten verfolgen oft eine Mission, ohne missionarisch zu sein. Ein Unternehmer kann sich meistens allerdings erst dann sozial engagieren und Geld in soziale Projekte investieren, wenn der unternehmerische Erfolg als Grundlage vorhanden ist. Ein Unternehmen, bei dem kein Wert auf diese Grundlage gelegt wird, wird rasch vom Markt verschwinden.

      Die Werte des dm-Unternehmers Götz W. Werner spiegeln sich im Wesen und den Marktaktivitäten seines Unternehmens. Ähnliches lässt sich über Dirk Roßmann und die Dirk Rossmann GmbH sagen; auch hier liegt ein hoher Grad der Gleichsetzung zwischen der Person an der Spitze und der Drogeriemarktkette vor. Seine Firma genießt eine entsprechende Reputation. Das soziale Engagement des Gründers spiegelt sich in seinem Leitmotto: »Geld verdienen, um anderen helfen zu können.« In diesem Sinne hat Roßmann die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gegründet, eine international tätige Entwicklungshilfeorganisation, die sich für Selbsthilfeprojekte in armen Regionen einsetzt.

      Auch hier gibt es zahlreiche Gegenbeispiele, auch im Drogeriemarktbereich. Genannt sei das unrühmliche Verhalten von Anton Schlecker – ob es ein Zufall ist, dass selbst in den wirtschaftlichen Glanzzeiten von Schlecker das Unternehmen und sein Agieren am Markt nie unumstritten waren, ebenso wie sein Gründer und Lenker? Vor allem dessen Verhalten gegenüber den Mitarbeiterinnen, den sogenannten »Schlecker-Frauen«, hat in der breiten Öffentlichkeit immer wieder für Unmut gesorgt, etwa als bekannt wurde, dass es den Filialen selbst in Notfällen nicht mehr möglich war zu telefonieren, weil die Telefone entfernt wurden. Um es auf den Punkt zu bringen: Während bei dm die Ausrichtung »Sozialer Organismus statt Gewinnmaximierung« gilt, standen bei Schlecker wohl eher Gewinnmaximierung und Profitdenken im Vordergrund.

      Derzeit wird in vielen Unternehmen diskutiert, wie sich eine stärker ethisch ausgerichtete Unternehmenskultur etablieren lässt. Das ist den zahlreichen Skandalen geschuldet, die die Öffentlichkeit zurzeit

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