Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019. A. F. Morland

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Krimi Sammelband 7010: 7 Action Thriller November 2019 - A. F. Morland

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      Oleg Petrow trat aus seinem Zimmer im Hotel „New Semiramis“ und drückte die Tür vorsichtig ins Schloss. Der Gang war leer. Er ging leise über die dicken Teppiche zu der breiten Doppeltreppe und blickte über das Geländer ins Erdgeschoss. Kein Mensch war zu sehen. Aus dem Speisesaal, der einen Stock tiefer lag, drang gedämpftes Stimmengemurmel.

      Langsam ging der Wissenschaftler die Treppe hinunter. Im ersten Stock bemerkte er zwei andere Mitglieder seiner Delegation, die in ein Gespräch vertieft waren und zum Speisesaal gingen. Er wollte ihnen schon folgen, beschloss dann aber noch, ganz nach unten zu gehen. Im Erdgeschoß befand sich ein kleiner Stand mit Andenken und Postkarten. Von da waren es nur noch wenige Schritte bis zur Straße.

      Petrow versuchte, ein entspanntes Gesicht zu machen, aber er wusste, dass ihm das nicht gelang.

      Sekunden später stand er im Portal des Hotels. Einige Stufen führten auf die Straße. Er rümpfte die Nase, als ihm die Flut von undefinierbaren Gerüchen entgegenschlug. Auch der stinkende Kanal auf der anderen Straßenseite trug seinen Teil zu dieser Mischung bei. Über allem lagen der Lärmpegel einer orientalischen Stadt und die drückende Hitze, an die er sich nur schwer gewöhnte.

      Oleg Petrow wollte die Treppe hinuntergehen, als ihn eine kräftige Hand am linken Arm packte. Eine ruhige, leicht drohende Stimme erklang an seinem Ohr und riss ihn aus seinen Gedanken. „Genosse Petrow, Sie haben sicher noch nicht gegessen, die anderen werden schon auf Sie warten. Sie gehen besser nach oben.“

      Petrow wandte den Kopf und erkannte den Mann. Er war noch jung und hatte strohblondes Haar. Er lächelte freundlich und wirkte wie ein Student. Aber dieses Bild täuschte. Er gehörte zum Geheimdienst und begleitete die Delegation, besser, er bewachte sie.

      Petrow lächelte mühsam zurück. „Ich wollte nur für ein paar Minuten Luft schnappen, aber Sie haben recht, ich werde jetzt in den Speisesaal gehen.“

      Der junge Mann nickte ihm freundlich zu und lehnte sich wieder neben den Eingang.

      Petrow blieb neben dem Andenkenstand stehen und betrachtete die ausgestellten Dinge. Aber er hätte sich ohnehin nichts kaufen können, da er kein syrisches Geld besaß – und Rubel waren hier vermutlich nicht gefragt. So betrat er den Speisesaal und sah sich aufmerksam um. Die Delegation saß ziemlich vollständig an einigen Tischen rechts in der Ecke. Von den benachbarten Tischen war die Gruppe durch niedrige Blumenbänke oder Serviertische getrennt, sodass jeder fremde Kontakt aufgefallen wäre.

      Petrow setzte sich auf den freien Platz, begrüßte die Kollegen mit einem Nicken, und Augenblicke später kamen auch schon die Kellner mit der Suppe.

      Der Wissenschaftler beteiligte sich nicht an dem Fachgespräch, das um ihn herum geführt wurde. Er hob den Kopf und begegnete dem Blick von Malakin. Der GRU-Oberst lächelte, hob das Glas und prostete ihm zu.

      In der gegenüberliegenden Ecke saß Steve McCoy und musterte die Szene. Er stocherte lustlos in seinem Reisgericht. Jeden Bissen spülte er mit einem kräftigen Schluck Bier hinunter, wobei er sich jedes Mal schüttelte. Die Warnung seines Kollegen von der Botschaft war berechtigt gewesen: Das Bier schmeckte wirklich abscheulich. Er beschloss, lieber einen Arak zu bestellen.

      Er blickte wieder in die andere Ecke. Die sowjetische Delegation schien inzwischen vollzählig versammelt zu sein. Alle Stühle waren besetzt. Er konnte aus der Entfernung zwar kein Wort verstehen, sah aber an den Gesten, dass ein reges Gespräch im Gange war.

      Einer von diesen Männern war ein Überläufer. Einen von ihnen sollte er aus diesem Land herausbringen. Steve McCoy zählte noch mal, aber es stimmte mit seiner vorigen Zählung überein. Achtzehn Männer an vier Tischen. Steve hatte die Augenbrauen zusammengezogen und nippte an dem Arak, den der Kellner inzwischen gebracht hatte. Das scharfe Getränk rann wie Feuer durch seine Kehle – aber es war gut.

      Der Amerikaner spürte plötzlich unbewusst, dass er von der Seite angestarrt wurde. Er musste sich zwingen, nicht herumzufahren. Er durfte keine Aufmerksamkeit erregen. Er hob das Glas wieder an die Lippen und hatte dabei die Möglichkeit, einen unauffälligen Blick zur Seite zu werfen.

      Der Mann, der ihn anstarrte, saß am Nachbartisch, keine drei Meter entfernt. Er war ziemlich dick, hatte ein rotes Gesicht und war etwa fünfzig Jahre alt. Die kleinen Augen saßen wie Knöpfe in dem runden Kopf, und auf der Stirn des Mannes standen Schweißperlen, die er hin und wieder mit der Serviette abtupfte.

      Steve setzte sein Glas ab und starrte zurück, bis der andere den Blick senkte und sich eine Zigarette anzündete: eine deutsche Zigarettenmarke, soweit er das erkennen konnte. Entweder war er ein harmloser Tourist, oder er gehörte zu der ostdeutschen Delegation, die sich ebenfalls zu dieser Zeit im Hotel aufhielt. Steve McCoy hatte es durch Zufall an der Rezeption erfahren. Er musste trotzdem dieser Sache nachgehen, denn er liebte es nicht, über irgendetwas im Ungewissen zu sein. Das konnte er sich nicht leisten, denn oft hing sein Leben davon ab.

      Steve sah, dass der Mann auf sein Hauptgericht noch wartete. Da er wusste, wie schleppend bedient wurde, stand er abrupt auf und ging zum Ausgang. Er hatte Zeit und wollte recherchieren. Der Dicke würde mindestens noch zwanzig Minuten sitzen bleiben.

      Steve ging in den dritten Stock. Er hatte sich die Zimmernummer des Mannes gemerkt, denn der Schlüssel mit dem unübersehbaren Anhänger hatte auf dem Tisch gelegen. Der Gang im dritten Stock war leer. Die meisten Gäste waren jetzt beim Essen.

      Steve schlenderte den Gang entlang und blieb vor Nummer 312 stehen. Das war das Zimmer. Er beugte sich zum Schlüsselloch, aber nichts war zu sehen. Dann legte er sein Ohr an die Tür – kein Laut. Er holte sein unscheinbares Mehrzweckinstrument aus der Tasche, dem man nicht gleich ansah, wofür es in der Hauptsache verwendet wurde.

      Er schraubte es auseinander und schob den verstellbaren Dietrich in das altmodische Schloss. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er die Zuhaltungen gelöst hatte. Die Tür war auf, und Steve McCoy trat ein.

      Mit schnellem Blick hatte er den Raum überflogen und nichts Verdächtiges festgestellt. Er drückte die Tür wieder ins Schloss und trat in die Mitte des Zimmers. Es sah unbewohnt aus, wenn man von ein paar Dingen absah, die auf dem Nachttisch lagen.

      Steve öffnete den Kleiderschrank. Zwei Anzüge hingen darin, in den Fächern lag Wäsche. Unten stand ein billiger Koffer. Er hob ihn hoch und öffnete ihn, aber es war nichts Bemerkenswertes drin. Nur das Gewicht war ungewöhnlich.

      Auf Steve McCoys Stirn erschien eine nachdenkliche Falte. Er schüttelte den Koffer, aber es war nichts zu hören. Schnell tastete er die Nähte ab und verglich die Maße außen und innen miteinander. Aber der Agent konnte nichts entdecken. Er hatte nicht genügend Zeit, um sich intensiv mit der Suche nach dem Geheimversteck abzugeben, obwohl er mittlerweile überzeugt war, dass es sich bei dem Koffer nicht um ein normales Gepäckstück handelte. Das Gewicht passte einfach nicht!

      Steve stellte den Koffer wieder ab, anschließend wandte er sich zu der Kommode um und wühlte sie mit geübten Griffen durch. Auch hier war nichts zu entdecken. In der untersten Schublade lag ein Leintuch mit dunklen Flecken.

      Er nahm es nachdenklich in die Hand und roch daran. Ein schwacher Geruch von Metall und Öl stieg in seine Nase. Er hätte schwören können, dass sich vor kurzer Zeit in diesem Tuch eine gut geölte Schusswaffe befand.

      Sein Interesse für den Dicken mit dem roten Gesicht wuchs. Schnell riss er die Schublade des Nachttisches auf, aber außer einem Koran lag dort nichts, Papiere schon gar nicht. Die hatte der Mann vermutlich bei sich. Überhaupt machte

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