Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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DRITTES KAPITEL
Wie die Anstifter der Empörung nach dem Willen Gottes vertilgt werden
und wie Aaron und seine Söhne die Priesterwürde behalten.
1. Als Moyses so geredet hatte, hörte die Menge auf zu lärmen und den Moyses zu verdächtigen. Ja, sie lobten sogar seine Worte und pflichteten ihnen bei, denn sie schienen das Beste des Volkes zu wollen. Darauf ging die Versammlung auseinander. Sobald aber der nächste Tag graute, kam man in großer Anzahl zusammen, um dem Opfer beizuwohnen und die Entscheidung in Betreff der Priesterwürde zu erwarten. Die Versammlung war sehr unruhig, denn das Volk war auf den Ausgang gespannt. Einige hätten ihr Vergnügen daran gehabt, wenn Moyses auf schlechten Handlungen ertappt worden wäre; die Vernünftigeren jedoch wünschten endlich von der Unruhe und dem Verdruss befreit zu werden. Denn sie fürchteten, dass bei ständigem Zunehmen des Aufruhrs schließlich alle Bande der Ordnung gelöst werden könnten. Das gemeine Volk ist ja von Natur aus dazu geneigt, der Obrigkeit zu widersprechen, sich von jedem unbedeutenden Redner umstimmen zu lassen und dann Unruhe und Lärm anzustiften. Moyses schickte nun Boten zu Abiram und Datham mit dem Befehl, sie sollten der Verabredung gemäß kommen und den Ausgang der Entscheidung durch das Opfer abwarten. Diese aber antworteten, sie würden nicht erscheinen und es auch nicht länger dulden, dass Moyses’ Einfluss, den er doch nur durch Hinterlist erlangt habe, noch mehr zunehme. Als Moyses diese Antwort vernommen, hieß er die Vertreter des Volkes ihm folgen und begab sich zu Datham und seinem Anhang, ohne die geringste Furcht vor den übermütigen und halsstarrigen Menschen zu haben. Diese folgten ihm auch sogleich nach. Als nun Datham und sein Anhang hörten, Moyses komme mit den Vornehmsten des Volkes zu ihnen, gingen sie samt Weibern und Kindern aus ihren Wohnungen und stellten sich bei der Hütte auf, gespannt darauf, was Moyses beginnen würde. Dicht umgeben waren sie von ihren Knechten, die ihnen Hilfe leisten sollten, falls Moyses Gewalttaten beabsichtige.
2. Als Moyses nun in ihre Nähe gelangt war, erhob er seine Hände gen Himmel und rief mit lauter Stimme, sodass alle ihn hören konnten: »Herr des Himmels und der Erde und des Meeres, du bist der glaubwürdigste Zeuge meiner Taten, und dass ich nichts ohne deinen Willen vollbracht habe. Du, der du mir in allen meinen Unternehmungen beigestanden und dich der Hebräer in ihren Nöten immer erbarmt hast, hilf mir auch jetzt und erhöre mein Gebet. Vor dir sind weder unsere Werke noch unsere Gedanken verborgen. Würdige dich also, die Wahrheit zu offenbaren und die Undankbarkeit dieser Menschen gegen mich zu erweisen. Alles, was sich vor meiner Geburt ereignet hat, weißt du am besten, nicht vom Hörensagen, sondern weil du allgegenwärtig bist und nichts vor deinem Auge verborgen bleibt. Sei auch mein Zeuge in der jetzigen Angelegenheit, deren wahren Sachverhalt jene Menschen wohl kennen, den sie aber trotzdem zu verdächtigen suchen. Ich führte ein ruhiges Leben, das ich deinem Willen, meiner eigenen Tugend und dem Wohlwollen meines Schwiegervaters Raguel verdankte; aber ich entsagte diesem Glück und unterzog mich für das Volk allen Mühseligkeiten. Und wie früher für ihre Befreiung, so habe ich jetzt für ihr Wohlergehen die größten Plackereien ertragen und jeder Gefahr mich gern ausgesetzt. Weil ich nun jetzt in den Verdacht der Bösartigkeit gekommen bin gerade bei den Menschen, die meiner Mühe und Sorge ihr Leben und ihre Sicherheit verdanken, so hilf du mir, der du dich mir im Feuer auf dem Berge Sinai gezeigt und mich gewürdigt hast, dort deine Stimme zu vernehmen und deine Wunderzeichen zu schauen. Der du mich nach Ägypten gesandt hast, um dem Volke deinen Ratschluss zu verkündigen; der du der Ägypter Glück gebeugt, uns aus ihrer harten Knechtschaft befreit und des Pharao Macht mir unterworfen hast; der du uns, da wir unkundig des Weges waren, das Meer in Land verwandeltest und das zurückgedrängte Meer zum Verderben der Ägypter wieder anschwellen ließest; der du den Wehrlosen Waffen verschafftest, schlechtes Wasser in trinkbares verwandeltest und in unserer äußersten Not uns Quellen aus dem Felsen sprudeln ließest; der du uns Nahrung übers Meer zuführtest, da wir auf dem Lande der Speise entbehrten; der du uns eine Speise vom Himmel sandtest, von der man bis dahin nichts gesehen noch gehört; der du uns den Gedanken an Gesetzgebung einflößtest und uns den Weg zur richtigen Verwaltung des Gemeinwesens zeigtest: komm, o Herr aller Dinge, und sei mein Richter und unparteiischer Zeuge, dass ich von keinem der Hebräer Geschenke angenommen, um Recht und Gerechtigkeit zu verdrehen, und dass ich nie den Armen, wenn er im Rechte war, dem reichen Gegner habe unterliegen lassen, noch meine Macht zum Schaden des Gemeinwesens missbraucht habe. Und doch hat man mich jetzt verdächtigt, ohne dass ich mir der geringsten Schuld bewusst wäre, ich hätte nicht auf deinen Befehl, sondern nach meiner Gunst dem Aaron die Priesterwürde übertragen. Deshalb zeige jetzt, dass du alles durch deine Vorsehung lenkst und regierst, und dass nichts grundlos und von selbst, sondern nach deinem Willen zu seinem Endzweck gelangt. Beweise, dass du für diejenigen sorgst, die den Hebräern beistehen, und strafe den Abiram und Datham, die dir Sinnlosigkeit vorwerfen, als willfahrtest du meinen Ränken. Mache an ihnen kund dein Strafgericht, die in ihrem Unverstand deinen Ruhm beeinträchtigen, und lasse sie auf ungewöhnliche Weise untergehen, damit sie Schrecklicheres erfahren, als gemeinhin den Menschen bei ihrem Tode zuzustoßen pflegt. Darum lass die Erde sich öffnen, auf der sie stehen, und sie mit ihren Angehörigen und ihrem Besitztum verschlingen. Denn das wird allen ein Beweis deiner Macht, denen aber, die übel von dir denken, ein warnendes Beispiel sein; ich dagegen werde als treuer Diener und Vollzieher deiner Befehle erwiesen werden. Habe ich aber wirklich die Schandtat vollbracht, deren jene mich zeihen, so bewahre sie ungestraft vor allem Übel, und lass das Verderben, das ich ihnen gönne, auf mich zurückfallen. Und hast du den bestraft, der an deinem Volke unrecht tun wollte, so festige Frieden und Eintracht unter ihnen für alle Zeit, erhalte das Volk in der Befolgung deiner Gebote, verleihe ihm ein gesichertes Leben, und lass es an der Strafe, die die Frevler trifft, nicht teilhaben. Denn du weißt, dass es ungerecht wäre, wenn alle Israeliten die Strafe jener Nichtswürdigen miterleiden müssten.«
3. Als Moyses dies unter Tränen gesprochen hatte, erbebte plötzlich die Erde, und es entstand ein Wogen wie das des Meeres, wenn seine Fluten von der Stürme Gewalt erregt werden, und alle entsetzten sich. Und unter gewaltigem Geräusch und Krachen senkte sich bei den Zelten der Aufrührer der Boden und verschlang sie samt allem, was ihnen teuer war. Ihre Vertilgung aber ging so schnell vor sich, dass niemand es wahrnehmen konnte, und da die Erde sich sogleich wieder schloss und ebnete, konnte man von dem, was sich zugetragen, auch nicht die leiseste Spur mehr bemerken. So wurden die Empörer dahingerafft, ein warnendes Beispiel der Allmacht Gottes. Doch möchte man sie nicht allein wegen des Unglückes beklagen, das sie traf und das gewiss an sich schon Mitleid verdient, sondern auch deshalb, weil ihre Verwandten sich noch