Jüdische Altertümer. Flavius Josephus
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7. Nachdem das Heer so von der Leichentrauer um seine Schwester gereinigt war, führte Moyses es nebst dem ganzen Tross durch die Wüste und Arabien weiter. Als man nun zu einem Orte gelangt war, den die Araber für ihre Hauptstadt ansehen, einstmals Arke, jetzt aber Petra genannt, bestieg Aaron einen Höhenzug, der die Stadt umgab, da Moyses ihm verkündet hatte, dass er bald sterben werde. Und im Angesichte des ganzen Heeres (denn der Berg war abschüssig) zog er sein hohepriesterliches Gewand aus und übergab es seinem Sohne Eleazar, dem wegen seines Alters zunächst die Priesterwürde zukam. Alsdann verschied er im Angesichte des Volkes, in demselben Jahre, da auch seine Schwester gestorben war, und im Alter von hundertdreiundzwanzig Jahren. Sein Todestag fiel auf den Anfang des Monats in den Neumond; der Monat aber heißt bei den Athenern Hekatombaion, bei den Makedoniern Loos und bei den Hebräern Abba.
FÜNFTES KAPITEL
Wie Moyses die Könige der Amorrhäer Sichon und Og besiegte,
ihr Heer vernichtete und ihr Land unter zweiundeinenhalben Stamm
der Hebräer verteilte.
1. Als die Trauerzeit von dreißig Tagen verstrichen war, zog Moyses mit dem Heere weiter und schlug das Lager am Flusse Arnon auf, welcher von den Bergen Arabiens entspringt, die ganze Wüste durchströmt und in den See Asphaltis* mündet. Er trennt das Land Moabitis vom Lande Amoritis. Die Gegend dort war sehr fruchtbar und konnte eine große Menge Menschen ernähren. Von hier schickte Moyses Gesandte an Sichon, den Beherrscher dieses Landes, und ließ um freien Durchzug durch das Land bitten unter der Versicherung, dass weder ihm noch dem Ackerlande, noch seinen Untertanen ein Schaden entstehen solle. Auch beabsichtigten sie Lebensmittel zu kaufen, sodass sie noch Vorteil von ihnen haben würden, zumal sie sogar das Wasser bezahlen wollten. Sichon aber verweigerte den Durchzug, bewaffnete in Eile alle seine Truppen und rüstete sich, die Hebräer am Übergang über den Arnon zu hindern.
2. Als Moyses die feindliche Gesinnung des Amorrhäers merkte, glaubte er diese verächtliche Behandlung nicht leiden zu dürfen, und um die Hebräer aus ihrer Untätigkeit aufzurütteln und sie vor dem Mangel zu bewahren, der sie früher zu dem Aufruhr verleitet hatte, fragte er Gott um Rat, ob er ihn angreifen dürfe. Und da Gott nicht nur den Krieg gestattete, sondern auch einen siegreichen Ausgang versprach, so rüstete er sich vertrauensvoll zum Kampfe und feuerte die Streiter an, indem er sie beschwor, jetzt ihre Kampfbegier zu stillen, da Gott ihnen die Erlaubnis dazu erteilt habe. Diese ergriffen auch sogleich die Waffen und eilten zum Kampf. Als sie nun heftig einherstürmten, war der Amorrhäer seiner selbst nicht mehr mächtig, sondern erschrak beim Anblick der Hebräer, und auch sein Heer, welches vorher Tapferkeit zur Schau getragen, ergriff mächtige Furcht. Daher hielten sie dem ersten Ansturm nicht stand, sondern wandten sich zur Flucht, wodurch sie sich eher als durch Kampf retten zu können glaubten. Sie vertrauten nämlich ihren festen Städten, die ihnen indes nichts nutzten. Denn als die Hebräer sie weichen sahen, drängten sie unverweilt nach, verwirrten ihre Reihen und verbreiteten Schrecken unter ihnen. Jene zogen sich darauf in die Städte zurück. Die Hebräer aber ließen in der Verfolgung nicht nach und legten statt der früheren Schwäche eine bedeutende Ausdauer an den Tag. Und da sie vortreffliche Schleuderer und im Kampfe mit Wurfgeschossen sehr erfahren waren, auch wegen ihrer leichten Rüstung eine besondere Beweglichkeit besaßen, so holten sie die Feinde bald ein und töteten die, welche sie wegen weiterer Entfernung nicht gefangen nehmen konnten, mit Schleudern und Wurfspeeren. So richteten sie ein großes Blutbad an. Die Fliehenden aber litten sehr an ihren Wunden, und es peinigte sie der Durst noch mehr als der Feind, da es gerade im Sommer war. Und als sie nun nach einem Trunk lechzend dem Flusse zueilten, wurden sie haufenweise von den Hebräern umzingelt und mit Wurfspeeren und Pfeilen sämtlich niedergemacht. Der König Sichon fiel ebenfalls. Die Hebräer plünderten die Gefallenen und machten reiche Beute; dazu gewährte ihnen auch das Land Überfluss an Lebensmitteln, weil noch eine Menge Getreide auf den Äckern stand. Die Soldaten streiften ohne alle Furcht umher, nahmen die, welche sich feindlich verhielten, gefangen, und sammelten Lebensmittel ein. Niemand trat ihnen dabei in den Weg, zumal da alle Tapferen gefallen waren. Diese Niederlage erlitten die Amorrhäer, weil sie weder klug überlegten noch tapfer kämpften. Die Hebräer aber nahmen ihr Land in Besitz. Dieses liegt zwischen drei Flüssen und gleicht einer Insel: denn der Arnon begrenzt es gegen Süden, und gegen Norden der Jabach, der sich in den Jordan ergießt und damit seinen Namen verliert. Die dritte Seite des Landes, gegen Westen, grenzt an den Jordan.
3. Während sich dies ereignete, rüstete Og, der König von Galad und Gaulanitis, sich zum Kriege gegen die Israeliten und rückte in Eile an der Spitze eines Heeres heran, um seinem Freunde und Verbündeten Sichon zu Hilfe zu kommen. Und obgleich er erfuhr, dass dieser schon gefallen sei, beschloss er nichtsdestoweniger mit den Hebräern zu kämpfen; denn er zweifelte nicht an seinem Siege und wollte auch ihre Tapferkeit erproben. In dieser Erwartung ward er jedoch sehr getäuscht: Er selbst fiel, und sein ganzes Heer wurde aufgerieben. Moyses überschritt darauf den Jabach, durchzog das Königreich des Og, zerstörte die Städte und tötete die Einwohner, welche alle übrigen Völker jener Gegend wegen der Fruchtbarkeit ihres Bodens und ihrer großen Besitzungen an Reichtum übertrafen. Der König Og war ein großer und schöner Mann, wie es wenige gibt; auch war er so tapfer, dass seine herrlichen Taten dem hohen Wuchse seiner Gestalt und seinem schönen Äußeren entsprachen. Von seiner Kraft und Größe konnte man sich eine Vorstellung machen nach dem Bette, welches in der ammanitischen Königsstadt Rabath erbeutet wurde. Dasselbe war von Eisen und maß in der Breite vier und in der Länge neun Ellen. Durch seinen Fall standen die Sachen für die Hebräer nicht nur augenblicklich günstig, sondern sein Tod gab auch die besten Hoffnungen für die Zukunft. Denn sie nahmen sechzig vortrefflich befestigte Städte, welche unter seiner Herrschaft gestanden hatten, ein und machten sowohl im Allgemeinen als auch jeder Einzelne für sich große Beute.
SECHSTES KAPITEL
Von dem Seher Balam.
1. Moyses führte nun das Heer nach dem Jordan zu und schlug das Lager in der großen Ebene bei Jericho auf. Diese Stadt ist sehr reich, und es wachsen dort besonders viele Palmen und Balsamstauden. Die Israeliten aber waren so übermütig geworden, dass sie vor Kampfbegier brannten. Daher schickte Moyses, nachdem er einige Tage lang Gott Dankopfer dargebracht und das Volk mit Gastmahlen bewirtet hatte, einen Teil seiner Truppen, um das Land der Madianiter zu plündern und zu verwüsten und ihre Städte zu erobern. Die Ursache dieses Krieges war folgende.
2. Als Balak, der König der Moabiter, der zu den Madianitern in einem alten Freundschafts- und Bundesgenossenverhältnis stand, die Macht der Israeliten so sehr anwachsen sah, geriet er auch in Sorge um sein eigenes Königreich, da es ihm unbekannt war, dass die Israeliten einem Gebote Gottes zufolge verpflichtet waren, nach der Besitzergreifung Chananaeas kein anderes Land mehr zu erobern. Er beschloss also mit mehr Eile als Überlegung, sie mit List anzugreifen. Denn offen mit ihnen zu kämpfen, hielt er, da sie durch ihre Erfolge noch mehr als durch ihr Unglück gewitzigt waren, nicht für ratsam. Er wollte nur, so viel er dies vermochte, verhüten, dass sie noch mächtiger würden, und in dieser Absicht schickte er Gesandte an die Madianiter. Und da am Euphrat ein gewisser Balam lebte, der ein berühmter Seher war und mit ihnen in Freundschaft verkehrte, so sandten die Madianiter außer den Boten Balaks auch einige ihrer angesehensten Männer zu dem Seher, um ihn zu ersuchen, er möge die Israeliten verfluchen. Dieser empfing die Gesandten sehr höflich, und nachdem er sie bewirtet hatte, fragte er Gott um Rat, ob er dem Verlangen der Madianiter nachgeben solle. Als aber Gott ihm