Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western - Pete Hackett страница 22
Die Station im Hügelland bestand aus einem großen, doppelstöckigen Haupthaus mit einem Flachdach, einem Anbau, dem Schuppen und einem Corral. Alles sah ziemlich verwahrlost aus. Das Haus war irgendwann einmal weiß gestrichen worden, aber nur noch wenige Stellen waren mit Farbe bedeckt. Immerhin besaßen die vielen Fenster verstaubte Glasscheiben.
Die Tür des Anbaus stand offen. Davor war der flache Ranchwagen so abgestellt, dass er den Stall verdeckte, der sich im Anbau befand.
»Mist«, murmelte Ves, der sein Pferd absattelte.
»Die haben also nichts abbekommen?«, fragte Dunn, der im halbdunklen Stallgang stand.
»Verdammt, wie oft willst du es noch hören?«, herrschte Barn den Kumpan an. »Ich war aufgeregt. Ist das ein Wunder? Und die Entfernung war auch ziemlich groß.«
Dunn ging zur Tür und spähte nach Osten. Noch konnte er den Frachtwagen nicht sehen.
Barn hängte den Sattel über die Trennwand, schob Dunn zur Seite und verließ den Stall. »Schärfe ihr ein, dass sie die Klappe zu halten hat, Ves!«
Barn gab dem Kumpan keine Antwort. Er ging zum Haus.
Jed Dunn schloss die Tür und folgte ihm.
Das Stationshaus bestand im Untergeschoss aus einem saloongroßen Saal, in den die kleinen Fenster nur wenig Licht einließen. Ein rundes Dutzend Tische mit Stühlen darum standen links des Tresens, hinter dem sich ein langes Regal an der Wand entlang zog. Einige wenige Flaschen waren dort aufgereiht. Mitten im Saal führte eine Treppe ins Obergeschoss. Eine Galerie nahm oben drei Wände ein. Türen gingen von ihr ab. Auf der Treppe lag ein zerfledderter Teppich, der einmal rot gewesen sein musste und von besseren Zeiten kündete.
An einem Tisch nahe des Tresens saß Melanie, ein großes, starkknochiges Mädchen mit rotblonden, widerspenstigen Haaren, die wie abgefressen aussahen. Sie hatte ein breites Gesicht mit weit auseinanderliegenden, kalten Augen, einen zu lang geratenen Hals, volle Brüste und lange Beine. Sie trug ein dünnes Kleid von grellroter Farbe, das bis zum schwarzen Lackgürtel ausgeschnitten war.
Barn schenkte sich am Tresen einen Whisky ein, als Dunn den Stationsraum betrat. »Es werden gleich zwei Fremde kommen, Mel. Du bist so nett und hältst die Klappe. – Kapiert?«
Melanie, die mit weit von sich gestreckten Beinen dasaß und mit einer winzigen Feile an ihren Fingernägeln herummachte, gab darauf keine Antwort.
Dunn blickte den Kumpan an.
Barn winkte ab. »Lass sie. Sie wird uns keinen Ärger machen. – Auch einen?«
»Den hab ich nötig.«
Barn trank sein Glas leer, stellte ein zweites auf den Tresen und goss beide voll.
»Warum seid ihr denn so aufgeregt?« Melanie ließ die Feile sinken. »Habt ihr was ausgefressen?«
»Die geht mir auf den Geist!« Dunn nahm sein Glas und trank es auf einen Zug aus.
»Du sollst sie in Frieden lassen!«
»Na klar, sie ist ja auch dein Liebchen. Dir ist es doch recht, dass sie hier rumhängt. Völlig nutzlos im übrigen. Die Fallensteller, die sich hier ab und zu sehen lassen, geben wegen ihr kaum was aus. Und die Rothäute, die mitunter kommen, die denken höchstens darüber nach, wie man sie verschleppen könnte.«
Melanie wurde bleich und stand auf. »Was willst du damit sagen, Jed?«
»Dass es für dich hier nicht ungefährlich ist.«
Barn winkte ab. »Er spinnt. Hör nicht auf ihn, Mel. Die Rothäute wollen von uns Fusel. Squaws haben die selbst genug.«
Dunn ging zum Fenster und sah den Wagen über die Hügelkuppe rollen.
»Jetzt«, murmelte er. »Soll ich ...« Er schaute sich um.
»Bist du des Teufels? Doch nicht hier, wo bis jetzt alles so schön gelaufen ist!«
20
»Das ist aber eine Überraschung!« Barn strahlte und lief dem haltenden Gefährt entgegen.
Jack hatte den heimtückischen Schützen auf der Hügelkuppe nicht vergessen. Er stieg ab und gab Barn die Hand.
»Das ist vielleicht eine Überraschung! Jed hat gestern schon erzählt, dass du Frachtwagenbesitzer geworden bist. War für uns alle ein Segen, dass der alte McLean durchdrehte und uns zum Teufel jagte, was?«
»Der hätte für uns so oder so keine Verwendung mehr gehabt«, erwiderte Jack.
Er wurde in die Station geschoben und sah das Mädchen, das seine Fingernägel feilte, den Kopf hob, und ihn interessiert musterte.
»Das ist Mel«, erklärte Dunn. »Ves’ Freundin. Hat er in Dallas kennengelernt.«
»Tag, Mel.« Jack nickte dem Mädchen uninteressiert zu.
Nathan stand noch auf der Türschwelle und schaute sich in der halbdunklen Station um. »Schön hässlich habt ihr’s hier.« Er kicherte.
»Was gefällt dir denn nicht?«, fuhr Dunn ihn wild an.
»Die Wände könnten etwas Farbe vertragen«, meinte Jack.
Nathan kam an den Tresen. »Kann man einen Whisky haben, oder ist der nur für euch?«
Barn schenkte ihm ein. »Den kriegst du geschenkt. Du auch einen, Jack? Warte mal, ich erinnere mich, du hast tagsüber nie getrunken. Ist es noch so?«
»Ja.«
»Sollen wir dir einen Kaffee kochen?«, fragte Dunn eifrig.
»Nein, nicht nötig. Habt ihr einen Reiter gesehen? Vor etwa einer Viertelstunde?«
»Einen Reiter?« Barns Stirn legte sich in Falten. »Nein, heute war noch kein Mensch hier.«
»Aber einen Schuss habt ihr doch gehört?« Nathan griff nach dem Glas.
»Einen Schuss? Nein. Wieso?«
»Auf uns wurde geschossen«, sagte Nathan. »Von einem, der heute morgen sein Zielwasser nicht getrunken hat. Prost. Auf dass eure Kinder lange Hälse bekommen.« Er kicherte und schaute Melanie an.