Die besten Ideen für mehr Humor. Группа авторов
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»Doe normaal, dan doe je gek genoeg!« – »Benimm dich normal, dann benimmst du dich schon gestört genug!«, lautet ein gängiges Sprichwort. Und so nennen sie ihr Land »Kikkerlandje«, »Froschländchen«, weil sie auf ihren nur 41 500 Quadratkilometern (in etwa zwei Mal die Fläche Hessens) theoretisch auch unter der Wasseroberfläche wohnen. Wie nennen wir Deutschen unser Land liebevoll? »Dichter- und Denkerländchen«?
Humor will in Deutschland eben durchdacht sein. Und mancher Holländer bemerkt mit einem Augenzwinkern: »Bei den Deutschen ist alles so gut geregelt, dass man keine Späße braucht, um sich aus einer peinlichen Situation zu retten.« Alfred Biolek sagte in einem holländischen Interview dazu, die Deutschen besäßen nun einmal nicht die Gabe, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Humor sei in Deutschland eine Art Vertragssache: Hier fängt der Humor an und hier hört er auf. Wo kämen wir hin, wenn jeder einfach wild drauflos irgendwelche Späße machen würde!
Humor als Bindemittel
Schauen wir Deutschen deshalb so viele Comedy-Sendungen? Einschalten, Humor an. Ausschalten, Humor aus? Oder haben wir Deutschen Spaß am Spaßabgucken? Sind wir gar Humor-Voyeuristen? Die bisher weltweit umfangreichste Studie, die Dr. Richard Wiseman von der University of Hertfordshire Ende 2002 publiziert hat, lässt die Frage offen. Fast eine halbe Millionen Menschen aus 70 Ländern haben hierbei online Witze beurteilt. Ergebnis: Wir Deutschen finden beinahe alle Witze witzig und landen deshalb prompt auf Platz eins!
Ein altes deutsches Sprichwort besagt: »Humor ist, wenn man trotzdem lacht.« Nur tun wir Deutschen uns damit doch recht schwer. Denn Humor heißt eben nicht nur, über Witze oder Comedy-Sendungen lachen zu können, sondern über den Alltag und die (nicht) alltäglichen Widrigkeiten, über die Unstimmigkeit des Daseins. Humor heißt, dem Ernst des Lebens einfach mal ein wenig Gewicht zu nehmen, ihn locker zu sehen. Das Leben ist nun einmal mehrdeutig und unberechenbar. »Besser man lacht drüber«, so der Holländer.
»Ihr Deutschen seid immer so seriös.« Noch so ein Vorurteil aus Holland frei Haus. Nun ja, wir finden, was so leicht daherkommt, das kann doch nur oberflächlich sein! Seit ich nach 13 Jahren in Holland, holländisch geprägt, wieder nach Deutschland zurückgekehrt bin, habe ich mir angewöhnt, mich vorab zu entschuldigen: »Wenn ich zu weit gehe, dann sag einfach Bescheid, Holländer sind da ein wenig grenzenlos.« Das gilt für Späße, Fragen und Doktortitel. Außer über das Königshaus lachen Holländer über alles. Sie lachen über sich, andere und über das Leben. Und falls man nicht verstanden hat, dass eine Bemerkung witzig gemeint war, dann helfen einem die Holländer gern mit einem freundlichen Schulterschlag, begleitet von einem »Grapje!« (»Das war ein Witz!«), auf die Sprünge.
Während meiner Zeit in Holland wurde mir klar: Natürlich sind die nicht immer nur gut drauf. Aber sie nehmen auch das mit Humor. Von einem Holländer bekommen Sie unverblümt eine negative Rückmeldung, und zwar sofort, direkt, ehrlich, zeitsparend und ohne Hintergedanken. Und über diese Bemerkung wird gleich ein Witz gemacht: »Den Deal hast du voll verhauen! Du bist der letzte Idiot!« Und dann folgt mit breitem Grinsen und Augenzwinkern: »Na ja, aber Kaffee kochen kannste zumindest!« Und das ist nur ein Beispiel für die abgeschwächte Variante. Und sogar die klingt für uns Deutsche schon ungewohnt. In Holland redet man so miteinander, selbst in den Vorstandsetagen. Ist das ungehobelt? Vielleicht. Aber Deutlichkeit ist den Holländern ein tiefes Bedürfnis. Denn unterschwellige Spannungen, die indirekt durch spitzfindige Bemerkungen sehr, sehr lange gehalten werden können, sind nicht ihr Ding. Wenn es zwickt, muss es raus. Wenn es raus ist, ist es greifbar, und dann wird es durch einen Scherz abgeschwächt. Denn Holländer sind absolut harmoniebedürftig und streben in allem, was sie tun, nach Konsens. Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Klarheit gehen dabei über Höflichkeit und Förmlichkeit.
In der alljährlichen holländischen Humorstudie des Comedy Central und Infomart GfK wurde 2012 die Rolle von Humor in Holland untersucht. Humor muss in den Niederlanden vor allem »gezellig«* sein. Wichtig ist, was uns alle verbindet. Und so verwenden Holländer Unmengen von Energie darauf, nach dem gemeinsamen Nenner zu suchen. Besprechungen sind Ausdruck von Meinungsfreiheit und Toleranz und nehmen im Schnitt 30 Prozent der Arbeitszeit eines durchschnittlichen Arbeitnehmers in Anspruch. Wie oft habe ich mir während einer holländischen Endlosbesprechung eine diktatorische deutsche Faust gewünscht, die auf den Tisch krachen möge, dass die Tassen klirren. Und dann die Ansage: »Jungs, Zeit ist Geld, für diese Details haben wir keine Zeit. Wir machen das jetzt nach Plan B. Die Sitzung ist hiermit beendet! Irgendwelche Einwände?« Doch die Faust kam nicht. Stattdessen kam ein Tablett mit in Frischhaltefolie verpackten Pappbrötchen und es wurde »gezellig« bis in die Abendstunden weiterverhandelt. Humor, das ist das Bindemittel der holländischen Kommunikation. Und deshalb ist den Holländern Humor, nach Gesundheit und Familie, am wichtigsten.
Woher kommt der holländische Humor?
Wo wir Deutsche uns von unserer Angst leiten lassen, da haben die Holländer gelernt, mit ihrer zu leben. Unser erhöhtes Sicherheitsbedürfnis ist im Ausland bekannt unter »German Angst«, ein Begriff für Sorgenmenschen und Bedenkenträger. Google Street View wurde nur in Deutschland nicht ausgeweitet. Für die Holländer ein Phänomen. Bei ihnen konnte schon immer jeder sehen, was zum Abendessen auf dem Tisch stand. Ob Golfkrieg, Schweinegrippe oder Pferdefleisch, in Deutschland muss man auf das Schlimmste gefasst sein! Bei potenzieller Gefahr ist es besser, vorbereitet zu sein, als hinterher darüber lachen zu müssen. Fahrradhelme sind nur in Deutschland gebräuchlich und sorgen in den Niederlanden oft für liebevolles Schmunzeln. Statistik hin oder her, die Holländer gehen immer davon aus, dass es so schlimm nicht sein wird. (»Het zal wel meevallen.«) In keinem Land kommen über eine Katastrophe so schnell Witze in Umlauf wie in den Niederlanden. Mir hat das oft die Schamröte ins Gesicht getrieben. Ich habe peinlich berührt mitgelacht, zögerlich, und fand das recht grob. Für Holländer ist das nur eine Art, zu relativieren. Wenn man jederzeit von einer Flutwelle überrollt werden kann, ist Gelassenheit eine Grundeinstellung. Sie haben sich angewöhnt, Dinge weniger groß und bedrohlich werden zu lassen, und verwenden deshalb für beinahe alles die Verkleinerungsform: »Uhh, ich glaube da zieht ein heftiges Gewitterchen auf! Sollen wir mal eben die Stühlchen reinholen? Wo ist dein Regenjäckchen? Oh, da kommt schon ein lekkeres Regenschauerchen!«
Holländer haben darüber hinaus gelernt, sich zu arrangieren. Kommen bei uns auf jeden Quadratkilometer 229 Einwohner, so sind das in den Niederlanden mehr als doppelt so viele. Und ihre 41 500 Quadratmeter Gesamtfläche müssen sich die Einwohner mit Millionen von Kühen, Schweinen und Wassertomaten teilen. Ganz zu schweigen davon, dass Holland zu 18 Prozent aus Wasser besteht. Die Niederlande sind das am dichtesten besiedelte Land Europas. Außer dem vertikalen Wohnen und Hochhäusern für Schweinezucht haben sie deshalb den Humor erfunden, um die unweigerlich entstehenden Reibungen zu verringern.
Was bringt der »Sinn für Humor«?
Humor ist ein Baustein, der helfen kann, glücklicher zu sein. Einen Sinn für Humor zu haben gehört nämlich, wie die Positive Psychologie zeigen konnte, zu jenen Charakterstärken, die eng mit Lebenszufriedenheit gekoppelt sind. Unklar war bisher jedoch, ob die Zufriedenheit tatsächlich auf den Sinn für Humor zurückgeht oder ob sich, umgekehrt, zufriedene Menschen Humor eher leisten können. Professor Willibald Ruch aus der Schweiz erforscht seit über dreißig Jahren den Humor und das Lachen. Er fand vor Kurzem heraus, dass die Lebenszufriedenheit von Versuchspersonen, die ein Humortraining absolviert haben, in gleichem Maße ansteigt wie ihr Sinn für Humor. Vielleicht sind uns deshalb die Holländer bei internationalen Studien zu Lebenszufriedenheit und