Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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Diese führte den Auftrag aus und kam mit ihrer eigenen Mutter zurück, die sonst niemand von Angesicht bekannt war. Und weil der Knabe von ihr willig die Brust nahm und sich innig an sie schmiegte, so bat die Königstochter sie, denselben aufzuziehen und zu ernähren.
6. Darauf gab sie ihm, weil er im Flusse ausgesetzt worden war, hiervon den Namen, denn die Ägypter nennen Wasser »Mo«, »yses« aber diejenigen, die man dem Wasser entreißt. Aus diesen beiden Worten ist der Name Moyses zusammengesetzt. Moyses aber übertraf zweifellos an Seelengröße und Fähigkeit zur Ertragung von Beschwerden alle anderen Hebräer, wie Gott verheißen hatte. Von Abram an war er der siebente, denn er war ein Sohn des Amaram, des Sohnes des Kaath, dessen Vater Levis ein Sohn Jakobs war, der von Isak stammte. Isak aber war ein Sohn Abrams. Das Alter des Knaben aber blieb hinter seinem Verstande und seiner Klugheit zurück, denn er war an Weisheit und Ausbildung des Geistes so entwickelt, dass er einem vorgerückteren Alter Ehre gemacht hätte. Und was er in der Jugend tat, ließ die Hoffnung berechtigt erscheinen, er werde später noch Größeres vollbringen. Als er drei Jahre alt war, verlieh Gott ihm einen hohen, schlanken Wuchs und eine so große Schönheit, dass niemand, wenn er auch noch so unempfänglich für äußere Vorzüge war, ihn anschauen konnte, ohne von seiner Gestalt entzückt zu sein. Und oft geschah es, dass jemand, der ihm begegnete, seine Geschäfte vergaß und, in bewunderndem Anschauen versunken, stehen blieb. Denn seine kindliche Anmut, verbunden mit der Einfachheit seines Wesens, fesselte die Zuschauer so, dass sie sich kaum von ihm trennen konnten.
7. Da er nun von so herrlicher Gestalt und hoher Begabung war, nahm Thermuthis, weil sie ohne rechtmäßige Nachkommen war, ihn an Kindes statt an. Und als sie ihn einst zu ihrem Vater brachte, sprach sie den Wunsch aus, ihn zu ihrem Erben einzusetzen, falls Gott ihr keinen anderen Sohn schenken würde, und fügte hinzu: »Diesen Knaben mit seiner göttlichen Gestalt und seinem edlen Gemüte habe ich auferzogen, und da ich ihn auf wunderbare Weise aus dem gütigen Flusse erhalten habe, so habe ich beschlossen, ihn zu meinem Sohne und zum Nachfolger in deiner Herrscherwürde zu machen.« Mit diesen Worten legte sie den Knaben in die Arme ihres Vaters. Dieser nahm ihn, drückte ihn an seine Brust und setzte ihm, um seiner Tochter gefällig zu sein, aus Scherz seine Königskrone auf. Moyses aber warf sie zur Erde, rollte sie kindisch umher und trat sie mit Füßen. Das schien böse Vorbedeutung für die Königswürde zu sein. Jener Schriftkundige aber, der aus seiner Geburt den Untergang der ägyptischen Herrschaft geweissagt hatte, hatte kaum den Vorgang bemerkt, als er herzueilte, um den Knaben zu töten, indem er voll Schrecken ausrief: »Das ist der Knabe, o König durch dessen Tötung wir unsere Sicherheit nach Gottes Verkündigung erlangen werden. Denn ein Zeichen für die Wahrheit der Prophezeiung ist es, dass er deine Königswürde verspottet und deine Krone mit Füßen tritt. Lass ihn daher töten und befreie so die Ägypter von der Furcht vor ihm, den Hebräern aber nimm die Hoffnung, die sie auf ihn setzen.« Thermuthis aber kam ihm zuvor und verbarg den Knaben, und auch der König zögerte, ihn umzubringen, weil Gott, der um das Leben des Moyses Sorge trug, ihm dies eingegeben hatte. Moyses wurde auf das sorgfältigste erzogen, und die Hebräer setzten alle ihre Hoffnung auf ihn; den Ägyptern dagegen war seine Erziehung nicht nach dem Sinn. Da aber der König ihm durch Adoption verwandt war und deshalb vor seiner Tötung zurückscheute und auch sonst sich niemand fand, der den Ägyptern zu Gefallen infolge jener Weissagung sich dazu hergegeben hätte, so unterblieb dieselbe.
ZEHNTES KAPITEL
Wie Moyses gegen die Äthiopier Krieg führte.
1. Als nun Moyses auf diese Weise geboren, erzogen und groß geworden war, zeigte er bei einer besonderen Gelegenheit, dass Tapferkeit ihm in hohem Grade eigen war, und dass er der Mann sei, um die Ägypter zu unterdrücken, die geknechteten Hebräer aber aufzurichten. Die Äthiopier nämlich, die den Ägyptern benachbart waren, waren in deren Land eingefallen und hatten geraubt und geplündert. Die Ägypter, darüber erzürnt, beschlossen, ihre Schmach zu rächen, und rüsteten ein Heer gegen sie aus. Jedoch wurden sie geschlagen; ein Teil von ihnen fiel in der Schlacht, der andere zog sich in schmählicher Flucht nach Hause zurück. Die Äthiopier, die es für ein Zeichen von Feigheit hielten, wenn sie nicht ganz Ägypten sich unterjochten, setzten den Fliehenden nach und verwüsteten das Land weithin; und da sie reiche Beute machten, konnten sie es nicht unterlassen, von Tag zu Tag aufs Neue anzugreifen. Weil sie nun die nächsten Gegenden durchstreift hatten, ohne dass sich ihnen jemand zur Wehre setzte, rückten sie bis nach Memphis und ans Meer vor, und keine Stadt konnte ihren Ansturm aushalten. In dieser Bedrängnis nahmen die Ägypter zu Orakeln und Weissagungen ihre Zuflucht. Und da ihnen Gott den Rat gab, sie sollten einen Hebräer zu Hilfe rufen, verlangte der König von seiner Tochter den Moyses, um ihn zum Befehlshaber seiner Truppen zu machen. Diese willigte ein, nachdem er ihr eidlich versprochen hatte, nichts zu Moyses’ Verderben ins Werk zu setzen. Denn sie hielt dafür, dass sie dem Lande damit eine Wohltat erweise, für die ihr Dank gebühre, und warf den Priestern vor, dass sie sich jetzt nicht schämten, dessen Hilfe zu begehren, den wie einen Feind zu töten sie früher geraten hatten.
2. Moyses aber unternahm, da Thermuthis ebenso wie der König ihn darum baten, bereitwillig den Kriegszug, worüber die beiderseitigen Schriftkundigen sich sehr freuten, die der Ägypter, weil sie Gelegenheit zu finden hofften, den Moyses nach Überwindung der Äthiopier mit List aus dem Wege zu räumen, die der Hebräer aber, weil sie unter Führung des siegreichen Moyses aus der Knechtschaft der Ägypter sich freizumachen gedachten. Moyses nun wollte die Feinde überfallen, ehe sie von seiner Ankunft Kunde erhielten, und führte daher seine Truppen nicht am Ufer des Flusses entlang, sondern mehr durch das Innere des Landes dem Feinde entgegen. Hierbei zeigte er seine bewundernswerte Weisheit. Da nämlich der Weg wegen der Menge der Schlangen sehr schwer zu passieren war (denn dieser Landstrich erzeugt dieselben in übergroßer Zahl, darunter auch einige Arten, die sich sonst nirgendwo finden und die sich durch ihre Schädlichkeit und, ihren ungewohnten Anblick sehr von den anderen unterscheiden, ja sogar geflügelte, die nicht nur auf der Erde verborgen schaden, sondern auch aus der Höhe oft plötzlich Unheil bringen), ersann er, um das Heer sicher und ungefährdet weiterführen zu können, folgenden wunderbaren Plan. Er ließ Geflechte aus Papyrusbast in Gestalt von Kästchen anfertigen und führte dieselben, mit Ibissen gefüllt, bei sich. Denn die Schlangen fürchten diese Tiere sehr und fliehen vor ihnen, da sie von ihnen ebenso wie von Hirschen verschlungen werden. Die Ibisse sind übrigens nur wild gegen Schlangen, sonst aber zahm und gutmütig. Doch will ich mich nicht weiter darüber verbreiten, da die Griechen den Ibis wohl kennen. Da nun das Heer in die Gegend kam, die von Schlangen wimmelte, ließ er die Ibisse auf sie los, die mit Wut über sie herfielen und sie unschädlich machten. So vollendete er unangefochten seinen Marsch, überfiel unversehens die Äthiopier, schlug sie und nahm ihnen die Hoffnung auf die Eroberung Ägyptens. Auch griff er ihre Städte an, zerstörte dieselben und richtete unter den Äthiopiern ein großes Blutbad an. Nach diesen glänzenden Kriegstaten des Moyses schreckte das Heer der Ägypter vor keiner Anstrengung mehr zurück, sodass schließlich den Äthiopiern nur die Wahl zwischen Gefangenschaft und gänzlicher Vernichtung blieb. Zuletzt wurden sie nach Saba, der Königsstadt Äthiopiens, zurückgedrängt, die später Kambyses nach seiner Schwester Meroë nannte, und hier belagert. Dieser Platz war aber fast uneinnehmbar, da der Nil rings um ihn floss, und auch noch andere Flüsse, Astapus und Astabora, den Angriff erschwerten. So bildete die Stadt gleichsam eine Insel; außer dem Schutz, den die Flüsse gewährten, hatte sie auch eine starke Ringmauer, und zudem noch große Dämme hinter der Mauer zur Abhaltung von Überschwemmungen, die der Stadt beim Anschwellen der Flüsse drohen. Das alles machte dem Feind, auch wenn er die Flüsse überschritten