Menschen, die Geschichte schrieben. Группа авторов

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Menschen, die Geschichte schrieben - Группа авторов marixwissen

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under tenig macht“,28 der sich um Recht und Gerechtigkeit und die Ausbreitung des Glaubens sorgte, eines bußfertigen Orientpilgers, eines Freundes der Mönche, eines Schutzspenders der Armen und der Juden und eines Feindes der Heiden formten sich hie und da im kulturellen Gedächtnis. Wären die Historiker allein auf diese mündlich kolportierten und schriftlich fixierten Imaginationen angewiesen, wir wüssten nicht, wer Karl der Große gewesen ist.

      Das kulturelle Gedächtnis bleibt freilich nicht stehen; es fließt immerzu weiter. Auch jetzt ist für Karl ein neues Bild im Entstehen, wie eine lebhafte Karlsforschung bezeugen kann. Auch ihr Karlsbild befindet sich im Fluss. Es speist sich nicht zuletzt aus einer erinnerungsgemäßeren Beurteilung der historischen Quellen etwa zu seiner Geburt, zum Prozess gegen den Baiernherzog Tassilo, zur Kaiserkrönung oder zu seiner Nachfolgeregelung. Auch das vertiefte Wissen um die Aktualität der Endzeiterwartung um das Jahr 800 – nämlich das apokalyptische Jahr 6000 nach Erschaffung der Welt in der Berechnung des hl. Hieronymus – wirft Licht auf den am ersten Tag des neuen Jahrtausends in Rom zum Kaiser gekrönten Karl. Die alten Legenden und Sagen indessen, der jahrhundertelange wirksame Mythos Karl, um den es an dieser Stelle vornehmlich ging, sie werden nicht mehr fort-, allenfalls noch abgeschrieben. Lediglich im Internet geistern, abgesunken in eine dubiose Subkultur, unter dem großen Namen Zerrbilder einer Vergangenheit, multifunktional einsetzbare Leerformeln, die über Karl, den Heros und seinen Mythos nichts, über unsere Zeit aber nahezu alles verraten. Doch dies wäre ein neues Thema.

      ANMERKUNGEN

      1Dichtung und Wahrheit, 1. Teil, 1. Buch (Bd. 26, S. 27).

      2Zit. bei Lehmann 1941, S. 177 f.

      3Einhard: Leben Karls des Großen, c. 16 (in: Quellen zur karoling. Reichsgeschichte, I, S. 186).

      4Heitonis Visio Wettini c. 11 (MGH Poetae II, S. 271); Walafrid Strabo, Visio Wettini, Vers 446–65 (S. 66).

      5Notker:Taten Karls (in: Quellen zur karoling. Reichsgeschichte, III).

      6Hincmarus: De ordine palatii, Prologus (MGH Fontes Iuris Germanici antiqui 3, 1980, S. 32 f.).

      7Zum folgenden Grabois 1966, S. 5–41.

      8MGH Diplomata Ottos III., S. 347.

      9MGH Diplomata Ottos III., S. 257 f.

      10Wipo: Tetralogus, Vers 159; und Gesta Chuonradi, c. 4 und 6 (MGH Scriptores rer. Germ., S. 80, 25, 28 f.).

      11Suger: Vie de Louis VI le Gros, c. 22 (S. 222).

      12Giraldus Cambrensis: De principis instructione III, 25 (S. 294); die Historizität der Anekdote steht hier nicht zur Diskussion.

      13Vgl. Colker 1973.

      14Ludus de Antichristo, Vers 21–26 (S. 196).

      15Stephan von Rouen: Draco Normannicus lib. III, Vers 247–68 (MGH Scriptores rer. Germ. 26, S. 172).

      16Vgl. etwa Guibert von Nogent: De vita sua (S. 130).

      17Aubin u. a. 1935.

      18Vgl. Lehmann 1941, S. 183 f.

      19MGH Poetae IV, 189–97 (S. 11). – Die weiteren Zitate: V, 51 f.;V, 667 f., 671 f., 677 und 679 ff.

      20Zit. nach Herbers 1988, S. 51.

      21MGH Diplomata Friedrichs I., S. 502.

      22Walter von Châtillon, Nr. 16, Vers 24,4 (S. 144).

      23MGH Diplomata Friedrichs I., S. 502.

      24MGH Scriptores rer. Germ. 23, S. 78 f.

      25Zit. nach Lehmann 1941, S. 183.

      26Alberich von Trois-Fontaines, zit. bei Lehmann 1941, S. 190.

      27Folz 1967, S. 96.

      28So die Inschrift auf dem 1512 gemalten Idealbild Karls des Großen im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

      QUELLEN

      La Chanson de Roland, übers. von Hans-Wilhelm Klein, München 1963.

      Die Chronik von Karl dem Großen und Roland. Der lateinische Pseudo-Turpin in den Handschriften aus Aachen und Andernach, hg., komm. und übers. von Hans-Wilhelm Klein, München 1986.

      Gesta Karoli Magni ad Carcassonam et Narbonam, hg. von F. E. Schneegans, Halle 1898.

      Giraldus Cambrensis: De principis instructione, in: Giraldi Cambrensis Opera, hg. von George F. Warner, Bd. VIII, London 1891.

      Goethes Werke, hg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, 1. Abteilung, Bd. 26, Weimar 1889.

      Guibert von Nogent: De vita sua, hg. von Georges Bourgin, Paris 1907 (Collection de textes 40), Paris 1907.

      Ludus de Antichristo, in: Geistliche Spiele. Lateinische Dramen des Mittelalters mit deutschen Versen, hg. von Karl Langosch, Darmstadt 1957.

      MGH: Monumenta Germaniae Historica.

      Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte, hg. von Reinhold Rau, Teil I–III (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 5–7), Darmstadt 1955–60 u. ö.

      Das

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