Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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»Wir haben, ihr werten Jünglinge, Haus und Heimat, besitzen großen Reichtum und entbehren nicht der Liebe und Zuneigung unserer Eltern und Verwandten. Wir sind also nicht zu euch gekommen, weil wir an irgendetwas Mangel leiden oder weil wir aus unserem Umgang mit euch Gewinn ziehen wollen – sondern weil wir euch für gute und rechtschaffene Männer halten, haben wir eure Gastfreundschaft gesucht und eurem Verlangen nachgegeben. Und da ihr nun sagt, dass ihr uns sehr lieb habt, und euch von Trauer ergriffen zeigt, weil wir weggehen wollen, so wollen wir eure Bitten erfüllen und gern eure rechtmäßigen Gattinnen werden, wenn ihr uns den Beweis eurer Liebe gegeben habt, der allein uns zufrieden stellen kann. Denn wir befürchten sonst, ihr möchtet uns, nachdem ihr unseres Umganges überdrüssig geworden, mit Schimpf und Schande wieder zu unseren Eltern zurückschicken. Verzeiht uns daher, wenn wir uns vor dieser Möglichkeit schützen wollen!« Als nun die Jünglinge versprachen, ihnen jede gewünschte Bürgschaft zu bieten, da sie ihnen bei der Größe ihrer Liebe nichts abschlagen konnten, fuhren die Mädchen also fort: »Weil ihr uns nun willfährig seid, eure Sitten und Lebensweise aber von den unseren so sehr verschieden sind, dass ihr sogar besondere Speisen und Getränke genießt, so ist es notwendig, dass ihr, wenn ihr mit uns zusammenleben wollt, auch unsere Götter verehrt. Denn nichts kann uns ein so zuverlässiges Zeichen eurer Liebe für jetzt und für die Zukunft sein, als wenn ihr mit uns dieselben Götter anbetet. Niemand kann euch auch daraus einen Vorwurf machen, dass ihr die Götter des Landes verehret, in welches ihr zu kommen gesonnen seid, zumal da unsere Götter bei allen Völkern in Ehren stehen, euer Gott dagegen bei keinem anderen Volke als bei euch. Ihr müsst also dieselbe Art der Gottesverehrung annehmen, die alle haben, oder euch ein anderes Land suchen, wo ihr nach euren eigenen Gesetzen leben könnt.«

      9. Den sterblich verliebten Jünglingen gefiel diese Rede, sodass sie den Mädchen in allem nachgaben und ihre heimischen Gesetze übertraten. Und da sie nun an viele Götter glaubten, opferten sie ihnen auch nach der Sitte jener Völker, genossen fremdartige Speisen und taten den Weibern alles zu Gefallen, was den Vorschriften des Gesetzes zuwiderlief. Bereits hatte sich die Frechheit der Jünglinge weiter im Heere verbreitet, sodass eine Empörung drohte, schlimmer als die frühere, und Gefahr vorlag, dass die väterlichen Einrichtungen völlig in Vergessenheit gerieten. Denn nachdem die Jugend einmal Geschmack an den fremden Sitten gefunden, hing sie daran mit heißem Verlangen, und selbst die Besseren des Volkes, die sich tugendhafter Vorfahren rühmen konnten, wurden von dem Übel ergriffen und dazu verleitet.

      10. Auch Zambrias, das Oberhaupt des Stammes Simeon, lebte mit einer Madianiterin Chosbia, einer Tochter des Sur, die aus dem Königsgeschlechte jenes Volkes stammte, und verachtete ihr zuliebe die Gebote des Moyses, opferte nicht mehr nach seiner heimischen Sitte und nahm schließlich sogar die Fremde zur Ehe. Bei dieser schlimmen Sachlage besorgte Moyses, es möchte noch viel Ärgeres daraus folgen, und berief deshalb das Volk zur Versammlung. Doch klagte er niemand mit Namen an, weil er diejenigen nicht zur Verzweiflung treiben wollte, die erst noch im Geheimen fehlten und der Besserung zugänglich waren. Er warf ihnen vor, ihre Taten seien für sie selbst wie für ihre Vorfahren höchst schimpflich, da sie der Wollust nachhingen, anstatt Gott zu dienen und nach seinen Geboten zu leben. Sie sollten, wenn sie ihr Bestes im Auge hätten, ihren Frevel bereuen und ihre Stärke nicht in der Verachtung der Gesetze, sondern in der Bezähmung ihrer schlechten Begierden suchen. Zudem sei es ja widersinnig, dass sie, die in der Wüste so enthaltsam gewesen, jetzt, da sie in Überfluss lebten, durch Ausschweifung und Verschwendung zugrunde gehen sollten. Durch solche Reden suchte er die Jugend zu bessern und ihnen Reue über ihre Fehler einzuflößen.

      11. Da aber erhob sich Zambrias und sprach: »Lebe du selbst, Moyses, nach deinen Gesetzen, für die du so sehr eiferst und die du durch die Macht der Gewohnheit befestigt hast. Wäre dem nicht so, so hättest du selbst schon oft dafür gebüßt und gelernt, dass du nicht ungestraft die Hebräer betrügen kannst. Ich wenigstens werde mich deinen tyrannischen Vorschriften nicht fügen. Bis jetzt hast du nichts anderes erstrebt, als unter dem Vorwande göttlicher Gesetzgebung uns zu knechten, dir aber durch allerlei Ränke die Herrschaft zu sichern. Du hast uns dasjenige geraubt, was einem freien und freiheitsliebenden Volke eigen ist, das keinen Herrn über sich erkennt. Wahrlich, mehr als die Ägypter bedrängt uns der Mann, der das, was wir aus freien Stücken tun würden, unter den Zwang von Gesetzen stellen und danach bestrafen will. Viel eher verdienst du selbst Strafe dafür, dass du das verwirfst, was alle anderen gutheißen, und dass du im Gegensatz zur Meinung aller Übrigen auf deiner eigenen Meinung hartnäckig bestehst. Was ich getan, halte ich nicht für unrecht, und ich scheue mich auch nicht, es öffentlich zu bekennen. Ich habe, wie du sagst, ein fremdes Weib zur Ehe genommen; nimm dies Geständnis von mir an als von einem freien Manne, der nicht nötig hat, etwas zu verheimlichen. Ich opfere auch, was du für Frevel hältst, den Göttern: denn ich meine, es sei billig, da so viele Wege zur Wahrheit führen, nicht tyrannischerweise auf einen allein seine ganze Hoffnung zu setzen. Es gibt niemand, der sich rühmen könnte, mehr Urteilskraft bezüglich dessen zu haben, was mich allein angeht, als ich selber.«

      12. Als Zambrias so über seine und der anderen Vergehungen geredet hatte, verhielt sich das Volk ruhig und erwartete in ängstlicher Spannung, was kommen sollte. Der Gesetzgeber aber schien sich in keinen weiteren Streit einlassen zu wollen, um den frechen Menschen nicht noch mehr zu reizen. Moyses fürchtete nämlich, es möchten noch viele seinen verwegenen Worten folgen und das Volk zum Aufruhr drängen Und so ging denn die Versammlung auseinander. Vielleicht würde aber doch das Übel noch gewachsen sein, wenn Zambrias nicht bald darauf gestorben wäre. Das ging so zu. Phineës, der unter der Jugend sowohl durch andere Vorzüge als besonders auch durch die Würde seines Vaters hervorragte (er war nämlich ein Sohn des Hohepriesters Eleazar und ein Enkel von Moyses Bruder), empfand heftigen Unwillen über das Treiben des Zambrias und suchte durch sein Eingreifen zu verhüten, dass dessen Frechheit und Zügellosigkeit noch weiter sich vermehre, was sicher der Fall sein musste, wenn niemand ihn zur Verantwortung zog. Dieser Phineës besaß eine solche Beharrlichkeit und hervorragende Körperkraft, dass er von einem gefährlichen Unternehmen, welches er sich vorgenommen hatte, nicht eher Abstand nahm, als bis er es vollständig und mit Erfolg durchgeführt hatte. Er drang also in das Zelt des Zambrias ein, durchstach ihn und die Chosbia mit der Lanze und tötete sie so. Und alle Jünglinge, die etwas auf Tugend und Ehre hielten, folgten dem wackeren Beispiele des Phineës und räumten die, die desselben Vergehens wie Zambrias schuldig waren, aus dem Wege. So kamen viele um, welche die Gesetze übertreten hatten; die Übrigen dagegen wurden von einer pestartigen Krankheit dahingerafft, die Gott ihnen schickte. In gleicher Weise starben auch ihre Verwandten, die, anstatt sie von ihrem frevelhaften Beginnen abzuhalten, sie sogar noch dazu angereizt und so dieselbe Schuld auf sich geladen hatten. Im Ganzen erlitten den Tod nicht weniger als vierundzwanzigtausend Menschen.

      13. Das war auch die Ursache, die den erzürnten Moyses veranlasste, ein Heer zur gänzlichen Vernichtung der Madianiter auszusenden. Ehe ich jedoch von diesem Zuge spreche, will ich zunächst da, wo ich abgebrochen habe, in der Erzählung fortfahren. Denn ich halte es für angebracht, die Uneigennützigkeit unseres Gesetzgebers in dieser Angelegenheit nicht ungerühmt zu lassen. Balam nämlich, den die Madianiter herbeigerufen hatten, um die Hebräer zu verfluchen, war zwar durch Gottes Fügung daran gehindert worden. Immerhin aber hatte er doch den Feinden einen Rat gegeben, durch dessen Befolgung diese erreicht hatten, dass beinahe das ganze hebräische Volk dem Glauben seiner Väter entfremdet und zu falschen religiösen Vorstellungen verleitet worden wäre. Trotzdem hat Moyses Balams Weissagungen seinen eigenen Schriften einverleibt und ihn so einer großen Ehre gewürdigt, obwohl es ihm leicht gewesen wäre, allen Ruhm davon sich selbst anzueignen, zumal da kein Zeuge vorhanden war, der ihn der Fälschung hätte überweisen können. So hat er für Balam Zeugnis gegeben und durch seine Schriften das Andenken an ihn erhalten. Doch mag jeder diese Sache betrachten, wie er will.

      SIEBENTES KAPITEL

      Wie die Hebräer mit den Madianitern kämpfen und sie besiegen.

      1. Aus dem vorerwähnten Grunde sandte also Moyses ein Heer von zwölftausend Mann nach dem Gebiete der Madianiter. Zusammengesetzt war das Heer aus Angehörigen aller Stämme,

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