Die besten Ideen für mehr Humor. Группа авторов
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Soffels Orlovsky:
http://www.youtube.com/watch?v=l6uEmtn56M0
Fassbaenders Orlovsky:
http://www.youtube.com/watch?v=tU3KaheqrR0
Was ich von Orlovsky für Vorträge gelernt habe, sind die beiden meiner Ansicht nach entscheidenden Elemente für den Einsatz von Humor. Nach einem meiner ersten Auftritte in der Rolle des Orlovsky kam mein Vater zu mir und brachte folgende interessante Kritik an: Ich hätte den Orlovsky ganz gut gespielt, aber er hätte das Gefühl gehabt, dass ich nicht entspannt dabei war. Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los, und bei den nachfolgenden Aufführungen (und, wie ich noch hinzufügen möchte, bei allen Rollen, die ich seither gespielt habe, und allen Vorträgen, die ich seither gehalten habe) habe ich mir einen Moment Zeit genommen, um in der Rolle, die ich nun zu spielen hatte, entspannt anzukommen, bevor ich auf die Bühne ging.
Was ich noch von Orlovsky über den Humor gelernt habe, ist das Timing. Ich weiß nicht mehr, wo wir gerade auf unserer Tour waren, doch ich erinnere mich daran, dass ich nach einem bestimmten Teil des Dialogs länger wartete, als ich es je zuvor getan hatte, und gerade, als ich wieder ansetzen wollte, um weiterzusprechen, brach das Publikum in hysterisches Lachen aus. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, das Lachen aus ihnen »herauszukitzeln«. Es geschah einfach so. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits einige Bühnenerfahrung gesammelt und hatte es auf diesen Witz bestimmt nicht angelegt. Ich wollte dem Publikum einfach genug Zeit geben, den Dialog zu verarbeiten und dann darauf zu reagieren. Doch je länger ich wartete, desto mehr mussten die Zuhörer lachen. Bei den nachfolgenden Aufführungen probierte ich solche längeren Pausen auch an anderen Stellen im Stück aus, um zu sehen, ob ich die Zeit, die das Publikum braucht, um zu folgen, unterschätzt hatte, und um zu herauszufinden, ob es noch zusätzliche Anspielungen in dem Stück gab, die ich bisher übersehen hatte und nun ausnutzen konnte. Und tatsächlich: Je länger ich wartete (in einem bestimmten Rahmen natürlich!), desto mehr Lacher bekam ich.
Komödiant Bob Ueker erzählte in einem Interview über Johnny Carson davon, wie Johnny Carson selbst genau diese Erfahrung bei der Tonight Show machte. Ueker sagte, je mehr Shows Johnny machte, desto öfter stellte er fest, dass die meisten Lacher nicht nur während einer Sprechpause kamen, sondern wegen der Sprechpause. Als er das erkannt hatte, ließ Carson seine Textschreiber absichtlich schlechtes Material verfassen, mit dem er dann austestete, wie viel die Sprechpausen bei seinem Vortrag ausmachten. Er trug beispielsweise einen furchtbar schlechten Witz vor, über den das Publikum, wie erwartet, zuerst nicht lachte. Dann wartete er. Und je länger er wartete, desto hysterischer wurde das Lachen im Publikum.
Viele Redner unterschätzen die Zeit, die das Publikum braucht, um einen Witz zu verarbeiten, und – und das ist noch viel interessanter – nur sehr wenige Redner beherrschen die Kunst, durch Schweigen zum Publikum zu sprechen.
Fazit
Humor sollte ein Hauptbestandteil des Repertoires eines jeden Redners sein und die Fähigkeit, Humor gut vorzutragen, ist einer der wichtigsten Aspekte für das Sprechen vor Publikum. Wenn Sie an Ihrer Vortragsweise arbeiten wollen, entwickeln Sie Ihren persönlichen Humorstil. Wenn Sie ihn üben, stellen Sie sicher, dass Sie Ihr jeweiliges Publikum kennen und verstehen. Während des Vortrags müssen Sie stets ernst bleiben und sich selbst immer wieder an Ihre eigenen Grenzen – und darüber hinaus – bringen. Entspannen Sie sich in Ihrer Rolle und experimentieren Sie mit dem Timing – besonders mit der Kunst der Sprechpausen.
Laura Baxter
Seit über 20 Jahren beschäftigt sich die amerikanische Opernsängerin und Performance-Expertin Laura Baxter mit der Wirkung der Stimme und des Körpers. Ihren Erfahrungsschatz sammelte sie als Regisseurin und Opernsängerin in mehr als 30 Musical-Produktionen sowie in über 1000 Opern-Auftritten. In Seminaren und Vorträgen vermittelt Laura Baxter den Teilnehmern, wie sie souverän und authentisch auftreten, um ihre Botschaft wirkungsvoll zu präsentieren.
www.voice4leadership.de
MAIKE VAN DEN BOOM
Humor ist, wenn nichts wichtig ist
Warum Holländer so unausstehlich fröhlich sind
Eines sei vorab klargestellt: »Deutsche haben keinen Humor!« Zumindest ist das meist die erste Bemerkung, die ich zu hören bekomme, wenn ich mich gegenüber Holländern* »oute« und lässig in die Runde werfe, ich sei ja ursprünglich Deutsche. Natürlich schwillt bei so einer Bemerkung mein deutsches Herz voller Eitelkeit an. Ich straffe die Schultern, hebe das Kinn und bekomme einen leicht arroganten Blick. Dann entgegne ich schnippisch: »Natürlich haben wir Humor! Ihr versteht ihn bloß nicht!«
O-Ton: »Holländer sind für unseren Humor zu dumm, naiv und oberflächlich.« Der deutsche Humor zeichnet sich immerhin durch Niveau, Tiefgründigkeit und Stil aus. Eben all diese Eigenschaften, die dem Holländer an sich schon völlig unbekannt sind. Als halbe Holländerin und halbe Deutsche komme ich dann oftmals in Erklärungsnot. Denn jeder Deutsche hat ja ein Bild seines holländischen Prototyps, auch ich: Ob sie jetzt an der Autobahnraststätte in ihren Campingstühlen neben ihrem Wohnwagen sitzen und lekker** weiße Schlabberbrötchen mit einem lekker Glas Buttermilch und wässrigem Kaffee genießen. Oder ob sie während des Skiurlaubs lekker grölend die Skihütte stürmen oder auf dem Campingplatz am Gardasee alle lekker auf demselben blauen Gaswok kochen, den sie diesen Sommer bei der holländischen Supermarktkette Albert Heijn mit 150 Sammelpunkten gratis ergattern konnten. Nicht zu vergessen Linda de Mol, Rudi Carrell, Harry Wijnvoord oder Alfred Jodocus Kwak mit seinem passendem Lied Warum bin ich so fröhlich?. Big Brother ist eine holländische Erfindung, wahrscheinlich geboren aus der Gewohnheit, Gardinen vor den Fenstern sowieso völlig überflüssig zu finden. Holländer sieht man überall, aber vor allem hört man sie überall. Von deutschem Anstand keine Spur, deutsche Distanzbemühungen wie den förmlichen Händedruck tunlichst missachtend, meist mit ungeputzten Autos und genauso dreckigen Schuhen unterwegs und – verdammt noch mal – immer lekker gut drauf.
Selbst unwichtig sein
Über Schuhe gesprochen: Ein guter Geschäftspartner, CEO eines börsennotierten holländischen Unternehmens, nahm mich auf einem Kongress zur Seite, um mir unter vier Augen ehrfürchtig die Frage zu stellen, die ihm am meisten am Herzen lag: »Maike, wie macht ihr Deutschen das eigentlich? Ihr habt immer geputzte Schuhe und gewaschene Autos!« »Na ja«, so meine Antwort, »das finden wir eben wichtig!«
Vielleicht liegt da ja der Unterschied? Holländer finden viele Dinge nicht wichtig. Man betrachte zum Beispiel eine typisch holländische Essgewohnheit: Holländer lieben es, Kartoffeln und Fleischsoße mit der