Die bedeutenden Historiker. Lars Hoffmann

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Die bedeutenden Historiker - Lars Hoffmann marixwissen

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besondere Stellung und die großen militärischen, auf persönlichem Einsatz beruhenden Leistungen Spartas zu begründen.

      Werke:

      Xenophon, Anabasis. Der Zug der Zehntausend. Griechisch-Deutsch. Hrg. u. übersetzt v. W. MÜRI u. B. ZIMMERMANN. München 1990.

      Xenophon, Hellenika. Griechisch-deutsch. Hrg. von G. STRASBURGER. München 1970.

      Weiterführende Literatur:

      Chr. MUELLER-GOLDINGEN, Xenophon. Philosophie und Geschichte. Darmstadt 2007.

      O. STOLL,1 bis 29

      Gemeinschaft in der Fremde. Xenophons Anabasis als Quelle zum Söldnertum im Klassischen Griechenland?, in: Göttinger Forum f. Altertumswissenschaft 5 (2002) 123–183.

      B. SCHIFFMANN, Untersuchungen zu Xenophon. Tugend, Eigenschaft, Verhalten, Folgen. Göttingen 1993.

      R. NICKEL, Xenophon. Darmstadt 1979.

      Polybios

      Polybios wurde um das Jahr 200 v. Chr. in der arkadischen Stadt Megalopolis auf der Peloponnes geboren. Sein Vater Lykortas, zeitweilig einer der Generäle des Achaiischen Bundes, einer aus zehn bzw. zwölf Städten der Landschaft Achaia zur gegenseitigen Unterstützung gebildeten Zweckgemeinschaft, die sich in einer früheren Phase gegen die Vormachtbestrebungen Philipps II. von Makedonien gebildet hatte, gehörte im Vorfeld des Dritten Makedonischen Krieges (173-168 v. Chr.) der romfeindlichen Partei an. In diesem Krieg setzten sich die verbündeten Griechen gemeinsam mit den Makedonen gegen die römische Invasion ihrer Heimat zur Wehr, doch scheiterte das alliierte Heer, das unter dem Oberbefehl des Makedonen Perseus stand, endgültig bei der Schlacht von Pydna im Jahr 168 v. Chr. Polybios selbst wirkte bei diesen Kämpfen als Hipparchos (Reiterkommandant) mit, er hatte somit eines der höchsten militärischen Ämter innerhalb des Achaiischen Bundes inne. Da diese Funktion ein Mindestalter von 30 Jahren voraussetzt, ergibt sich daraus ein wichtiger Anhaltspunkt für sein Lebensalter. Nach der griechischen Niederlage wurden – nach römischer Auffassung als friedenserhaltende Maßnahme – 1000 griechische Geiseln nach Rom verbracht, zu denen auch Polybios gehörte. Dort lebte er im Haus des Generals Lucius Aemilius Paullus, der nach dem römischen Sieg von Pydna den Ehrennamen Macedonicus erhielt. In Rom hochgeschätzt, stieg er zum Lehrer des Publius Cornelius Scipio auf, wodurch er insbesondere zum Berichterstatter über den Dritten Punischen Krieg (149-146 v. Chr.) wurde, der mit der Zerstörung Karthagos endete. Um 150 v. Chr. wurde er aus der Geiselhaft entlassen, musste dann aber im Jahr 146 v. Chr. die Zerstörung seiner Heimat Achaia sowie Korinths durch die Römer miterleben. Polybios selbst erwähnt längere Reisen, die er mit Scipio unternommen habe, wobei er auch den Weg Hannibals über die Alpen nachgegangen sein will. Nach Pseudo-Lukian soll er im Alter von 82 Jahren an den Folgen eines Sturzes vom Pferd gestorben sein, das hieße um das Jahr 120 v. Chr., doch kann man dieser Angabe nicht unbedingt Glauben schenken.

      Seine Historiai beschreiben in 40 Büchern den Aufstieg Roms zur Weltmacht für die Jahre 220 bis 144 v. Chr. Dabei war das Werk ursprünglich bis zur Ausdehnung der römischen Dominanz über Griechenland nach der Schlacht von Pydna angelegt. Der erste Teil umfasst die Bücher I bis XXIX, während sich die Bücher XXX bis XL der westlichen Ausdehnung des Römischen Reiches und insbesondere der Zerschlagung des punischen Reiches widmen. Da sich innerhalb des Gesamtwerks auch zwei Vorreden finden, muss man davon ausgehen, dass sich Polybios zunächst auf den ersten Teil beschränken wollte, den er wohl auch noch selbst zur Veröffentlichung gebracht hat: Immerhin handelte es sich dabei um die Ereignisse, an denen er zumindest partiell, wenn auch aus der Sicht des Unterlegenen, aktiv beteiligt war. Der zweite Hauptteil des Werkes hingegen ist mit großer Sicherheit erst nach seinem Tod publiziert worden. Dabei ist auch Teil I in sich klar strukturiert. Im Sinne der sog. historia perpetua knüpft er in den ersten beiden Büchern für den Osten und Westen getrennt an seine Vorläufer Aratos aus Soloi auf Zypern sowie Timaios aus Tauromenion (heute Taormina; beide Werke sind nicht erhalten) an, um seinen Lesern einen ununterbrochenen Fortlauf der Geschichte zu bieten. Darauf folgen in den Büchern III bis V für die Jahre 216-220 v. Chr. die Kriege Hannibals, der innergriechische Bundesgenossenkrieg (220-217 v. Chr.) sowie der Vierte Syrische Krieg (219-217 v. Chr.) zwischen Ptolemäern und Seleukiden. Zunächst berichtet Polybios die Ereignisse noch getrennt nach Osten und Westen, ab Buch VII jedoch gibt er dies mit dem politischen und militärischen Zusammentreffen von Griechenland und Rom auf, ein Schema, das durchaus auch an Herodot erinnert. Somit reicht die Darstellung bis zum Ende des Dritten Makedonischen Krieges (168 v. Chr.) im XXIX. Buch. Daran schließt sich der zweite Hauptteil an. Eine Sonderstellung nimmt allerdings Buch VI sein, das nach der römischen Niederlage bei Cannae (216. v. Chr.) einsetzt, um die römische Verfassung in ihren Stärken und Schwächen zu beschreiben. Zweck dieses Einschubs ist es, Gründe dafür aufzuzeigen, warum sich Rom von dieser schweren Niederlage erholen und seinen Aufstieg zur Weltmacht fortsetzen konnte.

      In seiner Darstellung folgt Polybios seinem Vorläufer Timaios aus Tauromenion in formaler Hinsicht, da er seinen Stoff in einzelne Jahre zusammenfasst und diese wiederum in das chronologische Gerüst der Olympiaden eingliedert, sofern dies die Menge des dargebotenen Stoffs erlaubt. Daher findet man in einem der Bücher des Polybios entweder die Ereignisse einer ganzen oder einer halben Olympiade. Unterbrochen wird der historische Ablauf immer wieder durch allgemeine Überlegungen oder staatspolitische Erwägungen – wie dies etwa in Buch VI der Fall war –, während etwa Buch XXXIV die damals bekannte römisch-hellenistische Welt beschreibt. Mitunter weisen diese Einschübe jedoch sachliche Fehler auf, was die Literaturkritik bis heute immer wieder aufgreift. Insgesamt jedoch neigt er zu einer pessimistischen Weltsicht, da er nicht nur den Untergang seiner eigenen, griechischen Welt als durch innere Schwächen hervorgerufen schildert, sondern auch für das Römische Reich als Weltreich keine dauerhafte Perspektive sieht.

      Überliefert sind uns die Historien des Polybios leider nur zu einem guten Drittel. Vollständig erhalten sind nur die Bücher I bis V, sowie in größeren Textpassagen die Bücher VI bis XVI und XVIII. Diese Auszüge entstanden im Kontext der sog. Konstantinischen Exzerpte im 10. Jh. nach Chr., als der byzantinische Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos im Zuge des Wechsels von Majuskel- auf die Minuskelschrift sowie dem durch Zerfall der alten Papyri und Handschriften notwendig gewordenen Ersatz von Büchern dafür Sorge trug, dass die noch erhaltenen Texte aus der kaiserlichen Bibliothek nicht verloren gingen. Dass es zu dieser Zeit noch eine vollständig erhaltene Polybios-Handschrift gab, ist eher unwahrscheinlich. Daneben finden sich in indirekter Überlieferung noch längere und kürzere Zitate bei Folgeautoren. Gänzlich verloren sind jedoch die Bücher XVII, XIX, XXVI und XL.

      Neben Thukydides wurde insbesondere auch Polybios zu einem Musterautor für den rhetorischen Unterricht und für die Schriftsteller der Folgezeit. Stärker jedoch als Thukydides sah er sich dem verpflichtet, was er historische Wahrheit nannte (darüber in Buch VII 7; XXIX 12 sowie an anderen Stellen seines Werkes). Fabeln, Träume und Wunderberichte lehnte er ebenso ab wie die Parteilichkeit in der Darstellung – auch wenn er selbst als Grieche davon nicht völlig frei ist (vgl. z. B. Buch XVI 17). Dasselbe gilt für Lügen oder freie Erfindungen um der Sache willen, die er bei anderen Autoren moniert, wozu für ihn etwa die zahlreichen Feldherrnreden gehören, die Thukydides an entscheidenden Punkten seiner Darstellung in sein Werk hat einfließen lassen. Ablehnend stand er weiterhin der Verherrlichung einzelner Personen gegenüber. Was Polybios nicht wollte, war die schlichte Aneinanderreihung von historischen Fakten ohne einen tieferen Sinn. Vielmehr wollte er die historischen Ereignisse als notwendige Kette aus den Folgen menschlicher Handlungen und Entscheidungen darstellen, die aber auch durch göttliches Eingreifen – trotz seiner persönlichen Vorbehalte gegenüber den Religionen – oder scheinbare Zufälligkeiten beeinflusst werden, was ihn geistesgeschichtlich durchaus mit der Philosophie der Stoa in Verbindung bringt. Bei allem sieht er jedoch immer auch die Verantwortung des Menschen, dessen Aufgabe es ist, Konflikte

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