Pfaffensud. Andreas Schröfl

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Pfaffensud - Andreas Schröfl

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die den Dialog mitbekommen hatte, hat gelächelt und dem Schorschi die Hand gedrückt.

      Als Firmling und Patin an der Reihe waren, hat die Anna der Martina von hinten die Hand auf die Schulter gelegt, und der Abt hat dem Mädchen ein Kreuzzeichen mit Chrisam auf die Stirn gezeichnet. Dann hat er sich kurz mit der Martina unterhalten, und die nächsten waren an der Reihe. Eigentlich ein sympathischer Mensch, hat sich der Sanktus gedacht. Was hat der Graffiti wohl gegen ihn gehabt? Oder doch eine Verwechslung? O mei! Das würde wieder ein Gewürge werden, bis er das aus seinem alten Spezl herausbekommen würde.

      6.

      Nachdem der Gottesdienst vorbei war, haben sich alle Beteiligten auf dem Vorplatz der Kirche versammelt, wo bereits weiße Stehtische aufgestellt waren. Nun konnte sich jeder stärken, denn es gab Sekt, Bier, alkoholfreie Getränke sowie Canapés.

      Der Schorschi ist schnurstracks zur Bar gerannt und mit einer Orangenlimonade zurückgekommen.

      »Der ist viel zu brav«, hat der Sanktus gemeint. »Der kommt dir nach, Kathi. Ich hätt auf jeden Fall ein Cola dahergebracht.«

      »Oder gleich eine Halbe Bier«, hat die Kathi schmunzelnd gemeint. »Aber hast recht. Ein braver Bub ist er, Gott sei Dank.«

      Die Martina ist gerade mit der Anna zu der Gruppe hergekommen, beide Damen waren mit einem Glas Sekt mit Orangensaft bewaffnet, da war auch schon die Birthe wieder auf dem Tableau. Gott sei Dank hatte sie in der Sandy ein williges Opfer gefunden, das sich nicht getraut hat, ihr einen Korb zu geben oder einfach abzuhauen, und die Birthe hat gnadenlos in sie hineinblubbern können. Dem Sanktus war es recht, da der Graffiti eh noch nicht aus der Kirche herausgekommen war. Komisch, denn der Sanktus hat sich nicht vorstellen können, dass sein Freund länger als nötig in einem Gotteshaus verweilt. Aber sei’s drum, die Sandy und die Birthe waren aufgeräumt, die Mädels haben geratscht und der Hannes war mit dem alten Sanktjohanser völlig unterhopft zu dem Tisch, wo es das Bier gegeben hat, durchgestartet. Natürlich haben sie dem Sanktus und dem Graffiti auch ein Bier mitgebracht. Doch der Spezl war immer noch nicht da.

      Auf einmal ist der Pfarrer Hintermeier bei den Herren gestanden und hat mit ihnen angestoßen. Wie immer war er in eine schwarze Soutane gekleidet. Anders hast du ihn nirgends antreffen können. Selbst wenn er mit seinem Mountainbike durch München geradelt ist, hat er dieses Gewand angehabt. Wie er es geschafft hat, mit dem Stoff nicht in der Kette des Radls hängenzubleiben, war dem Sanktus ein Rätsel.

      »Prost. Kennen mia zwoa uns?«, hat er den Sanktus gefragt. »Sie komma mir so bekannt vor. Aber ich weiß jetzt ned, wo ich sie hintun muss.«

      Der Sanktus, personengedächtnismäßig seit eh und je schlecht, hat den Kopf geschüttelt.

      »Ich auch ned, aber bekannt schon, äh, ja, ja …«, hat er geflunkert.

      »Wurscht. Komma schon no drauf, aber hobts es den Abt g’sehn? Der geht ma no ab. I hob ja drin versprochen, dass na alle jetzt Fotos mit eahm machen können. Wo is na der? Der wollt sich eigentlich nur noch in Ruhe umziehn. I schau amoi«, hat er gemeint und sich zum Gehen umgedreht.

      »Moment, Herr Pfarrer«, hat der Sanktus gemeint. »Ich geh mit. Mir geht nämlich mein Spezl, der Himsl Quirin, noch ab.«

      »Na pack ma’s! Auf geht’s«, hat der Hintermeier gemeint, und die beiden sind in Richtung Kirche und durch das große Portal wieder in den mächtigen Backsteinbau hinein.

      Sie sind durch die langen dunklen Bankreihen mittig durch das Kirchenschiff in Richtung Altar geeilt. Dem Sanktus war bereits klar, dass irgendetwas nicht stimmen hat können, denn, wenn der Graffiti jemanden am Vormittag eine aufstreichen will und zwei Stunden später gehen diese Person und der Graffiti ab, dann kannst du eins und eins zusammenzählen. So schaut’s aus! Nicht, dass der Graffiti aggressiv wäre oder ein großer Schläger, brauchst du nicht glauben. Außerdem hat es lange gedauert, bis man den Graffiti so gereizt hat, dass er ausfallend wird. Handgreiflich eigentlich nie, also privat. Geschäftlich hätte der Sanktus jedoch keineswegs seine Hand für ihn ins Feuer gelegt, denn was die Firma Himsl In- und Export so getrieben hat, ist ihm Gott sei Dank völlig verborgen geblieben. Ob die Geschäfte alle ganz legal gelaufen sind, hat er bezweifelt. Eigentlich war es dem Sanktus ganz recht, dass er nie etwas mitbekommen hat und seine Freundschaft zum Graffiti ausschließlich privater Natur war. Geschäftliche Querelen haben stets seine zwielichtigen Angestellten, der Murat, der Nikos, der Binser oder der Pröbstl, geregelt.

      Vor ihm hat der Pfarrer Hintermeier gewinkt, und dem Sanktus ist aufgefallen, dass ihnen eine Gestalt zwischen den Bankreihen entgegengekommen ist. Dabei hat es sich um die große Dame aus dem Pfarrheim gehandelt, die Pfarrsekretärin Muxeneder.

      »Muxi«, hat der Hintermeier gerufen, »hast du den Abt g’sehn?«

      »Naa, Herr Pfarrer. Der ist noch ned aus der Sakristei rausgekommen. Ich hab mir jetzt natürlich nicht hineinschauen trauen, weil ich als Frau und ein geweihter Herr … Naa, müsst ich mich ja der Sünden fürchten.«

      Die Muxeneder hat sich sofort bekreuzigt.

      »Muxi, so wild wär’s jetzt auch ned. Aber hast recht. Wissen S’«, hat er sich an den Sanktus gewandt, »unser Mesner ist krank, und die Muxi, also die Frau Muxeneder, hilft grad a weng aus.«

      Nun sind sie eiligen Schrittes zum Eingang der Sakristei gelaufen, der sich auf Höhe des Altars befunden hat. Der Hintermeier hat an die Tür geklopft.

      »Bertl«, hat er gerufen, »Bertl, bist du da drin? Engelbert. Mach auf!«

      Dann hat er an der Tür gerüttelt. Sie war verschlossen.

      Er hat sich zur Aushilfsmesnerin hingedreht.

      »Also, Muxi, sperr auf!«

      »Meinen S’, ich sollt, Herr Pfarrer? Ned, dass der ehrwürdige Herr Abt vielleicht noch ned ganz angezogen ist«, hat die Ersatzmesnerin gestammelt.

      Der Hintermeier hat der Muxeneder den Schlüssel aus der Hand genommen und die Tür zur Sakristei aufgesperrt und geöffnet. Drinnen ist auf einem Teppich in einer Blutlache der Abt vom Berg gelegen. Sein Kopf hat eine klaffende Wunde aufgewiesen, und es war klar, dass er erschlagen worden war. Das Mordwerkzeug war offensichtlich. Es hat sich dabei um die Monstranz vom Altar gehandelt. Sie war blutverschmiert zu Füßen des Abts hingestellt worden.

      Neben dem Toten ist ein blasser Graffiti gekniet. In der Hand hat er eine Karte mit einem Luzifer-Bild gehabt. Seine Finger waren blutverschmiert.

      Die Muxeneder hat einen gellenden Schrei ausgestoßen und geschrien: »Das ist er! Das ist der Mann, der den ehrwürdigen Abt heute schon auf der Toilette angegriffen hat. Polizei! Polizei!«

      Sofort ist sie aus der Sakristei hinaus, durch das Kirchenschiff und durch das Portal auf die Treppen gerannt und hat in die Menge geplärrt: »Er hat den ehrwürdigen Abt umgebracht! Er hat ihn mit der Monstranz erschlagen! Abt Philipp ist tot!«

      Dann ist sie bühnenreif ohnmächtig vor der Kirche zusammengebrochen.

      7.

      In der Sakristei hat es von Polizisten gewimmelt. Die Schranner Bine und der Bergmann Rudi, beide Münchner Kriminalbeamte, waren da, außerdem ein Rechtsmediziner und mehrere Streifenbeamte. Der Pfarrer Hintermeier ist neben dem Toten gestanden und hat gebetet.

      »So«, hat er gesagt, »seids amal stad und ihr singts jetzt alle mit.«

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