Einfach Shakespeare. William Shakespeare
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KRESSIDA
Sag ich zu viel, so spielt ihr den Tyrannen.
Ich lieb’ euch nun; doch nicht bis jetzt so viel,
Daß ich’s nicht zähmen kann – doch nein, ich lüge!
Mein Sehnen war, wie ein verzogenes Kind,
Der Mutter Zucht entwachsen. O wir Ärmsten!
Was plaudr’ ich da? Wer bleibt uns wohl getreu,
Wenn wir uns selbst so unverschwiegen sind?
So sehr ich liebte, warb ich nicht um euch,
Und doch fürwahr wünscht’ ich ein Mann zu sein,
Oder, daß wir der Männer Vorrecht hätten,
Zuerst zu sprechen. Liebster, heiß mich still sein!
Sonst im Entzücken red’ ich ganz gewiß,
Was mich dereinst gereut. O sieh, dein Schweigen
So schlau verstummend, lockt aus meiner Schwachheit
Die innersten Gedanken. Schließ den Mund mir! [...]
Vielleicht mein Prinz, zeig ich mehr List als Liebe,
Und sprach getrost ein frei Geständnis aus,
Mir euer Herz zu fang’n. Doch ihr seid weise,
Oder liebt nicht: denn weise sein und lieben
Vermag kein Mensch; nur Götter können’s üben.
TROILUS
O daß ich glaubt’, es könne je ein Weib
(Und wenn sie’s kann, glaub’ ich’s zuerst von euch)
Für ewig nähren Liebesflamm und Glut,
In Kraft und Tugend ihre Treu bewahren,
Die Schönheit überdauernd durch ein Herz,
Das frisch erblüht, ob auch das Blut uns altert! [...]
KRESSIDA
Den Wettkampf nehm ich an.
TROILUS
O hold’ Gefecht,
Wenn Recht um Sieg und Vorrang ficht mit Recht!
Treuliebende in Zukunft werden schwören,
Und ihre Treu mit Troilus versiegeln:
Und wenn dem Vers voll Schwür und schwülstigen Bildern
Ein Gleichnis fehlt, der oft gebrauchten müde,
Als – treu wie Stahl, wie Sonnenschein dem Tag,
Pflanzen dem Mond, das Täubchen seinem Täuber,
Dem Zentrum Erde, Eisen dem Magnet,
Dann, dann nach so viel Vergleichungen der Treu,
Wird als der Treue höchstes Musterbild
»So treu wie Troilus« den Vers noch krönen.
Und weihn das Lied.
KRESSIDA
Prophetisch sei dein Wort!
Werd ich dir falsch, untreu nur um ein Haar,
Wenn Zeit gealtert und sich selbst vergaß,
Wenn Regen Trojas Mauern aufgelöst,
Blindes Vergessen Städte eingeschlungen,
Und mächt’ge Reiche spurlos sind zermalmt
Ins staub’ge Nichts: auch dann noch mög’ Erinnerung,
Spricht man von falschen ungetreuen Mädchen,
Schmäh’n meine Falschheit: sagen sie, so falsch
Wie Luft, wie Wasser, Wind und lock’rer Sand,
Wie Fuchs dem Lamm, wie Wolf dem jungen Kalb,
Panther dem Reh, Stiefmutter ihrem Sohn,
Ja, schließ es dann, und treff’ ins Herz der Falschheit:
»So falsch wie Kressida!«
(III, 2)
Troilus erfährt von Kressidas Untreue, als er im griechischen Lager in Begleitung von Ulysses und dem Spötter Thersites beobachtet, wie Kressida sich mit Diomedes unterhält.
ULYSSES
Gleich freundlich sagt, mein Prinz, in welchem Ruf
Hielt Troja diese Schöne? Weint ihr dort
Kein Liebster nach? [...]
TROILUS
Sie liebt’ und ward geliebt, und wird’s noch heute,
Doch neid’schem Glück ward Liebe stets zur Beute.
(IV, 5)
KRESSIDA
Ach Troilus,
Noch blickt mein eines Auge nach dir hin,
Das andre wandte sich, so wie mein Sinn.
Wir armen Frau’n, wir dürfen’s nicht verhehlen,
Des Augs Verirrung lenkt zugleich die Seelen:
Was Irrtum führt, muß irr’n: so folgt denn, ach!
Vom Blick betört, verfällt die Seel’ in Schmach.
THERSITES
Das sind untrüglich folgerechte Sätze;
Noch richt’ger: meine Seele ward zur Metze.
ULYSSES
So wär’s denn aus!
TROILUS
Ja, aus!
ULYSSES
Wozu noch bleiben?
TROILUS