Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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zu lassen; so würden sie den Vorteil haben, ihre Hände nicht zu beflecken. Als sie hierzu ihre Zustimmung gaben, führte Rubel den Knaben weg, band ihn an ein Seil und ließ ihn langsam in eine Zisterne hinab, die hinreichend trocken war. Dann entfernte er sich und suchte sich einen passenden Weideplatz.

      4. Sobald nun die Brüder solches gegen Joseph bewerkstelligt hatten, überlegten sie, was zu tun sei, um den Verdacht des Vaters abzulenken. Und sie kamen darauf, das Unterkleid, welches Joseph getragen, als er zu ihnen kam, und das sie ihm ausgezogen, als sie ihn in die Zisterne hinabließen, mit Bocksblut zu bespritzen, es dem Vater zu bringen und ihm zu zeigen, damit er glaube, sein Sohn sei von wilden Tieren zerrissen worden. Also taten sie auch, begaben sich zu dem alten Vater, dem schon etwas über seinen Sohn zu Ohren gekommen war, und sagten ihm, sie hätten den Joseph nicht gesehen, wüssten auch nicht, was ihm zugestoßen sei. Doch hätten sie dieses blutbefleckte und zerfetzte Kleid gefunden, woraus sie geschlossen hätten, er sei von wilden Tieren angefallen worden und habe so den Tod gefunden, wenn dies das Kleid sei, in welchem er von Hause sich entfernt habe. Jakob aber, der noch leise gehofft hatte, der Knabe sei vielleicht irgendwohin gefangen weggeführt worden, gab nun diesen Gedanken auf, hielt das Kleid für ein sicheres Zeichen seines Todes (denn er erkannte, dass es dasselbe sei, in welchem er den Joseph zu seinen Brüdern geschickt hatte) und betrauerte ihn, als wenn er wirklich umgekommen sei. Und er stellte sich so an, als ob er sein einziger Sohn gewesen sei, und wollte von dem Troste der anderen Söhne nichts wissen. Denn er war überzeugt, dass Joseph, noch ehe er mit seinen Brüdern gesprochen hatte, von wilden Tieren zerrissen worden sei. So saß er da, mit einem Sacke bekleidet und von Schmerz gebeugt, verschmähte den Trost seiner Söhne und ließ selbst aus Erschöpfung von der Trauer nicht ab.

      VIERTES KAPITEL

      Josephs ausgezeichnete Selbstbeherrschung.

      2. Es war nämlich seines Herrn Weib wegen seiner Schönheit und Geschicklichkeit von Liebe zu ihm entbrannt, und sie glaubte, sie werde, wenn sie ihm dies mitteile, ihn leicht zu sündigem Umgang verlocken können, ja er werde es als ein Glück betrachten, dass seine Herrin solches von ihm verlange; denn sie dachte nur an seinen gegenwärtigen Stand eines Knechtes, nicht aber an seine guten Sitten, die trotz des veränderten Standes dieselben geblieben waren. Als sie aber ihr heftiges Verlangen ihm verriet und ihm den Beischlaf antrug, wies er ihr Begehren zurück und hielt es für unrecht, dass sie ihm eine Gunst gewähren wolle, welche über den, der ihn gekauft hatte und ihn in so hohen Ehren hielt, nur Schmach und Schande bringen würde. Dann ermahnte er sie, ihre Begierde zu zügeln, und nahm ihr die Hoffnung, als ob er je ihr willfahren würde; denn so, meinte er, werde sie eher von ihrem ungestümen Verlangen abstehen. Auch habe er sich fest vorgenommen, eher das Äußerste zu erdulden, als ihr zu Willen zu sein. Denn wenn es sich auch für den Knecht nicht zieme, der Herrin sich zu widersetzen, so glaube er doch für seinen Ungehorsam gegen ihren Befehl hinreichende Entschuldigung zu haben. Da sie aber solchen Widerstand nicht erwartet hatte, wurde ihre Liebe nur noch heftiger, und weil ihre schlechte Begierde sie dazu trieb, beschloss sie, ihn ein zweites Mal zu bestürmen.

      3. Als nämlich ein öffentliches Fest bevorstand, dessen Besuch auch für die Frauen Sitte war, schützte sie bei ihrem Gatten Krankheit vor, um ihr Verlangen an Joseph wieder stellen zu können, wenn Ruhe und Stille im Hause herrsche. Als sie das erreicht hatte, bestürmte sie ihn mit noch einschmeichelnderen Worten als früher: Es sei besser gewesen, wenn er früher ihrem Verlangen willfahrt und keinen Widerstand geleistet hätte, teils aus Ehrfurcht vor ihr, teils wegen der Heftigkeit ihrer Liebe, die sie, die Herrin, veranlasst habe, sich unter ihre Würde zu erniedrigen. Doch könne er durch kluges, entgegenkommendes Benehmen seine Unterlassung wieder gutmachen. Wenn er eine zweite Bitte ihrerseits erwartet habe, so tue sie das jetzt, und zwar inständiger als zuvor. Sie habe Krankheit vorgeschützt und seine Gesellschaft dem rauschenden Feste vorgezogen. Habe er aber ihren früheren Worten misstraut und ihnen deshalb nicht nachgegeben, so könne er jetzt daraus, dass sie auf ihrem früheren Verlangen bestehe, leicht entnehmen, dass sie keine böse Absicht habe. Deshalb könne er sowohl das gegenwärtige Glück, das ihm schon winke, genießen, wenn er ihr Verlangen erfülle, als auch auf noch größeres hoffen. Dagegen aber könne er sich auf ihren Hass und ihre Rache gefasst machen, wenn er ihre Bitte zurückweise und lieber seine Keuschheit bewahren, als seiner Herrin zu Willen sein wolle. Die Keuschheit werde ihm übrigens wenig nützen, denn sie brauche nur die Anklage gegen ihn vorzubringen und ihrem Manne vorzulügen, sie sei von ihm angegriffen worden, und Petephres werde doch ihren Worten mehr Glauben schenken als den seinigen, und wenn sie noch so sehr den Schein der Wahrheit an sich trügen.

      4. So beschwor ihn das Weib unter Tränen; doch ließ er sich weder aus Mitgefühl noch aus Furcht von seiner Keuschheit abbringen, sondern er widerstand ihren Bitten wie ihren Drohungen und verabscheute das Böse. Denn lieber wollte er bitteres Leid ertragen, als augenblickliches Wohlbehagen genießen und dem Weibe zuliebe etwas begehen, das ihm, dessen war er sich bewusst, von Rechts wegen den Tod zuziehen musste. Auch ermahnte er sie, ihrer ehelichen Verbindung und Pflichten zu gedenken und beschwor sie, darauf mehr Rücksicht zu nehmen als auf die Befriedigung einer augenblicklichen Lust. Denn dieser würden Reue und Schmerz folgen, die die Sünde nicht ungeschehen machen könnten; zudem werde sie in beständiger Furcht vor Ertappung schweben und es als einzige Wohltat betrachten, wenn der Frevel geheim bliebe. Mit ihrem Gatten dagegen könne sie ohne Gefahr verkehren und habe dann auch noch die Zuversicht eines guten Gewissens vor Gott und den Menschen. Auch werde sie, wenn sie ihre Reinheit bewahre, eher das Recht der Herrin ihm gegenüber vertreten können, als wenn die Scham über sein Mitwissen um ihre Sünde sie darin beschränke. Denn es sei besser, den rechten Weg offen zu wandeln, als im Geheimen zu sündigen.

      5. Durch diese und ähnliche Vorstellungen versuchte er die heftige Begierde des Weibes zu zügeln und sie von ihrer verkehrten Leidenschaft zu vernünftigem Nachdenken hinüberzulenken. Sie aber bestand nur umso fester auf ihrem Begehren, und da sie daran verzweifelte, ihn mit Worten sich geneigt machen zu können, legte sie Hand an ihn und versuchte ihn mit Gewalt zu zwingen. Joseph aber floh entrüstet, und indem er das Kleid, an welchem sie ihn gefasst, zurückließ, stürmte er aus ihrem Schlafgemach hinaus. Da sie aber befürchtete, er möchte ihrem Gatten von der Sache Mitteilung machen, hielt sie, schmerzlich ergriffen wegen ihrer schmachvollen Niederlage, es für geraten, den Joseph bei Petephres falsch anzuklagen und so Rache für die ihr widerfahrene Beleidigung zu nehmen. Denn sie hielt es für klug und ihr als Frau wohl anstehend, ihm mit der Beschuldigung zuvorzukommen. Und so saß sie betrübt und verwirrt da und heuchelte Schmerz, als ob ihre Schamhaftigkeit verletzt worden sei, während sie in Wirklichkeit doch nur aufgebracht darüber war, dass ihre Begierde nicht gestillt

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