Vier Schlüssel zum König. Merlin T. Salzburg

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Vier Schlüssel zum König - Merlin T. Salzburg

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Oder er sollte sie der Nachhut der deutschen Kameraden übergeben, falls diese das Forsthaus noch vor den Amerikanern erreichten. Er erzählte meinem Vater auch noch viele weitere Einzelheiten über die Grabungen und einen gewaltigen Nazi-Schatz. Ich versuchte, mir soviel wie möglich von diesen Gesprächen zu merken. Aber ich war nun mal erst sieben Jahre alt, weißt du?«

      Tivaro nickte nur und hörte weiter gebannt zu.

      »Nun, kurze Zeit später starb der verletzte Soldat in unserem Haus«, erzählte der Großvater weiter. »Doch vorher zeichnete ich die Karte heimlich nach. Und das, was du da in der Hand hältst, ist die Zeichnung deines siebenjährigen Opas. Außerdem fehlt die Hälfte der Karte.«

      Tivaro blickte seinen Großvater erstaunt an. »Und wo ist die andere Hälfte?«

      »Die hat Rupert Raff«, sagte Opa Reinhard, und Ärger breitete sich in seinem Gesicht aus. »Auf der anderen Hälfte sind die Gänge eingetragen. Doch davon später. Du musst zuvor noch ein paar andere Dinge wissen. Meine Eltern fanden nämlich bei dem Toten auch die vier Silberschlüssel, von denen ich dir gestern erzählte. Diese vier Schlüssel gehören zu vier Schatzkisten, die im Taunus unterirdisch versteckt wurden.«

      Der Großvater wies auf die Karte, die Tivaro in der Hand hielt. »Auf deinem Teil der Schatzkarte siehst du zum Beispiel diese vier Symbole: einen Ring, eine Perle, eine Münze und ein Symbol, das ich bis heute nicht richtig deuten konnte. Auch Rupert Raff nicht.«

      Tivaro suchte die Karte nach den Symbolen ab. »Mit ein wenig Phantasie könnten das Steine sein oder so etwas ...«, versuchte Tivaro.

      »Ich war vielleicht erst sieben, aber Steine habe ich da sicher nicht abgezeichnet«, verteidigte sich Opa Reinhard. Er hüstelte etwas, und Tivaro bemerkte, dass seinem Großvater das Atmen recht schwer fiel. »Der Soldat hat meinem Vater genau gesagt, was sich in diesen Goldkisten befindet. Und ich habe vieles mit angehört.«

      Tivaro nickte und wickelte die Schatzkarte langsam wieder zu einem Röllchen zusammen. »Was habt ihr eigentlich mit dem toten Soldaten gemacht?«, wollte er dann wissen.

      »Nun, er wurde noch am selben Tag abgeholt. Da kam ein Trupp deutscher Soldaten mit einem Geländewagen zum Forsthaus. Sie nahmen den toten Soldaten mit, und mein Vater übergab dem Hauptmann die zusammengerollte Karte.«

      »Da waren die anderen Soldaten sicher froh, dass die Karte nicht den Amis in die Hände fiel, oder?«, fragte Tivaro.

      Opas Gesicht wurde plötzlich sehr traurig. »Das hätte man meinen können. Aber die Sache verlief ganz anders als erwartet, mein lieber Tivaro. Als mein Vater die Karte übergab, wurde er vor unseren Augen vom Hauptmann mit einem Kopfschuss getötet.«

      Tivaro war entsetzt: »Wie furchtbar! Warum haben die das getan?«

      »Wahrscheinlich fürchteten sie, dass mein Vater schon zuviel Wind von der Sache bekommen hatte. Sie konnten keine Zeugen gebrauchen, die etwas über ihre Grabungen im Wald wussten.«

      »Und wie erging es dir und den anderen damals?«

      »Mir und meiner Mutter taten sie nichts. Sie durchsuchten noch das ganze Haus, konnten aber nichts finden.« Tivaros Opa kicherte. »Ich hatte nämlich meine Zeichnung zuvor unter die vielen Pläne, Karten und anderen Papiere meines Vaters geschoben, die überall herumlagen. Und die Silberschlüssel habe ich einfach in unsere Besteckschublade gelegt, wo sie nicht weiter auffielen.«

      »Geniales Versteck«, gab Tivaro zu.

      »Und in dieser Besteckschublade liegen sie heute noch. In meiner Küche. Sie sind natürlich nach über sechzig Jahren schon schwarz geworden und nicht mehr so schön silbern wie vorher.« Tivaros Großvater machte eine kleine Atempause, bevor er weiter sprach. »Du musst unbedingt auch diese vier Schlüssel aus meinem Haus holen, bevor sie vielleicht in falsche Hände geraten. Ich muss dich also noch einmal bitten, so schnell wie möglich in meine Wohnung zu gehen. Auch wenn Rupert Raff nichts von den Schlüsseln weiß, glaube ich doch, dass sie bei dir sicherer aufgehoben sind als bei mir.«

      »Okay, Opa. Ich fahre gleich morgen früh mit Elise hin und bringe sie mit, wenn ich dich morgen wieder besuchen komme«, versprach Tivaro.

      »Nein, Tivaro, nicht hierher! Verstecke sie einfach irgendwo gut. Vielleicht in einem Werkzeugkasten. Auch das Schachspiel muss weg. Am besten ist es, wenn sich beides an verschiedenen Orten befindet. Rupert Raff darf dieses Schachspiel jedenfalls niemals finden.«

      »Woher weiß denn dieser Rupert Raff eigentlich von deinem Schachspiel?«, wollte Tivaro wissen.

      »Weil er auch so eines besitzt.« Tivaros Großvater kicherte verschmitzt. »Du magst uns ja für kauzig halten, mein lieber Tivaro. Aber ältere Menschen unseren Schlags haben da eine – wie soll ich sagen – besondere Ehre. Wir waren beide damals leidenschaftliche Schachgegner, musst du wissen.« Der Großvater holte kurz Luft. »Jedenfalls steckt in seinem schwarzen König der andere Teil der Schatzkarte mit dem Tunnelsystem. «

      »Aber wieso besitzt Professor Raff einen Teil von deiner Karte?«

      »Ich will dir erklären, wie es dazu gekommen ist«, sagte der Großvater. »Ich lernte Rupert bereits während meiner Studienzeit in den siebziger Jahren kennen. Rupert war ein richtiger Experte, was alte Karten betraf. Aber es sollte noch Jahre dauern, bis ich ihm meine Schatzkarte zeigte. Ich hatte meine Karte damals schon über fünfundzwanzig Jahre mit mir herumgetragen und bis dahin noch niemandem gezeigt. Ende der Neunziger weihte ich Rupert jedoch in mein Geheimnis ein. Ich bat ihn um Hilfe und zeigte ihm meine Zeichnung von der Karte. Ich selbst bin ja nie so recht schlau aus dieser Karte geworden. Sie enthielt nur verschlüsselte Angaben und merkwürdige Zeichen, die ich nie entziffern konnte.«

      »Aber du weißt doch, was manche Symbole bedeuten«, warf Tivaro ein.

      »Um diese Symbole geht es aber nicht. Diese Karte enthält noch viele weitere zusätzliche Angaben über die Lage der Goldkisten. Und ich hatte damals beim Abzeichnen der Karte sicher auch Fehler gemacht. Und da kam mir Rupert zu Hilfe. Der kannte sich damit aus.«

      Tivaro nickte. »Hat er dir etwas über die anderen Zeichen gesagt?«

      »Koordinaten und Runen. Interessant, interessant!«, äffte der Großvater Ruperts Stimme nach. »Wenn ich den Schatz finde, gehört mir die Hälfte. Gib das mal her!« Opa Reinhard griff in die Luft und schien ihr etwas zu entreißen. »Aua, mein Bein!«, schrie er, weil er sich zu heftig bewegt hatte.

      Tivaro sprang auf. »Opa!«, rief er ängstlich.

      »Ach, es geht schon wieder«, stöhnte der Großvater. »Jedenfalls gerieten wir in einen heftigen Streit um die Karte, und am Ende hatte jeder von uns eine Hälfte davon in der Hand.«

      »Und jetzt versteckt jeder von euch einen Teil in seinem Schachspiel?«, fragte Tivaro belustigt.

      »Genauso ist es. Ich habe Rupert damals aus meinem Haus geworfen, und seither sind wir uns nicht wieder begegnet.«

      »Aber der Rupert hat dir doch einen Teil der Karte gestohlen...?«, begann Tivaro.

      »Einen Teil, mit dem er nichts anfangen kann, solange er nicht die andere Hälfte der Karte hat«, ergänzte der Großvater.

      »Wieso hast du ihn denn nicht wegen Diebstahls angezeigt?«, wollte Tivaro wissen.

      »Dann wäre alles herausgekommen. Der Schatz wäre sicher längst geborgen,

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