Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete Hackett

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Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019 - Pete Hackett

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      Mit einem Ruck stand Lola Starr auf und ging zu ihm hinüber. Er saß auf der Bettkante und hatte die gefesselten Hände auf den Knien liegen.

      „Weißt du denn nicht, wo er den Schlüssel liegen hat?“, fragte sie leise.

      „Natürlich weiß ich es. Der Kutscher hat ihn an sich genommen.“

      „Schade, Ben. Ich hätte dir gern geholfen, weil ich dich verstehen kann.“

      „Nichts verstehen Sie. Ich bin kein Bandit!“

      „Vielleicht sagst du wirklich die Wahrheit, Ben. Aber sie glauben dir nicht.“

      „Der Richter muss alle meine Angaben nachprüfen.“

      Lola zuckte mit den Schultern.

      „Schon möglich, dass er es müsste, Ben“, sagte sie. „Aber ob er es tun wird ... Ich glaube nicht daran. Dazu kommt, dass sich mit deinen Angaben nicht viel anfangen lässt. Weißt du genau, dass Dreek den Schlüssel bei sich hat?“

      Bens Kopf sank herab.

      „Ja“, sagte er kleinlaut.

      Als Lola Starr sich wieder abwandte, öffnete sich die Küchentür, und Dreek erschien in ihrem Rahmen. .

      „Wo steckt eigentlich Cory?“, fragte er.

      Lola Starr blickte auf den noch immer bewusstlosen Tom Calhoun. dem die Härte noch jetzt im Gesicht stand.

      „Er ist draußen“ erwiderte sie und wandte sich ab. Dann trat sie in den nachtdunklen Hof hinaus.

      Cory tauchte aus der Finsternis auf und kam auf sie zu. Auch Dreek war aus dem Haus getreten.

      „Cory, wo waren Sie die ganze Zeit?“

      „Sie scheinen vergessen zu haben, was da draußen los ist. Ich habe mich ein bisschen umgesehen.“

      „Gut. Ich werde jetzt die Wache übernehmen.“ Der Fahrer ging zurück und holte sein Gewehr. Dann entfernte er sich auf das Tor zu.

      Lola schaute Cory fragend an. Seine Hände waren leer. Also hatte er die Tasche nicht gefunden.

      Für einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke, dann zuckte Cory die Schultern.

      „Wenn ich nur wüsste, wo er sie gelassen haben könnte!“ zischte er. „Eins weiß ich: bei Falton ist sie bestimmt nicht. Schließlich kann ich nicht überall herumschnüffeln. Vielleicht kann ich dann die Wache übernehmen.“

      Das Mädchen wandte sich um und sah den Stationer, der das Haus wieder betrat. Sie folgte ihm.

      „Wir wollen den Toten wegschaffen, Cory“, sagte Kieler, als der Spieler in den Raum kam. „Draußen liegt auch einer.“

      „Sie glauben doch nicht etwa, dass ich hinausgehe?“

      „Es wird uns nichts anderes übrigbleiben. Der Tote lockt nur die Geier und Wölfe an. Also kommen Sie!“

      Lola saß am Tisch und hatte den Kopf in den Händen vergraben.

      „Sie würden mit dem Geld nicht glücklich werden“, drang die Stimme Ben Warthons an ihre Ohren. Sie hob den Kopf und schaute ihn an.

      „Was?“

      „Sie würden keine Ruhe mehr finden. Er würde euch immer an den Fersen hängen und irgendwann einmal stellen. Er ist ein Mann, der hält, was er versprochen hat. Und er hat Marshal Clayburn etwas versprochen.“

      „Das klingt ja so, als würdest du davon etwas verstehen“, gab sie barsch zurück.

      *

      Der Morgen dämmerte bereits grau herauf. Der Gefangene lag auf seinem Bett und schlief. Tom Calhouns Bewusstlosigkeit war einem unruhigen Schlaf gewichen.

      Cory trat an den Tisch, an dem Lola Starr noch immer saß und eingeschlafen war. Als er ihren Arm berührte, fuhr sie erschrocken in die Höhe.

      „Sie ist weg“, sagte er leise. „Einfach verschwunden. Ich konnte sie nirgends finden.“

      Lola strich sich die Haare aus der Stirn.

      „Vielleicht hat er sie über den Palisadenzaun geworfen.“

      „Unsinn. Ich kann mich genau erinnern, dass er sie in der Küche noch in der Hand hatte. Ich glaube sogar noch draußen an der Wand. Irgendwo muss sie liegen, zur Hölle!“

      „Ist jemand im Hof?“

      „Kieler. Er steht auf der Planke.“

      „Dann könnten wir jetzt doch nicht fortkommen. Es hat zu lange gedauert.“

      „Ja. Aber das kann ich dir sagen, wenn die Tasche erst mal in meiner Hand ist, finde ich für das andere auch noch einen Weg. Verdammt, wo mag sie nur sein?“

      Als Ben Warthon sich bewegte, gab Lola dem Spieler ein Zeichen. Doch dann lag der Junge wieder ruhig.

      Plötzlich erwachte Tom Calhoun. Er wollte sich aufrichten, sank aber mit einem unterdrückten Stöhnen auf sein Lager zurück.

      Cory ging mit harten Schritten auf ihn zu. Ein breites Grinsen saß wie festgefroren m seinem Gesicht.

      Tom Calhoun blickte dem Spieler entgegen.

      „Ja, so ist das nun“, sagte Cory und lachte leise.

      „Sie wollen doch etwas, Cory?“

      „Ich? Nein. Wie kommen Sie darauf? Wie der Kutscher sagte, geht heute die Reise nach Shelton Falls weiter. Ob Sie können oder nicht.“

      „Vielleicht müssten Sie dann mit Miss Starr allein fahren, Cory.“

      Corys Gesicht wurde schlagartig ernst.

      „Was?“

      „Das wäre doch eine ideale Lösung. Sie wären davor bewahrt, ein Bandit zu werden, oder aber ein sehr schnelles Ende zu finden. Wie Sie sagten, wollen Sie aber weiter nichts, als nach Shelton Falls kommen.“

      „Genauso ist es. Inzwischen hat sich aber einiges geändert, Calhoun. Sie sind zu schwach, um allein den Gefangenen und dazu das viele Geld durchbringen zu können.“

      „Meinen Sie?“

      „Ja, Calhoun. Ich bin ein Freund von Gerechtigkeit. Ich weiß, dass Sie es nicht glauben. Aber ich werde Ihnen unter allen Umständen helfen. Einmal, und wenn es erst in Shelton Falls ist, werden Sie wissen, dass Sie mir dankbar sein müssen.“

      „Großartig, Cory. Das finde ich wunderbar. Demnach haben Sie also die Tasche nicht gefunden.“

      „Was?“

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