Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton

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Die Goldminen von Midian - Richard Francis Burton

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Syrien, dessen Beirut lediglich ein Dorfhafen und dessen Hauptstadt Damaskus, das »Auge des Orients«, ein baufälliger Haufen geworden ist. Seit jenen Tagen, als Ibrahim Pascha Ägypten durch Eroberungsfeldzüge zu erweitern und mit Verwaltungsreformen und verschiedenen fortschrittlichen Maßnahmen zu modernisieren suchte, kann das Heilige Land kein einziges bedeutendes öffentliches Bauwerk mehr vorweisen außer denjenigen, die ihm von den Ägyptern selbst vermacht wurden. Ibrahim Paschas Bestrebungen wurden allerdings von Lord Palmerston vereitelt, der drohte, »Mohammed Ali in den Nil zu werfen«, und dabei unabsichtlich zum Helfershelfer Russlands wurde.

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       Nil-Landschaft

      Hätte sich Letzterer in Stambul auf den Thron gesetzt, wäre die Türkei nicht zum hoffnungslose Bankrotteur geworden – ein erobertes Königreich und Schatten seines früheren Selbst.

      Die Hauptaufregung in Alexandria verursachte selbst in jenen Tagen, als die Russen am 24. April den Pruth überquerten, die große Obeliskenfrage. Mohammed Ali Pascha hatte 1801 England den Zwillingsobelisken von »Kleopatras Nadel« angeboten, der einmal den Tempel des Sonnengottes Tom in On (Heliopolis), der Stadt der untergehenden Sonne, zierte; aber England, von liberalen Wirtschaftsideen geplagt und zu arm, um 10 000 Pfund zu zahlen, hatte das Geschenk abgelehnt, das infolgedessen null und nichtig geworden war. Das Angebot wurde durch Scheríf Pascha unter dem gegenwärtigen Vizekönig wiederholt und diesmal angenommen – obwohl die Oberfläche des Obelisken im Laufe von 3500 Jahren stark gelitten hatte. Auf der nach Norden weisenden Seite ist nur die Kartusche Pharao Thuthmoses’ III. gut erhalten. Von der Unterseite, die im Erdboden gelegen hat, wurde die Erde abgekratzt, und einer örtlichen Legende zufolge kroch eine königliche Hoheit persönlich unter den »hässlichen alten Felsblock« – wie eine englische Zeitung ihn profan bezeichnet –, um festzustellen, dass der Stein in seinem feuchten Grab keinen ernsthaften Schaden gelitten hat. Ist außerdem Dr. Richard Lepsius nicht jederzeit bereit, Obeliskenschäden aller Art zu restaurieren? Anfang 1877 trat der Streit um die Große Nadel in eine absonderliche Phase, denn nun ging es um die Eigentumsfrage. M. Giovanni de Demetrio, der Antiquitätensammler, hatte Anspruch auf das Monument erhoben und war am Gericht vor Ort mit seiner Klage abgewiesen worden. Er benahm sich indessen sehr großmütig, und aus Ehrerbietung gegenüber der englischen Regierung verzichtete er auf weitere Hemmnisse. Dies wäre einige Jahre zuvor, als Ägypten noch das glückselige Jagdrevier der westlichen Barbaren war, undenkbar gewesen. Von Said Pascha – einem geistreichen Prinzen, der einen guten Scherz zu schätzen wusste – erzählt man sich, dass er, als ein wohlbekannter »Anspruchsteller« in seiner Gegenwart den Hut zog, ausgerufen haben soll: »Mein Herr, bedecken Sie sich! Wenn Sie sich eine Erkältung holen, verlangen Sie gewiss Schadenersatz von mir.«

      Kurz nach meiner Abreise aus Ägypten erhielt Herr Dixon, von löblicher Wissbegierde getrieben, am 20. Juni 1877 die Erlaubnis, den Sockel des stehenden Obelisken »Kleopatras Nadel« freizulegen. Ihm waren gewisse »eigentümliche Kerben« im Sockel des umgestürzten Pendants sowie mysteriöse Bronzestatuen am antiken Modell im Madrider Museum aufgefallen. Er stellte fest, dass die vier unteren Ecken des Monolithen abgeschlagen worden waren und eine in den Säulenschaft eingelassene Metallstange erkennen ließen, welche ihn mittels bemerkenswert gut gearbeiteter, Krabben darstellender Bronzefüße mit dem Granitsockel verbindet. Ursprünglich waren nur die Tiere sichtbar, und glücklicherweise blieb eines der südlichen erhalten und zeigt zwei bedeutende Inschriften. Diejenige an der Außenseite trägt in gut leserlichen Buchstaben fünf achtel Zoll hoch folgende Inschrift:

      H KAIΣAPOS

      BAPBAPOS ANEΘHKE

      APXITEKTONOΥNTOS

      ΠONTIOY.

      Und auf der richtigen Seite oder der südsüdwestlichen Klaue lesen wir:

      ANNO VIII

      AVGVSTI CAESARIS

      BARBARVS PRAEF

      AEGYPTI POSVIT

      ARCHI TECTAN TE

      PON TIO

      Für diese Informationen und die begleitenden Skizzen habe ich den Herren W. E. Hayns und Willoughby Faulkner zu danken. Sie fügten hinzu, dass alle Füße der erhalten gebliebenen Krabbe verstümmelt worden sind und durch grob behauene Steinbrocken ersetzt wurden, die man mit Lehm und schlechtem Kalk eingepasst hat. Da der Obelisk etwa acht Zoll vom Sockel angehoben worden ist, ruht das ganze Gewicht auf dem Mauerwerk und dem Metallträger; denn die Nadel hat eine »Schräglage« in Richtung Meer nach Nordwesten; die steinernen Stützen sind gesprungen und das ehrwürdige Relikt wird alsbald fallen, wenn nicht umgehend etwas getan wird. Wollen wir hoffen, dass es nicht das Schicksal des alten Orotava-Drachenbaumes auf Teneriffa teilen muss, dessen von ständigem und widerstreitendem Rat gequälter Eigentümer schließlich gar nichts unternahm, um ihn zu retten.

      Herrn Hayns zufolge gab die Mauer in der Nachbarschaft des Obelisken, als sie zerstört wurde, den Abschnitt eines Pfeilers frei, der eine fragmentarische lateinische Inschrift in einer Einfassung enthielt. Sie scheint ebenfalls aus Kaiser Augustus’ Tagen zu datieren und bestätigt so die Inschrift auf der Krabbe. Man liest auf der Spitze EIA, gefolgt von einigen unentzifferbaren Schriftzeichen, und an der Basis AVG LIB.

      Was der Reisende in Alexandria und Kairo sofort bemerkt, ist das Fehlen humanitärer Schutzvereine. Das gemeine Volk ist in der Regel weder wild noch brutal, wie gewiss einige seiner nördlichen Nachbarn es sind, aber die Menschen sind gedankenlos grausam, ähnlich Kindern, die anderen Lebewesen Schmerz zufügen, ohne es zu wissen. Die Mietdroschken und Zugtiere übertreffen jene zu Kairo bei Weitem, und wo die Europäer zahlreich sind, hat sogar der Eseljunge gelernt, dass der Ungläubige stets einen Esel mit möglichst wenig wunden Stellen bevorzugt und ein vierbeiniges einem dreibeinigen Kutschpferd vorzieht. Aber sogar hier müssen wir oft überflüssige Hiebe und Schläge mit ansehen, die jeden empören, der auch nur einen Funken Mitgefühl hat; in der Regel wird hemmungslos von der Peitsche Gebrauch gemacht. Viele, die nicht mit dem Lande vertraut sind – insbesondere Damen –, haben vorgeschlagen, die grausame Behandlung durch gesetzliche Maßnahmen einzudämmen. Seine Hoheit hat Zustimmung zu dem Unterfangen bekundet, und seine Beamten befürworten im Allgemeinen die Schaffung zivilisierter Sitten. Getan worden ist indes nichts. Zweifellos wären folgende Schritte erforderlich: Umlauf einer Petitionsliste, Bemühung um einen Abgeordneten aus London – einen sachkundigen Mann mit Erfahrung, der eine Zeit lang in Ägypten residieren würde – und schließlich Durchsetzung von Anordnungen, wonach die Polizei summarisch alle skandalösen Fälle von Tierquälerei verfolgen und mit Körperstrafen ahnden dürfte, die ihr von tadellos beleumundeten Einwohnern zur Kenntnis gebracht werden.

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       »Kleopatras Nadel« Obelisk und Krabbe

      Schon bald würde eine solche Schulung eine spürbare Verbesserung im Benehmen eines Volkes bewirken, das so fügsam wie intelligent ist.

      Die Europäer, und besonders die Engländer von Alexandria, sind glücklich, ihren eigenen Bezirk, den »Ramleh« (der Sandhaufen) zu haben. Dies war das alte Juliopolis und Nicopolis, das römische Zeltlager. Heute trennen es nur vier kurze Meilen unbewohnten Gebiets von der Stadt, welche sich früher etwa vier Wegstunden ostwärts bis zum Kap Zephyrion von Aboukir ausdehnte und gut und gern drei Millionen Seelen beherbergte. Eine Eisenbahnlinie, die von morgens früh bis Mitternacht in Betrieb ist, verläuft parallel zu der römischen Streitwagenstraße. Sie durchquert einen Haufen von Ruinen, die jetzt als Steinbrüche dienen, und schlängelt sich durch die Töpferei-Hügel, montes testacei genannt, das Kerámia

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