Schwarzwaldjunge - Weltenbummler. Gerhard Moser
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Obwohl wir Kaninchen, Schweine und Hühner hatten, gab es nur sonntags Fleisch. Unter der Woche wurde vielleicht mal ein Huhn zur Suppe verarbeitet oder vom Sonntagsbraten was aufgewärmt. Fleisch gab es meist nur für Papa, da er schwer auf dem Bau arbeiten musste.
Ich erinnere mich auch noch gut an eine Begebenheit, über die wir bis heute noch oft lachen. Wir hatten eine Ziege im Stall, die von meiner Mutter immer gemolken wurde. Keiner von uns Kindern mochte diese Milch. Mutter hat sie immer selbst getrunken, oder den kleinen Ferkeln ins Futter gemischt. Im Frühling wurde die Ziege dann meist zum Ziegenbock des Nachbarn gebracht und, oh Wunder, sie wurde danach immer dicker, bis eines schönen Tages im Stall ein, zwei oder sogar drei kleine Zicklein herumhüpften. Mit diesen spielten wir Kinder immer gerne, gaben ihnen Namen und ließen sie im Hof laufen. Oft kam es dann auch vor, dass sie einfach aus dem Hof liefen und auf die Straße rannten. Wir rannten dann auch – zur Mutter. Und diese rannte dann ebenfalls, um die kleinen Geißen wieder einzufangen. Das gab dann immer ein lautes Geschrei und wir Kinder lachten uns halb tot. Die Ohrfeigen, die wir danach manches Mal bekamen, nahmen wir gerne in Kauf. Jetzt aber zurück zu der „Begebenheit“. Waren die kleinen Ziegen groß genug, wurden sie von Papa zum Metzger im Dorf gebracht. Dort fand ihr junges Leben ein jähes Ende. Das Fleisch wurde vom Metzger mit Schweine- und Rindfleisch gemischt und zu Wurstteig verarbeitet. So wurde ich nach der Schule mit dem Fahrrad zum Metzger geschickt, um den Wurstteig zu holen. Die Straßen waren damals, Ende der 60.er Jahre noch nicht geteert, sondern nur mit Splitt bestreut. Auf dem Rückweg fiel mir die große Blechschüssel vom Gepäckträger des Fahrrades und landete – wie sollte es anders sein – auf der Straße, natürlich: Teig nach unten. „Oh je, das gibt bestimmt Ärger…“ So packte ich den Wurstteig wieder in die Schüssel, darauf achtend, dass möglichst wenig Steinchen im Teig verblieben. Einige waren natürlich noch in der klebrigen Masse versteckt. So achtete ich darauf, dass man dem Wurstteig äußerlich nichts ansah. Zu Hause packte meine Mutter den Teig in Dosen und kochte diese ein. Später biss jeder irgendwann beim Essen dieser Dosenwurst mal auf ein Steinchen. Schließlich musste ich den kleinen Unfall gestehen, da mir keiner meine Vermutung abnahm, dass der Metzger da etwas falsch gemacht hätte.
Gerne habe ich mit meiner Mutter in der Küche gearbeitet. Sie brachte mir die Grundbegriffe des Kochens und Backen bei und es machte mir richtig Spaß, mit ihr ein komplettes Mittagessen zuzubereiten. Meinem Vater gefiel das weniger.
„Kochen ist was für Schlappschwänze, geh lieber mit dem Hund spazieren.“ So lange ich zurückdenken konnte, hatten wir immer einen Hund. Der schwarze Teufel, den wir zu jener Zeit hatten, war ein bissiges Tier. Nur bei meinem Vater getraute er sich das nicht.
„Geh doch mit deinem bissigen Köter selbst spazieren. Dann bin ich eben ein Schlappschwanz (damals wusste ich nicht, was dieser Ausdruck bedeutete). Eine Ohrfeige war die Antwort und Mutter und Vater hatten sich in der Wolle, was sehr selten geschah. Damit nichts anbrannte, rührte ich in den Töpfen, bis sie sich geeinigt hatten, wer Recht hatte. Papa ging mit dem Hund, ich kochte mit Mutter weiter.
Einige Wochen später wurde der Hund vom Förster erschossen, da er meinen Vater gebissen hatte.
Fast täglich spielten wir mit den Nachbarskindern zusammen auf der Straße oder im nahegelegenen Wald. Mein Freund Kurt und sein Bruder aus der oberen Straße kamen eines Tages mit einer Seifenkiste an, die sie zusammen mit ihrem Vater gebastelt hatten. Ein tolles Teil, mit Bremse und Lenkung, wie ein richtiger Rennwagen. Ab da nervten wir unseren Vater, auch so eine Seifenkiste mit uns zu bauen. Der hatte allerdings Wichtigeres zu tun.
„Das könnt ihr auch alleine. Ist doch alles da, was man dazu braucht. Wo Hammer und Nägel sind, wisst ihr.“ Das Thema war für ihn erledigt und für uns begann der Spaß.
Wir sägten Bretter, was für uns nicht ganz einfach war. Mit der Laubsäge umzugehen, war etwas Anderes. Aber es klappte ganz gut. Der Vorrat an Vaters Baunägeln nahm bedenklich ab. Für den Lenker sägten wir kurzerhand den Stallbesen ab, befestigten das kleine Rad einer alten Schubkarre daran und verlegten die Schnüre zur noch nicht vorhandenen vorderen Radachse. Ein weitaus größeres Problem hatten wir mit dem Auffinden der vier Räder. Wir durchstöberten das Haus vom Keller bis zum Dach. Auf dem Dachboden wurden wir fündig. Der Kinderwagen, in welchem wir vier Kinder in zartem Alter durch die Gegend kutschiert wurden, sollte uns jetzt seine Räder für unsere Seifenkiste liefern.
„Lass uns aber erst Papa fragen“, äußerte mein kleiner Bruder etwas ängstlich.
„Wozu das denn, er hat doch gesagt wir sollen uns die Sachen selbst zusammensuchen?“ Ich hatte da keine Bedenken, dass das Zerlegen des Kinderwagens völlig in Ordnung war. Wir schraubten die Räder inklusive der Achsen ab und deckten den verbliebenen Rest des Kinderwagens wieder fein säuberlich zu. Musste nicht gleich jeder unsere Schandtat erkennen.
Wir konnten unser Glück nicht fassen. Einige Krummnägel befestigten die Achsen fachmännisch mit der fertigen Sitzplatte. Jetzt sah unsere Seifenkiste richtig toll aus. Wir schoben uns gegenseitig einmal quer durch den Hof - und die vordere Achse löste sich. Die Krampen waren zu kurz. Als wir dafür richtige Baunägel verwendeten, hielt die Achse bombenfest.
Das Seifenkistenrennen konnte beginnen.
Der Ärger kam am Abend, als wir mit der Seifenkiste nach Hause kamen und Mutter die Räder an unserm Prachtfahrzeug sah. Irgendwie kamen sie ihr bekannt vor und es schwante ihr böses.
„Wo habt ihr die Räder her?“ Sie schaute meinen Bruder und mich böse an.
„Ich habe es dir gleich gesagt, dass es Ärger gibt.“ Mein Bruder verbündete sich umgehend mit „dem Feind“.
„Papa hat gesagt, wir sollen uns alles nehmen, was wir brauchen. So haben wir uns am alten Kinderwagen bedient, den wir doch ohnedies nicht mehr brauchen.“ Siegessicher sah ich meine Mutter an. „Rotzlöffel!“ Zack, hatte ich eine Ohrfeige. Meine Mutter, erschrocken über ihre vorschnelle Reaktion, zog mich an sich und entschuldigte sich.
„Vielleicht brauchen wir den Kinderwagen doch noch mal, irgendwann“, versuchte sie mir zu erklären.
„Dann bauen wir sie einfach von unserem Rennwagen ab und reparieren den blöden Kinderwagen wieder.“ Damit war für mich das Thema erledigt. Als mein Vater in den Tagen danach unsere Seifenkiste sah, war er ganz stolz auf uns.
„Habe ich doch gleich gewusst, dass ihr das alleine schafft.“ Woher die Räder kamen, war für ihn uninteressant.
Auch lernen will gelernt sein
Irgendwann ging es dann darum welche weiterbildende Schule ich besuchen sollte.
„Wenn der Bengel nicht so faul zum Lernen wäre, würde ich ihnen das Gymnasium empfehlen.“ Die Empfehlung der Klassenlehrerin fand ich gut. Also wurde ich am Gymnasium in der Stadt angemeldet. Schließlich wollte ich mal Lehrer werden, die hatten immer so viel Ferien. Wenn das nicht klappt, dann vielleicht Pfarrer, die brauchten nur sonntags einen Gottesdienst zu halten und dazwischen mal eine Beerdigung oder eine Trauung. Die hatten auch viel freie Zeit und Verdienten bestimmt auch nicht schlecht. Ansonsten konnte ich mir auch noch Bürgermeister oder Doktor vorstellen. Dass der Weg bis dahin