Fettnäpfchenführer Südafrika. Elena Beis

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Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis Fettnäpfchenführer

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Sie hätte den Mann nicht ansprechen sollen – jetzt wird er sie in ein Dreistundengespräch verwickeln.

      Simon schmunzelt. Silvie ist jetzt erstmal mit ihrem Sitznachbarn beschäftigt. Der wird sie sicherlich etwas beruhigen – und er kann in der Zwischenzeit ein bisschen e-n-t-s-p-a-n-n-e-n!

       15:05 Angola

      Silvie will in Ruhe in ihren Reiseführern schmökern. Der Flieger überquert schon Angola.

      Hilfe suchend dreht sie sich zu Simon.

      »Ich habe keine Lust mehr auf Quatschen.«

      »Der Mann ist doch total nett.«

      »Na ja, nett ist er schon, aber ein bisschen aufdringlich. Der sagt die ganze Zeit ›Schatz‹ zu mir.«

      Von Simon ist nicht viel Unterstützung zu erwarten.

      »Which part of Germany are you guys from?«

      Verdammt! Ihr Sitznachbar lässt echt nicht locker. Nicht einmal wegdrehen hilft!

       16:40 Namibia

      Dem Südafrikaner ist der Gesprächsstoff ausgegangen – und Silvie das Interesse an Sicherheitshinweisen und Sehenswürdigkeiten. Simons Hintern wiederum fühlt sich an, als wäre das Sitzfleisch darunter weggeschmolzen.

      Die Augen aller drei sind auf den kleinen weißen Flieger über Namibia geheftet. Sie können es kaum erwarten, aus der kleinen Tür da vorne links endlich auszusteigen.

       18:15 Südafrika

      Was für ein Gefühl über ganz Afrika zu fliegen! Auch Simon ist jetzt ganz aufgeregt. Da ist er, der Tafelberg. Phänomenal. Sogar im Dunkeln kann man ihn sehen.

      Der Anflug auf Kapstadt ist absolut atemberaubend, und sogar Silvie sieht total bezaubert aus. Sie hat ihre Bücher weggelegt und schaut mit großen Augen aus dem Fenster. Simon ist heilfroh, dass er den Südafrikaurlaub durchgeboxt hat.

      Na dann. Mama Africa, here we come!

      2

       BITTE UMSTELLEN

      Es dauert circa zwanzig Sekunden, bis Simon die aufrechte Position erreicht hat. Seine Knie fühlen sich taub an. Nächstes Mal wird er die 150 Euro Preisdifferenz für mehr Beinfreiheit und besseres Entertainment in den Flug investieren, so viel steht schon einmal fest. Noch bevor sich die Flugzeugtüren öffnen, schaltet Simon sein Handy ein. Während die Gute-Urlaubs-Nachrichten aus Deutschland eingehen und das Handy ein paar Mal hintereinander piept, brennt Silvies Blick von der Seite auf ihn ein.

      »Du darfst doch dein Handy hier noch gar nicht einschalten!«

      Die Vorderreihe dreht sich kollektiv um und guckt erst Simon und dann Silvie an. Simon ist genervt. Dass aber auch alles immer kommentiert werden muss! Trotzdem super Sache, dass sein Handy problemlos auch in Südafrika funktioniert.

      »Wie ist die Zeitumstellung, Schatz?« Simon versucht, von seiner schrecklichen Untat abzulenken.

      »Keine Zeitumstellung«, sagt Silvie und stellt damit klar, wer von den beiden in den kommenden zwei Wochen die Südafrika-Expertenrolle bekleiden wird.

      Sehr schön, dass sie sich so gut auskennt, denkt Simon. Dann hat sie ja in den ganzen Büchern doch auch ein paar brauchbare Informationen aufgeschnappt. Keine Zeitumstellung zu haben, ist auch klasse, Simon fühlt sich tatsächlich überhaupt nicht gejetlagged. Der Urlaub kann also ohne Verzögerungen losgehen, juhuu.

       DIE ZEIT IN SÜDAFRIKA

      Südafrika liegt genau genommen in zwei Zeitzonen, der Kontinentalzone African Time und der landesspezifischen Zone South African Time. Hier einige Informationen zur zeitlichen Orientierung:

       South African Time

      Auf die kann man sich ganz einfach einstellen: Südafrika gehört trotz seiner großen Ost-West-Ausdehnung einer einzigen Zeitzone an, sodass im ganzen Land dieselbe Zeit gilt, nämlich GMT (Greenwich Mean Time) +2 Stunden. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt somit im (europäischen) Winter +1 Stunde. Da es in Südafrika keine Sommerzeit gibt, liegen die zwei Länder während der europäischen Sommerzeit in derselben Zeitzone.

       African Time

      Der Spruch »Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit« kommt nicht von ungefähr.

      African Time ist ein weitaus unpräziseres Zeitkonzept als South African Time und kommt in den verschiedenen Lebensbereichen (privat/geschäftlich) und Regionen (Land/Stadt) Südafrikas unterschiedlich stark zum Tragen. African Time beschreibt eine kulturbedingte und zum Vergleich zu Europa entspanntere Beziehung zur Zeit, die sich insbesondere als Langsamkeit, Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit bemerkbar macht. Europäer und Afrikaner haben schlicht und ergreifend eine andere Einstellung zur Zeit.

      In der Überzeugung des Europäers existiert die Zeit unabhängig und außerhalb von ihm, als eine objektive Größe, die linear verläuft und messbar ist. Der Europäer passt SICH den Regeln der Zeit an. Die Zeit hat ihn in der Hand. Afrikaner dagegen empfinden die Zeit als eine elastische und subjektive Angelegenheit. Der Mensch (!) bestimmt die Zeit bzw. passt sich die Zeit den Menschen an.

      Ein Beispiel: Wenn man in ein afrikanisches Dorf kommt, wo am Nachmittag ein Treffen stattfinden soll, am Versammlungsort aber weit und breit niemand zu sehen ist, würde man als Deutscher erstaunt und aller Wahrscheinlichkeit nach recht genervt fragen: »Wann wird das Treffen stattfinden?« Der Afrikaner würde etwas überrascht über die dumme Frage antworten: »Wenn sich die Menschen versammelt haben.«

      In den traditionelleren ländlichen Gebieten kommt diese Grundeinstellung mehr zum Tragen als in den westlich geprägten Städten Südafrikas, wo eine wunderbar-entspannte Mischung aus europäischer und afrikanischer Zeitkultur herrscht.

      Am besten stellt man sich von vornherein auf die allgemeine Langsamkeit im Land ein. Ob man jetzt, eine Fotokopie machen, das Touristenvisum verlängern, wissen, in welchem Regal der Wein steht, oder bei der Polizei eine Anzeige aufgeben will – das sind für einen deutschen Effizienz-Gewohnten scheinbar ewig andauernde Prozeduren in Südafrika. Wenn man nicht den gesamten Südafrikaurlaub frustriert zubringen will, ist es schlichtweg unvermeidbar, drei Gänge herunterzuschalten.

      Umgekehrt heißt das: Wenn man zu einem Dinner oder Braai (also dem Barbeque der Südafrikaner – auch wenn Sie das Wort ›Barbeque‹ hier niemals hören werden, siehe Kapitel 22) eingeladen wird und tatsächlich um Punkt ausgemachte Zeit auf der Matte steht, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Gastgeberin noch mit den Lockenwicklern im Haar die Türe öffnet, während sich ihr Mann beschämt an der Tür vorbeischleicht, um schnell noch die Lammkoteletts zu besorgen. Es empfiehlt sich, bei privaten Einladungen 10–15 Minuten später zu kommen. Dagegen empfiehlt sich nicht, verärgert zu reagieren, wenn ihr südafrikanisches Date 20 Minuten

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