Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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7. Der König aber bewunderte Josephs Weisheit und Klugheit, und er fragte ihn, wie denn zur Zeit des Überflusses für die Zukunft gesorgt werden könne, um die Unfruchtbarkeit erträglicher zu machen. Darauf antwortete Joseph mit dem Rat, er solle mit der Ernte möglichst sparsam umgehen und den Ägyptern nicht gestatten, den Überfluss zu verschwenden, sondern ihnen befehlen, denselben für die Zeit der Not aufzubewahren. Auch ermahnte er ihn, er möge das Getreide von den Ackersleuten in Empfang nehmen, es in Scheunen bergen und jedem nur so viel verabfolgen lassen, als er zum Lebensunterhalt brauche. Pharao bewunderte den Joseph sowohl seiner Traumauslegung als des guten Rates wegen, den er gegeben, und betraute ihn selbst mit der Anordnung; er solle alles so machen, wie er es für das Volk der Ägypter und den König für ersprießlich halte, denn als der Urheber des guten Rates sei er auch der geeignetste Mann, ihn auszuführen. Joseph erhielt also vom Könige die Befugnis, dessen Siegel zu gebrauchen und Purpur zu tragen. Im Wagen fuhr er durch ganz Ägypten, sammelte von den Landleuten das Getreide und teilte jedem nur so viel davon zu, als er zur Saat und Nahrung gebrauchte. Doch verriet er niemand den Grund, warum er so verfuhr.
SECHSTES KAPITEL
Wie Joseph in Ägypten berühmt wurde und die Brüder
in seine Gewalt bekam.
1. Joseph war damals dreißig Jahre alt und wurde vom König mit allen erdenklichen Ehren überhäuft. Wegen seiner staunenswerten Weisheit gab er ihm den Beinamen Psothomphanech, das heißt »Entdecker verborgener Dinge.« Auch ging Joseph eine sehr ehrenvolle eheliche Verbindung ein. Denn unter Vermittlung des Königs heiratete er die Aseneth, die jungfräuliche Tochter des Petephras, eines Priesters in Heliopolis. Von dieser erhielt er noch vor der Hungersnot zwei Söhne, deren ältester Manasses hieß. Dieser Name bedeutet »vergessen«, weil er sein früheres widriges Schicksal vergaß, als er in glückliche Verhältnisse kam. Der jüngere Sohn hieß Ephraïm, das heißt »wieder eingesetzt«, weil er in die Freiheit seiner Vorfahren wieder eingesetzt worden war. Als nun Ägypten die sieben glücklichen Jahre, wie sie Joseph in der Traumdeutung vorherverkündet, hinter sich hatte, brach im achten Jahre die Hungersnot herein. Und da man sich für dieselbe schlecht vorgesehen hatte, strömte alles in großer Not zum königlichen Palast. Der König ließ den Joseph kommen, der das Getreide anwies und sich in Wahrheit als Erretter des Volkes zeigte. Und nicht allein den Einwohnern dieser Gegend öffnete er sein Haus, sondern er war auch bereit, den Auswärtigen Getreide zu verkaufen. Denn er hielt es für billig, dass alle ärmeren Menschen von denen, die im Überfluss lebten, unterstützt würden, da sie ja doch alle miteinander verwandt seien.
2. Weil nun auch Chananaea sehr unter der Hungersnot litt (die Plage hatte nämlich das ganze Land ringsum ergriffen), schickte Jakob, der vernommen hatte, dass auch Auswärtige den dortigen Markt besuchen dürften, alle seine Söhne nach Ägypten, um Getreide einzukaufen. Nur den Benjamin, Josephs leiblichen Bruder, den Sohn der Rachel, behielt er bei sich. Als diese nun nach Ägypten gekommen waren, baten sie den Joseph, auch ihnen den Ankauf von Getreide zu gestatten. Denn nichts geschah ohne Josephs Willen, und es nutzte nichts, dem König Verehrung zu erweisen, wenn man sie nicht vorher dem Joseph erwiesen hatte. Dieser erkannte in ihnen seine Brüder, die aber ihrerseits an ihn nicht im entferntesten dachten; denn als er von ihnen getrennt wurde, war er noch jung, und jetzt war er schon zu einem Alter gelangt, in dem sich seine Gesichtszüge so verändert hatten, dass sie ihn nicht zu erkennen vermochten, zumal sie nicht ahnen konnten, dass er zu so hoher Würde erhoben worden sei. Und Joseph dachte sie auf die Probe zu stellen und ihre Gesinnung zu erforschen. Denn er schlug ihnen das Getreide ab und sagte, sie seien nur gekommen, um zu spionieren; aus verschiedenen Gegenden seien sie zusammengetroffen und gäben nun vor, Verwandte zu sein. Es sei nicht denkbar, dass ein Privatmann so viele und so wohlgestaltete Söhne erziehen könne, da Königen kaum ein solches Glück zuteil werde. So sprach er aber nur, um etwas Sicheres über seinen Vater zu erfahren, wie es ihm gehe und was er erlebt habe, seit er (Joseph) von ihm weggegangen war; auch hätte er gern gehört, wie es mit Benjamin stehe, denn er fürchtete, sie hätten auch diesen Bruder, ebenso wie ihn selbst, aus dem Wege geräumt.
3. Die Brüder wurden hierdurch beunruhigt und erschreckt, denn sie sahen sich von großer Gefahr bedroht und dachten nicht im Geringsten an ihren Bruder. Sowie sie sich aber etwas gefasst hatten, ergriff Rubel als der älteste das Wort und entgegnete also: »Wir sind weder hierher gekommen, um jemand unrecht zu tun, noch um dem Könige Schaden zuzufügen, sondern nur um Hilfe für unser eigenes Leid zu erlangen, und wir hoffen bei eurer Menschenfreundlichkeit Zuflucht zu finden in der Not, die über unser Vaterland hereingebrochen ist. Denn wir haben vernommen, dass ihr nicht bloß euren eigenen Leuten, sondern auch Auswärtigen Getreide verkauft, und dass ihr allen helfen wollt, die der Hilfe bedürfen. Dass wir aber Brüder sind und Blutsverwandte, geht schon daraus hervor, dass wir an Gestalt einander in hohem Grade ähnlich sind. Unser Vater ist Jakob, ein Hebräer, dem wir zu zwölf Söhnen von vier Frauen geboren wurden. Solange wir nun alle noch am Leben waren, waren wir glücklich; seitdem aber unser Bruder Joseph umgekommen ist, hat sich unsere Lage mehr und mehr verschlimmert. Denn der Vater trauert beständig um ihn, und auch wir beklagen das Unglück seines Todes und das Leid des alten Vaters gar sehr. Und nun kommen wir hierher, um Lebensmittel zu kaufen, und haben unseren jüngsten Bruder Benjamin zur Pflege des Vaters und zur Verwaltung des Hauswesens daheim gelassen. Um die Wahrheit unserer Worte zu erproben, kannst du Boten in unsere Heimat schicken und dich erkundigen lassen.«
4. Mit diesen Worten versuchte Rubel dem Joseph eine günstigere Meinung von ihnen beizubringen. Joseph aber ließ, da er gehört, dass Jakob noch am Leben und Benjamin nicht umgekommen sei, seine Brüder in Gewahrsam bringen, als wolle er sie bei Gelegenheit einem Verhör unterziehen. Am dritten Tage jedoch ließ er sie vor sich führen und sprach zu ihnen. »Da ihr behauptet, ihr wäret nicht gekommen, um dem König zu schaden, und ihr wäret Brüder und stammtet von dem Vater ab, den ihr genannt, so könnt ihr mir die Wahrheit dieser Behauptung dadurch beweisen, dass ihr einen von euch bei mir zurücklasst, dem kein Leid widerfahren soll; ihr anderen aber bringt das Getreide eurem Vater und kehrt dann hierher zurück mit dem Bruder, den ihr eurer Angabe gemäß zu Hause gelassen habt. Daran werde ich erkennen, ob ihr mich nicht belogen habt.« Darüber gerieten sie in ein noch schlimmeres Leid; sie vergossen Tränen und beklagten heftig Josephs Schicksal, als ob ihnen wegen des an ihm begangenen Unrechtes diese Drangsal von Gott als Strafe geschickt worden sei. Rubel aber hielt ihnen eindringlich vor, dass ihre Reue dem Joseph doch nichts mehr nützen könne, und er beschwor sie, alle Leiden starkmütig zu ertragen, da sie von Gott als Strafe für das an ihrem Bruder verübte Unrecht ihnen geschickt seien. Also sprachen sie zueinander in dem Glauben, Joseph verstehe ihre Sprache nicht. Auf Rubels Vorstellungen hin aber ergriff sie Trauer und Reue, weil sie eine Tat verübt, für die Gott sie gerechterweise büßen lasse. Da nun Joseph sie in solcher Not sah, weinte er sehr; weil er aber nicht wollte, dass sie dies sähen, entfernte er sich eine kleine Weile von ihnen. Dann kam er zurück, hielt den Simeon als Bürgen für die Wiederkehr seiner Brüder fest und hieß die anderen nach Hause ziehen, sobald sie Getreide auf dem Markt eingekauft hätten. Einem Knechte aber befahl er, er solle das Geld, das sie zum Ankauf des Getreides mitgebracht hatten, heimlich wieder in ihre Säcke legen, und dieser vollzog den Befehl.