Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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gegen ihn abzulegen. Sie gingen nun auch wieder mit ihm, und er beschenkte sie mit großem Landbesitz und ließ nicht nach, ihnen sein ganzes Wohlwollen zuzuwenden.

      2. Als Joseph aber hundertzehn Jahre alt war, starb er auch selbst. Er war mit hervorragenden Eigenschaften begabt, lenkte und leitete alles mit großer Weisheit und machte von seiner angesehenen Stellung nur guten und verständigen Gebrauch. Diese Eigenschaften bewirkten sein großes Glück bei den Ägyptern, obwohl er ein Fremdling und den Ränken und der schimpflichen Behandlung ausgesetzt gewesen war, deren wir oben Erwähnung getan. Auch seine Brüder starben in Ägypten, nachdem sie glücklich gelebt. Ihre Gebeine brachten ihre Kinder und Kindeskinder später nach Chebron und setzten sie hier bei. Josephs Gebeine aber nahmen die Hebräer erst dann nach Chananaea mit, als sie aus Ägypten auszogen; denn hierzu hatte sie Joseph eidlich verpflichtet. Welche Geschicke nun die einzelnen Nachkommen zu bestehen hatten, und unter welchen Mühseligkeiten es ihnen gelang, Chananaea in Besitz zu nehmen, werde ich später erzählen, nachdem ich die Veranlassung erörtert habe, weshalb sie Ägypten verließen.

      NEUNTES KAPITEL

      Bedrückung der Hebräer. Moyses’ Geburt und Erziehung.

      1. Die Ägypter aber waren genusssüchtig und träge, hingen an sinnlichem Vergnügen und jagten nach Gewinn. Daher beneideten sie die Hebräer um ihres Glückes willen und wurden feindselig gegen sie gesinnt. Da sie nämlich bemerkten, wie sehr die Israeliten sich vermehrten und wie sie durch Fleiß und Tüchtigkeit zu großem Reichtum gelangten, befürchteten sie, dieselben möchten ihre Macht zum Verderben der Ägypter anwenden. Und da auch das Andenken an Josephs Wohltaten mit der Zeit verblasste, und die Regierung an eine andere Dynastie übergegangen war, wurden die Israeliten misshandelt und zu allerlei schweren Arbeiten herangezogen. Man befahl ihnen, den Fluss in viele Bäche abzuleiten, Mauern um die Städte zu ziehen und Dämme zu errichten, damit das Wasser nicht aus den Ufern treten und Sümpfe bilden könne. Auch erschöpften sie die Unseren durch den Bau von Pyramiden und zwangen sie, mancherlei Künste zu erlernen und sich an schwere Arbeit zu gewöhnen. Dieses Schicksal ertrugen sie volle vierhundert Jahre, und es schien beiderseitig ein Wetteifer zu entstehen, in welchem die Ägypter die Israeliten durch übermäßige Arbeit zugrunde richten, diese hingegen dartun wollten, dass ihnen keine Anstrengung zu groß sei.

      2. Während sich die Unseren mit solchen Arbeiten befassen mussten, ereignete sich etwas, das bei den Ägyptern den Wunsch, uns zu vertilgen, noch reger machte. Einer von ihren Schriftkundigen (denn diese waren in der Vorhersagung der Zukunft bewandert) weissagte dem König, es werde um jene Zeit aus hebräischem Blute ein Knabe geboren werden, der, wenn er erwachsen sei, die Herrschaft der Ägypter vernichten, die Israeliten hingegen mächtig machen werde. An Tugend werde er besonders hervorragen, und sein Andenken werde ein ruhmvolles sein. Durch diesen Spruch wurde der König erschreckt, und er befahl, alle israelitischen Knaben gleich nach der Geburt in den Fluss zu werfen und zu töten. Die ägyptischen Geburtshelferinnen sollten genau erforschen, wann die hebräischen Weiber niederkommen würden, und die Geburt sorgsam überwachen. Und nur ägyptische Geburtshelferinnen sollten bei Hebräerinnen Dienste tun, weil nur von diesen eine strenge Befolgung des Gebotes zu erwarten war. Diejenigen aber, die dieses Gebot überträten und ihre neugeborenen Kinder zu verbergen wagten, sollten mit ihrer ganzen Familie den Tod erleiden. Den Hebräern erschien das Gebot grausam, nicht nur, weil sie ihre Kinder verlieren und noch selbst Henkersdienste an ihnen verrichten sollten, sondern auch, weil sie daran dachten, dass nach der Tötung ihrer Kinder auch sie selbst nicht lange mehr leben würden, da sie von Unglück und Trübsal würden niedergebeugt werden, und dass so ihr Geschlecht von Grund aus vernichtet werden würde. Sie waren also in einer trostlosen Lage. Aber gegen Gottes Ratschluss kann man nicht ankämpfen, wenn man auch tausend Listen dagegen ersinnt. Denn der Knabe, vor dem jener Schriftkundige gewarnt hatte, wurde den Nachstellungen des Königs zum Trotz heimlich erzogen, und alles, was er von ihm vorhergesagt hatte, bewahrheitete sich. Der Hergang war folgender.

      3. Amaram, ein vornehmer Jude, war um sein Volk besorgt, da keine männliche Jugend mehr nachwuchs, und auch in Bezug auf sich selbst war er äußerst beängstigt, denn seine Gattin war schwanger. Und er rief Gott an und flehte zu ihm, er möge sich doch des Schicksals derjenigen erbarmen, die ihn bisher so treu verehrt hätten, und sie aus ihrer gegenwärtigen Not befreien, indem er den Ägyptern die Hoffnung auf gänzliche Vernichtung der Israeliten raube. Gott erbarmte sich seiner, erhörte sein Gebet, erschien ihm im Schlafe und ermahnte ihn, an der Zukunft nicht zu verzweifeln. Er erinnere sich der Frömmigkeit der Israeliten und werde sie dafür geziemend belohnen, da er doch auch ihren Vorfahren gnädig gewesen sei und sie aus einer geringen Anzahl zu einem großen Volke habe anwachsen lassen. Denn Abram sei allein von Mesopotamien nach Chananaea gezogen und glücklich gewesen; auch habe seine Gattin, die vorher unfruchtbar gewesen, später seinem Wunsche gemäß noch Kinder geboren, und dem Ismaël und dessen Nachkommen habe er Arabien, den Söhnen der Chetura Troglodytis, dem Isak aber Chananaea hinterlassen. »Und wenn ihr nicht«, fuhr Gott fort, »gottlosen und undankbaren Gemütes seid, so müsst ihr euch erinnern, was für Kriegstaten er unter meinem Schutze verrichtet hat. Jakob ist wegen des großen Glückes, in dem er selbst gelebt und das er seinen Kindern und Enkeln hinterlassen, bei den auswärtigen Völkerschaften zu großer Berühmtheit gelangt. Mit siebzig Angehörigen im Ganzen kam er nach Ägypten, und ihr seid schon auf mehr als sechshunderttausend angewachsen. Jetzt aber, das merke dir, bin ich für euer Wohlergehen und deinen Ruhm besorgt. Denn jener Knabe, dessen Geburt die Ägypter so fürchten, dass sie die israelitischen Kinder alle töten wollen, wird dir geboren werden. Er wird denen verborgen bleiben, die ihm nachstellen, auf wunderbare Weise wird er erzogen werden und das Volk der Hebräer aus ägyptischer Knechtschaft befreien. Und sein Andenken wird in alle Zeiten fortdauern nicht nur bei den Hebräern, sondern auch bei den Fremden. Diese Gnade will ich dir und deinen Nachkommen erweisen. Auch wird er einen Bruder haben, der den Ruhm genießen wird, mit seinen Nachkommen mein Priestertum zu versehen bis in ewige Zeiten.«

      4. Nachdem ihm dies im Traume kund geworden, erwachte Amaram und erzählte den Vorfall seiner Gattin Joachebed. Doch fürchteten sie sich sehr wegen dessen, was ihnen im Traum war verkündigt worden. Denn sie waren nicht nur wegen des Knaben besorgt, sondern auch wegen der Größe des ihm bevorstehenden Glückes. Einen Beweis für die Wahrheit der Prophezeiung bot aber schon die Niederkunft der Frau; denn diese erfolgte leicht und ohne heftige Geburtswehen und blieb auch den Spähern verborgen. Drei Monate lang zogen sie den Knaben heimlich zu Hause auf. Dann aber fürchtete Amaram doch, die Sache könne entdeckt werden und der König in seinem Zorne ihn mitsamt seinem Söhnchen umbringen lassen, und es möchte so die Verheißung Gottes zunichte werden. Deshalb entschloss er sich, lieber das Heil des Knaben dem Willen Gottes anheim zu geben, als ihn noch länger im Versteck zu behalten. Denn so drohe nicht nur dem heimlich auferzogenen Knaben, sondern auch ihm selbst die größte Gefahr. Gott dagegen habe es in der Hand, für dessen Sicherheit zu sorgen und so seine Verheißung zu verwirklichen. Als sie dieses beschlossen, verfertigten sie ein Körbchen aus Papyrusbast, einer Wiege ähnlich und so groß, dass es den Knaben bequem aufnehmen konnte. Dann dichteten sie dasselbe gehörig mit Harz (denn dieses lässt Wasser nicht eindringen), legten den Knaben hinein, setzten ihn im Flusse aus und befahlen ihn der Obhut Gottes. Das Körbchen schwamm leicht auf dem Wasser, und Mariamme, die Schwester des Knaben, ging auf Geheiß der Mutter am Ufer entlang, um zu beobachten, wohin das Körbchen getrieben würde. Und jetzt bewies Gott, dass menschliche Klugheit nichts vermag, sondern dass er alles nach seinem Willen zum Besten wenden kann, und dass diejenigen, die zu ihrer Sicherheit anderen Verderben bereiten wollen, auch bei größter Beharrlichkeit nicht zum Ziele gelangen, dass hingegen diejenigen, die nach Gottes geheimem Ratschluss verloren zu sein scheinen, wider Erwarten gerettet und mitten aus der Drangsal zum Glücke geleitet werden können. So wird auch aus dem Schicksal dieses Knaben Gottes Allmacht kund und offenbar.

      5. Der König hatte eine Tochter mit Namen Thermuthis. Als diese am Ufer des Flusses lustwandelte, sah sie ein Körbchen auf dem Wasser schwimmen und befahl einem Schwimmkundigen, ihr dasselbe zu holen. Als dieser den Befehl vollzogen, und sie den Knaben in dem Körbchen erblickte, freute sie sich sehr ob seiner Größe und Schönheit.

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