Operation Werwolf - Ehrensold. Uwe Klausner

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Operation Werwolf - Ehrensold - Uwe Klausner

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verstimmt die Augenbraue hoch, holte tief Luft und sagte: »Was schätzen Sie, wie viele Leute saßen zum Tatzeitpunkt im Zug?«

      »Moment mal, haben wir gleich.« Olbricht blätterte sein Notizbuch durch, hielt mit gerunzelter Stirn inne und atmete aus, als habe er einen Dauerlauf absolviert. »Alles in allem befanden sich circa 40 Personen an Bord, die Mehrheit in der zweiten und nur einige wenige in der ersten Klasse.«

      »Wie viele genau?«

      »Kann man beim besten Willen nicht sagen. Sie können sich vorstellen, bis wir vor Ort waren, hat es einige Minuten gedauert. Von daher kann man nicht ausschließen, dass sich der eine oder andere aus dem Staub …«

      »Verstehe. Apropos, wer hat das Tatopfer gefunden?«

      »Der Stationsvorsteher.«

      »Ich nehme an, Sie haben sich den Namen des besagten Herrn notiert?«

      »Selbstverständlich. Den Namen und die Adresse.«

      »Verstehe ich Sie richtig, Herr Polizeiobermeister: Keiner der Fahrgästen war imstande, der Polizei sachdienliche Hinweise zu geben?«

      Olbricht bejahte. »Sie wissen ja, wie die Leute sind. Einigen war es schon zu viel, dass sie auf den nächsten Zug warten mussten. Da war vielleicht was geboten, das können Sie mir glauben. Aber was soll’s, die Idioten sterben nun mal nicht aus, und wenn wir uns alle auf den Kopf stellen.«

      »Mit anderen Worten, es sieht so aus, als habe kein Mensch etwas von der Attacke mitbekommen, weder im Vorfeld noch im Anschluss.«

      »Korrekt. Ach so, eins sollte ich vielleicht noch erwähnen. Der Stationsvorsteher hat ihnen was vom Pferd erzählt, von wegen Maschinenschaden und so.«

      »Hut ab, der Mann hat sich ein Sonderlob verdient.« Kalinke blickte nachdenklich vor sich hin. »Eine Frage noch, Herr Kollege: Wie kam der Stationsvorsteher eigentlich dazu, einen Blick in den Waggon …«

      »Moment mal, damit wir uns nicht falsch verstehen«, platzte der Revierleiter mit einer fahrigen Handbewegung heraus, steckte das Notizbuch ein und ergänzte: »Nach den mir vorliegenden Informationen war es nicht der Stationsvorsteher, der auf die Schwerverletzte aufmerksam wurde, sondern …« Auf einen Schlag kreidebleich, rang der Revierleiter nach Worten, schloss die Augen und schüttelte unentwegt den Kopf. »Ich Idiot, wie kann man nur so bescheuert sein!«

      Böses ahnend, hüllte sich Kalinke in Schweigen.

      »Ich Blödmann. Dämlicher geht es wirklich nicht.« Der Revierleiter war untröstlich, und wie um dies zu demonstrieren, winkte er mit einer schlaffen Handbewegung ab. »Ich könnte mich ohrfeigen. Bitte nehmen Sie es mir nicht krumm, Herr …«

      »Kommt drauf an, worum es geht«, schaltete sich Sydow unvermittelt ein, wechselte einen wissenden Blick mit seinem Partner und ging vor dem Revierleiter in Stellung, die Hände fast krampfartig gegen die Hüften gepresst. »Lassen Sie mich raten, Herr Kollege: Könnte es sein, dass der Mann, von dem hier die Rede ist, mit einer Uniform bekleidet war?«

      Olbricht nickte devot.

      »Mit einer Uniform der Deutschen Reichsbahn?«

      Am Boden zerstört, stimmte der Revierleiter zu.

      »Donnerwetter, der traut sich aber was!« Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, brach Sydow das Gespräch mit Olbricht ab, bedeutete Kalinke, ihm zu folgen, und begab sich zu der Glastür, die den Warteraum mit der angrenzenden Intensivstation verband. »Aber wie heißt es so schön: Hochmut kommt vor dem Fall.«

      »Und was, wenn er weiterhin keine Fehler macht?«, erwiderte Kalinke, dem die Skepsis ins übermüdete Profil gemeißelt war. »Du weißt doch, der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen.«

      »Ist er nicht.«

      »Und warum?«

      »Wenn dem so wäre, hätte er die Kleine umgebracht – so herzlos das auch klingen mag«, versetzte Sydow mit tonloser Stimme, drückte auf die Klingel und machte ein Gesicht, das vor Groll und Abscheu nur so strotzte. »Na, dann wollen wir mal, Herr Kollege, wäre doch gelacht, wenn er uns durch die Lappen gehen würde!«

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