Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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5. Als nun Isak alt geworden und erblindet war, rief er den Esau zu sich, beklagte sein Alter und dass seine Blindheit ihn hindere, den Gottesdienst zu verrichten, und befahl ihm, auf die Jagd zu gehen und ihm von dem erlegten Wilde ein Mahl zu bereiten. Nachdem er dieses verspeist, wolle er zu Gott flehen, dass er seinem Sohne im ganzen Leben Helfer und Beschützer sein möge; denn es sei ungewiss, ob er nicht bald sterben müsse, und da wolle er nicht aus dem Leben scheiden, ohne ihm Gottes Gnade erfleht zu haben.
6. Darauf eilte Esau zur Jagd. Rebekka aber, die es für billig hielt, dass Gottes Segen über Jakob erfleht würde, befahl diesem ohne Vorwissen Isaks, Böckchen zu schlachten und davon ein Mahl zu bereiten. Jakob gehorchte der Mutter, und als das Mahl fertig war, band er sich ein Bocksfell um den Arm, damit der Vater ihn wegen der zottigen Haut für den Esau halten sollte (denn dadurch allein unterschied er sich von dem Zwillingsbruder, dem er sonst in allem glich). Doch war er sehr in Sorge, der Vater möchte, bevor er den Segen gesprochen, die arge List merken und den Segen in Fluch verwandeln. Als Jakob nun das Mahl dem Vater vorgesetzt, rief dieser ihn zu sich, da er die eigentümliche Stimme vernahm. Jakob aber streckte den mit Bocksfell überzogenen Arm vor, und da Isak ihn rau behaart fand, rief er aus: »An Stimme bist du dem Jakob ähnlich, aber deiner Behaarung nach scheinst du mir Esau zu sein.« Und nichts Böses ahnend, rief er nach dem Mahle Gott an und sprach: »O Herr von Ewigkeit her und aller Dinge Schöpfer, du hast meinem Vater eine Menge Glücksgüter verheißen und auch mich meines jetzigen Wohlstandes gewürdigt. Meinen Nachkommen hast du versprochen, dass du ihnen Beschützer und Spender alles Guten sein wollest; das wollest du feierlich bestätigen und mich nicht verachten um meiner jetzigen Schwäche willen, in der ich mehr als je deiner Hilfe bedarf. Erhalte mir gnädig diesen meinen Sohn, bewahre ihn vor allem Übel, verleihe ihm ein glückseliges Leben und den Besitz alles Guten, das du ihm gewähren kannst. Lass ihn von seinen Feinden gefürchtet, von seinen Freunden aber geehrt und geliebt werden.«
7. So betete er zu Gott, wie er glaubte, für den Esau. Kaum hatte er geendet, als Esau von der Jagd ankam. Nun merkte Isak den Betrug, schwieg aber still. Esau aber verlangte, in gleicher Weise gesegnet zu werden wie sein Bruder. Dies verweigerte der Vater, weil er alle Bitten auf Jakob vereinigt hatte. Weil aber Esau sich wegen der Täuschung grämte, wurde Isak von seinen Tränen bewegt und verhieß ihm, dass er auf der Jagd und im Gebrauch der Waffen und in anderen Werken sich auszeichnen werde, und dieser Ruhm werde ihm und seinen Nachkommen immer verbleiben; dem Bruder aber müsse er untertänig sein.
8. Jakob fürchtete übrigens, Esau werde sich an ihm rächen, weil er ihn um den Segen gebracht, und darum entzog ihn die Mutter dieser Gefahr, indem sie den Gatten überredete, er möge dem Jakob ein mesopotamisches Weib aus seiner Verwandtschaft zur Ehe geben. Denn auch Esau hatte die Basemmatha, die Tochter Ismaëls, wider den Willen des Vaters geheiratet. Isak aber war gegen die Chananäer nicht wohlgesinnt und hatte es ungern gesehen, dass Esau in verwandtschaftliche Beziehungen zu ihnen getreten war, die Basemmatha geheiratet hatte und sie mit solcher Innigkeit liebte.
NEUNZEHNTES KAPITEL
Jakob flieht aus Furcht vor seinem Bruder nach Mesopotamien.
1. Jakob wurde also von seiner Mutter nach Mesopotamien gesandt, um dort die Tochter seines Oheims Laban zu heiraten, nachdem Isak seinem Weibe zu Gefallen seine Einwilligung gegeben hatte. Er zog durch Chananaea, wollte aber aus Hass gegen die Einwohner bei keinem derselben einkehren, sondern übernachtete unter freiem Himmel und ruhte mit dem Kopfe auf zusammengehäuften Steinen. Da sah er im Schlafe vor sich eine Erscheinung. Er wähnte eine Leiter zu sehen, die von der Erde bis zum Himmel reichte; auf derselben stiegen Wesen herab, die über menschliche Natur erhaben waren. Über der Leiter sah er deutlich Gott selbst, der ihn mit Namen rief und also sprach: »Jakob, da du einen so guten Vater hast, und dein Großvater hervorragend in der Tugend war, sollst du dich um das Gegenwärtige nicht bekümmern, sondern Besseres erhoffen. Denn unter meinem Schutz wird dir die Fülle des Guten zuteil werden. Auch Abram habe ich aus Mesopotamien hierher geführt, da er von seinen Verwandten vertrieben war; deinen Vater habe ich glücklich gemacht, und auch dein Los wird kein schlechteres sein. Darum ziehe nur gutes Mutes weiter und vertraue meiner Führung. Die Heirat, die du vorhast, wird glücklich sich vollziehen, und du wirst gute Kinder erhalten. Die Menge deiner Nachkommen aber wird unzählig sein, und dein Geschlecht wird wachsen; ich werde ihm die Herrschaft dieses Landes geben, und die Nachkommen werden das ganze Land bevölkern und das Meer, so weit die Sonne es bescheint. Fürchte also keinerlei Gefahr und scheue keine Mühe, denn bei all deinen Handlungen werde ich deine Vorsehung und dein Schutz sein, sowohl jetzt als in Zukunft.«
2. Solches verkündete Gott dem Jakob. Dieser aber goss in seiner Freude über das, was er gesehen und gehört, Öl auf die Steine, weil er auf ihnen die Verheißung so großen Glückes erlangt hatte. Dann gelobte er, er werde hier Gott opfern, wenn er gesund zurückkehre: auch werde er Gott den Zehnten von allem, was er sich erworben, darbringen. Den Ort aber ehrte er mit dem Namen Bethel, das heißt »Gottes Haus.«
3. Von da marschierte er dann rüstig weiter nach Mesopotamien und gelangte nach Charra. Und als er im Weichbilde der Stadt Hirten, Jünglinge und Jungfrauen traf, die am Brunnen saßen, trat er zu ihnen und bat um einen Trunk. Dabei fragte er sie, ob sie seinen Verwandten, einen gewissen Laban, kännten, und ob er noch am Leben sei. Jene erwiderten, sie kännten ihn alle sehr wohl; seine Tochter weide mit ihnen die Herde, und sie wunderten sich, dass sie noch nicht da sei. Von ihr werde er alles erfahren, was er zu wissen wünsche. Während sie sich nun unterhielten, kam das Mädchen mit den Hirten, die mit ihr weggegangen waren; und sie zeigten ihr den Jakob mit dem Bemerken, der Fremdling sei gekommen, sich nach ihrem Vater zu erkundigen. Da freute sie sich kindisch über Jakobs Ankunft, frug ihn, wer und woher er sei und was ihn hierher führe, und erbot sich, ihm in allem behilflich zu sein.
4. Jakob aber ward weniger durch seine Verwandtschaft mit ihr und durch ihr freundliches Wesen als durch Liebe zu dem Mädchen gefesselt, da er ihre herrliche Gestalt bewunderte, eine Gestalt, wie sie wenige Weiber besaßen, und er sprach: »Mich verbindet mit dir und deinem Vater, wenn du Labans Tochter bist, ein Band, das älter ist als du und ich; denn Abram, Aran und Nachor waren des Tharrus Söhne, und dein Großvater Bathuel war der Sohn Nachors, mein Vater Isak aber ist der Sohn des Abram und der Sarra, der Tochter Arans. Und noch näher hat uns einander ein Verwandtschaftsband jüngerer Zeit gebracht, denn meine Mutter Rebekka ist die Schwester deines Vaters Laban und hat mit ihm denselben Vater und dieselbe Mutter. Wir sind somit Geschwisterkinder. Nun aber komme ich hierher, um euch zu begrüßen und die alte Verwandtschaft zu erneuern.« Da erinnerte sie sich (wie Kinder gewöhnlich tun) alles dessen; was sie früher von ihrem Vater über Rebekka gehört hatte, und da sie wohl wusste, wie gern ihre Eltern den Namen derselben hörten, umarmte sie den Jakob unter Tränen, begrüßte ihn und sprach: »Du machst meinem Vater und meiner Familie eine sehr große Freude, denn er hat deine Mutter nicht vergessen und spricht oft von ihr, und er wird dich deshalb aufs höchste schätzen.« Alsdann hieß sie ihn auf dem Fuße ihr zum Vater folgen, damit diesem nicht länger das Vergnügen, ihn zu sehen, entzogen werde.
5. Laban aber erkannte ihn sogleich, und da Jakob sich hier unter Freunden keinen Zwang auferlegte, bereitete er ihm durch seine unerwartete Ankunft große Freude. Als aber einige Tage verflossen waren, sagte Laban, er freue sich über Jakobs Anwesenheit mehr, als er mit Worten sagen könne; doch wolle er wissen, weshalb er seine betagten Eltern verlassen habe, die doch seiner Hilfe sehr bedürften, und hierher gekommen sei. Alle seine Wünsche werde er nach Kräften zu erfüllen suchen. Darauf erklärte ihm Jakob alles und sagte, Isak habe Zwillingssöhne, ihn und den Esau. Dieser trachte ihm nach dem Leben, weil er ihn um den väterlichen Segen gebracht, den er (Jakob) durch der Mutter List empfangen habe, wodurch er