Vier Schlüssel zum König. Merlin T. Salzburg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vier Schlüssel zum König - Merlin T. Salzburg страница 3

Vier Schlüssel zum König - Merlin T. Salzburg

Скачать книгу

Der Mann, dem du da eben begegnet bist, das war Rupert. Professor Dr. Rupert Raff. Du hast ihn schon öfter mal bei mir gesehen, als du noch sehr klein warst. Damals waren Rupert und ich auch noch gute Freunde.«

      »Du bist ja auch Professor«, nickte Tivaro.

      »Ja genau. Ich für Geschichte und er für Paläontologie.«

      »Palä ... was?« versuchte Tivaro zu wiederholen.

      »Der gräbt alte Tiere aus. Dinosaurier und so’n Zeug. Unser Senckenberg-Museum ist sozusagen sein zweites Zuhause. Dort schläft er sogar manchmal.«

      »Wirklich? Bei den Dino-Skeletten?«, fragte Tivaro amüsiert.

      »Ja wirklich. Und er ist sogar ziemlich berühmt.«

      »Na und?«, fragte Tivaro.

      »Und habgierig«, ergänzte Opa. »Der macht seinem Namen alle Ehre. Ihm genügen ja seine Dinoknochen gar nicht. Rupert buddelt nämlich nach allem, was nicht niet- und nagelfest ist. Und er geht sogar über Leichen.« Opas Augen weiteten sich und glänzten unruhig.

      »Was?«, fragte Tivaro erstaunt.

      »Pass auf!«, fuhr der Opa fort. »Rupert und ich sind uns vorhin zufällig beim Röntgen begegnet. Ich mit meinem Bein und er mit seiner Lunge wegen irgendeines grippalen Infekts. Dann kam er sogar noch mit hier ins Zimmer. Und weißt du, was er zu mir gesagt hat?«

      »Was?«, fragte Tivaro.

      »Er sagte, ich würde es ja nun sowieso nicht mehr lange machen. Und deshalb sollte ich ihm etwas geben.«

      »Was?«, fragte Tivaro zum dritten Mal.

      »Komm mal näher, Tivaro.« Opas rechter Arm tauchte unter der Decke hervor und griff in Brusthöhe nach Tivaros T-Shirt. Tivaro musste schlucken und beugte sich nach vorne, bis sein rechtes Ohr ganz nahe an Opas Mund war.

      »Es geht um vier silberne Schlüssel, die ich besitze«, raunte Opa Reinhard erregt. »Und um sehr, sehr viel Gold!«, fügte er hinzu.

      Tivaro wurde heiß und kalt zugleich. »Oh!«, machte er nur erstaunt. »Was denn für Gold, Opa Reinhard?« fragte er leise.

      »Nazi-Gold!« Opa ließ Tivaros T-Shirt los, und der Junge glitt wieder auf seinen Stuhl zurück. Das klang ja unglaublich! Doch was hatte sein Opa damit zu tun?

      »Und dieser Rupert wollte deine Schlüssel?«, überlegte er laut.

      »Nicht ganz, mein lieber Tivaro. Von denen weiß die dumme Wühlratte nämlich gar nichts«, kicherte Opa. »Nein, er wollte natürlich das Gold.« Er hustete wieder und stöhnte auf. »Hör zu!«, begann er erneut. »Es gibt vier silberne Schlüssel für vier Kisten voller Gold. Alles Wertsachen von Juden, die während des Krieges von den Nazis ermordet wurden. Ihr werdet das Thema noch in Geschichte durchnehmen.«

      »Ich habe schon davon gehört«, bemerkte Tivaro.

      »Also vier silberne Schlüssel«, wiederholte Tivaros Großvater. »Einer für eine Kiste voller Goldringe und Uhren. Einer für eine Kiste voller Juwelen und Ketten. Einer für eine Kiste voller Goldmünzen aus der Kaiserzeit und eine Kiste voller …«. Der alte Mann machte eine Pause. »Keine Ahnung, was in der vierten Kiste steckt«, sagte er dann matt.

      »Und die Schlüssel sind für die Kisten?«, kombinierte Tivaro.

      »Genau!«, bestätigte Opa. »Ohne Schlüssel keine Kisten.«

      »Und weißt du wo die Kisten sind?«, fragte Tivaro weiter.

      »Bist du neugierig?«, fragte der Opa zurück. »Ich sage dir: Diese vier Schlüssel führen zum König«

      »Aha«, gab Tivaro zurück.

      »Willst du denn nicht erst einmal wissen, woher ich die Schlüssel habe?«

      »Äh, ja sicher«, erwiderte Tivaro. Er schämte sich etwas dafür, dass er eben wohl ein wenig zu neugierig gewesen war.

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester betrat den Raum.

      »So, noch Besuch?«, sagte sie freundlich. »Ich bin Nachtschwester Marlies. Möchten Sie vielleicht etwas Tee, Herr Wallenberger?«

      Tivaros Großvater nickte, und die Nachtschwester goss hellen Tee in eine Schnabeltasse. »Die Besuchszeit ist aber eigentlich schon zu Ende«, sagte sie dann sanft zu Tivaro gewandt.

      »Ich bin doch gerade erst gekommen«, wehrte sich Tivaro, der unbedingt Opas Geschichte weiter hören wollte.

      Doch auch Opa sagte: »Geh du nur, Tivaro. Für heute ist es genug. Du kannst mich ja morgen nach meiner Operation besuchen.«

      Tivaro war sichtlich enttäuscht, aber natürlich verstand er, dass sein Opa wirklich Ruhe brauchte.

      »Kann ich noch irgendetwas tun, Opa?«, fragte er.

      »Ja, du kannst Elise ausrichten, sie soll Morgen mal in meine Wohnung gehen und mir mein Schachspiel und etwas zu lesen mitbringen. Dann können wir morgen eine Partie zusammen spielen.«

      »Ist gut«, versicherte Tivaro. »Dann komme ich morgen Abend um die gleiche Zeit, wenn ich vom Camp zurück bin.«

      »Camp? Was für ein Camp?«, fragte Opa.

      »Ach, das erkläre ich dir morgen. Dann haben wir uns beide was zu erzählen«, freute sich Tivaro.

      »Verstehe«, sagte Opa nur. »Und jetzt ab nach Hause mit dir!«

      »Tschüss, Opa Reinhard!« Tivaro stand auf und ging zur Tür. »Bis morgen also. Und viel Glück bei deiner Operation.«

      »Wünsch mir lieber Erfolg. Wenn die Ärzte hier erst mal Glück brauchen, ...«

      Zuhause pünktlich angekommen hängte Tivaro seine Jacke an den Haken und lief in Küche. Beim Abendbrot sagte er zu Elise: »Du, morgen wird Opa operiert. Er kriegt richtige Schrauben in sein Bein.«

      »Das wusste ich schon«, entgegnete Elise. »Deshalb dachte ich, dass es besser wäre, wenn ihr Kinder ihn erst am Mittwoch wieder seht, wenn alles gut überstanden ist.«

      »Lieber morgen«, sagte Tivaro. »Es war ja auch ganz okay für Opa, dass ich heute bei ihm war. Er hat sich wirklich gefreut.« Von Opas geheimnisvoller Geschichte wollte er lieber nichts sagen. Wozu auch, er kannte sie ja selbst noch nicht einmal. »Du sollst morgen Opas Schachspiel und etwas zu lesen aus seinem Haus holen. Opa will morgen Abend mit mir spielen.«

      »Na, das sind ja schöne Pläne«, stöhnte Elise. »Wie soll ich das nur wieder alles unter einen Hut bringen? Ich habe um zehn einen Friseurtermin. Dann muss ich Sabrina zu ihrer Freundin fahren. Um zwölf muss ich im Tutti-Frutti bei der Arbeit sein. Und spät nachmittags will ich selbst zu Opa«

      »Er hat aber nichts zu lesen, und er will mit mir Schach spielen.«

      »Ist gut, Tivaro. Ich fahre gleich Morgen früh in Opas Wohnung nach Oberursel.«

       Der König

Скачать книгу