Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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und ihrer Angabe, sie seien Brüder und hätten den elften beim Vater zurückgelassen, sei kein Glaube beigemessen worden. Den Simeon aber hätten sie dem Landpfleger als Bürgen stellen müssen, bis Benjamin selbst dorthin kommen und die Wahrheit ihrer Aussagen beweisen würde. Sie baten also ihren Vater, er möge ohne Angst den Bruder ihnen mitgeben. Jakob aber war mit ihrem Beginnen unzufrieden und ärgerlich darüber, dass Simeon in Ägypten festgehalten worden war; für Torheit erklärte er es, den Benjamin auch noch dahin bringen zu wollen. Und selbst als Rubel ihm für diesen seine beiden Söhne als Pfand bot, die er töten könne, wenn dem Benjamin auf der Reise etwas zustoße, ließ er sich nicht dazu bewegen. Bei dieser üblen Lage wurden sie ängstlich und unruhig; noch mehr aber verwirrte sie der Umstand, dass sie das Geld in ihren Säcken versteckt fanden. Als nun später der mitgebrachte Weizen verbraucht war und die Hungersnot immer drückender wurde, gab Jakob nach und entschloss sich, den Benjamin mit seinen Brüdern zu schicken, weil sie nicht nach Ägypten zurückkehren konnten, ohne ihn mitzubringen. Denn da die Hungersnot von Tag zu Tag heftiger wütete, und die Söhne ihn inständig baten, blieb ihm nichts anderes zu tun übrig. Namentlich sprach Judas, der von Natur heftig war, eindringlich mit dem Vater: Er brauche sich nicht um ihren Bruder zu quälen und zu ängstigen, denn ohne den Willen Gottes könne ihm nichts zustoßen; übrigens könne das, was ihm bestimmt sei, ihn auch zu Hause treffen. Er möge sie doch nicht dem offenbaren Untergang überantworten und ihnen nicht aus törichter Angst um seinen Sohn die notwendigen Lebensmittel vorenthalten, die ihnen Pharao gewähren wolle. Auch müsse er das Wohlergehen Simeons bedenken und dürfe nicht zulassen, dass dieser vielleicht umkommen werde dadurch, dass er Benjamins Reise verweigere. Er möge also seinen Sohn Gott befehlen, denn er selbst werde ihn entweder wohlbehalten wieder nach Hause bringen oder zugleich mit ihm zugrunde gehen. Hierauf gab Jakob endlich nach und überließ ihnen den Benjamin. Auch gab er ihnen den doppelten Preis für Getreide mit sowie für Joseph Geschenke aus den Produkten Chananaeas: Balsam, Myrrhenharz, Terebinthen und Honig. Darauf vergossen sowohl der Vater als die scheidenden Söhne bittere Tränen: denn jener war in Sorge, ob er seine Söhne noch einmal wohlbehalten wieder sehen würde; die Söhne aber fürchteten, sie möchten den Vater nicht mehr wieder finden, da er vielleicht der Trauer um ihre Abwesenheit erliegen könnte. In dieser Bekümmernis brachten sie einen ganzen Tag zu. Dann begaben sich die Söhne auf den Weg nach Ägypten und suchten ihren Schmerz mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu lindern; der Greis aber blieb tief gebeugt zu Hause.

      6. In Ägypten angekommen, wurden sie gleich zu Joseph geführt. Sie hatten aber nicht geringe Furcht, es möchten ihnen Vorwürfe wegen des Getreidepreises gemacht werden, gleich als hätten sie denselben betrügerischerweise wieder mitgenommen. Daher entschuldigten sie sich bei Josephs Hausverwalter mit den Worten, sie hätten das Geld zu Hause in ihren Säcken gefunden und es jetzt wieder mit zurückgebracht. Als dieser aber entgegnete, er verstehe nicht, wovon sie redeten, verschwand ihre Angst. Simeon ward nun aus dem Gefängnis entlassen und gesellte sich seinen Brüdern bei. Unterdessen kam auch Joseph vom Dienste beim König zurück, und sie überreichten ihm die Geschenke. Als er sich nun erkundigte, wie sich ihr Vater befinde, sagten sie, sie hätten ihn wohlbehalten angetroffen. Dann fragte er, da er den Benjamin erkannt hatte, ob das ihr jüngster Bruder sei. Und da sie ihm diese Frage bejahten, sprach er: Gott lenkt alles, und er fing vor Bewegung an zu weinen und entfernte sich, damit seine Brüder dies nicht merkten. Alsdann lud er sie zu Tische, und sie setzten sich in derselben Reihenfolge wie zu Hause. Joseph behandelte sie alle freundlich, den Benjamin aber ehrte er mehr als die anderen Tischgenossen und ließ ihm von den Speisen doppelt so viel geben als den Brüdern.

      7. Als sie sich nun nach der Mahlzeit zum Schlafe niederlegten, befahl er dem Verwalter, er solle ihnen das Getreide zumessen und den Preis dafür wieder heimlich in die Säcke legen, in Benjamins Gepäck aber solle er seinen silbernen Becher verstecken, aus dem er zu trinken pflegte. Auf diese Weise wollte er seine Brüder erproben, ob sie ihrem Bruder beistehen würden, wenn er, wegen Diebstahls angehalten, in Gefahr schwebe, oder ob sie ihn im Stiche lassen und, als wenn die Übeltat sie selbst nichts anginge, zu ihrem Vater zurückkehren würden. Der Verwalter vollzog den Befehl, und ohne Ahnung von alledem zogen die Söhne Jakobs bei Tagesanbruch mit Simeon ab, doppelt erfreut, einmal, weil sie den Simeon wieder bei sich hatten, dann aber auch, weil sie den Benjamin wieder mit nach Hause brachten, getreu dem ihrem Vater gegebenen Versprechen. Da umringten sie auf einmal Reiter, die den Diener bei sich führten, welcher den Becher in Benjamins Gepäck getan hatte. Erschreckt ob des plötzlichen Angriffes, fragten sie nach der Ursache, warum sie so überfallen würden, da sie noch kurz zuvor von Joseph ehrenvoll seien bewirtet worden. Jene entgegneten, sie seien nichtswürdige Menschen, da sie ohne Erkenntlichkeit für die gastliche, freigebige und freundliche Aufnahme, die Joseph ihnen habe angedeihen lassen, sich nicht gescheut hätten, Unrecht zu begehen und den Becher mitzunehmen, aus dem er ihnen wohlwollend zugetrunken. Für unrechtmäßigen Gewinn hätten sie Josephs Freundschaft verscherzt und sich selbst in die Gefahr begeben, ertappt zu werden. Doch würden sie dafür büßen müssen; denn vor Gott könne es nicht verborgen bleiben, dass sie mit dem geraubten Gut entflohen seien, wenn es ihnen auch gelungen sei, den Knecht zu betrügen. Und nun fragten sie auch noch, weshalb die Reiter da seien, da sie doch wohl wüssten, dass sie bald ihre Strafe erhalten würden. Mit diesen und noch mehreren Worten schalt sie der Diener aus. Sie aber hielten, da ihnen ein Betrug fern gelegen hatte, seine Worte für Scherz und verwunderten sich darüber, dass er so leichtfertig ihnen eine solche Handlung nachzusagen wage, da sie doch den Preis für das Getreide, den sie in ihren Säcken gefunden, nicht behalten, sondern wieder mitgebracht hätten, obgleich niemand darum gewusst habe. Sie seien also weit entfernt davon gewesen, etwas Böses zu tun. Doch wollten sie, anstatt einfach zu leugnen, sich lieber einer Durchsuchung unterziehen, und sie wollten gern jede Strafe erleiden, wenn einer von ihnen des Diebstahls überführt würde. Denn da sie sich keines Verbrechens bewusst waren, hatten sie Mut und glaubten ihrer Sache ganz sicher zu sein. Die Reiter nahmen die vorgeschlagene Untersuchung an, doch sagten sie, derjenige müsse allein die Strafe erleiden, der des Diebstahls überführt würde. Darauf schritten sie zur Untersuchung, und nachdem sie das Gepäck der anderen in Ordnung gefunden, kamen sie endlich zu dem des Benjamin, wohl wissend, dass in seinem Sacke der Becher versteckt sei. Doch wollten sie sich den Anschein geben, als ob sie mit aller Gewissenhaftigkeit zu Werke gegangen seien. Die anderen aber waren, da sie selbst von ihrer Sorge befreit waren, nur wegen Benjamins noch etwas bekümmert. Voller Hoffnung indes, man werde auch ihm nichts nachweisen können, warfen sie ihren Verfolgern schon freimütig vor, diese seien schuld daran, dass sie nicht bereits einen guten Teil ihrer Reise hinter sich hätten. Als aber bei der Durchsuchung des Gepäckes Benjamins der Becher sich fand, fingen sie an zu jammern und zu klagen, zerrissen ihre Kleider und beweinten nicht nur ihren Bruder, weil er bald die Strafe für den Diebstahl zu erleiden hätte, sondern auch ihr eigenes Schicksal, weil sie das dem Vater bezüglich Benjamins gegebene Versprechen nun nicht halten könnten. Vermehrt wurde ihr Leid noch dadurch, dass, als sie schon allem Unheil entronnen zu sein wähnten, widriges Geschick sie noch in dieses Unglück gestürzt habe. Und sie bekannten sich als Urheber nicht nur des Unglückes ihres Bruders, sondern auch der Trauer ihres Vaters, den sie wider seinen Willen veranlasst hatten, den Knaben mit ihnen zu schicken.

      8. Die Reiter ergriffen darauf den Benjamin und führten ihn zu Joseph zurück; die anderen Brüder aber folgten ihnen. Da nun Joseph den Benjamin gefangen genommen und die Brüder in Trauer um ihn versunken sah, sprach er zu ihnen: »Was denkt ihr, ihr Nichtswürdigen, von meiner Menschenfreundlichkeit und voll Gottes Vorsehung, da ihr solches gegen euren Wohltäter und Gastfreund verüben konntet?« Sie aber erboten sich, die Strafe für Benjamin zu erleiden, riefen sich auch ins Gedächtnis zurück, wie frevelhaft sie gegen Joseph gehandelt, und priesen ihn glücklich, dass er (wenn er gestorben sei) den Mühsalen des Lebens entrückt sei. Sei er aber noch am Leben, so erlitten sie jetzt die Strafe, die Gott ihnen für ihre Freveltat auferlegt; und sie nannten sich des Vaters Unheil und Verderben, weil sie zu seinem Leid um Joseph noch die Trauer um Benjamin hinzugefügt hätten. Besonders heftige Vorwürfe machte ihnen Rubel. Joseph aber erklärte, er wolle die anderen ziehen lassen, da sie ja nichts verbrochen hätten, und mit der Bestrafung des Knaben allein zufrieden sein. Denn es sei nicht weise gehandelt, diesen den Unschuldigen zu Gefallen freizulassen, noch sie zugleich mit dem offenkundigen Dieb zu bestrafen. Alsdann versprach er ihnen beim Abzug sicheres

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