Fettnäpfchenführer Südafrika. Elena Beis
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis страница 9
![Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis Fettnäpfchenführer](/cover_pre930830.jpg)
Die südafrikanische Regierung hat von 1950 bis in die frühen 90er-Jahre alle Südafrikaner in ›white‹, ›black‹, ›coloured‹ und ›asian/indian‹ eingeteilt und in ein offizielles Rassenregister eingetragen.
Die Einteilung in eine Gruppe erfolgte aufgrund der Hautfarbe, was sich in einem multikulturellen Schmelztiegel wie Südafrika, in dem alle nur erdenklichen Mischungen und Schattierungen vorhanden sind, als ein Ding der Unmöglichkeit herausstellte. Dieses System führte zu völlig absurden Situationen und Zuständen wie zum Beispiel Familien, bei denen Geschwister in unterschiedliche Rassekategorien eingeteilt wurden und folglich unterschiedliche Schulen besuchen mussten.
Bei der Zuteilung spielten neben der Hautfarbe auch noch willkürlichere Kriterien wie ›allgemeine Akzeptanz‹, ›Ansehen‹ und die politischen Beziehungen Südafrikas zum Heimatland eine Rolle. Da Südafrika gute Beziehungen zu Südkorea und Japan hatte, wurden Angehörige dieser Bevölkerungsgruppen als weiß angesehen. Chinesen galten als Asiaten, Taiwanesen dagegen als weiß und Menschen südostasiatischer Abstammung (Kapmaleien) wurden den Farbigen zugeteilt. Afro-Amerikaner zählten wiederum irrwitzigerweise aufgrund ihres ›westlich-zivilisierten‹ Backgrounds als ›weiß‹.
Die Zuordnung in die eine oder andere ethnische Gruppe entschied über politische Rechte, soziale Beziehungen, Ausbildungschancen und die wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten. Die südafrikanische Gesellschaft bestand mehrheitlich aus einer weitestgehend vermögenden weißen Klasse, einer weniger wohlsituierten farbigen Gesellschaftsschicht und einer extrem unterprivilegierten schwarzen Mehrheit. Die unterschiedlichen ethnischen Gruppen wurden im Alltag so gut es nur irgendwie ging voneinander abgeschottet – getrennte Schulen, Busse und Ausbildungseinrichtungen waren Pflicht.
Wenn man sich diesen Wahnsinn – der gerade einmal 20 Jahre her ist! – vor Augen hält, während man sich das ganze friedliche Multikulti auf Südafrikas Straßen anschaut, realisiert man, wie sehr sich Südafrika entwickelt hat.
Das südafrikanische Multikulti – hier der Lageplan
1 Schwarze Südafrikaner
Zusammengenommen machen Schwarze 79 Prozent der südafrikanischen Bevölkerung aus. Dabei handelt es sich nicht um eine homogene Gruppe, sondern Nachfahren unterschiedlicher Kulturund Sprachkreise. Neben den 23 Prozent Zulus, 16 Prozent Xhosas und 8 Prozent Basothos leben auch Tswana, Venda, Ndebele und Swasis auf südafrikanischem Gebiet. Die Zulu allein unterteilen sich in weitere 200 Stämme.
1.1 Die Ureinwohner Südafrikas
San (›Buschmänner‹): San bewohnten das heutige Südafrika als Erste. Sie pflegten einen nomadischen Lebensstil im Einklang mit der Natur und besaßen ungewöhnlich gute Jagdfertigkeiten. Ganz Südafrika ist mit den mehrere tausend Jahre alten Felsen- und Höhlenzeichnungen der San bespickt. Die San wurden zuerst von den Khoikhoi und dann von den eingewanderten Bantu-Völkern in unwirtliche Gegenden abgedrängt. Die Kolonialisten rotteten sie im 19. Jahrhundert dann fast vollständig aus. Ihre Anzahl schrumpfte von 500.000 auf 100.000. San leben heutzutage noch in Botswana (circa 50.000) und Namibia (circa 40.000). Nur wenige (circa 4.500) sind in Südafrika geblieben.
Khoikhoi (›Hottentotten‹): Als die Khoikhoi gegen 200 v. Chr. mit den Bantu-Völkern in Kontakt kamen, schauten sie sich von den Bantus die Viehhaltung ab. Sie spalteten sich von den San ab, um einen sesshafteren Lebensstil zu pflegen. San und Khoikhois sehen sich äußerlich sehr ähnlich. Man erkennt sie an ihrer honigfarbenen Haut und ihrem eng kräuselnden Haar. Die Khoikhoi verwenden zudem, wie auch die San, Klicklaute, um sich zu verständigen. Khois leben heutzutage hauptsächlich in Namibia (circa 100.000). Die meisten von ihnen leben immer noch als Nomaden und pflegen eine Lebensweise wie vor 1.000 Jahren. In Südafrika gibt es nur noch um die 2.500. Ihre Zukunft ist ungewiss. Da die Khoi und die San friedlich miteinander existierten und sich untereinander vermischt haben, fasst man sie oftmals als ›Khoisan‹ zusammen.
1.2 Nach Südafrika eingewanderte Bantuvölker
Im 17. Jahrhundert fand im Gebiet des heutigen Kamerun, Kongo und Niger eine explosionsartige Bevölkerungsvermehrung statt, die eine Massenabwanderung Richtung Süden zur Folge hatte.
Die Bantuvölker, die nach Südafrika einwanderten, vertrieben die indigenen Khoisan, übernahmen aber deren Jagdtechniken und Klicklaute. Man unterscheidet folgende drei Gruppen innerhalb der Bantuvölker:
die Nguni – das sind alle Bantustämme, die sich an der Ostküste Südafrikas niedergelassen haben. Zu ihnen gehören die Zulu, die Xhosa, die Swazi und die Ndebele.
die Sothos – so nennen sich die Bantus, die das südafrikanische Hochland (›Highveld‹) besiedelt haben.
und die Tsongas – also die Bantus, die im Norden des Landes geblieben sind.
Zulus (auch amaZulu – ›Söhne der Sonne‹): Ein Unterstamm der Nguni sind die Zulu. Die Zulu siedelten sich in Natal an. Bis heute ist dies ihr Stammesgebiet. Aus den losen Stammesverbänden der Zulu entstand im 18. Jahrhundert unter Shaka Zulu ein einflußreiches Königreich – das mächtigste und gefürchtetste im südlichen Afrika. Shaka Zulu stellte die erste stehende Armee Schwarzafrikas auf. Das expandierende Zulureich unter Shaka löste in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kettenreaktion an Kriegen und Vertreibungen im ganzen Land aus, die sogenannte Mfecane oder Difaqana (Sesotho für Zermalmung, Zerquetschung).
Die Zulus drängten in das Gebiet der Xhosa, die Xhosa wiederum wichen auf das Gebiet der Khoikhoi aus, stießen dabei aber auch auf die immer weiter ins Landesinnere eindringenden Buren. Im Westen spalteten sich die Ndebele von den Zulu ab und nahmen den Tswana ihr Land weg. Als Reaktion auf die kriegerischen Auseinandersetzungen vereinigten sich im Norden die Sotho- und Swaszi-Stämme und gründeten zur besseren Verteidigung ihre eigenen Königreiche, das heutige Lesotho und Swasiland. Die Zulus boten von allen schwarzafrikanischen Stämmen den Briten und Buren am längsten die Stirn und verteidigten ihr Territorium zunächst erfolgreich; erst Ende des 19. Jahrhunderts unterlagen sie den modernen Schusswaffen der Briten. Mit circa elf Millionen Menschen bilden sie die größte ethnische Gruppe in Südafrika. Zulus leben nach wie vor hauptsächlich in der Provinz KwaZuluNatal. Die meisten Schwarzen in Durban und Johannesburg gehören Zulu-Stämmen an.
Xhosa (auch amaXhosa – ›Söhne Xhosas‹): Auch die Xhosa sind im Rahmen der Nord-Süd-Wanderung der schwarzafrikanischen Stammesvölker ins südliche Afrika eingewandert. Ihren Namen haben sie vom legendären Häuptling Xhosa. Als die Buren vom Kap ostwärts ins Landesinnere trekkten, trafen sie dort 1760 auf die Xhosa. Da sowohl die Buren als auch die Xhosa Viehzüchter waren, führte die Konkurrenz um das Weideland zu vielen Kriegen zwischen den zwei Völkern. Am Ende gewannen die Buren und die Xhosa verloren ihr gesamtes Siedlungsgebiet. Aus dieser extremen Bedrängnis heraus schenkten die Xhosa 1856 den Visionen des Mädchens Nongqawuse Glauben, die prophezeite, dass die Xhosa ihr verlorenes Land wiedererlangen könnten, wenn sie ihre Ernte und ihr Vieh den Ahnen opferten. Die Briten schauten den Xhosa bei dieser sinnlosen Abschlachtung zu, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Als Folge verhungerte ein Drittel aller Xhosa – der Rest musste mittellos aus dem eigenen Land fliehen, das die Briten nun mühelos für sich beschlagnahmen konnten. Die meisten Xhosa leben heute nach wie vor im Eastern Cape, ihrem traditionellen Stammesgebiet. Da es dort kaum Industrie und Arbeit gibt, ziehen viele in die südafrikanischen Großstädte. Von dort versorgen sie oftmals als Einzelverdiener die zurückgebliebene Familie. Während sich die Eltern in Kapstadt, Johannesburg oder Durban verdingen, ziehen die Großmütter, die im Eastern Cape zurückgeblieben sind, die Kinder groß. Die meisten schwarzen Südafrikaner