Schwarzwaldjunge - Weltenbummler. Gerhard Moser

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Schwarzwaldjunge - Weltenbummler - Gerhard Moser

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gelernt.

      Zu Ostern besuchten wir die Großeltern und unsere Paten. Dort wurde dann der „Osterhase gejagt“. Als Kind glaubte ich gerne an den Osterhasen, weil er immer süße Sachen, gekochte bunte Eier, etwas zum Spielen oder zum Anziehen brachte. Wir hatten dann alle vier unsere Osterkörbchen, wir Jungs eine Kiepe auf dem Rücken, die Mädchen ein Körbchen am Arm, in die alles reingepackt werden konnte. War das Wetter zu schlecht, wurden die Geschenke in der Scheune oder im Stall versteckt. Und dann mussten wir suchen. An ein Ostern erinnere ich mich heute noch gerne. Es hatte die ganzen Tage geschneit und die Wiese war mit sehr viel Schnee bedeckt. Da die Sonne schien und es herrliches Wetter war, wurden die Geschenke auf der Wiese versteckt. Das Finden ging sehr schnell, da wir, schließlich waren wir nicht dumm, nur den Fußspuren nachgehen mussten. Die Frage war dann: Ist es tatsächlich mein Geschenk?

      Weihnachten war zum Ritual geworden, nach der Kirche die Großeltern zu besuchen, schöne Weihnachten zu wünschen, die Geschenke auszupacken und dann schwer beladen nach Hause zu laufen. Dort gab es zunächst das Weihnachtsessen, welches Mutter schon vor dem Kirchgang zubereitet hatte. Meist gab es Gesalzenes vom eigenen Schwein und Kartoffelsalat. Danach folgte die Bescherung zu Hause. Dass Papa während des Essens aufstand und sich im Wohnzimmer mit dem Weihnachtsmann unterhielt, war für uns Kinder immer ein Zeichen dafür, dass die Bescherung nahte.

      „Bin ich mal gespannt, was euer Papa dem Weihnachtsmann erzählt. Wenn ihr brav wart, gibt es Geschenke, wenn nicht, müsst ihr euch im nächsten Jahr mehr anstrengen…“ Jedes Jahr erzählte uns Mutter die gleiche Geschichte. Natürlich waren wir immer brav und Papa hatte dem Weihnachtsmann immer gutes zu erzählen, obwohl er unter dem Jahr fast nie zu Hause war und mit unserer Erziehung ganz wenig zu tun hatte. Sonst hätten wir nicht immer so tolle Sachen bekommen. Mal war es eine von Mama selbstgestrickte Jacke oder einen Pullover, mal ein Paar Schuhe, vom Opa selbst geschustert, oder wieder mal eine Lederhose.

      Zwei Tage vor Weihnachten machte unser Vater jedes Jahr, mit einer Axt über der Schulter, einen Spaziergang in den Wald. Er kam immer mit einem Tannenbaum zurück, der bis an die Wohnzimmerdecke reichte.

      Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen, dass sich jeder einfach im Wald einen Tannenbaum holt. Damals war es unvorstellbar, sich irgendwo einen Baum zu kaufen. Schließlich kannte jeder den Förster und der drückte dann schon mal beide Augen zu. Schließlich trafen sich die Männer des Dorfes immer wieder in der „Linde“ oder im „Hirsch“, unseren zwei Dorfkneipen, die sich großspurig „Restaurants“ nannten. Dort gab es dann das ein oder andere Freibier für den Förster.

      Ja die Feiertage. Sie sind bis heute in meinem Gedächtnis noch etwas ganz Besonderes.

      Herrliche Jahreszeiten

      Damals war der Winter noch ein richtiger Winter. Oft lag der Schnee so hoch, dass wir Kinder über die Schneeberge des freigeschippten Laufweges nicht mehr hinwegsehen konnten. An einem Winter reichte der Schnee fast bis ans Dach unseres Hausanbaus; und das waren immerhin rund zweieinhalb Meter.

      Die Winterabende waren oft sehr gemütlich. Da mein Vater im Winter nicht auf dem Bau arbeiten konnte, war er meist zu Hause. Auch der Weg in die Kneipe war dann oft so anstrengend, dass er lieber zu Hause blieb. Wenn er dann am Abend seine Mundharmonika aus der Schublade des Küchenschrankes nahm und uns vorspielte, dauerte es nicht lange und wir saßen in der gut beheizten Küche alle zusammen. Vater spielte uns vor, meist sangen wir Kinder dann einige Lieder. Besonders gerne hörten wir unserem Vater beim Singen zu, da er einen herrlichen Bass hatte. Danach las uns Mutter Märchen aus dem alten, schon recht verschlissenen Buch vor. Vater trank dabei das ein oder andere Bier, was dann bald dazu führte, dass er sich still und heimlich ins Bett verzog.

      Winter war für mich zu jener Zeit auch dann, wenn die Fenster am frühen Morgen, wenn wir aufstanden, von oben bis unten mit herrlichen Eisblumen überzogen waren. Unter Lachen und Jauchzen leckten wir Kinder dann an den Scheiben, bis wir es schafften, durch das freigeleckte Loch die Winterlandschaft draußen zu sehen. Geheizt wurde mit Holz, und das nur in der Küche und bei Bedarf im Kachelofen des Wohnzimmers.

      Fernseher gab es damals noch nicht. So blieben wir von den schlechten Nachrichten aus der großen, weiten Welt verschont. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele, gerade aus der älteren und alten Generation heute behaupten: Früher war alles besser.

      So verbrachten wir viele gemütliche Abende im Kreis der Familie.

      Die Sommerferien waren immer ganz toll, da in dieser Zeit fast immer schönes Wetter vorherrschte. So konnten wir von früh bis spät mit den anderen Kindern des Viertels draußen spielen. Ab und zu gab es ein richtiges Sommergewitter mit kräftigem Regen. Wenn das vorüber war, kam aber ganz schnell wieder die Sonne. Im Winter gab es beinahe eine Garantie, dass Schnee fiel und wir viel draußen herumtoben konnten. Heute ist der Sommer oft ein grün angestrichener Winter und der Winter ein komisch kühler Sommer. Was nutzen 25°C im März, wenn es in den großen Ferien nur regnet und zu kühl ist, um draußen im Matsch zu spielen. Das ist nun mal die „Klimaerwärmung“, behauptet die Politik und kassiert kräftig Steuern, um etwas dagegen tun zu können. Dabei geschieht so etwas alle paar tausend Jahre. Wenn die Politiker den Verlauf der Erdgeschichte mal genauer anschauen würden, könnten sie in den schlauen Büchern lesen, dass das Bild der Erde in der letzten Eiszeit ganz anders aussah. Warum sollte es da nicht in der nächsten Phase sein, dass Europa mal wieder im Meer verschwindet oder im Ozean ein neuer Erdteil auftaucht?

      Jeden Sonntag, nach dem Mittagessen, ging es zur „anderen Oma“ ins Nachbardorf. Sommer wie Winter, bei Regen; Schnee oder Sonnenschein. Die Mädchen mussten nach dem Mittagessen das Geschirr spülen und die Küche aufräumen. Schließlich sollten sie später mal richtige Hausfrauen werden und da konnte man nicht früh genug mit dem Lernen und Üben anfangen. Wir Jungs durften noch solange draußen spielen. Wehe, die schönen Sonntagsklamotten wurden dabei schmutzig. Danach ging es los. Die drei Kilometer wurden stramm gelaufen. Bei Oma gab es Kaffee und Kuchen, im Sommer auch mal ein Eis aus dem nahen, neu eröffneten Café. Nach drei Stunden ging es den gleichen Weg durch die Felder zurück. Der kleine Bruder wurde immer im Kinderwagen gefahren, im Winter bei Schnee im Schiebeschlitten. Dieser sah aus wie ein Stuhl, hatte jedoch unten Kufen und konnte so von Mutter wie ein Kinderwagen geschoben werden.

      Kindliche Erinnerungen

      Jährlich machten wir im Sommer einen Ausflug mit der ganzen Familie. Oft durften wir auch unsere Freunde dazu einladen. Meist ging es zwölf Kilometer zur Schlossruine Geroldseck. Vater trug einen Rucksack, voll mit Getränken und einer Vesper, die wir auf der halben Strecke, während einer Pause im Wald, verzehrten. Das war immer toll. Wir saßen auf umgesägten Baumstämmen an einer Waldhütte, jeder bekam ein belegtes Brot und einen Apfel, durfte mal einen kräftigen Zug aus der Limoflasche machen – und die Welt war in Ordnung. So fiel es uns Kindern nicht auf, dass die Strecke doch ganz schön weit war. Wenn einer anfing zu jammern, meinte unser Vater: Setze dich an den Wegesrand, wir nehmen dich auf dem Rückweg wieder mit. Wer wollte schon alleine im ach so dunklen Wald sitzen bleiben? Wer weiß, ob die überhaupt auf dem Rückweg wieder hier entlangkommen würden? Also – weiter.

      Einer dieser Jahresausflüge ist mir auch heute noch im Gedächtnis, da wir vier Kinder im Verlauf des Tages fest daran glaubten, unser Zuhause nie wieder zu sehen. Da Mutter mit unserem kleinen Bruder schwanger war, konnte sie nicht mit auf diese Wanderung. So zogen wir mit Vater alleine los. Die ersten Kilometer bis zur Ruine ging alles gut. Ab dort wollten wir eigentlich mit dem Bus weiter nach Lahr fahren. Leider war Sonntag und es fuhr kein Bus. Statt, was logisch und der schnellere Weg gewesen wäre, durch den Wald wieder zurückzugehen, lief Vater mit uns in Richtung Lahr. Unterwegs hielten wir an jeder offenen Kneipe, da Vater enormen Durst hatte und wir Kinder natürlich auch was trinken wollten oder mal auf die Toilette mussten. In Lahr angekommen, war der letzte Bus wieder weg. Ohnedies fuhren sonntags nur zwei Busse auf dieser Strecke.

      „Macht

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