Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Jüdische Altertümer - Flavius Josephus страница 14
6. Laban versprach ihm darauf seiner Eltern wegen alle Freundschaft, zumal aus Gefälligkeit gegen seine Mutter, die er durch Sorgfalt um ihn besonders beweisen zu können glaube. Er wolle ihm die Oberaufsicht über seine Herden übertragen, und wenn er heimzukehren wünsche, wolle er ihn mit Geschenken und Ehren, die eines so nahen Verwandten würdig seien, ziehen lassen. Jakob freute sich darüber und sagte, er wolle dableiben und gern jede von ihm verlangte Arbeit auf sich nehmen; an Lohnes statt aber verlange er die Rachel zur Ehe, die er besonders deshalb hoch achte, weil er durch sie Zutritt zu ihm gefunden (die Liebe zu dem Mädchen gab ihm diese Worte ein). Laban, hierüber erfreut, sagte ihm seine Tochter zu, da er sich keinen besseren Schwiegersohn wünschen könne. Doch könne die Hochzeit erst stattfinden, wenn er noch eine Zeit lang bei ihm bleiben werde; denn er wolle seine Tochter nicht gern nach Chananaea schicken, da es ihn gereue, seine Schwester dorthin verheiratet zu haben. Hiermit war Jakob auch zufrieden, und sie kamen auf sieben Jahre Dienstzeit überein; in dieser Zeit werde Laban die Tüchtigkeit seines Schwiegersohnes erproben und beurteilen können, was er für ein Mann sei. Und als die festgesetzte Zeit verstrichen war, ließ er das Hochzeitsmahl herrichten. In der Nacht aber hieß er seine ältere Tochter, die nicht so schön wie Rachel war, sich zu Jakob legen, der davon nichts merkte, sondern, von Weinrausch und Dunkelheit getäuscht, ihr beiwohnte. Als er nun am Morgen den Betrug merkte, warf er dem Laban seine Treulosigkeit vor. Dieser entschuldigte sich, er habe nur gezwungen so gehandelt; denn nicht aus bösem Willen, sondern aus einem wichtigen Grunde habe er ihm die Lia zugelegt. Doch werde deshalb seiner Heirat mit Rachel nichts im Wege stehen, vielmehr werde er sie ihm nach weiteren sieben Jahren geben, wenn er sie liebe. Jakob willigte ein, da er die Rachel wirklich sehr liebte und nicht anders handeln zu können glaubte. Und als nun noch sieben Jahre um waren, erhielt er die Rachel zur Ehe.
7. Jeder Tochter hatte der Vater eine Magd zugeteilt, der Lia die Zelpha und der Rachel die Balla, doch nicht als Sklavinnen, sondern nur als Untergebene. Lia nun ärgerte sich über des Gemahls Liebe zu Rachel und erwartete, mehr geehrt zu werden, wenn sie ihm Kinder gebäre, weshalb sie Gott inständig darum bat. Und als sie einen Knaben geboren hatte und ihr Gatte ihr deshalb mehr gewogen wurde, nannte sie den Sohn Rubel, weil sie ihn durch Gottes Barmherzigkeit erhalten hatte; denn das bezeichnet der Name. Später gebar sie noch drei Söhne: Simeon, das heißt »von Gott erhört«, Levis, das heißt »Befestiger der Verbindung«, und Judas, das heißt »Danksagung.« Da nun Rachel besorgte, sie möchte bei der Fruchtbarkeit ihrer Schwester in der Gunst ihres Gatten sinken, legte sie dem Jakob ihre Dienerin Balla zu. Diese gebar einen Sohn Dan, das heißt »Gottes Gericht«, später den Nephthalim, das heißt »durch keine List zu bekämpfen«, weil seine Mutter durch List ihrer Schwester Fruchtbarkeit wettzumachen gesucht hatte. Dieselbe List gebrauchte aber auch Lia, indem auch sie ihre Dienerin dem Gatten zulegte. Von der Zelpha aber wurde Gad geboren, das heißt »zufällig«, später Aser, das heißt »Glück bringend«, weil das Glück der Lia durch ihn sich vermehrt hatte. Als nun einst Rubel, der Lia ältester Sohn, seiner Mutter Mandragora-Äpfel brachte, bat Rachel um einen Teil davon, weil es sie nach der Speise gelüstete. Lia jedoch verweigerte dies, indem sie meinte, Rachel könne doch zufrieden damit sein, ihr die Liebe des Gatten entrissen zu haben. Rachel versprach aber, um die Schwester zu beschwichtigen, sie wolle zugeben, dass ihr Mann sich in der nächsten Nacht zu Lia lege, was diese dankend annahm. Jakob wohnte also der Lia bei, und sie gebar ihm wieder Söhne, den Isachar, das heißt »zur Belohnung geboren«, den Zabulon, das heißt »Pfand des Wohlwollens«, und eine Tochter Dina. Später gebar auch Rachel noch einen Sohn Joseph, das heißt »Zuwachs zukünftiger Sache.«
8. Während dieser ganzen Zeit, zwanzig Jahre lang, weidete und besorgte Jakob dem Schwiegervater die Herden. Nach Ablauf dieser Zeit aber begehrte er, mit seinen Weibern nach der Heimat zurückkehren zu dürfen, und da sein Schwiegervater dies verweigerte, beschloss er, es heimlich zu tun. Nachdem er die Weiber um ihre Meinung gefragt, und diese die Reise gebilligt, nahm Rachel die Götzenbilder, die man von alters her verehrte, und floh mit ihrer Schwester, ihren beiderseitigen Kindern, den Dienerinnen nebst ihren Kindern und der gesamten Habe. Jakob aber trieb die Hälfte des Viehes weg, ohne dass Laban dies merkte. Die Götzenbilder aber nahm Rachel mit, obgleich Jakob sie gelehrt hatte, ihre Verehrung zu verschmähen; sie wollte nämlich, wenn ihr Vater ihnen nachsetzte und sie ergriffe, zu ihnen wenigstens ihre Zuflucht nehmen, um seine Verzeihung zu erlangen.
9. Laban, der die Flucht Jakobs und seiner Töchter erst am dritten Tage nachher erfuhr, setzte ihnen voll Zorn mit einer starken Schar nach und erreichte sie am siebenten Tage, als sie sich auf einem Hügel zur Ruhe gelegt hatten; doch enthielt er sich wegen des baldigen Anbruches der Nacht des Angriffes. Gott aber erschien ihm im Schlafe und ermahnte ihn, dem Schwiegersohn und den Töchtern versöhnlich entgegenzutreten und nicht im Zorne gegen sie hart zu verfahren; vielmehr solle er mit Jakob ein Bündnis schließen, denn er (Gott) werde mit Jakob streiten, wenn Laban sich mit ihm in Geringschätzung seiner kleinen Streitmacht in einen Kampf einlassen wolle. Auf diese Vorstellungen Gottes lud Laban am folgenden Tage den Jakob zu einer Unterredung, indem er ihm Kunde von seinem Traume gab. Und da Jakob vertrauensvoll zu ihm kam, machte er ihm Vorwürfe und schalt ihn: arm und hilfsbedürftig habe er ihn aufgenommen und ihm von seinem Überfluss reichlich gespendet. »Meine Töchter«, sagte er, »gab ich dir zur Ehe und hoffte, durch diese Verbindung deine Freundschaft mit mir zu befestigen. Du aber nahmst weder auf deine Mutter noch auf unsere Verwandtschaft, noch auf deine Weiber und Kinder Rücksicht und behandeltest mich nicht anders denn als Feind. Mein Eigentum hast du mir geraubt, meine Töchter zur Flucht aus der Heimat beschwätzt, die Heiligtümer, die meine Vorfahren und ich hoch verehrten, mitgenommen und, was der Feind dem Feinde kaum anzutun wagt, das hast du als mein Neffe, als der Gatte meiner Töchter und noch dazu als mein Gastfreund und Hausgenosse mir angetan.« Darauf entgegnete Jakob, nicht ihm allein, sondern auch allen anderen habe Gott die Liebe zum Vaterlande eingepflanzt, und es sei billig, dass er nach so langer Zeit sich dorthin zurückbegebe. »Was aber den Vorwurf der Beraubung betrifft«, sagte er, »so würdest du von einem anderen Richter wohl selbst wegen Ungerechtigkeit verurteilt werden. Denn du schuldest mir vielmehr Dank dafür, dass ich dein Vermögen bewahrte und vermehrte; wie willst du es also ungerecht finden, dass ich mir einen kleinen Teil davon mitnahm? Und was deine Töchter anlangt, so wisse, dass sie nicht auf bösen Rat von mir hin mich begleitet haben, sondern aus Anhänglichkeit an den Gatten, wie es Eheweibern geziemt. Sie folgen also nicht so sehr mir als ihren Kindern.« So sprach Jakob, um zu beweisen, dass er ihm kein Unrecht getan. Dann aber beschuldigte er den Laban selbst, dass er, der Bruder seiner Mutter und Vater seiner Weiber, ihn zwanzig Jahre lang durch harte Maßnahmen gequält habe. Den Betrug bei der Hochzeit, obgleich er an sich schlimm gewesen, wolle er dennoch nicht so hoch anschlagen; viel schlimmer seien die Vorgänge nach der Hochzeit, von denen man kaum glauben sollte, dass er sie einem Freunde zugemutet hätte. Laban hatte allerdings den Jakob sehr unbillig behandelt; denn da er sah, dass Gott dessen Wünsche sämtlich begünstigte, versprach er ihm bald von den weißen, bald von den schwarzen Schafen. Und als die dem Jakob zukommenden Schafe sehr an Zahl zugenommen hatten, hielt er jedes Mal nicht Wort, sondern versprach sie ihm immer wieder für das nächste Jahr aus Neid über das Wachstum seines Vermögens. Immer tröstete er ihn mit Versprechungen, weil er hoffte, der Nachwuchs werde nicht so groß sein; war dies dennoch der Fall, so betrog er ihn.
10. Wegen der mitgenommenen Heiligtümer aber stellte Jakob ihm eine Untersuchung anheim. Als nun Laban eine solche vornehmen wollte, verbarg Rachel, die davon gehört hatte, dieselben unter der Decke des Kamels, auf dem sie selbst ritt, und setzte sich darauf unter dem Vorgeben, dass sie ihre monatliche Reinigung habe. Darauf stand Laban von der weiteren Durchforschung ab, denn er glaubte, dass seine Tochter sich in diesem Zustande den Götzenbildern nicht nahen würde. Dann schwor Laban dem Jakob, er werde des vorgekommenen Unrechtes ferner nicht gedenken, und dieser hingegen, er werde seine Töchter stets liebevoll behandeln. Dieses Bündnis schlossen sie auf einem Berge, wo sie eine Säule in Gestalt eines Altars errichteten. Davon hat der Berg den Namen Galad und das Land den Namen Galadena erhalten. Alsdann hielten