Fettnäpfchenführer Taiwan. Deike Lautenschläger
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35 我願意! – WŎ YUÀNYÌ! – JA, ICH WILL!
Wie das Handtuch auf den Liegestuhl, so der Goldschmuck auf die Braut
Trockne das Glas – aber nicht zu oft!
37 新年快樂! – XĪNNIÁN KUÀILÈ! – FROHES NEUES JAHR!
Schulter an Schulter, aber bitte nicht Hand in Hand
萬事如意 – WÀNSHÌ RÚYÌ! – MÖGEN ALLE DEINE WÜNSCHE IN ERFÜLLUNG GEHEN!
10 Dinge, die man getan haben muss
10 Handlungen, mit denen man sich in jedem Fall blamiert
10 Homophone, die Sie in Taiwan kennen sollten
VORWORT
Auf ins Unbekannte! Bei Taiwan stimmt das gleich in zweierlei Hinsicht – zum einen geht es in eine unbekannte Kultur, zum anderen in ein Land, von dem man relativ wenig hört, das klein ist und scheinbar neben seinem großen Nachbarn China verschwindet. Dabei ist Taiwan die Perle der chinesischen Kultur, reich an Traditionen, Religion und Aberglauben, die in China mit der Kulturrevolution teils verschwunden sind. Und trotzdem verschlägt die meisten nur der Zufall nach Taiwan – sei es eine Bekanntschaft mit einem Taiwaner, der sein kleines Land anpries und voller Stolz von stinkendem Tofu und dem Wolkenkratzer Taipei 101 berichtete, sei es ein Stipendium von Taiwans Regierung, um so wissenschaftlichen und damit vielleicht gar diplomatischen Austausch zu fördern, sei es ein Zwischenstopp auf einer längeren Flugreise oder gar der Irrtum, man hätte ein Ticket nach Thailand gebucht. Eins aber haben fast alle Besucher gemeinsam: Sie bleiben länger als geplant – statt einiger Tage zwei Wochen, statt zweier Wochen die visafreien drei Monate, statt dreier Monate ein oder zwei Jahre zum Arbeiten oder Studieren, wenn nicht gar für immer. Während die Moderne ein angenehmes, bequemes Leben ermöglicht, gibt die Tradition dem Ganzen eine Würze an Exotik, Charme – und natürlich an Fettnäpfchen. Diese Verbindung von Tradition und Moderne faszinierte bisher jeden und ließ so manchen sich in den kleinen Inselstaat verlieben.
So wird es auch Sophie gehen, die jetzt gerade noch an einem regnerischen Silvesterabend in Deutschland verlassen und deprimiert in ihrer Wohnung sitzt. Manchmal ist die Haltbarkeit einfach so abgelaufen, ohne dass man es gemerkt hat – nicht nur die Haltbarkeit der Milch im Kühlschrank, auch die Haltbarkeit einer Beziehung, eines gemütlich eingerichteten, aber schnell zu klein gewordenen Zuhauses, der Arbeit, des Alltags, eines ganzen Lebensabschnittes mit allem drumherum. Dann muss man weg, richtig weg, für länger, wenigstens für ein paar Monate, vielleicht auch gleich ein Jahr oder – wenn schon, denn schon – gar noch länger.
Begleiten Sie Sophie auf ihrem Weg in den taiwanischen Alltag! Mischen Sie sich mit ihr unter die Taiwaner und sammeln Sie wertvolle Erfahrungen für Ihren eigenen Taiwanbesuch. Und wenn Sie dann dort sind, wenden Sie doch mal die kleinen Sätze an, mit denen jedes Kapitel beginnt. Es handelt sich um Ausrufe und Phrasen, die Sie ständig im alltäglichen Leben in Taiwan hören werden. Dann menschelt es gleich viel mehr zwischen den Taiwanern und Ihnen.
1
就這樣子 – JIÙ ZHÈYÀNGZI – EINFACH SO
WIE BITTE? WOHIN NOCH MAL?
Sophie ist on hold – in der Warteschleife. Ihre Haut ist blass, etwas bläulich. Seit Tagen hat sie das Haus nicht verlassen. Ihre rechte Hand weilt schlaff und vergessen in ihrem Schoß. Sie hat die Augen halb geschlossen. Sie schläft nicht, sie dämmert nur. Das macht sie, seit Jan nicht mehr da ist. Sie ist – wie der Laptop neben ihr – im Stand-by-Modus.
Einfach so ist Jan von seiner dreiwöchigen Sprachreise in Südamerika nicht wiedergekommen. Aus den drei Wochen sind nun schon drei Monate geworden. »bleibe länger. einfach so. warte nicht. Jan«, hat er dann gestern in einer E-Mail geschrieben, am vorletzten Tag des Jahres. Sieben Wörter. Nicht mehr. Nicht einmal für Groß- und Kleinschreibung hat er sich Zeit genommen, außer bei seinem Namen. Sophie stellt sich vor, wie er die Kippe aus der Hand legt, um mit der linken Hand die Shift-Taste für das Jot in Jan gedrückt zu halten.
Ihre Stirn lehnt an der Balkontür im dritten Stock der gemeinsam gemieteten Zweiraumwohnung. Ihre Haare liegen zerzaust auf den Schultern, der Pony klebt an der beschlagenen Scheibe. Einfach so ist er weggegangen, von allem, was er nicht mehr ertragen konnte. Dem nervigen Chef, den arroganten Kollegen, dem schlechten Wetter – weggegangen von ihr. Und als er weg war, war da nichts mehr. Alles ist vorbei, begonnen hat nichts Neues. Eine Warteschleife ohne Ende, ohne Weiterverbindung mit Hintergrundmusik: ein Gedudel aus dem Prasseln des Regens am Fenster neben ihrem Ohr und des Straßenlärms zehn Meter unter dem weiß gefliesten Fußboden, auf dem ihre Füße liegen. Sie atmet flach, als wage sie nicht, tief Luft zu holen, als würde dann vielleicht etwas zerbrechen, das Fensterglas zerbersten. Es scheint, als läge das letzte Jahr auf ihr und drohe sie zu erdrücken. Auch der Atem: on hold.
Einfach so. Einfach so. Einfach so. 22-mal kann sie »einfach so« sagen, ohne Luft dabei zu holen. Beim 23. Mal atmet sie endlich tief ein. Draußen erleuchtet das Feuerwerk zum neuen Jahr den Himmel.
»Dann geh ich auch«, sagt Sophie. Es sind ihre ersten Worte seit einer Woche, seit sie im Supermarkt nach Jans ausverkauftem Müsli gefragt hat, und ihre ersten Worte im neuen Jahr. »Einfach so.« Aber wohin? Fliegt er nach Westen, dann