Trust me - Blindes Vertrauen. Moni Kaspers

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ließ Twister im Wagen und betrat das Gebäude. Hinter der Theke eines kleinen Eingangsbereichs telefonierte eine junge Frau und als sie ihn erblickte, winkte sie ihn zu sich. Sie deutete auf einen der Stahlrohrstühle und Leon folgte der Aufforderung, bis sie kurze Zeit später das Telefonat beendete. Er stellte sich vor und nannte den Grund seines Besuchs.

      „Mister Marshall, natürlich, Sie werden bereits erwartet.“ Sie kam hinter dem Tresen hervor und er folgte ihr in einen schmalen Gang. An den Wänden hingen Bilder von Pferdekopfpumpen. Was auch sonst? Selbst hier roch es leicht nach Öl. Sie klopfte an eine Tür und nachdem sie ihn angekündigt hatte, durfte er eintreten.

      „Mister Marshall“, empfing ihn der Mann hinter dem Schreibtisch. „Wir hatten telefoniert. Ich bin Luiz Hernandez.“ Sie reichten sich die Hände und Leon nahm vor dem Schreibtisch Platz. „Wie Sie bereits wissen, suchen wir dringend Leute. Ihre Aufgabe wäre die Instandhaltung der Pumpen. Dazu gehört das Säubern, Befreien von Dreck, Rost oder Tierkadavern. Sie werden eingearbeitet, müssen jedoch vorab einen Sicherheitskurs absolvieren, der Erste Hilfe Maßnahmen und Brandvorkehrungen beinhaltet. Er dauert nur zwei Tage und wird ohne Prüfung absolviert. Soweit klar?“

      „Ja, Sir.“

      Hernandez sah ihn einen Moment an, schob seine Kappe mit der Aufschrift der Ölgesellschaft nach oben und wischte mit den Fingerspitzen die Schweißtropfen von der Stirn.

      „Sie sehen durchtrainiert aus, hätten Sie Interesse an einem Job auf einer Bohrinsel?“ Er griff nach einem Informationsblatt und ließ es über die Tischplatte zu Leon hinübergleiten. „Offshore können Sie viel Geld verdienen. Zu dem normalen Kurs käme ein Schwimmkurs hinzu, selbstverständlich werden die Kosten von uns getragen. Man frischt dort Ihre Paddelkünste auf, falls Sie von der Bohrinsel fallen.“ Er lachte. „Wie wär’s?“

      „Nun …“

      „Sagen Sie mir einfach Bescheid“, unterbrach er ihn und winkte mit der Hand ab. Ein weiteres Info-Blatt schwebte in Leons Richtung. „Das sind unsere Vorschriften. Gut durchlesen! Drogen-, Alkohol- und Zigarettenverbot auf dem gesamten Gelände, das sollte klar sein. Noch Fragen?“

      Er griff einen weiteren Stapel zusammengehefteter Blätter und schob auch die in seine Richtung. Ohne abzuwarten, ob Leon eventuell tatsächlich Fragen hatte, sprach er weiter. „Das ist Ihr Vertrag. Ich habe ihn bereits unterzeichnet. Ich brauche ihn bis morgen Mittag zurück. Überlegen Sie sich das Angebot mit der Bohrinsel. Sie liegt vor Alaska. Ein harter Job, härter als hier in dieser Hitze, und die frisst einen bereits auf. Es gibt keinen einzigen schattigen Platz hier, während Sie die Pumpen warten oder reparieren. Kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm. Nur Sand, der Ihnen bei Wind bis in die Arschritze dringt.“ Er lachte. „Beim Gehen fühlt es sich irgendwann an, als hätten Sie Schmirgelpapier zwischen den Arschbacken.“ Er lachte noch mehr und Leon tat ihm den Gefallen, die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen. „Alles klar soweit?“

      Er stand auf, um ihn zu verabschieden, doch Leon blieb sitzen.

      „Haben Sie Unterkünfte?“

      Hernandez setzte sich wieder.

      „Ja sicher.“ Er schrieb eine Telefonnummer auf einen Zettel. „Melden Sie sich bei Jerome, er wird Ihnen eine Baracke zuweisen. Es sind immer zwei Männer in einer Unterkunft. Hoffen Sie nicht, dass Sie eine für sich allein bekommen. Wir nehmen weder Rücksicht auf ethnische noch religiöse Hintergründe. Hier geht es um Öl, das ist wichtiger als die Tatsache, in welche Richtung jemand betet. Soweit klar?“

      Er griff hinter sich in ein Fach, zog ein weiteres Blatt heraus und auch dieses schwebte hinüber zu ihm.

      „Die Vorschriften in den Unterkünften. Gut durchlesen. Auch dort gilt: Alkohol-, Zigaretten- und Drogenverbot. Haustiere sind nicht erlaubt, bis auf Geckos und Schlangen. Die haben hier Hausrecht.“ Er lachte wieder.

      „Ich habe einen Hund.“

      „In Bakersfield ist ein Tierheim. Nette, wirklich sehr nette Leute da.“ Er kritzelte eine Adresse auf einen Zettel, auch den packte Leon zu seinem Stapel dazu. „Verstehen Sie, so ein Tier ist hinderlich. Der eine kommt mit einer Katze, der nächste besitzt einen Hund, ein anderer bringt seinen Affen mit. Wir sind hier kein Streichelzoo. Und es geht auch nicht, dass man nicht zum Dienst erscheint, weil der Hund gekotzt hat. Noch Fragen?“

      Leon fühlte sich etwas überrollt.

      „Dann sehen wir uns morgen. Denken Sie daran, den Vertrag zu unterschreiben.“

      Leon verließ das Büro, ging hinaus und atmete tief durch. Die Sekretärin lächelte ihm zu, als er zu seinem Wagen ging. Er setzte sich hinein und Twister schenkte ihm zu seiner Rückkehr ein leichtes Zucken mit der Schwanzspitze. Das war offenbar das Ende ihrer gemeinsamen Reise. Leon gab die Adresse des Tierheims in das Navi ein und fuhr los. Während der Fahrt musste er feststellen, dass Bakersfield die dreckigste und staubigste Stadt war, die er je gesehen hatte. Manche Leute trugen sogar Atemmasken. Die Käsefabrik kam ihm erneut in den Sinn und der Blick über den Ozean. Was für ein Unterschied zu dem verbrannten Narbengewebe der unendlich scheinenden Ölfelder und ihren gruseligen Pumpen. Vielleicht sollte er tatsächlich über das Angebot auf der Bohrinsel nachdenken. Als er das Tierheim erreichte und mit Twister zum Eingangstor ging, bemerkte er die hübschen Einfamilienhäuser auf der gegenüberliegenden Seite. Zwei davon waren mit gelbem Flatterband abgesperrt und wirkten verlassen. Warnschilder wiesen darauf hin, die Grundstücke nicht zu betreten, da unter den Häusern Gas aus einer defekten Leitung gesickert war.

      Was für eine Stadt!

      Bevor er den Klingelknopf am Tor drückte, blickte er hinunter auf Twister, der abwartend zu ihm aufsah.

      Eywa erwachte und spürte die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Das lenkte die heutige Laune doch gleich in die richtige Richtung. Sie tastete mit den Fingerspitzen über ihre Wangen, spürte die Wärme und es fühlte sich an, als könnte sie so die Sonnenstrahlen berühren. Der Duft der Kornfelder drang durch das geöffnete Fenster in ihre Nase und als sie die Hand hob, spürte sie den leichten Wind, der den Vorhang sanft bewegte.

      Eywa liebte ihren Onkel Mike und ihre Tante Tessa dafür, dass sie ihr ein Leben auf ihrer Ranch ermöglichten. Nirgends fühlte sie sich wohler und besser aufgehoben als hier, im Kreise der Menschen, die sie akzeptierten, wie sie war. Sie besaß diese kleine Hütte, etwas abseits vom Haupthaus, in der auch ihr Pianino stand. So konnte sie niemanden mit ihren Übungen nerven und spielen, wann immer ihr danach war. Wohlig streckte sie ihre Glieder und atmete tief ein. Der Sommer war einfach herrlich, er duftete himmlisch nach Getreide, Heu und Wildblumen. Wenn nur die Verpflichtungen im Leben nicht wären, dann würde sie noch Stunden unter dem Fenster in der Sonne liegen und den leichten Wind genießen.

      Sie gab sich einen Ruck und setzte sich auf, doch so ganz war ihr Körper noch nicht mit ihrer Motivation im Einklang. Eywa musste herzlich gähnen und war nahe dran, sich rückwärts wieder ins Kissen fallen zu lassen. Ihr Pflichtgefühl und vor allem ihre knappe Kasse verhinderten das verlockende Vorhaben, also stand sie auf und ging unter die Dusche. Innerhalb der Wohnung verzichtete sie auf ihren Stock, auch wenn sie dann und wann noch immer gegen die Tischkante lief, oder sich den Zeh stieß. Das verbuchte sie unter Trottelei und war sich sicher, auch sehende Menschen waren ab und an mal trottelig. In ihrem Leben musste leider alles seine Ordnung haben. Wenn die Dinge nicht immer genau dort waren, wo sie hingehörten, fand sie sie nur schwer, oder gar nicht wieder. Vor allem ihre Schlüssel! Die waren offenbar prädestiniert dafür, verlegt zu werden.

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