Die bedeutenden Historiker. Lars Hoffmann

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Die bedeutenden Historiker - Lars Hoffmann marixwissen

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Neubeginn des römischen Staatswesens sah.

      Literarisches Vorbild für Sallust ist zweifelsohne Thukydides gewesen, den er in formaler Hinsicht nachahmt. Eine annalistische, also nach Jahren gegliederte Darstellung der Ereignisse ist für ihn unbrauchbar, da er anderenfalls seine eigene Meinung zu bestimmten Vorgängen oder seine politischen Wertungen kaum hätte einfließen lassen können. Die monographische Darstellung eines bestimmten Themas, bei dem er nach eigenem Ermessen das aufzeichnen konnte, was ihm wichtig und für ein Verständnis der Dinge in seinem Sinn notwendig erschien, bot sich dagegen an. Um solche Elemente zu unterstützen, fügte er – wie sein Vorbild – fiktive Reden und Briefe in seine Darstellung ein, die den Wendepunkt einer Handlung andeuten und es dem Autor damit rhetorisch gut verdeckt ermöglichen, seine eigene, von außen an die Geschehnisse herangetragene Meinung als die eines unmittelbar Beteiligten erscheinen zu lassen. Dennoch ist Sallusts Sprache keinesfalls weitschweifig, und seiner Betonung der alten römischen Werte, die er durch ihren politischen Missbrauch mehr und mehr bedroht sieht, entspricht sein Gebrauch alter Wörter bzw. Wortformen, aber auch der Vermeidung rhetorischer Füllsel und Floskeln, die der Kürze seines Stils entgegen gestanden hätten. Trotz sprachlicher und stilistischer Kritik zählten Sallusts Werke in der Zweiten Sophistik zu den Mustertexten, mit denen man sich im Rhetorikunterricht auseinander zu setzen hatte, und das war die Grundlage dafür, dass seine Schriften bis heute im Sprachunterricht eingesetzt werden.

      Werke:

      Sallust. Werke. Lateinisch und Deutsch. Hrg. u. übers. von W. EISENHUT und J. LINDAUER. 2. Aufl. München und Zürich 1994 (Sammlung Tusculum).

      Weiterführende Literatur:

      St. SCHMAL, Sallust. Hildesheim 2001.

      K. HELDMANN, Sallust über die römische Weltherrschaft. Ein Geschichtsmodell im Catilina und seine Tradition in der hellenistischen Historiographie. Stuttgart 1993 (Beitr. z. Altertumskunde, 34).

      V. PÖSCHL (Hrg.), Sallust. Darmstadt 1970 (Wege d. Forschung 94).

      W. SCHNUR, Sallust als Historiker. Stuttgart 1934.

      Titus Livius

      Titus Livius lebte von ca. 59 v. Chr. bis etwa 17 n. Chr. Nach einem Bericht des Kirchenschriftstellers Hieronymus stammte er aus der Stadt Patavium (heute Padua), wo er auch starb, sein Leben verbrachte er jedoch überwiegend in Rom. Dort wird er auch seine rhetorische Ausbildung erlangt haben. Im erhaltenen Teil seines Werkes lässt er kennen, mit Augustus persönlich bekannt gewesen zu sein, doch kann man diese Angabe nur schwer verifizieren. Viel eher ist anzunehmen, dass er dem ersten römischen Kaiser oder dessen Umfeld im Lauf seiner Arbeit näherkommen konnte. Öffentliche Ämter oder Funktionen sind für ihn nicht belegt, und allem Anschein nach konnte er sich in Rom ausschließlich seinen literarischen Neigungen widmen. Dies setzt jedoch das Ende des römischen Bürgerkriegs voraus, das nach einer langen Phase großer politischer Wirren mit dem Prinzipat des Augustus ein geeignetes Klima für die Entwicklung von Kunst und Literatur entstehen ließ. Livius war keineswegs der einzige Literat, der von dieser neuen Situation profitieren konnte, wenngleich wir nicht wissen, ob er auf diese Weise einen hinreichenden Lebensunterhalt für seine Familie und sich erwirtschaften konnte. Gleichwohl sind als Beweis für eine solche Tätigkeit auch philosophische Dialoge belegt, die Livius geschrieben haben soll, die sich jedoch nicht erhalten haben.

      Sein monumentales Geschichtswerk trägt den Titel Ab urbe condita, also [Geschichte des Römischen Reiches] von der Stadtgründung an, womit das legendäre Jahr 753 v. Chr. gemeint ist, in dem das Brüderpaar Romulus und Remus Rom gegründet haben soll. Während seiner Lebenszeit konnte er 142 Bücher Abschließen. Da der Text jedoch sehr unvermittelt mit dem Tod des Nero Claudius Drusus, des Feldherrn und Neffen des Augustus endet, ist wohl davon auszugehen, dass Livius noch weitere Bücher zu schreiben beabsichtigte. Die innere Gliederung des Stoffes legt dabei nahe, dass er womöglich an eine Gesamtzahl von 150 Büchern römischer Geschichte gedacht hatte. Erhalten sind jedoch nur 35 Bücher sowie eine Reihe von Auszügen und Zitaten in anderen Werken. Vollständig überliefert sind dabei die Bücher I-X mit der römischen Frühgeschichte sowie XXI-XLV (Buch XLI nur partiell) für die Jahre 218-167 v. Chr. Daneben liegen Fragmente der Bücher XCI und CXX vor. Über die verlorenen Textabschnitte gibt am besten die sog. Periochae Auskunft, eine im 4. Jh. n. Chr. entstandene Inhaltsgabe des gesamten Geschichtswerks, in der nur die Bücher CXXXVI und CXXXVII fehlen. Die Zuverlässigkeit der Periochae lässt sich dabei anhand von Inhaltsangaben zu insgesamt 14 Büchern überprüfen, die über andere Autoren erhalten blieben. Was die Überlieferungslage dieses schon in der römischen Kaiserzeit sehr beliebten Werkes angeht, das komplett von der Papyrusrolle in die Buchform übertragen wurde, dürften sich einzelne vollständige Texte bis zum Beginn des frühen Hochmittelalters hinein erhalten haben. Erst im 10. bzw. 11. Jahrhundert muss die Handschriftentradition für den gesamten Text abgebrochen sein: Die christlichen Kopisten waren offenbar nur noch an der römischen Frühgeschichte interessiert, für die allerdings Livius auf andere historiographische Quellen hatte zurückgreifen müssen.

      Allem Anschein nach hat Livius selbst sein Geschichtswerk in Einzelabschnitten konzipiert, die er nach Fertigstellung auch jeweils veröffentlichte. Die Bücher I-V entstanden wohl vor dem Jahr 25 v. Chr., während er die Bücher VI-X noch vor 20 v. Chr. publizierte. Über die Periochae wissen wir außerdem, dass die Bücher CXXI-CXLII erst nach dem Tod des Augustus im Jahr 14 n. Chr. vorgelegt wurden, obwohl sie bereits früher abgeschlossen gewesen sein sollen. Als inneres Gliederungsschema legte Livius seinem Werk Pentekaidekaden (das griechische Wort für 15), also aus jeweils 15 Büchern bestehende Abschnitte zugrunde, was auch eine entsprechende, durch 15 teilbare Gesamtzahl an Büchern erwarten ließe. Diese größeren Abschnitte unterteilte er wiederum in drei Partien mit jeweils fünf Büchern. Somit umfassen die Bücher I-V die Phase von der legendären Gründung bis zum sog. Galliersturm im Jahr 387 v. Chr. Die weitere römische Frühgeschichte bis zum Ausbruch des Ersten Punischen Krieges im Jahr 264 v. Chr. findet man mitsamt einer zweiten Vorrede in den Büchern VI-XV. Es folgen die Bücher XVI-XX mit dem Ersten (264-241 v. Chr.), die Bücher XXI-XXX mit dem Zweiten Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) sowie die Bücher XXXI-XLV in jeweils drei Dekaden mit der Schilderung der römischen Kriege in den östlichen Nachfolgestaaten des Reiches Alexanders des Großen in den Jahren 201-167 v. Chr. Aufgrund des Textverlustes kann man für den folgenden Stoff nur partiell eine sachlich-inhaltliche Gliederung erkennen, etwa für die Bücher XCI-CV, die Gnaeus Pompeius Magnus gewidmet sind, oder die Bücher CXXI-CXXXV, die von dem Aufstieg Octavians zur kaiserlichen Macht berichten und mit der Schlacht von Aktion im Jahr 31 v. Chr. enden, nach der Octavian den Titel eines Augustus (griech. sebastós, dt.: der Erhabene) annahm. Was die eigenen politischen Vorlieben des Livius angeht, lassen sich aus seinem Werk jedoch nur noch Tendenzen ableiten, da für eine definitive Beurteilung dieser Frage wichtige Partien fehlen. Generell kann man jedoch sagen, dass er sich eher dem senatorischen Adel der römischen Republik verpflichtet sah als einer monarchischen Staatsverfassung, wie sie von Caius Iulius Caesar oder von Octavian durchgesetzt wurde. Und trotz seiner klar erkennbaren Zustimmung zu einzelnen politischen Entscheidungen Octavians, teilte er sehr wohl die gängige Ansicht, dass nach dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg und der enormen Ausdehnung der Römischen Reiches nunmehr auch mit einem Niedergang zu rechnen sei, was in der Institution des Prinzipats bereits angelegt sei. Diese Ausführungen lassen bereits erkennen, dass Livius ganz bewusst von der schlichten, an dem Jahresschema orientierten Darstellung seines Stoffs abweichen wollte. Vielmehr bildete er innerhalb seines Textes in sich abgeschlossene inhaltliche Blöcke. Dieses Konzept bot natürlich auch viel eher die Möglichkeit, solche Textstücke nach Fertigstellung zu veröffentlichen, ohne dass dafür das Gesamtwerk hätte vorgelegt werden müssen. Insgesamt passt er damit in seine Zeit, in der neue literarische Formen ausprobiert und entwickelt wurden, was nicht zuletzt mit dem steigenden Einfluss der griechisch-östlichen Kultur und Literatur zu tun hatte, eine Entwicklung, die besonders im 2. Jh. n. Chr. mit der sog. Zweiten Sophistik einen vorläufigen

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