Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western - Pete Hackett страница 20
Der Salooner hastete heran und holte Shere und Jack kurz vor dem kleinen Adobelehmhaus ein. »Wann kriege ich das Geld nun?«
»Ich gebe es Ihnen sofort«, versprach Shere. »Wie viel macht denn alles zusammen?«
»Sie?« der Keeper bekam große Augen. »Sie wollen das bezahlen, Madam?«
»Ja. Oder nehmen Sie von einer Frau kein Geld?«
»Doch. Nur ... es ist etwas ungewöhnlich.«
»Man wird sich hier noch an manches gewöhnen müssen.«
16
Die Tage waren schon nicht mehr so heiß, die Nächte wurden länger, und das Laub der wenigen Bäume in den Senken der Flüsse verwelkte.
»Der Indianersommer ist mir die liebste Jahreszeit, auch wenn es manchmal schon Frost gibt in den Nächten.« Nathan Gratty, Jack Trumans Transportbegleiter, rieb sich über die Nase und grinste. Er war ein seltsamer Zeitgenosse und behauptete, vor zehn Jahren eine Zeitlang in einem Zirkus in Omaha aufgetreten zu sein. Niemand wusste, ob es stimmte. Er zählte achtundvierzig Jahre – sagte er jedenfalls – sah wie sechzig aus, war klein von Gestalt und ziemlich dürr. Nathan Gratty trug einen großen, alten Schlapphut, einen verschossenen Militärmantel und derbe Stiefel. Der Mantel verbarg seinen Patronengurt. Das Gewehr legte er nur sehr selten aus der Hand.
Ein großer Backenbart zierte das Mausgesicht des Mannes. In den kleinen Augen funkelte die List. Er erzählte ständig irgendwelche Geschichten, mit der Wahrheit nahm er es dabei nicht besonders genau. Jedenfalls sorgte er dafür, dass es Jack nicht langweilig wurde.
Sie fuhren nun schon sechs Wochen zusammen auf dem Wagen. Das Geschäft hatte sich gut angelassen. Sheres Voraussagen hinsichtlich des von Schiffen in La Porte angelandeten Frachtgutes waren eher untertrieben gewesen. Es gab Aufträge in Hülle und Fülle.
Sie fuhren den Wagenweg von Crockett nach Dallas hinauf. Seit der Sache mit der Herde war er in diese Gegend nicht wieder gekommen. San Antonio, Austin, Houston, Pecos und El Paso waren bisher ihre Ziele gewesen. Die beiden anderen Frachtwagen bekamen sie nur höchst selten einmal zu Gesicht. Jack war in diesen sechs Wochen ganze sechs Tage daheim bei Shere gewesen.
Nathan zog seine verbeulte Mundharmonika aus der Manteltasche und begann darauf zu spielen. Das Gewehr klemmte er dabei zwischen die Beine.
Plötzlich hielt er inne. »War das hier? Ich meine den Überfall auf die Rinderherde.«
»Nein, hinter Dallas im Norden.«
»Und wann sind wir in Dallas?«
»Heute noch.« Jack ließ die Peitsche knallen, weil die vier Zugpferde langsamer wurden.
Der Wagen ratterte wieder schneller über den Wagenweg.
Nathan spielte noch eine Weile auf der Mundharmonika, dann steckte er sie brummend in die Tasche. Er ließ den Blick umherschweifen und legte das Spencergewehr quer über die Knie. »Verdammt einsame Gegend hier.«
Jack ließ die Peitsche wieder knallen.
»Bleiben wir in der Stadt? Ich meine, bis morgen?«
»Keine Sorge, du kriegst ein richtiges Bett.«
Nathan lächelte. »Würde es dich sehr erschrecken, wenn ich über den Winter pausiere?«
»Nein«, entgegnete Jack gleichmütig. »Damit habe ich sogar fest gerechnet.«
»So.« Nathan vermied es, den Mann neben sich anzuschauen. Stattdessen ließ er den Blick wieder über die spärlichen Grasnarben, die Kakteen und die skurrilen Felsen in der Einöde streifen. Noch war die Stadt nicht zu sehen. Wahrscheinlich lag sie hinter der Bodenwelle rund zwei Meilen vor ihnen. Die Radrinnen führten darüber hinweg.
Sie brauchten fast eine Stunde, bis der schwere Wagen mit den hohen Bordwänden und der derben Plane auf der Ladung die Höhe erreichte.
Dann sahen sie die Stadt. Sie lag inmitten eines weiten Tales; ein wüstes Gewirr von Hütten und Häusern, aus denen mehrstöckige Saloons und ein hölzerner Kirchturm emporragten. Staub lag über Dallas wie eine Glocke. Der Wagenweg führte in die Stadt hinein.
Die Pferde liefen abwärts schneller. In der Ebene gab ihnen Jack wieder die Peitsche.
Als sie die Stadt erreichten, dämmerte es bereits.
Jack hielt am ersten Haus und fragte einen Mann nach dem Store eines Mister Bernstein.
»Da oben, wo der Ranchwagen steht!« Der Mann deutete die Main Street hinauf.
»Danke.« Truman trieb die Pferde erneut an. »Los, los, noch ein paar Yard, dann ist Schluss für heute.«
Eine Menge Leute standen an den Hauswänden; die Blicke, die den Wagen trafen, waren uninteressiert.
»Handwerker müsste man sein, dann hätte man jetzt längst Feierabend«, maulte Nathan.
Aus dem Store kam ein Mann von wuchtiger, schrankbreiter Gestalt, der einen großen Karton auf der Schulter trug. Jack sah deshalb sein Gesicht nicht. Als er aber den Karton auf einen flachbordigen Wagen lud, erkannte Jack ihn.
»Jed Dunn«, sagte er überrascht.
Der ehemalige Cowboy sah Jack im gleichen Augenblick und starrte ihn wie einen Geist an.
Die vier Pferde vor dem Frachtwagen blieben stehen.
Dunns Erstarrung hielt sekundenlang an, dann quälte er sich ein schiefes Grinsen ab. »Hallo«, sagte er lahm. »Das ist aber eine Überraschung!«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Jack.
Dunn kam näher, sah das Schild am Frachtwagen und sagte: »Jack Truman. Was denn, der gehört dir?«
»Shere hat eine Erbschaft gemacht und das Fuhrunternehmen des alten Lawrence gekauft. Sie bestand darauf, meinen Namen darauf zu schreiben.«
»Ach so.« Dunn nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf.
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