Trust me - Blindes Vertrauen. Moni Kaspers
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Das Pochen in Leons Schläfen erinnerte ihn jedoch schmerzlich an sein eigentliches Vorhaben und so rief er Twister zu sich und setzte seine Fahrt fort. Sie erreichten Tillamook und erstaunlicherweise gab es eine richtige Einkaufsmeile mit Geschäften, einer Tankstelle und einem Restaurant. Das hatte er dem Miniaturpunkt auf der Landkarte mit dem lustigen Namen nicht zugetraut, doch es kam ihm sehr gelegen. Er könnte seine Tablette einnehmen, etwas essen, tanken und dann würde ihn nichts mehr stoppen auf dem Weg nach Bakersfield. Er hatte noch eine Woche Zeit, seinen neuen Job anzutreten, und wollte sich nach einer Unterkunft umsehen, auch wenn er dafür etwas spät dran war. Das Treffen mit Jasper war schuld, dadurch war er einen Umweg gefahren. Er hätte sonst längst etwas finden können, doch nun drohte ihm die vorrübergehende Unterkunft in einer Arbeiterbaracke. Er hoffte, dass Twister dort kein Problem darstellte.
Mit Schwung parkte er in der einzigen freien Lücke unmittelbar vor dem Drugstore und besorgte sich schnell eine Packung Schmerztabletten. Als er zum Wagen zurückkehrte, hörte er Twister aufgeregt bellen. Eine Ordnungshüterin tippte mit wichtiger Miene sein Kennzeichen in ihr Erfassungsgerät und als er sie erreichte, zückte sie ihr Mobiltelefon und machte Beweisfotos.
„Ist das denn wirklich nötig?“, sprach er sie freundlich an. „Ich war nur zwei Minuten weg.“
„Sir, Sie parken auf einem Behindertenparkplatz. Das sollte Ihnen aufgefallen sein.“
„Hören Sie“, er bemühte sich seiner Stimme einen verständnisvollen Klang zu verleihen. Auf ein Ticket hatte er nun wirklich keine Lust. „Selbst wenn nun ausgerechnet in diesem Augenblick ein Mensch mit Handicap parken möchte, so war ich doch sofort zur Stelle und hätte ihm Platz machen können.“
„Es ist ein Behindertenparkplatz, Sir. Sind Sie gehandicapt?“
„Nein.“
„Das sollte die Antwort auf Ihre Aussage sein.“
Es hatte offenbar keinen Zweck, darum blieb er jetzt still. Sie tippte minutenlang auf ihrem Gerät herum und machte dann erneut Bilder. Ihm riss allmählich der Geduldsfaden.
„Fällt Ihnen auf, dass Sie mich mittlerweile länger aufhalten, als meine Parkzeit gedauert hat?“
Sie warf ihm stumm einen abschätzigen Blick zu, zückte einen Block und schrieb auf diesem weiter. Dann riss sie mit Schwung das oberste Papier ab und überreichte es ihm.
„Hundertachtundzwanzig Dollar?“, rief er fassungslos.
„Da Sie keinen Hydranten oder wichtige Einfahrten blockieren, will ich mal nicht so sein.“
„Wa…“ Ihm blieb der Rest seiner Worte im Halse stecken, als sie sich auch schon umdrehte und mit ihren dicken X-Beinen davonwatschelte. Er sah ihr sprachlos hinterher, als es neben ihm ohrenbetäubend hupte und er zusammenzuckte.
„Ist das Ihr Wagen, Sir?“, krähte eine sehr zierliche und sehr kleine ältere Dame mit Sonnenhut aus dem Seitenfenster. „Sie haben keinen Aufkleber! Ist das Ihr Wagen, dann fahren Sie ihn weg! Los!“ Dafür, dass sie so winzig war, war sie offenbar sehr herrisch.
Leon schnaubte, warf ihr einen wütenden Blick zu, setzte sich in seinen Wagen und fuhr aus der Parklücke. Der erste Impuls war, diese Stadt so schnell wie möglich zu verlassen, doch er hatte Hunger und sein Wagen brauchte Benzin. Also entschied er sich trotz des nervigen Erlebnisses, seinen Aufenthalt auszudehnen.
Nachdem er getankt hatte, fuhr er zurück zu dem Diner, den er zuvor entdeckt hatte. In einiger Entfernung fand er einen geeigneten Parkplatz und achtete diesmal peinlich genau darauf, ob er dort parken durfte. Noch mit leichtem Zorn im Magen und reißenden Schmerzen im Kopf, lief er hinüber zum Restaurant. Twister blieb im Wagen zurück, denn er hasste nichts mehr, als seinen geliebten Platz im Fußraum zu verlassen. Da es Leon nie lange an einem Ort hielt, hatte auch der Hund den Wagen zu seinem Zuhause erwählt.
Im Schnellschritt lief Leon an den Geschäften entlang zum Restaurant. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass sich die Tür eines Geschäfts öffnete und bevor er sich versah, prallte er mit jemandem zusammen. Beim dem heftigen Zusammenstoß hatte er für Sekunden das Gefühl, dass sein Kopfschmerz explodierte, und er taumelte kurz. Er fing sich jedoch schnell wieder, seine Kontrahentin dagegen hatte weniger Glück. Sie war unsanft auf ihrem Hintern gelandet.
„Können Sie nicht aufpassen?“, schnauzte er ungehalten. Die schlummernde Wut in ihm und seine Migräne ergaben keine gute Mischung. „Machen Sie gefälligst die Augen auf!“
Er rieb sich den Arm an der Stelle, an der sie zusammengeprallt waren, und warf einen Blick auf die Gestalt, die auf dem Gehsteig saß. Plötzlich geschah etwas Unerwartetes. Als er die junge Frau musterte, breitete sich dasselbe Gefühl in ihm aus, das er zuvor an den Klippen erlebt hatte. Ein unglaublich warmes und wundervolles Empfinden. Verwirrt versuchte er es zu analysieren, doch es verpuffte leider zusammen mit dem kräftigen Typ, der plötzlich aus dem Laden stürzte und ihn anpflaumte.
„Herrgott, können Sie nicht aufpassen?“
„Ich?“, fragte er entrüstet und sah dabei zu, wie der Kerl der jungen Frau auf die Beine half. Das hätte ihm allerdings auch einfallen können, dachte er etwas beschämt.
„Ist alles in Ordnung?“, wollte der Typ von der jungen Frau wissen. Er war offensichtlich Verkäufer in dem Laden, denn er trug ein Shirt mit der Aufschrift ‚Tillamook Musicstore’ und ein Namensschild, auf dem ‘George‘ stand. Leons Blick fiel wieder auf die blonde Schönheit, die sich mit schmerzverzerrtem Blick das Handgelenk hielt.
„Ich glaube, es ist verstaucht.“
„Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?“, ranzte George ihn erneut an. Leon wurde innerlich ungehalten, auch wenn es ihm leid tat, dass sie sich offenbar verletzt hatte. Gerade als er sich rechtfertigen wollte, tauchte neben ihm eine weitere junge Dame auf und stieß ihn auf ihrem Weg unsanft beiseite.
„Eywa, oh mein Gott, ist alles in Ordnung?“
„Mein Handgelenk …“
„Verflucht, konnten Sie nicht aufpassen?“, herrschte der blonde Feger ihn an.
„Aber …“
George warf ihm einen vernichtenden Blick zu. So langsam fand Leon das Ganze etwas übertrieben. Sie waren nur zusammengeprallt, er hatte sie nicht umgebracht. Doch als der Typ sich nach einem weißen Stock bückte und ihn der aufregenden Schönheit in die Hand gab, wurde ihm siedend heiß klar, warum die beiden ihn so hart angingen. Die Traumfrau war blind.
July ließ sich weder davon abbringen, sie zu stützen, obwohl sie versicherte nichts an den Füßen zu haben, noch davon, sie zu einem Arzt zu bringen.
„July, es ist nur verstaucht. Ich benötige keinen Arzt.“
„Sorry, aber ich habe gesehen, wie du gefallen bist. Dieser Idiot!“
„Er konnte sicher nichts dafür und hör auf mich zu stützen, bitte.“
„Wir sind am Auto. Du kannst einsteigen“,