Wenn Sie wollen. nennen Sie es Führung. Cyrus Achouri

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Wenn Sie wollen. nennen Sie es Führung - Cyrus Achouri Dein Business

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ihrer Einzelteile. Keine der Komponenten innerhalb eines Ensembles – weder RNS noch Proteine – war autonom. Es herrschte ausnahmslos wechselseitige Abhängigkeit. Nichts konnte geschehen außer durch Kooperation.« (Bauer 2008, 35)

      Der Freiburger Genforscher Joachim Bauer wendet sich gegen Dawkins’ Konzept »egoistischer Gene«, auch wenn es als biopsychologisches Korrelat vorzüglich zur herrschenden Wirtschaftsordnung passen würde. Vielmehr unterliege die DNS samt den enthaltenen Genen der Regie der Zelle. Biologische Kooperation kann nach Bauer demnach nicht als Mittel zum Zweck im Überlebenskampf gesehen werden. (Bauer 2008, 36)

      Ein gutes Beispiel für biologische Kooperation ist auch das biologische Prinzip der Endosymbiose, das dem Darwinismus widerspricht. Etwa vor zwei Milliarden Jahren waren die sogenannten Archaeazellen nicht in der Lage, mit der Zunahme an Sauerstoff umzugehen. Doch anstatt in darwinistischer Selektion unterzugehen, nahmen sie Bakterien in sich auf, die Sauerstoff verbrauchten resp. erzeugten, und ließen durch diese Endosymbiose einen neuen Zelltyp entstehen, der zur Basis für alle späteren Tier- und Menschenkörper (als Sauerstoff verbrauchende Version) wie auch für alle Pflanzen (als Sauerstoff produzierende Version) werden sollte: die eukaryontische Zelle.

       Evolution meint nicht die Entwicklung von Einzelkämpfern

      Die amerikanische Biologin Lynn Margulis beschrieb die Theorie der endosymbiotischen Entstehung eukaryontischer Zellen bereits 1970. Dieser Theorie zufolge geben die Teilnehmer ihre Identität in der Fusion nicht völlig auf. Erstmalig lässt sich der Gedanke der Endosymbiose sogar schon 1905 in den Forschungen des russischen Biologen Mereschkowski nachweisen. Er konnte als antidarwinistisches Evolutionsprinzip später bestätigt werden. (Kutschera 2009) Die Endosymbiose zeigt sogar, wie Kooperation zwischen der Sauerstoff produzierenden Pflanzenwelt und einer Sauerstoff verbrauchenden Tierwelt funktioniert: »Die Evolution ist keine Entwicklung von Einzelkämpfern (weder einzelkämpferischer Individuen noch einzelkämpferischer Spezies), sie ist eine Entwicklung von biologischen Systemen.« (Bauer 2008, 54)

      Die Analogie mit einfachen Organismen setzt das menschliche Leben keineswegs herab. Wir können die Geschichte auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Prokaryontische Bakterien haben sich im Laufe der Evolution in eukaryontische Zellen mit Zellkern gewandelt, die sich dann in selbstorganisatorischer Weise zu pflanzlichen und tierischen Vielzellern weiterentwickelt haben. Und diese wurden im Laufe der Evolution ihrerseits wieder zum Wirt für Bakterien; wir tragen mehr bakterielle DNS in uns als eigene. So könnten wir auch bescheiden feststellen: »In fact bacteria dominates the earth’s biomass. Standing on the sun, who would you say rules the earth?« (Meyer/Davis 2003, 245)

      Evolution und Spieltheorie

       Kooperation als Überlebensstrategie

      In den letzten Jahren haben sich die Argumente der Spieltheorie als sehr nützlich dabei erwiesen, Kooperation als dominante Überlebensstrategie nachzuweisen. Obwohl eigentlich als Computersimulation entstanden, lässt sich die Spieltheorie als Erklärungsmuster für Evolution nutzen – und der Begründer der Spieltheorie, der Mathematiker und Politikwissenschaftler Robert Axelrod, tut dies auch ausdrücklich. Wir wollen die Spieltheorie deshalb, wenngleich es sich nicht um eine biologische Disziplin handelt, zur Erklärung der Evolution der Kooperation heranziehen.

       Gefangenendilemma: kooperieren oder verraten

      Ein wichtiges Element der Spieltheorie ist das sogenannte Gefangenendilemma. Den Ausgangspunkt bildet folgende Situation: Zwei Männer werden beschuldigt, gemeinsam eine Straftat begangen zu haben. Sie werden separat verhört und haben deshalb nicht die Möglichkeit, ihre Aussagen abzustimmen. So muss nun jeder für sich überlegen, was er tun will. Die Höchststrafe für die Straftat beträgt sechs Jahre Freiheitsentzug. Wenn beide schweigen, werden sie aufgrund kleinerer Delikte zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Wenn beide gestehen, werden sie jeweils mit vier Jahren Freiheitsentzug bestraft. Wenn jedoch einer die Tat gesteht und der andere schweigt, gilt jener als Kronzeuge und erhält nur eine einjährige Bewährungsstrafe, wohingegen sein Komplize sechs Jahre hinter Gitter muss.

      Axelrod hat nun iterierte Computersimulationen zu diesem Gefangenendilemma entwickelt. Bei solchen iterierten Spielen entfällt das Moment der Unkenntnis über das Verhalten des anderen. In den Simulationen zeigte sich, dass das einfachste und erfolgreichste aller eingereichten Programme der beteiligten Spieltheoretiker »Tit for Tat« war. Es sieht so aus, dass der Spieler zunächst auf Kooperation setzt und danach jeweils das tut, was der andere Spieler beim Zug zuvor getan hat: kooperieren oder defektieren (nicht kooperieren).

      Axelrod (2009) schlägt nun vier Imperative als richtungsweisend für ein optimales Entscheidungsverhalten vor:

      1. Sei nicht neidisch auf den Erfolg des anderen.

      2. Defektiere nicht als Erster.

      3. Erwidere sowohl Kooperation als auch Defektion.

      4. Sei nicht zu raffiniert.

       Imperativ eins: Sei nicht neidisch

      Um Imperativ eins zu verstehen, ist es sinnvoll, sich die Abgrenzung zu Nullsummenspielen zu verdeutlichen. Während etwa Schach ein Nullsummenspiel ist, bei dem der eine verliert, wenn der andere gewinnt, lässt sich das für das Leben nicht behaupten. Beide Seiten können gut oder schlecht abschneiden. Menschen neigen dazu, einen Vergleichsmaßstab anzulegen, in diesem Fall den Erfolg des anderen im Vergleich zum eigenen Erfolg – und damit begründen sie ein Konkurrenzverhältnis. Dieser Vergleich mithilfe eines externen Maßstabs führt zu Neid. Der Versuch, diesem Neid durch die Korrektur des Vorteils des anderen zu begegnen, lässt sich im Gefangenendilemma nur durch Defektion erzielen. Da Defektion aber nur zu weiterer Defektion führt, wirkt Neid selbstzerstörerisch.

      Die Strategie Tit for Tat war nicht dadurch erfolgreich, dass einer den anderen besiegte, sondern durch die Herbeiführung einer Situation, die es beiden ermöglichte, gut abzuschneiden. Dementsprechend muss man in einer Situation, die nicht als Nullsummenwelt konzipiert ist, nicht besser als ein anderer sein, um gut abzuschneiden: »Es macht nichts, wenn jeder so gut wie Sie oder ein wenig besser ist, solange Sie selbst gut abschneiden.« (Axelrod 2009, 101) Axelrod formuliert damit das Prinzip der systemtheoretischen Koevolution. Demnach hat es keinen Sinn, auf den Erfolg eines anderen neidisch zu sein und sich in Konkurrenz mit diesem zu begeben, denn in einem iterierten Gefangenendilemma ist gerade der Erfolg des anderen eine Voraussetzung für den eigenen Erfolg.

       Imperativ zwei: Defektiere nicht als Erster

      Imperativ zwei verweist auf den Vorteil der Nachhaltigkeit. Wenn es auch kurzfristig vielversprechend erscheinen mag, nicht zu kooperieren, wird langfristig genau das Gegenteil erreicht und sogar die Umgebung zerstört, die man für den eigenen Erfolg benötigt. Solange der andere kooperiert, sollte man also auch selbst kooperieren. Was aber nun, wenn der andere nicht kooperiert? Soll man dann auch »die andere Wange hinhalten«? Diese Frage beantwortet Imperativ drei.

       Imperativ drei: Erwidere Kooperation und Defektion

      Man riskiert, ausgebeutet zu werden, wenn man nicht Defektion auf Defektion folgen lässt, andererseits riskiert man aber auch eine Eskalation, wenn man eine Defektion der anderen Seite mit mehr als einer eigenen Defektion beantwortet. Das optimale Maß an Nachsicht hängt demnach von der Umgebung ab. Großzügigkeit ist sinnvoll, wenn andernfalls endlose wechselseitige Bestrafungen als Gefahr drohen. Sollte man aber eine ausbeutende Umgebung vorfinden, kann ein Übermaß an Nachsicht kostspielig werden. Die Beantwortung einer Defektion mit einer eigenen Defektion

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