Perry Rhodan Neo 225: Der neue Imperator. Susan Schwartz
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Sie verkniff sich ein Schmunzeln, als sie sah, wie Mascudars Augen sich bei ihrem festlich ausstaffierten Anblick verengten. »Sie ... kommen mit, meine Liebe?«
»Selbstverständlich«, antwortete sie betont freundlich.
»Aber Sie wissen, dass es sich hierbei um eine rein arkonidische Angelegenheit handelt?«
»Das geht schon in Ordnung«, sagte Atlan ruhig und schloss den Kragen, bevor er sich seinem Vater zuwandte. »Der Zwölferrat hat nichts dagegen, das habe ich geklärt. Du bist derjenige, der sich um das Amt bewirbt, nicht ich – ich bin lediglich dein Begleiter und, zur Klärung bei Fragen zu deiner Vergangenheit, die ich beantworten kann, auch Leumund. Mirona kann mich bis zum Vorzimmer begleiten. Es ist nur eine einfache Befragung, bevor das Ritual beginnt.«
Mascudar presste kurz die Lippen zusammen, dann lächelte er zuvorkommend. »Wenn das so ist – natürlich gern«, äußerte er. »Ich würde Ihnen meinen Arm anbieten, Teuerste, aber ich befürchte, der Hof könnte das als Affront betrachten.«
»Das sehe ich ein.« Diesmal verbarg sie ihren ironischen Tonfall nicht. Es amüsierte sie durchaus – sie gehörte schließlich dem älteren Volk der Liduuri an, den Vorfahren der Arkoniden. Vielleicht waren sogar ein paar ihrer Gene in ihm? Mascudar schien sich in seiner ignoranten Haltung Frauen gegenüber gar nicht bewusst zu sein, welch ein bedeutender Unterschied zwischen ihnen beiden bestand. »Haben Sie keine Sorge, ich werde mich in gebührendem Abstand hinter Ihnen halten.«
Schon allein deswegen, weil sie die Hofschranzen mustern wollte, ohne dass alle Augen auf sie gerichtet waren.
Mascudars blendende Erscheinung würde ohne Frage alle Blicke auf sich ziehen. Natürlich wollte sich jedermann ein Bild davon machen, wer so unerwartet aus dem Nichts heraus den Thron für sich beanspruchte. Die Erwartungen konnte er gut erfüllen. Er war groß und stattlich, sah mit seinem wallenden, weißen Rauschbart ehrwürdig aus, väterlich und vertrauenswürdig.
Mirona musste anerkennen, dass er bereits wie ein Herrscher wirkte – vor allem wie einer, der sich um die Belange seines Reichs sorgte und kümmerte. Er wollte den Thron, doch er wollte auch seiner Aufgabe nachkommen. Sicherlich würde er dabei manchmal kompromisslos und gewiss auch skrupellos vorgehen. Er war, wie Atlan da Gonozal angemerkt hatte, »ein harter Knochen«. Mirona Thetin zweifelte nicht daran, dass er buchstäblich über Leichen gehen würde, um ein gestecktes Ziel zu erreichen – doch nicht aus persönlichen Motiven, sondern immer im Sinne des Imperiums und des Volkes. »Der Zweck heiligt die Mittel«, lautete ein Sprichwort der Menschen. Und ein weiteres besagte, dass der Einzelne Opfer bringen mussten für die Gesamtheit.
Ob nun freiwillig oder nicht.
Immerhin schien Mascudar da Gonozal die Fehler der Vergangenheit, beispielsweise seinen Sohn als Versager abzustempeln, nicht mehr wiederholen zu wollen. Seine Zuneigung war nicht gespielt, der Neuanfang sollte komplett sein, ohne Altlasten.
Theta hatten sie auf der MAGELLAN gelassen, es wurden Anschläge befürchtet – oder auch Befreiungsversuche, denn noch immer hatte sie Anhänger. Deshalb sollte Theta vorerst außer Reichweite bleiben, um unnötige Unruhen zu vermeiden. Die Inthronisation sollte möglichst würdig vonstattengehen, ohne Konflikte, bevor man sich dem Tagesgeschäft zuwandte und die Probleme von selbst hereinstürzten.
Der Kristallpalast war noch nicht vollständig fertig, doch die wichtigsten Räume zeigten sich bereits in dem strahlenden Pomp, den die Arkoniden so liebten. Hohe Räume mit prachtvoller Ausstattung, Säulen, viel farbenfrohes Funkeln und Glitzern. Zugleich nicht überfrachtet, sondern stilvoll. So präsentierte sich auch der Hofstaat. Das Gedränge im großen Thronsaal war enorm, niemand wollte Mascudar da Gonozals Antrittsbesuch verpassen. Manche schwebten in Antigravsesseln über den anderen, die sich auf ihren eigenen Füßen herbemüht hatten.
Mirona Thetin fiel auf, dass die Arkoniden geradezu farblich sortiert wirkten. Die Gewandungen vor allem bei den Frauen waren aufwendig und sehr unterschiedlich, jedoch schienen die jeweiligen Khasurne Lieblingsfarben zu haben oder sie als Statussymbol ihres Hauses zu beanspruchen, wodurch man viele Personen klar ihrer jeweiligen Sippe zuordnen konnte. Sie wusste, dass es um die fünftausend Khasurne gab, und die uralten Familien des Hochadels waren derzeit komplett zerstritten.
Mascudar würde es trotz seiner Erfahrung, seiner Dominanz und seiner Heldenpose keineswegs leicht haben, da Frieden hineinzubringen und seinen Anspruch durchzusetzen. Im Gegensatz zu seinem Sohn schien er sich allerdings sogar darauf zu freuen.
Der Weg in der Mitte war freigehalten; am Ende des Spiegelsaals war die Tür zu den Arbeits- und Besprechungsräumen erkennbar, in denen der regierende Zwölferrat tagte und Audienzen stattfanden. Der Saal selbst wurde nur für außergewöhnliche Ereignisse genutzt. Die hinteren Räumlichkeiten hatten von außen eigene Zugänge, über die man üblicherweise dorthin gelangte.
Doch für diesen besonderen Moment musste Mascudar da Gonozal durch den Saal schreiten und sich allen präsentieren, damit das Volk eine erste Ahnung bekam, wen es als künftigen Herrscher erwarten sollte. Bis zum niederen Adel hinab machten die Oberhäupter selbst und Vertreter ihre Aufwartung, einschließlich einiger nichtadliger Arkoniden, die von einem Khasurn adoptiert worden waren. So wie einst Thora da Zoltral, Perry Rhodans Ehefrau.
Huldvoll lächelnd, ging Mascudar in kerzengerader Haltung voraus. Er hielt keine Ansprache, das entsprach nicht der Sitte, wie Atlan Mirona zuflüsterte. Doch durch einige wenige Gesten brachte er dennoch seine Freude zum Ausdruck, an diesem Ort zu sein – und von so vielen begrüßt zu werden. Da und dort klang höflicher Applaus auf, auf manchen Gesichtern zeigte sich sogar echte Hoffnung. Doch es gab auch unhöfliche Zwischenrufer aus den hinteren Reihen, die »Usurpator!« und »Thronräuber!« riefen.
Mascudar zeigte darauf keinerlei Reaktion, aber Mirona war sicher, dass er den Saal mit Mikrokameras komplett überwachen ließ und anschließend seine Gegner herausfiltern würde. Im besten Fall würde sie danach nur »verschwinden«. In diesen Dingen kannte sich Faktor I bestens aus.
Der Weg durch den etwa hundert Meter langen Saal ging an den 24 Marmorstufen entlang, die auf das Podest mit dem Kristallthron hinaufführten, und strebte dem großen Portal auf der rechten Seite zu. Es wurde von zwei Livrierten mechanisch bedient und gab einen tief nachhallenden, metallischen Klang von sich, als die mächtigen Flügel aufschwangen.
Mirona war überzeugt, dass der ganze Auftritt in den Raum des Berlen-Than übertragen wurde und die Räte sich dort eifrig Notizen machten sowie die Fragen zurechtlegten, die sie gleich zu stellen beabsichtigten. So konnte jeder einen ersten Eindruck von dem Thronanwärter gewinnen – und Mascudar machte eine durchaus gute Figur. Die neutrale bis positive Stimmung in der Kristallhalle überwog. Kein schlechter Anfang.
Die an den Thronsaal angeschlossenen Räumlichkeiten waren überraschend schlicht; dort herrschten helle Töne, zahlreiche Lichteinlässe und echte Pflanzen in Innenhöfen vor, die für Pausen und kleine Beratungen gedacht waren. Ein echter Arbeitsbereich ohne Ablenkung.
Mascudar da Gonozal und sein Gefolge waren nicht zum Saal der Weisen geladen worden, dieser würde erst zur Dheraam dama Zhdopanthi geöffnet werden. Stattdessen wies ein schlanker, zylindrischer, silbrig glänzender Roboter die Gäste an, ihm zu einem der vielen anderen Besprechungs- und Konferenzräume zu folgen.
Vor dem Versammlungssaal des Zwölferrats