Steiermark Reiseführer Michael Müller Verlag. Andreas Haller
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Prächtige Deckenmalerei im Atelier
Im Kern ist die 1074 erstmals urkundlich erwähnte Anlage romanisch und gotisch, jedoch mit bedeutenden Hinzufügungen späterer Epochen: Aus der Zeit, als Strechau Hochburg des Protestantismus war, stammt der grandiose, italienisch anmutende Arkadenhof mit dem gusseisernen Brunnen. Der im 16. Jh. erbaute Renaissancetrakt um den Hof kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Drinnen sind der Festsaal mit barocker Stuckdecke (und Motiven aus Ovids Metamorphosen) und das Atelier des vormaligen Schlossherrn zu sehen: Die 1579 entstandenen Deckenmalereien wurden nie erneuert und leuchten noch wie am ersten Tag − ein einzigartiges künstlerisches Juwel! Zur 330 m langen und nur 40 m breiten Gesamtanlage, die in Teilen noch heute bewohnt ist, gehören ferner ein Biedermeiergarten, ein alter Weinkeller und ein Oldtimermuseum. Herzstück der Sammlung sind eine Handvoll Steyr-Limousinen, z. B. aus den 1930er-Jahren ein Steyr 30. Alle Ausstellungsstücke sind fahrtüchtig und werden ab und an für Hochzeiten und andere Anlässe vermietet.
Geschichte: Eine häufig kolportierte Sage handelt von der Burgherrin, die einst auf ihren Geliebten wartete, der auf Kreuzzug im Heiligen Land weilte. Für den Fall, dass er nicht mehr zurückkehre, gelobte sie, ins Kloster zu gehen. Indessen brach sie den Schwur und nahm sich bald einen anderen Mann, worauf beim Hochzeitsfest zum Schrecken aller Gäste ihr Kopf die Gestalt einer Totenkopffratze annahm. Teuflische Kräfte zerrten sie danach in die Hölle. Ein Gemälde aus dem 17. Jh. im Stift Admont porträtiert die Strechauer Adelige mit Totenkopf. Historisch verbürgt ist die Begebenheit natürlich nicht, ebenfalls nicht eine Burgfrau oder ein in Glaubenskämpfen verstrickter Gatte. Der erste historisch notierte Lehnsherr war der Salzburger Erzbischof. Seit dem 13. Jh. trat das Stift Admont als Verwalter in Erscheinung. Interessant wird es in der Reformation, als nach mehreren Besitzerwechseln die Burg in Besitz Hanns Hofmanns von Grünbühel gelangte. Als bekennender Protestant musste er in der Zeit der Glaubenskämpfe das Land verlassen, worauf die Admonter wieder das Ruder ergriffen. Im 19. Jh. traf sich in Strechau Erzherzog Johann mehrfach mit Anna Plochl. Ursprünglich beabsichtigten die beiden in der Burgkapelle zu heiraten, mussten ihren Plan aber aus bekannten Gründen verschieben. Heutiger Eigentümer der Burg ist eine private Stiftung.
♦ Mai bis Okt. tägl. außer Mo 10−16 Uhr. Führungen zu jeder vollen Stunde (letzte Führung 15 Uhr). 10 €, erm. 5 €, mit Oldtimermuseum. Tel. 0650-2348461, www.burg-strechau.at.
Der Weg von der Pyhrn-Autobahn (A 9) ist ab Ausfahrt „Rottenmann“ ausgeschildert. Alternativ führen Nebenstraßen von Liezen und Aigen/Enns über Lassing zur Burg.
Das Wunder von Lassing: Ende einer Bergbautradition
Zugänglich ist die Burg Strechau über ein abgeschiedenes Hochtal am Rand der Rottenmanner Tauern. Der Hauptort Lassing geriet am 17. Juli 1998 in internationale Schlagzeilen, als eine Sohle des Talkbergwerks einbrach und zehn Menschen das Leben kostete. Es handelte sich seinerzeit um das größte Grubenunglück in Österreich seit 1945. Dass nach zehn Tagen einer der elf Verschütteten unversehrt gerettet werden konnte, galt danach als „Wunder von Lassing“. Das Unglück zeitigte Konsequenzen: Es bedeutete erstens das Ende der Talkförderung im Lassingtal, zweitens führte man in den österreichischen Bergwerken neue Sicherheitsstandards ein.
Admont
Das Benediktinerstift mit dem grandiosen Bibliothekssaal setzt einen kulturellen Paukenschlag vor dem malerischen Hintergrund der Gesäuseberge. In der Umgebung lockt die Kaiserau zu Wanderungen und Spaziergängen.
Bereits von Weitem sind die schlanken Türme der Stiftskirche von Admont zu erkennen. Der neugotische Sakralbau gehört zur Benediktinerabtei, die mit dem barocken Bibliothekssaal ein kulturhistorisches Kleinod birgt. In den Stiftsgebäuden befinden sich mehrere Museen und Ausstellungen, sodass man für den Besuch in Admont genug Zeit einplanen sollte. Überdies verdienen die Klostergärten Beachtung: der barocke Löschteich, der achteckige Pavillon und der Kräutergarten mit 1000 Nutz-, Heil- und Zierpflanzen. Zudem befinden sich auf dem Stiftsgelände eine Apotheke, ein Restaurant und die Gärtnerei. Etwa 30 Mönche wohnen und arbeiten hier nach den Regeln des hl. Benedikts von Nursia. Während sich östlich die grünen Ennsauen anschließen, blickt die Westfassade der Kirche zur Admonter Ortsdurchfahrt. Das öffentliche Leben spielt sich fast ausnahmslos links und rechts der Straße mit einer Handvoll Hotels und Cafés ab. Erreichbar ist das Ortszentrum von Norden über das enge Nadelöhr der Ennsbrücke.
Geschichte
Das Stift Admont, gesehen vom Klostergarten
Das älteste bestehende Kloster der Steiermark wurde 1074 vom Salzburger Erzbischof gegründet. Anlass war eine Stiftung der Kärntner Gräfin und Landespatronin Hemma von Gurk, die 1938 heiliggesprochen wurde. Das Admonter Benediktinerkloster entwickelte sich in der Folge zum religiös-spirituellen Zentrum der Obersteiermark und zu einem Mittelpunkt der Gelehrsamkeit und des künstlerischen Schaffens. Die Bibliothek, die auch mittelalterliche Handschriften der Klosterschreibschule verwahrt, ist dem Streben nach Wissen und Erkenntnis geschuldet. Über die vielseitigen künstlerischen Tätigkeiten geben die Stiftsmuseen Auskunft: Einen hohen Stellenwert genoss im 17./18. Jh. die Stickerei der Kunstgewerbeschule unter der Leitung des aus Kopenhagen stammenden Bruders Benno Haan. Im gleichen Zeitraum profitierte auch die Bildhauerkunst von Umbauten, die das mittelalterliche Kloster in eine Barockanlage verwandelten. Ein bedeutender Künstler war Josef Thaddäus Stammel, der von 1726 bis zu seinem Tod im Stift wirkte. Von ihm stammen die Skulpturen der Bibliothek, in denen - typisch für sein Werk - alpenländische und italienische Einflüsse verschmelzen. Ein verheerendes Feuer zerstörte 1865 das Kloster mit Ausnahme der Bibliothek. Mit dem Wiederaufbau wurde umgehend begonnen.
Sehenswertes
Stiftskirche: Der große Brand im Jahr 1865 verschonte auch die Kirche nicht, was ihr neugotisches Erscheinungsbild erklärt. Sie wurde vier Jahre nach der Katastrophe geweiht und gehört zu den erhabensten steirischen Sakralbauten. Lediglich Teile des Fundaments und die Seitenportale der Westfassade stammen aus romanischer Zeit. Bemerkenswert ist die stilistische Geschlossenheit des dreischiffigen Raums: Das Mittelschiff strebt dem Altar aus Carrara-Marmor zu, flankiert von Wandteppichen aus der Stickereischule des Stifts. Zu den wertvollsten Ausstattungsstücken zählt das Kruzifix unter dem Chorbogen aus dem Jahr 1518. Am Kreuzaltar befindet sich eine Kopie der Admonter Madonna. In der Großen Depression in den 1930er-Jahren sollte das Original nach Nürnberg verkauft werden. Die Landesregierung schaltete sich darauf ein und erwarb das wertvolle Stück aus dem frühen 14. Jh., weshalb es heute im Schloss Eggenberg in Graz zu sehen ist. Sehenswert sind überdies die Werke des Bildhauers Josef Thaddäus Stammel: am Marienaltar die handgeschnitzten Rosenkranz-Medaillons und die großartige Weihnachtskrippe in einer Seitenkapelle.
Stiftsbibliothek: Der Büchersaal im Stil des Barocks