Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Durch das Großsölktal verläuft die bei Motorradfahrern beliebte Erzherzog-Johann-Straße. Sie verbindet das Enns- mit dem Murtal und überwindet dabei den 1788 m hohen Sölkpass. Es handelt sich um den höchsten Alpenübergang in der Steiermark. Auf dem Pass entdeckte man jungsteinzeitliche Pfeilspitzen und einen Brandopferplatz aus der Bronzezeit. Die Funde belegen, dass durch das Großsölktal einst eine bedeutende Handelsroute verlief. Im unteren Großsölktal befindet sich das Schloss Großsölk. Bereits um die erste Jahrtausendwende notierte man an gleicher Stelle die Veste Selchstein. Die Fluchtburg wechselte in der Folge mehrfach den Besitzer, bevor sich hier im 17./18. Jh. die Jesuiten niederließen. Eine Hinterlassenschaft der Mönche ist der Heilkräutergarten unterhalb der Anlage. Heute befindet sich im Schloss ein Naturerlebniszentrum für Kinder.
Der hintere Abschluss des Kleinsölktals ist ein Eldorado für Wanderer, die vom Ende der Mautstraße den Schwarzensee ansteuern. Am Talanfang passiert die Straße das Betriebsgelände der Sölker Marmor GmbH. Der Stein besticht durch seine nuancenreiche Farbgebung, die von Weiß über Rosé bis Jadegrün changiert (www.soelker.at).
Praktische Infos
Information Das Infobüro befindet sich in Stein an der Enns. Mo-Fr 8.30-12 und 13-15.30 Uhr. Stein a. d. Enns 107, Tel. 03685-20903, www.soelktaeler.at.
Veranstaltungen Säumerfest. Reiter aus dem Enns- und aus dem Murtal treffen am Sölkpass aufeinander und tauschen Salz gegen Wein („Säumer“ waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einfache Bauern-Händler). 1. So im Juli.
In den Tauern oberhalb des Kleinsölktals
Kasfest. Der Steirerkäse steht im Zentrum des kulinarischen Spektakels im Schloss Großsölk und in den Naturpark-Almen − der traditionelle Abschluss der Sommersaison. Letzter Sa im Sept.
Wandern St. Nikolai im Sölktal. Forst- und Almwirtschaftswege führen durch ein Seitental u. a. zur Bräualm. Gehzeit: ca. 2 Std. hin und zurück. Weiter geht es über einen 400 m hohen Absatz zu einem See und der nicht bewirtschafteten Hohenalm − oder optional zum Dürrmooswasserfall.
Schwarzensee. Ebenfalls keine erheblichen Anforderungen stellt der breite Weg vom Parkplatz am Ende der Mautstraße zum Seeufer dar. Einfache Gehzeit: 2 Std.
Großer Knallstein. Der Weg zum höchsten Gipfel des Naturparks (2599 m) ist geübten und v. a. konditionsstarken Bergwanderern vorbehalten. Gehzeit von St. Nikolai: 7 Std. hin und zurück.
Übernachten/Essen *** Zum Gamsjäger. Die bodenständige Wohlfühlpension befindet sich am hinteren Ende des Großsölktals. 21 Gästezimmer mit Kiefernholz, teils mit Balkon. Sauna, gutes Restaurant mit Innenraum im alpenländischen Stil und durchgehend warmer Küche (Nebensaison Mi Ruhetag, Hauptgerichte 8−12 €). DZ 92 €. St. Nikolai im Sölktal 127, Tel. 03689-210, www.zumgamsjaeger.at.
Breitlahnhütte. Familiengeführtes ÖAV-Logis am Ende der Kleinsölktal-Mautstraße. Startpunkt für Touren zum Schwarzensee und zur Putzentalalm. Mittags und abends steirische Spezialitäten, u. a. Forellen aus dem benachbarten Teich. 2 Familienzimmer und 1 einfaches Bettenlager. Ende Mai bis Anfang Okt. geöffnet. Kleinsölk 124, Tel. 0720-517462, www.breitlahn-huette.net.
Putzentalalm. Nur zu Fuß zu erreichendes Almidyll über dem Schwarzensee (3 Std. Gehzeit vom Ende der Mautstraße). Althergebracht wirtschaftender Almbetrieb, die Hausspezialität ist Kaiserschmarrn mit Preiselbeeren, der am offenen Feuer zubereitet wird. Nach Voranmeldung auch Übernachtung möglich. Tel. 03685-22820.
Schloss Trautenfels
Trutzig bewachte das Schloss die Handelswege durch das Ennstal. Die Fassade vor dem Hintergrund des Grimming ist ein postkartentaugliches Fotomotiv. In der Umgebung von Trautenfels befinden sich weitere interessante Attraktionen.
Obwohl die Fassade in ihrer spröden Schmucklosigkeit ein wenig abweisend wirkt, kann man sich dem erhabenen Eindruck kaum entziehen. Die strategisch günstige Lage des Schlosses führte dazu, dass sich im Mittelalter Landesfürsten und Erzbischöfe um den Besitz zankten, der im 13. Jh. erstmals als „Schloss Neuhaus“ in den Annalen auftauchte. Seine heutige Gestalt erhielt es in der zweiten Hälfte des 17. Jh., als der Graf von Trauttmansdorff, der steirische Landeshauptmann, das Anwesen erwarb. Aus dieser Zeit stammt der dekorative Marmorsaal im Obergeschoss mit den Barockfresken von Carpoforo Tencalla. Heute befindet sich in den Räumen ein Museum zur Natur- und Kulturgeschichte des Ennstals und des Salzkammerguts. Die Exponate kreisen um Themen wie Brauchtum, heimische Flora und Fauna, Mineralogie, Bergbau, Kunsthandwerk und Textilien sowie um diverse Aspekte menschlichen Alltags. Abschließend winkt der Ausblick vom Turm auf Grimming und Ennstal. Der Stiegenlauf zur Plattform ist mit Klaviersaiten bespannt, ein klingendes und beschwingendes Erlebnis!
♦ Palmsonntag bis Okt. tägl. 10-17 Uhr. 9,50 €, erm. ab 3,50 €. Trautenfels 1, www.museum-joanneum.at.
Rund um Trautenfels
Wer nach dem Schlossbesuch von Kunst und Kultur nicht genug hat, kann die Rupertikirche in Niederhofen oder den Skulpturenpark Irdning aufsuchen. Naturfreunde hingegen wandern in der Wörschachklamm oder erfrischen sich im Putterersee. Trautenfels ist zudem ein guter Ausgangspunkt für Abstecher ins Donnersbachtal in den Tauern und nach Pürgg.
Grimming: Das imposante, bis zu 2351 m hohe Gebirgsmassiv ist die östlichste Erhebung der Dachstein-Gruppe und galt lange Zeit als höchster steirischer Berg (Mons Styriae altissimus). Ganze 1700 Höhenmeter liegen zwischen Enns und Gipfel, womit der grimmige Grimming zu den höchsten freistehenden Gebirgsstöcken Europas zählt. Mit einer Länge von 9,3 km und einer Breite von 5,2 km ist er von allen Seiten eine beeindruckende Erscheinung und lange Zeit war er ein beliebtes Vermessungszeichen. Die Erschließung setzte im frühen 19. Jh. ein, außerdem inspirierte der Berg zahlreiche Künstler. Anselm Kiefer fertigte 2011 ein Patchwork mit dem Titel „Il mystero delle cathedrali“ und Paula Grogger publizierte 1926 ihren Roman „Das Grimmingtor“. Grundlage des Plots ist eine Volkssage, der zufolge in den Bergtiefen märchenhafte Schätze verborgen liegen. Legt sich um den Gipfel eine Nebelbank, kann man auf Wetterwechsel rechnen: „Trägt der Grimming einen Hut“, lautet die Regel, „dann wird das Wetter gut“. Klassischer Ausgangspunkt für die anspruchsvolle Bergquerung ist die Grimming-Hütte oberhalb von St. Martin am Grimming.
Schloss Trautenfels vor dem Hintergrund des Grimming
Öblarn: Der gepflegte Ortskern mit sorgfältig in Schuss gehaltenen, denkmalgeschützten Bürgerhäusern ist ein Etappenziel am Ennstal-Radweg. Einst war Öblarn ein bedeutender Bergbauort, der Abbau von Kupfer im Walchental ist