Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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Читать онлайн книгу Jüdische Altertümer - Flavius Josephus страница 15
Jakobs und Esaus Zusammentreffen.
1. Auf seinem Marsche nach Chananaea hatte Jakob Erscheinungen, die ihm für die Zukunft gute Hoffnung einflößten; den Ort der Erscheinungen aber nannte er deshalb »Lager Gottes«. Und da er erst die Gesinnung seines Bruders kennen lernen wollte, sandte er Kundschafter voraus, denn er fürchtete ihn wegen des früheren Argwohnes. Diese beauftragte er, Folgendes dem Esau zu sagen: Jakob habe aus freien Stücken die Heimat verlassen, um mit dem erzürnten Bruder nicht zusammenwohnen zu müssen; und nun, da er glaube, nach so langer Zeit werde sich eine Versöhnung bewerkstelligen lassen, mit Weib und Kind und mit einem durch Fleiß erworbenen Vermögen auf dem Heimweg begriffen, wolle er sich mit all seinen Kostbarkeiten ihm ergeben. Denn er halte es für sein höchstes Glück, mit dem Bruder teilen zu können, was Gott ihm beschert habe. Esau war hierüber erfreut und eilte dem Bruder mit vierhundert Bewaffneten entgegen. Als Jakob aber vernahm, dass er mit so vielen Bewaffneten ihm entgegenkomme, erschrak er sehr; doch setzte er seine Hoffnung auf Gott und traf Vorkehrungen für seine und der Seinen Sicherheit, wenn jene feindliche Absichten haben sollten. Zu diesem Zweck teilte er die Seinigen und ließ die einen voranziehen und die anderen nachfolgen, damit die vordersten, wenn sie durch Esaus Angriff bedrängt würden, sich auf die Nachhut zurückziehen konnten. Nachdem er seine Leute so geordnet hatte, sandte er einige mit Geschenken zu seinem Bruder. Diese bestanden in Rindvieh und allerlei Vierfüßern, die dem Empfänger wegen ihrer Seltenheit von großem Wert waren. Die Abgesandten hieß Jakob in Abständen marschieren, damit sie ununterbrochen ankämen und so eine große Zahl vortäuschten. Da es nun wahrscheinlich war, dass die Geschenke den Zorn Esaus besänftigen würden, wenn er überhaupt noch zürne, befahl er den Abgesandten, ihn recht freundlich anzureden.
2. Nachdem unter diesen Anordnungen der Tag verstrichen, setzte sich gegen die Nacht hin der Zug in Bewegung. Als aber die Leute den Gießbach Jabakchus überschritten hatten, blieb Jakob etwas zurück und stieß auf ein Gesicht, gegen welches er ankämpfte und Sieger blieb. Dieses redete ihn darauf an und ermahnte ihn, er solle nicht glauben, gegen etwas Kleines gekämpft zu haben, sondern er habe einen Engel Gottes besiegt. Das sei ihm ein Vorzeichen großen Glückes, und sein Geschlecht werde nicht erlöschen, noch ein Sterblicher es überwinden. Auch befahl ihm der Engel, er solle sich von jetzt an Israël nennen, das heißt in hebräischer Sprache »Bekämpfer des Engels Gottes.« Und er verkündete ihm dies auf sein Verlangen; denn als Jakob merkte, dass ein Engel Gottes ihm erschienen sei, bat er ihn, ihm sein zukünftiges Geschick zu enthüllen. Dann verschwand die Erscheinung. Jakob aber freute sich über das Gehörte und nannte den Ort Phanuel, das heißt »Gottes Angesicht.« Weil er aber beim Ringen einen Schmerz in seiner Hüftsehne empfunden hatte, enthielt er sich von da an der Verspeisung dieses Körperteiles, und auch uns ist seinetwegen nicht erlaubt, davon zu genießen.
3. Als nun Jakob erkannte, dass sein Bruder in der Nähe sei, hieß er die Weiber zur Seite treten und mit ihrem Gefolge von ferne dem Kampf der Männer zuschauen, wenn Esau denselben beginnen sollte. Er selbst aber flehte den nichts Böses denkenden Bruder, als er ihm nahe kam, um Gnade an. Dieser begrüßte ihn und fragte ihn nach seinen Weibern und Kindern, und da er alles vernommen, wollte er sie selbst zum Vater führen. Jakob aber schützte Ermüdung seines Viehes vor; deshalb kehrte Esau zurück nach Saïr, wo er wohnte. Dieser Ort wurde »Zottig« genannt von der rauen Behaarung Esaus.
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Die Schändung der Dina.
1. Jakob kam darauf nach Skenae, wie der Ort noch heute heißt, und von da nach Sikim* im Lande der Chananäer. Und da die Sikimiten diesen Tag festlich begingen, ging Dina, Jakobs einzige Tochter, zur Stadt, um sich den Schmuck der Frauen dieser Gegend anzusehen. Da erblickte sie Sychem, des Königs Emmor Sohn, raubte und schändete sie, und von Liebe zu ihr ergriffen, bat er seinen Vater, ihm das Mädchen zur Ehe zu geben. Dieser willfahrte ihm, ging zu Jakob und ersuchte ihn, seinem Sohne Sychem die Dina zur rechtmäßigen Ehe zu geben. Jakob aber, der weder nein sagen wollte wegen der hohen Würde des Antragstellers, noch auch seine Tochter einem Fremdling vermählen mochte, erbat sich Bedenkzeit, und der König entfernte sich in der Hoffnung, Jakob werde in die Vermählung einwilligen. Alsdann teilte Jakob seinen Söhnen die ihrer Schwester widerfahrene Beleidigung und den Antrag Emmors mit und hieß sie überlegen, was zu tun sei. Die meisten von ihnen schwiegen, ungewiss über das, was man unternehmen solle. Simeon und Levis aber, die rechten Brüder des Mädchens, einigten sich über folgendes Vorgehen. Als die Sikimiten ein Fest feierten und sich beim Mahle vergnügten, überfielen sie zuerst die Wächter und machten dieselben im Schlafe nieder; dann drangen sie in die Stadt, töteten alle Männer, auch den König und seinen Sohn, und verschonten nur die Weiber. Und als sie dies, ohne Vorwissen ihres Vaters, vollführt hatten, brachten sie ihre Schwester wieder zurück.
2. Jakob war erschüttert über dies Beginnen und zürnte deshalb seinen Söhnen. Gott aber erschien ihm, hieß ihn wohlgemut sein und nach Reinigung der Zelte ihm diejenigen Opfer darbringen, die er ihm auf der Reise nach Mesopotamien nach der Traumerscheinung gelobt hatte. Als er nun die Seinen durch ein Sühnopfer gereinigt, stieß er auf die Götzenbilder Labans, die Rachel ohne sein Vorwissen mitgenommen hatte, und er vergrub sie bei Sikim unter einer Eiche. Dann zog er von da weg und opferte bei Bethel, wo er die Traumerscheinung gesehen hatte, als er nach Mesopotamien reiste.
3. Als er auch von hier fort- und nach Ephratana gezogen war, starb ihm die Rachel infolge einer Geburt, und er bestattete sie. Ihr allein von seinen Verwandten wurde die Ehre der Beisetzung in Chebron nicht zuteil. Jakob trauerte sehr um sie und nannte den Sohn, den sie geboren, Benjamin, weil die Mutter durch ihn so gelitten hatte. Jakob hatte also im ganzen zwölf Söhne und eine Tochter. Von den Söhnen waren acht rechtmäßige, sechs von der Lia und zwei von der Rachel; vier stammten von den Mägden, von jeder zwei. Ihre Namen habe ich bereits oben erwähnt.
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Isaks Tod und seine Bestattung in Chebron.
Von da kam Jakob nach Chebron in Chananaea, wo Isak wohnte. Hier lebten sie nicht lange zusammen (Rebekka hatte Jakob schon nicht mehr lebend angetroffen), denn Isak starb bald darauf und wurde von seinen Söhnen in Chebron beigesetzt, wo auch die Grabstätten seiner Vorfahren sich befanden. Isak war ein Liebling Gottes, der ihn nach Abrams Tode seiner besonderen Fürsorge gewürdigt hatte. Er erreichte ein hohes Alter, denn er starb, nachdem er hundertfünfundachtzig Jahre, reich an Tugend, gelebt hatte.
* 1 Sekel = 1,62 Euro, ungefähr: übrigens von schwankendem Werte.
* Sichem.
ZWEITES BUCH
DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM
VON 220 JAHREN
ERSTES KAPITEL
Wie Isaks Söhne, Esau und Jakob das Land, wo sie wohnten, teilten und wie
Esau Idumäa, Jakob aber Chananaea erhielt.
1. Nach Isaks Tode hielten seine Söhne das überkommene Land nicht zusammen, sondern teilten es unter sich. Esau überließ die Stadt Chebron seinem Bruder und wohnte in Saïr. Er beherrschte Idumäa, welches von ihm den Namen hat. Denn er führte den Beinamen Edom, den er aus folgender Ursache erhalten hatte.