Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western. Pete Hackett

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Western Sammelband 4 Romane: Lady in Blei und andere Western - Pete Hackett

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keinen Blödsinn«, sagte das Mädchen. Seine Stimme war fest, die weit auseinander stehenden Augen funkelten kalt. »Ich war bis jetzt als dein Spielzeug hier, das du jederzeit abschieben konntest. Das ändern wir jetzt!«

      »Und wie?«

      »Ihr werdet mir ein kleines Schweigegeld bezahlen. Tausend Dollar!«

      Barn starrte zuerst das Mädchen, dann seinen Kumpan an, und sein Mund stand dabei offen.

      »Unglaublich, was?« Dunn wischte sich über die Nase. »Wie sich die Kleine auf einmal entpuppt! Was es doch ausmacht, wenn eine Geld riecht!«

      »Tausend Dollar«, wiederholte Melanie eiskalt. »Und ein gesatteltes Pferd. Damit verschwinde ich. Dann sehen wir uns nie wieder.«

      »Bis der Zaster ausgeht«, schränkte Barn ein.

      »Nein. Wir sehen uns nie wieder. Aber wenn ihr nicht wollt, ich kann diesem Frachtwagenfahrer auch folgen und ihm erzählen, dass ihr Lügner seid!«

      Die beiden wechselten Blicke.

      »In Ordnung«, sagte Barn. »Gib ihr das Geld, ich sattle das Pferd.«

      »Wirklich?«

      »Was sollen wir denn sonst machen, verdammt?«

      Das Mädchen lächelte überlegen.

      »Los!« Barn stieß den Kumpan zur Küchentür, wandte sich ab und ging hinaus.

      Nach ein paar Minuten brachte Barn das gesattelte Pferd vor die Station. Das Tier schnaubte nervös.

      Dunn zählte drinnen tausend Dollar auf den Tresen, die Melanie an sich nahm und zusammenrollte. Sie stieg ins Obergeschoss und verschwand in einem Zimmer.

      Dunn ging hinaus. »Wir müssen sie abknallen!«, zischte er.

      »Nein. Wer in Texas auf eine Frau schießt, ist übel dran. Wenn wir sie tot nach Dallas bringen, riskieren wir eine Untersuchung. Der Sheriff soll ein pingeliger Bursche sein.«

      »Die quetscht uns aus.«

      »Kaum«, erwiderte Barn.

      Melanie kam einige Zeit später in einem grauen Reisekostüm mit geteiltem Rock und einer großen Ledertasche in der Hand herunter. Sie lächelte, als sie zu den beiden trat.

      »Lasst euch keine Dummheiten einfallen. Es ist lebensgefährlich, in Texas auf eine Frau zu schießen.«

      Barn trat zur Seite, überließ ihr den Zügel und lehnte sich gegen die Wand.

      Das Pferd war immer noch nervös. Melanie fiel das nicht auf, weil sie auf die beiden Kerle zu achten hatte, denen sie nicht traute. Sie saß auf und hängte die Tasche ans Sattelhorn.

      Das Pferd wieherte, trommelte mit einem Huf auf den Boden und stürmte los. Es wurde rasch schneller, ohne dass es von dem Saloonmädchen angetrieben wurde. Das Wiehern wurde schriller. In bockenden Sprüngen bewegte sich das Tier vorwärts. Melanie hielt sich mit zwei Händen fest und schaute bleich vor Angst zurück.

      Das Pferd galoppierte in einem großen Bogen nach Süden, dann nach Westen.

      Barn lehnte an der Wand.

      Dunn stand vorgebeugt daneben. »Was hat denn der Gaul?«

      »Ein Kakteenstachel unter dem Sattel, der sich immer tiefer durch das Fell bohrt. Das tut verdammt weh. Und Pferde hassen Schmerzen wie sonst nichts auf der Welt.«

      »Ein ...« Dunn lachte plötzlich. »Und ich dachte schon, du wolltest sie wirklich abziehen lassen.«

      »Unsinn. Es kommt zu einem ganz ungewöhnlichen Reitunfall, wie er in jedem Jahr Hunderten von Menschen in Texas zustößt. Nichts Außergewöhnliches und schon gar nichts Verdächtiges.«

      Das galoppierende Pferd schwenkte nach Norden.

      Melanie verlor die Tasche.

      Das Tier raste durch einen Busch und warf sich so scharf herum, dass das Mädchen abgeworfen wurde. Melanie schrie auf, schwebte einen Augenblick in der Luft, landete hinter den trommelnden Hufen im Sand, rollte noch ein Stück weiter und blieb dann auf dem Gesicht liegen. Sie bewegte sich nicht mehr.

      Barn holte das Gewehr. Das durch das Tal irrende Pferd näherte sich der Station, wurde aber nicht langsamer. Barn repetierte die Winchester, schlug sie an und schoss.

      Noch während der Schuss krachte, wieherte das Pferd zum letzten Mal. In vollem Lauf brach es zusammen, die Vorderläufe steif vor sich gestemmt. Dichte Staubschwaden wurden emporgeschleudert, und verschluckten das zusammenbrechende Tier.

      Der Gewehrschuss wummerte noch durch das Tal.

      Barn ließ die Winchester sinken und ging auf das leblose Tier zu. Dunn bewegte sich dahin, wo das Mädchen vor dem zerrissenen Busch lag. Und während Barn dem toten Pferd den Sattel abnahm und den langen Stachel aus dem Fell zog, drehte Dunn das reglose Mädchen herum. Es fiel steif auf den Rücken. Der Kopf lag so schief, dass die Schläfe fast die Schulter berührte.

      Jed drückte dem Mädchen die Augen zu, richtete sich auf und lief weiter, um die Tasche zu holen.

      Barn kam ihm entgegen und befand sich bei Mel, als Dunn zurückkam.

      »So eine dumme Gans«, brummte Ves Barn. »Die hat bei uns ein Leben gehabt wie Gott in Frankreich. Kein Mensch hat etwas gesagt, wenn sie bis Mittag gepennt hat und den Rest des Tages an ihren Fingernägeln herumfummelte. Aber nein, das war ihr nicht genug!«

      »Ich weiß auch nicht, was plötzlich mit ihr los war. Schaffen wir sie nach Dallas, zum Sheriff.«

      22

      Von der einzigen Buche, die es in der Nähe des verwahrlosten Ranchos gab, blies der kühle Morgenwind das letzte, raschelnde Laub und trieb es über die gelben Grasnarben hinweg nach Süden. Erst als die Sonne aufging, wich die Kälte der Nacht.

      Es war bereits November, die Zeit der kurzen Tage und langen Nächte.

      Duke McLean schaute missmutig zum Fenster hinaus und rieb sich dabei fröstelnd die Arme.

      Ungewöhnlich klar war dieser Morgen. Sogar die weit entfernten Vulkanfelsen der Big Bend konnte man erkennen.

      Und den Reiter, der sich von Norden her näherte.

      McLean

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