Fettnäpfchenführer Schottland. Ulrike Köhler

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Fettnäpfchenführer Schottland - Ulrike Köhler Fettnäpfchenführer

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eggs kommen erst in die Fritteuse und dann auf den Teller. Bei Letzteren handelt es sich übrigens um hartgekochte Eier im Hackfleischmantel, die paniert und dann frittiert werden. Der deep-fried Mars bar war da fast eine logische Fortsetzung der schottischen Frittierbegeisterung.

      Die Zeiten des großen Hypes hat der legendenumwobene Snack jedoch längst hinter sich. In den schottischen Imbissbuden sind es heute fast nur noch Kinder und Touristen, die nach dem deep-fried Mars bar fragen. In den meisten Fällen wird er ohnehin nur dann zubereitet, wenn er explizit bestellt wird; kaum ein Lokal hat ihn tatsächlich auf der Karte stehen. Laut einer offiziellen Untersuchung von David S. Morrison und Mark Petticrew verkauften 2004 nur 22 Prozent aller schottischen fish-&-chips-Buden die Kalorienbombe überhaupt. Inzwischen sind es vermutlich noch einmal deutlich weniger geworden. Es kann also nicht im Entferntesten die Rede davon sein, dass es sich hier um ein weit verbreitetes Phänomen handelt.

      Schade eigentlich, dass der frittierte Schokoriegel die gesamte Küche des Landes trotzdem so sehr in Verruf gebracht hat. Denn tatsächlich hat gerade die neuere schottische Küche den Gourmets jede Menge zu bieten. Ob zartes Aberdeen-Angusrind, schottischer Wildlachs, Austern und Hummer von der Ostküste oder aromatischer Cheddar von den Orkneys – die modernen schottischen Köche besinnen sich auf die kulinarischen Schätze ihres Landes und setzen sie innovativ in Szene. Dabei wird oft auf störendes Beiwerk verzichtet und nur angerichtet, was den puren, unverfälschten Geschmack der Lebensmittel unterstreicht. Weniger ist mehr in der neuen schottischen Küche, die sich auch nicht scheut, dafür auf der ganzen Welt nach Gewürzen und Inspirationen zu suchen. Da trifft zartes Lamm von den Shetlandinseln auf Tahini und Harissa aus der orientalischen Küche und Lachs aus schottischen Seen auf indisches Tandoori-Dressing.

      Lassen Sie also lieber die Finger von dem frittierten Zeug und probieren Sie sich stattdessen durch die kulinarischen Highlights der schottischen Küche, wann immer sich Gelegenheit dazu ergibt.

       DIE ERFINDUNG DES FRITTIERTEN MARS-RIEGELS

      Die Geschichte des deep-fried Mars bar begann angeblich Anfang der 1990er-Jahre in Aberdeenshire, an der Ostküste Schottlands, wo sich die Carron Fish Bar in Stonehaven, unweit des Dunnottar Castle, bis heute damit brüstet, den frittierten Marsriegel erfunden zu haben. Damals litt das ganze Land nach Jahren der Deindustrialisierung unter einer hohen Arbeitslosigkeit, was einen entscheidenden Einfluss auf seine Entwicklung hatte.

      Catherine Browne, ehemalige Foodjournalistin, sagte dem digitalen Foodmagazin Munchies, die Idee, Schokoriegel zu frittieren, habe viel »mit der urbanen Verwahrlosung, mit Arbeitslosigkeit und einer selbstzerstörerischen Kultur in den am schlimmsten betroffenen Gegenden zu tun. Billiges, heißes Essen mit viel Kalorien von der Imbissbude sättigte und spendete Trost.« Diese Zeiten sind zum Glück inzwischen vorbei, doch der Mythos vom frittierten Mars-Riegel hält sich – aller Versuche des Schokoladenherstellers, dies zu verhindern, zum Trotz – bis heute.

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