Vier Schlüssel zum König. Merlin T. Salzburg
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Читать онлайн книгу Vier Schlüssel zum König - Merlin T. Salzburg страница 6
»Nach geltendem hessischen Recht gehört die Hälfte des Schatzes dem Finder und die andere Hälfte dem Landkreis oder dem Eigentümer des Grundstückes, auf dem ein Schatz gefunden wird«, erklärte der Großvater.
Tivaro verstand. »Und du willst, dass das Gold wieder zurückgegeben wird?«
»Es wäre das beste«, sagte Opa Reinhard. »Ich bereichere mich doch nicht an einer Kriegsbeute!«
»Und was kann ich nun mit der Karte und den Schlüsseln anfangen?«
»Gar nichts, solange Rupert noch den anderen Teil der Karte hat. Aber ohne die Schlüssel wäre selbst die ganze Karte für ihn völlig unbrauchbar.«
»Warum?«, wollte Tivaro wissen.
Der Großvater senkte seine Stimme. »Es wurden mehr als nur vier Kisten versteckt. Sieh auf die Karte! Sie enthält neun Symbole, die für Schatzkisten stehen könnten. Aber nur vier sind echte Schatzkisten.«
»Und die anderen?«, hakte Tivaro nach.
»Das sind ganz gemeine Sprengfallen. Die explodieren, wenn man sie mit dem falschen Schlüssel öffnet.«
»Wow!«, staunte Tivaro und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf seinem Rücken.
»Ja«, bestätigte Opa Reinhard. »Das ist ein ganz raffiniertes System, mein lieber Tivaro. Etwas für Detektive, wie du einer bist. Ich hätte dir die Karte und die Schlüssel eines Tages vererbt, wenn ich nicht mehr bin. Aber nun, nachdem Rupert plötzlich hier aufgetaucht ist, hat sich alles geändert. Die Gegenstände sind bei mir nicht mehr sicher, und darum vertraue ich sie dir an. Denn du bist klug, und ich glaube an dich, Tivaro.« Der Großvater griff nach Tivaros Handgelenk und zog seinen Enkel an sich. »Ich weiß es«, sagte er, und ein Glanz huschte über seine Augen. »Du wirst diesen Schatz finden.«
»Hat man denn nie einen Tunnel oder geheime Gänge im Taunus entdeckt?«, fragte Tivaro.
»Doch. Der Taunus ist voll mit alten Stollen und unterirdischen Gängen. Aber nach Nazi-Gold hat da bis heute noch niemand gesucht, soweit ich weiß. Es ist gut möglich, dass die Nazis damals auch einen bereits vorhandenen Stollen benutzten. Und Rupert hatte sogar schon einen Verdacht: er glaubte, solche Tunnelverläufe gäbe es vermutlich heute noch irgendwo zwischen Königstein und dem Altkönig. Und das könnte er inzwischen durchaus genauer wissen.«
Der Großvater machte eine kurze Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja ja, diese Könige. Darum sind die beiden Karten auch in Königen gut aufgehoben«, fuhr er fort. »Aber ohne die Schlüssel und die andere Kartenhälfte fliegt Rupert Raff da höchstens in die Luft.« Plötzlich wandte sich sein Blick der Zimmertür zu. »Hörst du das Klappern da draußen?«
Tivaro nickte.
»Das ist sicher wieder die Nachtschwester«, vermutete der Großvater.
»So früh?«, wunderte sich Tivaro. »Es ist doch erst viertel nach acht. Für mich ist das ganz früher Abend.«
»Das ist nun mal in Krankenhäusern so. Hier passiert immer alles zu früh.« Opa Reinhard rümpfte die Nase, sodass sich die Schläuche darin leicht bewegten. »Räum das Schachspiel wieder ein!«
Tivaro gehorchte. Dann hörten sie ein leises schnelles Klopfen an der Tür, die sich gleich darauf öffnete. Schwester Marlies schob einen Wagen mit verschiedenen Geräten ins Zimmer.
»Wieder Besuch zu später Stunde? Sie sollten sich nach der OP schonen, Herr Wallenberger. Haben Sie Schach gespielt?«, fragte sie mit einem Blick auf Tivaro, der gerade das Schachbrett auf seinem Schoß zusammenklappte. »Sie wissen, dass Sie jede Aufregung vermeiden sollen, Herr Wallenberger, nicht wahr? Jetzt wird aber erstmal der Blutdruck gemessen«, entschied die Nachtschwester.
»Dann ist es wohl an der Zeit, dass du wieder gehst, mein lieber Tivaro«, sagte Opa Reinhard. »Dein Besuch hat mich sehr gefreut, und ich denke, dass du diese ganze Sache erst einmal gut durchdenken musst. Du weißt schon, wovon ich rede. Nimm das Schachspiel mit und denke daran, dass du morgen die Schlüssel aus meinem Haus holst.«
»Ist okay.« Tivaro steckte den Schachbrettkasten in seinen Rucksack. »Mach’s gut, Opa. Ich komme dich morgen wieder besuchen.«
»Grüße Elise und deine Schwester von mir.« Opa Reinhard hob seinen Arm und winkte schwach.
Obwohl es noch nicht halb neun war, erblickte Tivaro den roten Fiat seiner Mutter auf dem Besucherparkplatz vor dem Krankenhaus. Elise wartete bereits im Auto, und tatsächlich regnete es inzwischen ziemlich stark.
»Können wir morgen früh noch mal zu Opas Haus fahren? Er braucht ganz dringend bestimmte Sachen», eröffnete Tivaro. Er wollte Elise eigentlich nicht sagen, dass es sich um Schlüssel handelte.
»Du tust ja geheimnisvoll. Was denn für Sachen?’«, fragte Elise.
»Noch ein paar Sachen eben. Ein paar Schlüssel oder so«, entgegnete Tivaro.
Elise sah zu Tivaro herüber und kniff ihre Augen etwas zusammen. »Oder so«, wiederholte Elise forschend. »Für einen Detektiv schwindelst du aber ziemlich schlecht. Ich möchte bloß wissen, was dahinter steckt. Hast du mir etwas zu sagen, Tivaro?«
Tivaro schluckte. »Nein, Mom, ehrlich! Da ist nur das Schachspiel, die Bücher und eben die Schlüssel, die er haben wollte. Sonst nichts.«
»Aber wozu in aller Welt braucht Opa Reinhard denn im Krankenhaus irgendwelche Schlüssel?« Elise schien sichtlich etwas nervös. »Das eine sage ich dir, Tivaro. Wenn da wieder etwas ist, irgendetwas mit eurer Gang, das du mir verheimlichst, dann mache ich das nicht mehr mit. So läuft das nicht. Ist das klar, Tivaro?«
Tivaro musste erneut schlucken. So ernst erlebte er seine Mutter selten. Aber er konnte ihr um keinen Preis von dem sagenhaften Schatz erzählen, der plötzlich in nahezu greifbarer Nähe irgendwo im Taunus lag. Die Eltern hätten die Jungen von o-vier womöglich niemals auf Erkundungen, geschweige denn auf eine richtige Schatzsuche bei Tag und Nacht gehen lassen.
»Da ist weiter nichts, Mom«, sagte Tivaro einfach. »Opa sieht echt ziemlich fertig aus. Und richtig Schach haben wir eigentlich auch nicht gespielt. Wir haben die ganze Zeit nur geredet.«
Elises Gesicht hatte sich schon wieder entspannt. »Okay, wir fahren morgen früh um neun nach dem Frühstück zu Opa. Aber um elf muss ich im Tutti-Frutti sein. Sabrina ist morgen den ganzen Tag bei ihrer Freundin Saskia. Das heißt, du kannst dir zu Mittag selbst etwas warm machen oder ins Da Angelo gehen.«
»Alles klar, Mom.« Tivaro war erleichtert. Die ganze Gang soll sich morgen im Da Angelo treffen, überlegte er freudig. Er konnte es kaum erwarten, seinen Freunden die ganze Sache mit dem Nazi-Schatz zu erzählen. Mit einem Mal überkam ihn ein wahres Glücksgefühl. Über einen echten Schatz Bescheid zu wissen, war wirklich etwas unglaublich Großartiges.
Zuhause zog sich Tivaro nach dem Abendbrot gleich in sein Zimmer zurück. Er holte das Schachspiel aus seinem Rucksack und legte es behutsam auf seinen Schreibtisch. Dann schaltete er seinen Computer ein. Tivaro wollte seinen Teil der Schatzkarte auf seinem Rechner abspeichern. So könnte er beliebig viele Kopien der Karte bearbeiten und ausdrucken. Einen Drucker hatte Tivaro, aber er besaß keinen Scanner. Deshalb entschloss sich der Jungdetektiv, ein Foto von der Karte mit seinem Smartphone zu machen und an den Computer zu senden. In den technischen Dingen des Alltags kannte sich