Pfaffensud. Andreas Schröfl

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Pfaffensud - Andreas Schröfl

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      Graffiti jetzt beschämter Blick zum Sanktus und der Schulterzucken.

      »Ja dann«, hat der Sanktus gestammelt und in die Hände geklatscht. »Dann bist ja heut bei uns genau richtig, Sandy. Sehr schön. Sehr schön. Papa, magst du der Sandy mal kurz die Gegend zeigen? Ich hätt was mit dem Graffiti zu bereden.«

      Dem Sanktus war nämlich gerade eine rettende Idee gekommen.

      »Graffiti, ich muss raus von daheim«, hat er angefangen.

      »Sanktus, du wirst doch ned …«, hat der Graffiti fast geschrien.

      »Pst! Sei stad. Nein, nein. Natürlich ned. Aber wir haben seit einer Woche Besuch.«

      »Besuch?«

      »Ja, ich sag nur Zitronenfalter. Mehr sog i ned«, hat der Sanktus geflüstert und in Richtung Birthe gedeutet, die gerade den Hannes belabert hat.

      Der Hannes, mit süßsaurem Lächeln, hat ganz Gentleman immer wieder ihre Hand von seinem Oberarm entfernt. Aber lange würde er es nicht mehr aushalten. Das hat ihm der Sanktus angesehen.

      »Jessas, Maria und Josef. Was ist denn das?«

      »Das ist einfach nur grausam und brutal, Graffiti. Ich halt des nimmer aus. Ich sag’s dir. Ganz ehrlich!«

      »Und die Kinder?«

      »Jetzt sind dann Ferien. Die Martina fährt mit der Anna in den Urlaub, hat sie zur Firmung gekriegt, und der Schorschi ist mit meinem Papa unterwegs.«

      »Und der Zitronenfalter?«, hat der Graffiti wissen wollen.

      »Hat noch nicht angedeutet, wann er wieder heimfliegen will.«

      Der Graffiti hat ein verständnisvolles Gesicht gemacht.

      »Ich trau mich ja gar ned fragen«, hat der Sanktus fast gewinselt. »Am End sagt die, sie bleibt noch drei Wochen.«

      »Nicht auszudenken«, hat der Graffiti gemurmelt. »Das kriegen wir schon irgendwie hin. Apropos fürchten, was sagst denn zu dem neuen Psalm-Fall?«

      »Find ich cool«, hat der Sanktus gesagt. »Warum? Is scho wieder was passiert?«

      3.

      Seit einigen Wochen war die religiöse Welt Münchens im Aufruhr. Ein mit einer Luzifermaske vermummter Unbekannter rief im Internet zum kritischeren Umgang mit katholischen Priestern auf, die seiner Meinung nach Schande über ihr Amt brachten. Er prangerte sexuelle Übergriffe, Habgier, Amtsmissbrauch und Gotteslästerung an. In einigen Münchner Kirchen wurden Altäre und Kirchenwände mit Psalmen besprüht, die diese Sünden kritisierten. Auch der Punkt Entschädigung von Missbrauchsopfern wurde thematisiert, was die Debatte um die Schandtaten einiger katholischer Priester wieder aufleben ließ. 2018 wurde von den deutschen Bischöfen eine Studie veröffentlicht, die die Missbrauchsfälle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentierte. Die darauffolgenden Zahlungen aus einem eigens eingerichteten Entschädigungsfonds wurden jedoch als zu gering eingestuft. Das Paradoxon, dass hier für die schändlichen Verfehlungen der Geistlichen die Kirchensteuer zur Hilfe herangezogen werden könnte, die von braven, gläubigen Katholiken entrichtet wird, und trotzdem weiterhin neue Fälle bekannt wurden, bescherte dem Unbekannten Tausende von Klicks im World Wide Web. Als Grundübel identifizierte der provokant den heutzutage überholten Zölibat, der die Auswahl fähiger Menschen mit Lebenserfahrung seiner Meinung nach fast unmöglich machte. Somit sollten auch verheiratete Diakone zum Priester geweiht werden, wolle man mit der Zeit gehen und dem Rückgang der Zahl katholischer Geistlicher entgegenwirken. Auch die Einsetzung weiblicher Diakoninnen wurde von »Luzifer« propagiert. Die Weihe von Priesterinnen in der katholischen Kirche komischerweise jedoch nicht, was die Follower-Gemeinde verwirrte. In einem Video legte der Unbekannte dem katholischen Klerus nahe, sich auf die Amazonas-Synode im Herbst des Jahres zu besinnen und die katholische Kirche zurück zum wahren Glauben und dennoch in eine florierende Zukunft zu führen. Bis dahin werde mit weiteren Anregungen zu rechnen zu sein.

      »Einen Kuttenbrunzer hat’s wieder getroffen«, hat der Graffiti gemeint.

      Du musst wissen, dass der Graffiti ein Kirchenhasser war. Er war so unkatholisch, wie es nur gerade möglich war. Ob er ein heimlicher Atheist war, hat der Sanktus nicht gewusst, denn immer, wenn er in diese Richtung gefragt hat, ist ihm der Graffiti ausgewichen. Er hat dann jedes Mal etwas von einem einschneidenden Ereignis in seiner Vergangenheit gefaselt.

      »Herr Himsl«, hat der Sanktus angefangen, »ich bin jetzt a ned der Katholik number one in the house, aber heut hamma Firmung. Also reiß dich bitte a bisserl z’samm.«

      »Weng meiner«, hat der Graffiti zerknirscht zugestimmt. »Aber sei froh, dass ich heut überhaupt da bin. Ich bin seit über 20 Jahr in keiner Messe mehr g’wesen. Schau, das mach ich heut alles nur wegen dir und der Martina.«

      »Passt! Rechne ich dir in alle Ewigkeit hoch an, aber sag, was war los?«

      »Einen Pfarrer haben s’ wieder erwischt. Der Luzifer hat’s am Tag zuvor im Internet angeprangert. Psalm 73,12, Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich. Am nächsten Tag hat’s den Pfarrer Altenböck aus Sendling derbröselt. Zuerst hat er eine Karte mit einem Luziferbild erhalten, und dann sind Beweise aufgetaucht, dass er sich bei den Spendenaktionen immer selbst was zukommen lassen hat. War jetzt ned viel, aber trotzdem. Er wollt’s für die Orgelreparatur zurücklegen, sagt er. Na, ja, wer’s glaubt, wird selig.«

      »Sauber. Vatikanische Geheimpolizei, oder was?«, hat der Sanktus gefragt. »Das wenn der Bummerl noch erleben könnt. Da wär er voll in seinem Element. Herrschaft, da muss ich auch amal wieder ans Grab. War ich scho ewig nimmer. Aber heut reden wir ned von den Toten. Heut is Firmung.«

      »Ich müsst schnell zum Pieseln«, hat der Graffiti auf einmal gemeint. »Wo kann ich denn da hin?«

      »Geh rüber ins Pfarrheim. Da gibt’s ein Klo!«

      Und weg war der Graffiti.

      Idee gar nicht so dumm, hat sich der Sanktus gedacht, weil sicher ist sicher, und es schaut schon recht blöd aus, wenn du während der Firmung deiner Tochter raus auf die Toilette musst. An allen Leuten in der Bank vorbei und dann diese vorwurfsvollen Blicke. Kann man doch vorher erledigen, solch eine Pennäler-Blase. Typisch, wieder der. Wahrscheinlich zu viel Weißbier zum Frühschoppen getrunken und so weiter. Also dem Graffiti hinterher ins Pfarrheim.

      4.

      Als der Sanktus gerade die Klinke zur Toilettentür hat herunterdrücken wollen, hat er Geschrei von innen hören können. Es hat auch etwas gerumst, also alle Anzeichen für ein Gerangel oder Kampf. Er hat kurz nachgedacht, dann aber sofort hinein, weil vielleicht muss er ja dem Graffiti aus irgendeiner Patsche helfen.

      So hat er also die Tür aufgerissen und sofort zwei Gestalten ausmachen können. Den Graffiti und einen Herrn in schwarzer Soutane, über der ein goldenes Kreuz an einer Halskette gehangen ist. Der Geistliche, etwas derangiert, hat gerade seine Brille wieder aufgesetzt, aber es war erkennbar, dass das filigrane Metallgestell etwas Schaden genommen hat. Wie das passiert ist, hat sich der Sanktus gar nicht vorstellen wollen.

      Er hat dem Geweihten ins Gesicht gesehen. Dort war extreme Erleichterung zu erkennen, da die Farbe von tiefrot wieder in normale Gefilde gewandert ist. Tiefes Durchschnaufen seitens Pfarrer.

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