Grundlagen des NPL-Geschäftes. Группа авторов
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Interessanterweise hatten anfangs auch die großen Investmentbanken das Thema NPLs für sich entdeckt.[60] Sie brachten die notwendige Finanzkraft mit, und NPLs versprachen hohe Renditen. Investmentbanken waren in verschiedenen Funktionen in die Transaktionen eingebunden – als Berater, Finanzierer und auch Käufer. In der Finanzkrise ab dem Jahre 2008 hat es dann v.a. die Investmentbanken schwer getroffen, so dass das Thema NPLs schnell ad acta gelegt wurde.
Die anglo-amerikanischen Investoren gaben das Tempo vor, doch mit einem gewissen zeitlichen Verzug traten auch deutsche und europäische Erwerber auf den Plan. Dabei fällt auf, dass sich im Laufe der Zeit im Markt eine stärkere Segmentierung entwickelt hat. Anfangs waren stark gemischte Portfolios zu beobachten, die sowohl gewerbliche als auch wohnwirtschaftliche Immobilienkredite sowie kleinvolumige und großvolumige Kredite enthielten. Im Zuge der Entwicklung des NPL-Marktes bildete sich sowohl in den gehandelten Portfolios als auch auf Seiten der Erwerber eine immer stärkere Spezialisierung heraus.
Unterscheidungsmerkmale waren zum einen die Größe der Portfolios: Hiermit wurde gesteuert, welche Investoren adressiert wurden. Ab signifikanten zweistelligen oder dreistelligen Investitionsbeträgen waren es v.a. die zuvor erwähnten finanzstarken anglo-amerikanischen Erwerber, gefolgt von dann eher regional fokussierten deutschen und europäischen Käufern. Ein weiteres Differenzierungsmerkmal war die Ausgestaltung der Portfolios. Diese enthielten nunmehr verstärkt entweder wohnwirtschaftliche oder gewerbliche Immobilienkredite, wobei z.T. zusätzlich noch nach der Losgröße der einzelnen Forderungen unterschieden wurde (Einfamilienhäuser vs. Mehrfamilienhäuser, Kleingewerbeimmobilien vs. große Gewerbeimmobilien etc.). Investoren hatten sich mit ihrem Asset-Managementansatz auf gewisse Asset-Klassen fokussiert.
Im unbesicherten Bereich ist in Deutschland eine Zweiteilung zu beobachten: Auf der einen Seite gibt es große internationale Finanzinvestoren, die europaweit und z.T. weltweit agieren; auf der anderen Seite sind es kleinere und mittelgroße lokale Gesellschaften, die überwiegend im Bereich Servicing tätig sind und NPL-Käufe zur Abrundung ihres Geschäftsfelds vornehmen. Das kleinteilige Geschäft mit unbesicherten Forderungen erfordert auf der Servicing-Seite spezialisierte und hoch automatisierte Inkassoplattformen. Es ist – wie oben erwähnt – ein weniger zyklisches, dafür jedoch kontinuierliches Geschäft.
5.1.2 Verkäufer
Als Verkäufer von NPLs treten v.a. Geschäfts- und Hypothekenbanken sowie Konsumentenkreditfinanzierer auf.[61] Sparkassen und Genossenschaften haben nur vereinzelt Forderungsverkäufe vorgenommen, jedoch konnte sich bei ihnen das Thema „NPL-Verkauf“ – v.a. aufgrund reputationstechnischer Gründe – nie flächendeckend durchsetzen. Darüber hinaus waren die Volumina zumeist zu klein, um damit einen größeren Bieterkreis für die Transaktion zu interessieren. Lösungen im Bereich Servicing oder Verkauf werden vorwiegend innerhalb des eigenen Sektors vorgenommen.[62]
Darüber hinaus traten nach der Finanzkrise im Jahr 2008 verstärkt auch Schiffsfinanzierer wie die Nord/LB[63] und die HSH Nordbank als Verkäufer (teilweise aber auch als Käufer[64]) von Portfolios notleidender Schiffsforderungen auf. Des Weiteren sind in den letzten Jahren Fintechs auf den Kreditmarkt gedrängt, die abhängig von ihrem jeweiligen Geschäftsmodell (bspw. Crowdlending) ebenfalls als Verkäufer tätig sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass beim Crowdlending Vertragsklauseln verwendet werden, die im Falle des Forderungsausfall teilweise einen Verkauf von den Investoren an das Fintech-Unternehmen vorsehen, fast immer jedoch zumindest die Forderungsbearbeitung beim Fintech-Unternehmen ansiedeln.
Im weiteren Verlauf der Marktentwicklung begannen vereinzelte Primärkäufer, kleinere Teilpakete an den Sekundärmarkt weiter zu veräußern. Für diese kleineren, bezüglich der Sicherheiten zugeschnittenen und somit besser verdaulichen Portfolios entwickelte sich wiederum eine eigene Käuferklasse, der auch die Servicer des Marktes angehörten.[65] Diese erweiterten ihr Geschäftsfeld um den Kauf von Portfolios und stiegen somit – vorwiegend zur Ausschaltung des Wettbewerbs – eine Wertschöpfungsstufe früher ein.
5.1.3 Servicer
Neben den Verkäufern und Erwerbern spielen die Servicer eine wichtige Rolle im Markt. Diese bearbeiten die NPL-Portfolios entweder für Investoren oder im Vorfeld bereits für Banken. Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind folgende Faktoren:[66]
Lebenszyklus der Forderung: Wann beginnt die Tätigkeit eines Servicers? Tritt er bereits als Primary Servicer auf (für den Einzug nicht zahlungsgestörter Forderungen) oder erst als Special Servicer (für zahlungsgestörte und notleidende Forderungen)?[67]
Leistungsspektrum: Handelt es sich lediglich um verwaltende oder steuernde Tätigkeiten (Master Servicing) oder auch um ein aktives Management der Sicherheiten (Asset Management)? Wird ferner auch schon beim Ankauf von Krediten beraten (Underwriting/Due Diligence[68])?
Spezialisierung: Ist das Servicing auf bestimmte Forderungs- oder Sicherheitenklassen zugeschnitten?
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Servicern oder Inkassounternehmen,[69] aber nur eine überschaubare Anzahl ist in der Lage, die anspruchsvollen Dienstleistungen der Bearbeitung notleidender Bankforderungen zu übernehmen.
Für Banken und Käufer von notleidenden Forderungen kann es durchaus sinnvoll sein, externe Servicer mit der Bearbeitung der Kredite zu beauftragen. Vorteile liegen insbesondere in der höheren Spezialisierung der Servicer durch qualifizierte Mitarbeiter, im besseren Austarieren von Kapazitäten bei schwankenden Beständen und in der Möglichkeit, umfangreiche Dokumentations- und Meldepflichten aufgrund gestiegener regulatorischer Anforderungen zu erfüllen.[70] Nachteile liegen jedoch sicherlich in der kontinuierlichen Überwachung der externen Servicer und der Frage, inwieweit Einfluss auf die Servicing-Tätigkeit genommen werden soll. Je nachdem wie effizient die Kostenstruktur des Forderungsinhabers ist, stellt darüber hinaus ein Outsourcing nicht immer die günstigere Alternative dar.
Neben dem direkten Servicing von notleidenden Forderungen hat sich eine Vielzahl von weiteren Dienstleistungen am Markt etabliert, welche die Käufer und Servicer im Forderungszyklus unterstützen. Diese reichen von Auskunfteien, welche Käufer bei der Due Diligence mit zusätzlichen Daten versorgen können, über Immobiliendienstleister bis hin zu Datenanbietern, bspw. zu Zwangsversteigerungsterminen. Zudem wird auf Ebene der EU derzeit über die Etablierung von unionsweiten Transaktionsplattformen für NPLs diskutiert.[71]
5.2 Motivationsfaktoren
Verkäufer und Käufer haben zwar ein gemeinsames Ziel – eine für beide Seiten lohnende Transaktion –, jedoch handeln sie aus unterschiedlichen Motiven heraus.
5.2.1 Motivation der Verkäufer
Eine NPLs verkaufende Bank kann mit dieser Transaktion gleich mehrere Vorteile für sich verbuchen:[72]